Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Antwort. Hieraus siehet man wie die Papisten in ihren Glaubens-Satzungen facklen und immerhin wancken; Dan nach Geständnüß Adami Burghaber controv. 51. war vor der Zeit und Schluß des ob gemelten Concilii dieses keine Glaubens-Warheit/ und Habens viele Papisten / als Nahmentlich Candarenus, Card. Seripandus, Albertus Bigghius &c. nicht gestanden. Im übrigen seynd wir nicht an das Concilium zu Trident, und dessen Fabelen: sondern nur an GOttes Wort gebunden.

Die dritte Frage.

Ob dan die Gnade der Rechtfertigung unter alle gerechtfertigte Menschen gleich ausgetheilet werde/ und keiner weniger oder mehr als der ander sich derselbigen zu getrösten habe?

IN dieser Frage ist der Streit nicht von wegen des Christlichen Tugend-Wandels oder neuen Gehorsams der Gerechtfertigten/ welcher durch unser gantzes Leben immerdar soll zunehmen und geübt werden/ auch ungleich sich erzeiget.

Es ist auch die Frage nicht von den Gaben/ welche der Heil. Geist unter die Gerechtfertigte ungleich austheile/ (dan solchen Unterscheid gestehen wir willig) sondern die Frage und der Streit ist von der Gerechtigkeit durch welche wir für GOtt gerecht gesprochen/ und GOtt durch Christum versöhnet werden. Solche Gerechtigkeit oder Gerechtsprechung sagen die Papisten seye nach Gelegenheit der Zeit und Personen ungleich / und werde ihr einer mehr und vollkommlicher als der ander gerechtfertiget durch die eingegossene Gnade.

Wir aber sagen daß die Gerechtsprechung gantz gleich seye/ und also einer so wohl und kräfftig als der ander/ der Schwach-gläubige so wohl als der Starck-gläubige sich der Gnaden GOttes/ Vergebung der Sünden/ und also einerley Gerechtsprechung zu getrösten haben/ und solches aus nachfolgenden Ursachen:

Dan erstlich: Unsre Gerechtigkeit dadurch wir gerechtfertiget werden/ ist nicht unsere eigene/ sondern Christi Gerechtigkeit: dan er ist uns von GOtt gemacht zur Gerechtigkeit und zur Heiligung/ I. Cor. I. v. 3. Es wird auch Christus von allen Rechtgläubigen nicht zum theil und stückweiß: sondern gantz mit allem seinem Verdienst durch den Glauben ergriffen. Und diese Gerechtigkeit Christi wird genennet eine immer wehrende unwandelbahre Gerechtigkeit/ Dan. 9. v. 24. daher S. Paulus spricht: Ein Leib und ein Geist/ wie ihr dan beruffen seyd auff einerley Hoffnung eures Beruffs: ein HErr/ ein Glaube/ Eph. 4. v. 4.

Zweitens: So bezeuget auch Petrus, daß die/ an welche er seine Epistel geschrieben / eben so einen theuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit JEsu Christi / gleichwie er/ da doch unter denselbigen viel Schwachgläubige waren: doch gleichwohl nennet er denselbigen Glauben eben so theur und köstlich als den seinen/ 2. Pet. I. v. I.

Drittens: so hat auch Christus gegen Petro, Paulo, dem Vater des Monsüchtigen/ dem Samaritanischen Weiblein/ gegen einem wie den andern sich gleich erzeiget/ und keiner Person geringen oder starcken Glauben dißfals angesehen/ daß er etwan einem mehr als dem anderen dadurch die Rechtferti-

Antwort. Hieraus siehet man wie die Papisten in ihren Glaubens-Satzungen facklen und immerhin wancken; Dan nach Geständnüß Adami Burghaber controv. 51. war vor der Zeit und Schluß des ob gemelten Concilii dieses keine Glaubens-Warheit/ und Habens viele Papisten / als Nahmentlich Candarenus, Card. Seripandus, Albertus Bigghius &c. nicht gestanden. Im übrigen seynd wir nicht an das Concilium zu Trident, und dessen Fabelen: sondern nur an GOttes Wort gebunden.

Die dritte Frage.

Ob dan die Gnade der Rechtfertigung unter alle gerechtfertigte Menschen gleich ausgetheilet werde/ und keiner weniger oder mehr als der ander sich derselbigen zu getrösten habe?

IN dieser Frage ist der Streit nicht von wegen des Christlichen Tugend-Wandels oder neuen Gehorsams der Gerechtfertigten/ welcher durch unser gantzes Leben immerdar soll zunehmen und geübt werden/ auch ungleich sich erzeiget.

Es ist auch die Frage nicht von den Gaben/ welche der Heil. Geist unter die Gerechtfertigte ungleich austheile/ (dan solchen Unterscheid gestehen wir willig) sondern die Frage und der Streit ist von der Gerechtigkeit durch welche wir für GOtt gerecht gesprochen/ und GOtt durch Christum versöhnet werden. Solche Gerechtigkeit oder Gerechtsprechung sagen die Papisten seye nach Gelegenheit der Zeit und Personen ungleich / und werde ihr einer mehr und vollkom̃licher als der ander gerechtfertiget durch die eingegossene Gnade.

Wir aber sagen daß die Gerechtsprechung gantz gleich seye/ und also einer so wohl und kräfftig als der ander/ der Schwach-gläubige so wohl als der Starck-gläubige sich der Gnaden GOttes/ Vergebung der Sünden/ und also einerley Gerechtsprechung zu getrösten haben/ und solches aus nachfolgenden Ursachen:

Dan erstlich: Unsre Gerechtigkeit dadurch wir gerechtfertiget werden/ ist nicht unsere eigene/ sondern Christi Gerechtigkeit: dan er ist uns von GOtt gemacht zur Gerechtigkeit und zur Heiligung/ I. Cor. I. v. 3. Es wird auch Christus von allen Rechtgläubigen nicht zum theil und stückweiß: sondern gantz mit allem seinem Verdienst durch den Glauben ergriffen. Und diese Gerechtigkeit Christi wird genennet eine immer wehrende unwandelbahre Gerechtigkeit/ Dan. 9. v. 24. daher S. Paulus spricht: Ein Leib und ein Geist/ wie ihr dan beruffen seyd auff einerley Hoffnung eures Beruffs: ein HErr/ ein Glaube/ Eph. 4. v. 4.

Zweitens: So bezeuget auch Petrus, daß die/ an welche er seine Epistel geschrieben / eben so einen theuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit JEsu Christi / gleichwie er/ da doch unter denselbigen viel Schwachgläubige waren: doch gleichwohl nennet er denselbigen Glauben eben so theur und köstlich als den seinen/ 2. Pet. I. v. I.

Drittens: so hat auch Christus gegen Petro, Paulo, dem Vater des Monsüchtigen/ dem Samaritanischen Weiblein/ gegen einem wie den andern sich gleich erzeiget/ und keiner Person geringen oder starcken Glauben dißfals angesehen/ daß er etwan einem mehr als dem anderen dadurch die Rechtferti-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0175" n="155"/>
        <p>Antwort. Hieraus siehet man wie die Papisten in ihren Glaubens-Satzungen facklen und            immerhin wancken; Dan nach Geständnüß Adami Burghaber controv. 51. war vor der Zeit und            Schluß des ob gemelten Concilii dieses keine Glaubens-Warheit/ und Habens viele Papisten           / als Nahmentlich Candarenus, Card. Seripandus, Albertus Bigghius &amp;c. nicht gestanden.            Im übrigen seynd wir nicht an das Concilium zu Trident, und dessen Fabelen: sondern nur an            GOttes Wort gebunden.</p>
        <p>Die dritte Frage.</p>
        <p>Ob dan die Gnade der Rechtfertigung unter alle gerechtfertigte Menschen gleich            ausgetheilet werde/ und keiner weniger oder mehr als der ander sich derselbigen zu            getrösten habe?</p>
        <p>IN dieser Frage ist der Streit nicht von wegen des Christlichen Tugend-Wandels oder neuen            Gehorsams der Gerechtfertigten/ welcher durch unser gantzes Leben immerdar soll zunehmen            und geübt werden/ auch ungleich sich erzeiget.</p>
        <p>Es ist auch die Frage nicht von den Gaben/ welche der Heil. Geist unter die            Gerechtfertigte ungleich austheile/ (dan solchen Unterscheid gestehen wir willig) sondern            die Frage und der Streit ist von der Gerechtigkeit durch welche wir für GOtt gerecht            gesprochen/ und GOtt durch Christum versöhnet werden. Solche Gerechtigkeit oder            Gerechtsprechung sagen die Papisten seye nach Gelegenheit der Zeit und Personen ungleich /            und werde ihr einer mehr und vollkom&#x0303;licher als der ander gerechtfertiget durch die            eingegossene Gnade.</p>
        <p>Wir aber sagen daß die Gerechtsprechung gantz gleich seye/ und also einer so wohl und            kräfftig als der ander/ der Schwach-gläubige so wohl als der Starck-gläubige sich der            Gnaden GOttes/ Vergebung der Sünden/ und also einerley Gerechtsprechung zu getrösten            haben/ und solches aus nachfolgenden Ursachen:</p>
        <p>Dan erstlich: Unsre Gerechtigkeit dadurch wir gerechtfertiget werden/ ist nicht unsere            eigene/ sondern Christi Gerechtigkeit: dan er ist uns von GOtt gemacht zur Gerechtigkeit            und zur Heiligung/ I. Cor. I. v. 3. Es wird auch Christus von allen Rechtgläubigen nicht            zum theil und stückweiß: sondern gantz mit allem seinem Verdienst durch den Glauben            ergriffen. Und diese Gerechtigkeit Christi wird genennet eine immer wehrende unwandelbahre            Gerechtigkeit/ Dan. 9. v. 24. daher S. Paulus spricht: Ein Leib und ein Geist/ wie ihr            dan beruffen seyd auff einerley Hoffnung eures Beruffs: ein HErr/ ein Glaube/ Eph. 4. v.            4.</p>
        <p>Zweitens: So bezeuget auch Petrus, daß die/ an welche er seine Epistel geschrieben /            eben so einen theuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit JEsu Christi /            gleichwie er/ da doch unter denselbigen viel Schwachgläubige waren: doch gleichwohl            nennet er denselbigen Glauben eben so theur und köstlich als den seinen/ 2. Pet. I. v.            I.</p>
        <p>Drittens: so hat auch Christus gegen Petro, Paulo, dem Vater des Monsüchtigen/ dem            Samaritanischen Weiblein/ gegen einem wie den andern sich gleich erzeiget/ und keiner            Person geringen oder starcken Glauben dißfals angesehen/ daß er etwan einem mehr als dem            anderen dadurch die Rechtferti-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0175] Antwort. Hieraus siehet man wie die Papisten in ihren Glaubens-Satzungen facklen und immerhin wancken; Dan nach Geständnüß Adami Burghaber controv. 51. war vor der Zeit und Schluß des ob gemelten Concilii dieses keine Glaubens-Warheit/ und Habens viele Papisten / als Nahmentlich Candarenus, Card. Seripandus, Albertus Bigghius &c. nicht gestanden. Im übrigen seynd wir nicht an das Concilium zu Trident, und dessen Fabelen: sondern nur an GOttes Wort gebunden. Die dritte Frage. Ob dan die Gnade der Rechtfertigung unter alle gerechtfertigte Menschen gleich ausgetheilet werde/ und keiner weniger oder mehr als der ander sich derselbigen zu getrösten habe? IN dieser Frage ist der Streit nicht von wegen des Christlichen Tugend-Wandels oder neuen Gehorsams der Gerechtfertigten/ welcher durch unser gantzes Leben immerdar soll zunehmen und geübt werden/ auch ungleich sich erzeiget. Es ist auch die Frage nicht von den Gaben/ welche der Heil. Geist unter die Gerechtfertigte ungleich austheile/ (dan solchen Unterscheid gestehen wir willig) sondern die Frage und der Streit ist von der Gerechtigkeit durch welche wir für GOtt gerecht gesprochen/ und GOtt durch Christum versöhnet werden. Solche Gerechtigkeit oder Gerechtsprechung sagen die Papisten seye nach Gelegenheit der Zeit und Personen ungleich / und werde ihr einer mehr und vollkom̃licher als der ander gerechtfertiget durch die eingegossene Gnade. Wir aber sagen daß die Gerechtsprechung gantz gleich seye/ und also einer so wohl und kräfftig als der ander/ der Schwach-gläubige so wohl als der Starck-gläubige sich der Gnaden GOttes/ Vergebung der Sünden/ und also einerley Gerechtsprechung zu getrösten haben/ und solches aus nachfolgenden Ursachen: Dan erstlich: Unsre Gerechtigkeit dadurch wir gerechtfertiget werden/ ist nicht unsere eigene/ sondern Christi Gerechtigkeit: dan er ist uns von GOtt gemacht zur Gerechtigkeit und zur Heiligung/ I. Cor. I. v. 3. Es wird auch Christus von allen Rechtgläubigen nicht zum theil und stückweiß: sondern gantz mit allem seinem Verdienst durch den Glauben ergriffen. Und diese Gerechtigkeit Christi wird genennet eine immer wehrende unwandelbahre Gerechtigkeit/ Dan. 9. v. 24. daher S. Paulus spricht: Ein Leib und ein Geist/ wie ihr dan beruffen seyd auff einerley Hoffnung eures Beruffs: ein HErr/ ein Glaube/ Eph. 4. v. 4. Zweitens: So bezeuget auch Petrus, daß die/ an welche er seine Epistel geschrieben / eben so einen theuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit JEsu Christi / gleichwie er/ da doch unter denselbigen viel Schwachgläubige waren: doch gleichwohl nennet er denselbigen Glauben eben so theur und köstlich als den seinen/ 2. Pet. I. v. I. Drittens: so hat auch Christus gegen Petro, Paulo, dem Vater des Monsüchtigen/ dem Samaritanischen Weiblein/ gegen einem wie den andern sich gleich erzeiget/ und keiner Person geringen oder starcken Glauben dißfals angesehen/ daß er etwan einem mehr als dem anderen dadurch die Rechtferti-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/175
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/175>, abgerufen am 24.11.2024.