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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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XX. Nach Lehr der Evangelischen seynd Christo unsre Sünde zugerechnet worden/ aber darum ist Christus doch kein Sünder worden: Wan dan auch schon uns sündhafften Menschen die Gerechtigkeit Christi würde zugerechnet/ so würden wir doch darum nicht gerechtfertiget.

Antwort. Christus ist für sich kein Sünder gewesen/ und seynd wir auch für uns nicht gerecht/ und in so weit ist dieser Schluß wohl eingerichtet. Dan gleichwie Christus das unschüldige Lamm/ da ihm unsre Sünden seynd zugerechnet worden/ unangesehen seiner Unschuld/ die Straffe hat dülden müssen/ also da uns die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet/ werden wir unangesehen unserer Sünden als gerechte Kinder GOttes auffgenommen; Und gleich wie der unschüldigste JEsus wegen frembder Schuld ohne Verletzung seiner eigenen Unschuld ist worden ein Sünder/ also werden wir sündhafftige Menschen wegen frembder Gerechtigkeit Christi gerecht: und gleichwie Christus an und für sich nicht gewesen ist ein Sünder/ sondern der Liebe des himmlischen Vaters der Allerwürdigste/ so seynd wir auch an und für uns nicht gerecht/ sondern des göttlichen Zorns die Allerwürdigste: und ist nur lauter frembdes Gut darmit wir prangen.

XXI. GOtt liebet uns doch wegen der frembden Gerechtigkeit Christi/ so hätte ja auch Gott Christum wegen frembder Sünden/ so er auf sich als eigen genommen/ hassen müssen.

Antwort. Das folget nicht: Dan wegen der Verknüpffung mit der göttlichen Person ware Christus der Natürliche Sohn GOttes/ und folgens keines Hasses fähig.

XXII. Sirach spricht: Die Forcht des HErrn behütet/ und macht das Hertz gerecht / justificat, Eccl. I. v. 17. So werden wir nicht nur gerechtfertiget durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi.

Antwort. Wan man schon wolte diese version der Papisten gelten lassen/ so will Sirach nichts anders sagen/ als nur die recht glaubige Forcht GOttes rechtfertige/ indem sie den Menschen antreibt durch stete Erneuerung ein heiliges unsträffliches Leben zu führen / und in Christlicher Gerechtigkeit und Tugend-Wandel immerdar fortzufahren.

XXIII. Wird doch die wehrte Mutter GOttes Maria genennt voll der Gnaden/ Luc. I. v. 28. so muß sie ja nicht nur gerechtfertiger seyn durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi: sonderen die Völle der eingegossenen Gnade muß ihr Hertz im höchsten Grad haben überschwemmet.

Antwort. Freylich war Maria gnadenreich/ holdselig und annehmlich in den Augen GOttes: und ist auch der Glaube die höchste Gnade wovon die selige Mutter des HErrn überaus voll war: dessenthalben auch daselbsten v. 45. zu ihr die Elisabeth sprache: Selig bist du die du geglaubt hast. Von dieser edelen Gnade des Glaubens/ der Liebe &c. ware überaus voll und in den Augen GOttes gantz holdselig die auserwehlte Jungfrau: und ware auch ihre wundersame Mutterschafft keine geringe Gnade womit sie ware von Gott gewürdiget. Daß aber die Gnade dieser Jungfrauen solle bestanden seyn in einer besonderen eingegossenen qualität und Anstrich der Seelen/ solches läst sich bald ertichten/ aber nicht leichtlich beweisen.

XXIV. Hat doch das Concilium zu Trident Sess. 6. c. 6. 7. &c. austrücklich als eine Glausbens-Warheit zu glauben auffgetragen/ daß bey der Rechtfertigung des Menschen in dessen Seele werde eingegossen die qualität der heiligmachenden Gnade sampt den anderen eingegossenen qualitäten des Glaubens/ der Hoffnung und der Liebe.

XX. Nach Lehr der Evangelischen seynd Christo unsre Sünde zugerechnet worden/ aber darum ist Christus doch kein Sünder worden: Wan dan auch schon uns sündhafften Menschen die Gerechtigkeit Christi würde zugerechnet/ so würden wir doch darum nicht gerechtfertiget.

Antwort. Christus ist für sich kein Sünder gewesen/ und seynd wir auch für uns nicht gerecht/ und in so weit ist dieser Schluß wohl eingerichtet. Dan gleichwie Christus das unschüldige Lamm/ da ihm unsre Sünden seynd zugerechnet worden/ unangesehen seiner Unschuld/ die Straffe hat dülden müssen/ also da uns die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet/ werden wir unangesehen unserer Sünden als gerechte Kinder GOttes auffgenommen; Und gleich wie der unschüldigste JEsus wegen frembder Schuld ohne Verletzung seiner eigenen Unschuld ist worden ein Sünder/ also werden wir sündhafftige Menschen wegen frembder Gerechtigkeit Christi gerecht: und gleichwie Christus an und für sich nicht gewesen ist ein Sünder/ sondern der Liebe des himmlischen Vaters der Allerwürdigste/ so seynd wir auch an und für uns nicht gerecht/ sondern des göttlichen Zorns die Allerwürdigste: und ist nur lauter frembdes Gut darmit wir prangen.

XXI. GOtt liebet uns doch wegen der frembden Gerechtigkeit Christi/ so hätte ja auch Gott Christum wegen frembder Sünden/ so er auf sich als eigen genommen/ hassen müssen.

Antwort. Das folget nicht: Dan wegen der Verknüpffung mit der göttlichen Person ware Christus der Natürliche Sohn GOttes/ und folgens keines Hasses fähig.

XXII. Sirach spricht: Die Forcht des HErrn behütet/ und macht das Hertz gerecht / justificat, Eccl. I. v. 17. So werden wir nicht nur gerechtfertiget durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi.

Antwort. Wan man schon wolte diese version der Papisten gelten lassen/ so will Sirach nichts anders sagen/ als nur die recht glaubige Forcht GOttes rechtfertige/ indem sie den Menschen antreibt durch stete Erneuerung ein heiliges unsträffliches Leben zu führen / und in Christlicher Gerechtigkeit und Tugend-Wandel immerdar fortzufahren.

XXIII. Wird doch die wehrte Mutter GOttes Maria genennt voll der Gnaden/ Luc. I. v. 28. so muß sie ja nicht nur gerechtfertiger seyn durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi: sonderen die Völle der eingegossenen Gnade muß ihr Hertz im höchsten Grad haben überschwemmet.

Antwort. Freylich war Maria gnadenreich/ holdselig und annehmlich in den Augen GOttes: und ist auch der Glaube die höchste Gnade wovon die selige Mutter des HErrn überaus voll war: dessenthalben auch daselbsten v. 45. zu ihr die Elisabeth sprache: Selig bist du die du geglaubt hast. Von dieser edelen Gnade des Glaubens/ der Liebe &c. ware überaus voll und in den Augen GOttes gantz holdselig die auserwehlte Jungfrau: und ware auch ihre wundersame Mutterschafft keine geringe Gnade womit sie ware von Gott gewürdiget. Daß aber die Gnade dieser Jungfrauen solle bestanden seyn in einer besonderen eingegossenen qualität und Anstrich der Seelen/ solches läst sich bald ertichten/ aber nicht leichtlich beweisen.

XXIV. Hat doch das Concilium zu Trident Sess. 6. c. 6. 7. &c. austrücklich als eine Glausbens-Warheit zu glauben auffgetragen/ daß bey der Rechtfertigung des Menschen in dessen Seele werde eingegossen die qualität der heiligmachenden Gnade sampt den anderen eingegossenen qualitäten des Glaubens/ der Hoffnung und der Liebe.

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        <p>Antwort. Freylich war Maria gnadenreich/ holdselig und annehmlich in den Augen GOttes:            und ist auch der Glaube die höchste Gnade wovon die selige Mutter des HErrn überaus voll            war: dessenthalben auch daselbsten v. 45. zu ihr die Elisabeth sprache: Selig bist du die            du geglaubt hast. Von dieser edelen Gnade des Glaubens/ der Liebe &amp;c. ware überaus            voll und in den Augen GOttes gantz holdselig die auserwehlte Jungfrau: und ware auch ihre            wundersame Mutterschafft keine geringe Gnade womit sie ware von Gott gewürdiget. Daß aber            die Gnade dieser Jungfrauen solle bestanden seyn in einer besonderen eingegossenen            qualität und Anstrich der Seelen/ solches läst sich bald ertichten/ aber nicht            leichtlich beweisen.</p>
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[154/0174] XX. Nach Lehr der Evangelischen seynd Christo unsre Sünde zugerechnet worden/ aber darum ist Christus doch kein Sünder worden: Wan dan auch schon uns sündhafften Menschen die Gerechtigkeit Christi würde zugerechnet/ so würden wir doch darum nicht gerechtfertiget. Antwort. Christus ist für sich kein Sünder gewesen/ und seynd wir auch für uns nicht gerecht/ und in so weit ist dieser Schluß wohl eingerichtet. Dan gleichwie Christus das unschüldige Lamm/ da ihm unsre Sünden seynd zugerechnet worden/ unangesehen seiner Unschuld/ die Straffe hat dülden müssen/ also da uns die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet/ werden wir unangesehen unserer Sünden als gerechte Kinder GOttes auffgenommen; Und gleich wie der unschüldigste JEsus wegen frembder Schuld ohne Verletzung seiner eigenen Unschuld ist worden ein Sünder/ also werden wir sündhafftige Menschen wegen frembder Gerechtigkeit Christi gerecht: und gleichwie Christus an und für sich nicht gewesen ist ein Sünder/ sondern der Liebe des himmlischen Vaters der Allerwürdigste/ so seynd wir auch an und für uns nicht gerecht/ sondern des göttlichen Zorns die Allerwürdigste: und ist nur lauter frembdes Gut darmit wir prangen. XXI. GOtt liebet uns doch wegen der frembden Gerechtigkeit Christi/ so hätte ja auch Gott Christum wegen frembder Sünden/ so er auf sich als eigen genommen/ hassen müssen. Antwort. Das folget nicht: Dan wegen der Verknüpffung mit der göttlichen Person ware Christus der Natürliche Sohn GOttes/ und folgens keines Hasses fähig. XXII. Sirach spricht: Die Forcht des HErrn behütet/ und macht das Hertz gerecht / justificat, Eccl. I. v. 17. So werden wir nicht nur gerechtfertiget durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi. Antwort. Wan man schon wolte diese version der Papisten gelten lassen/ so will Sirach nichts anders sagen/ als nur die recht glaubige Forcht GOttes rechtfertige/ indem sie den Menschen antreibt durch stete Erneuerung ein heiliges unsträffliches Leben zu führen / und in Christlicher Gerechtigkeit und Tugend-Wandel immerdar fortzufahren. XXIII. Wird doch die wehrte Mutter GOttes Maria genennt voll der Gnaden/ Luc. I. v. 28. so muß sie ja nicht nur gerechtfertiger seyn durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi: sonderen die Völle der eingegossenen Gnade muß ihr Hertz im höchsten Grad haben überschwemmet. Antwort. Freylich war Maria gnadenreich/ holdselig und annehmlich in den Augen GOttes: und ist auch der Glaube die höchste Gnade wovon die selige Mutter des HErrn überaus voll war: dessenthalben auch daselbsten v. 45. zu ihr die Elisabeth sprache: Selig bist du die du geglaubt hast. Von dieser edelen Gnade des Glaubens/ der Liebe &c. ware überaus voll und in den Augen GOttes gantz holdselig die auserwehlte Jungfrau: und ware auch ihre wundersame Mutterschafft keine geringe Gnade womit sie ware von Gott gewürdiget. Daß aber die Gnade dieser Jungfrauen solle bestanden seyn in einer besonderen eingegossenen qualität und Anstrich der Seelen/ solches läst sich bald ertichten/ aber nicht leichtlich beweisen. XXIV. Hat doch das Concilium zu Trident Sess. 6. c. 6. 7. &c. austrücklich als eine Glausbens-Warheit zu glauben auffgetragen/ daß bey der Rechtfertigung des Menschen in dessen Seele werde eingegossen die qualität der heiligmachenden Gnade sampt den anderen eingegossenen qualitäten des Glaubens/ der Hoffnung und der Liebe.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/174>, abgerufen am 25.11.2024.