Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Einrede der Papisten: I. Es muß doch der Teufel die Mönche und Ordens-Geistliche reiten: Dann immerhin wo eine Neuerung oder Auffruhr in Religions-Sachen sich hervor thut/ seynd die Mönche und Pfaffen die Redelsführer. Antwort: DEr Teufel mag reiten wen er will/ ich habe ihn auß dem Sattel gehoben. Dannoch gestehe ich unverhohlen/ daß ich nicht zweiffle GOtt habe durch seine unergründliche Verhängniß mich auß dem Jesuiter-Standt in den Benedictiner-Orden verwiesen/ allwo ich die schönste Gelegenheit angetroffen/ mich in der höchsten Ruhe und Stille/ der verhinderlichen Gemeinschafft zu äussern/ anderer Geschäfften und auch zulässiger Conversation mich zu entschlagen/ und nur Tag und Nacht der Sicherheit meiner Seelen und der Göttlichen Warheit tieffer nachzusinnen; Und weiß GOtt/ wie mannigmahl/ wann ich nächtlicher Weile bey stiller Sternen-Wacht die Feder führte/ ich mit tieffen Seufitzern GOtt habe angeflehet/ Er mögte mich mit dem frühzeitigen Tod auß dem Wege und von der Welt reissen / wann mein Unternehmen/ Gedancken und Absicht nicht zielten auff dessen Ehre und Ruhe meiner Seelen. II. Wann Pater Rempen etwas genützet hätte/ wäre er wohl fein stille im Orden geblieben; Aber man kennet solche flüchtige Vögel wohl daß sie die beste Federn nicht tragen. Antwort: EShat doch die Päbstische Kirche (nach eigener Geständniß der Papisten) auch Päbste gehabt/ welche ein gar liederliches Leben geführet/ und Gotts-vergessene Epicurer gewesen/ und seynd dannoch unfehlbare Häupter ihrer Kirchen und Glaubens verblieben/ und als solche angebehten worden; So ist ja auch noch heutiges Tages die Päbstische Clerisey nicht eben Engel-rein/ und kan gar wohl ein unnützes Glid in der Päbstischen Kirchen frey herbergen: Wäre es demnach unnöhtig gewesen wegen meiner Untugend die Flucht zu nehmen. Dannoch gestehe ich willig/ wann ich etwas genützet hätte/ wäre ich fein stille im Benedictiner-Orden geblieben/ da ich in Fried und Einigkeit lebte/ und mich wegen Uberlast nicht beschweren konte; Weilen aber auch der Allerbeste im Pabstuhm (was den Glauben betrifft) nichts nützet/ drum konte ich auch nichts taugen: Und ist dis die eintzige Ursache gewesen/ so mich den Standt zu verändern bewogen hat/ und gezwungen / für rahtsamer zu achten/ mich in die Wellen meiner Widersacher zu wagen/ und hiedurch das Gestatte der Seeligkeit/ und Ruhe des Gewissens zu erhalten/ als auff dem stillen Lande in ruhigem Woll-Leben scheitern und verlohren gehen. Rechne ich mich demnach auch selbsteu unter die flüchtige Vögel mit solchen Federn/ wovon David spricht Ps. LV. 7. O! hätte ich Flügel wie Tauben/ daß ich flöge/ und etwa bliebe: Sihe so wolte ich mich ferne wegmachen/ und ruhen auff dem heiligen Berge des HErzen in dem Evangelischen Zion! Einrede der Papisten: I. Es muß doch der Teufel die Mönche und Ordens-Geistliche reiten: Dann immerhin wo eine Neuerung oder Auffruhr in Religions-Sachen sich hervor thut/ seynd die Mönche und Pfaffen die Redelsführer. Antwort: DEr Teufel mag reiten wen er will/ ich habe ihn auß dem Sattel gehoben. Dannoch gestehe ich unverhohlen/ daß ich nicht zweiffle GOtt habe durch seine unergründliche Verhängniß mich auß dem Jesuiter-Standt in den Benedictiner-Orden verwiesen/ allwo ich die schönste Gelegenheit angetroffen/ mich in der höchsten Ruhe und Stille/ der verhinderlichen Gemeinschafft zu äussern/ anderer Geschäfften und auch zulässiger Conversation mich zu entschlagen/ und nur Tag und Nacht der Sicherheit meiner Seelen und der Göttlichen Warheit tieffer nachzusinnen; Und weiß GOtt/ wie mannigmahl/ wann ich nächtlicher Weile bey stiller Sternen-Wacht die Feder führte/ ich mit tieffen Seufitzern GOtt habe angeflehet/ Er mögte mich mit dem frühzeitigen Tod auß dem Wege und von der Welt reissen / wann mein Unternehmen/ Gedancken und Absicht nicht zielten auff dessen Ehre und Ruhe meiner Seelen. II. Wann Pater Rempen etwas genützet hätte/ wäre er wohl fein stille im Orden geblieben; Aber man kennet solche flüchtige Vögel wohl daß sie die beste Federn nicht tragen. Antwort: EShat doch die Päbstische Kirche (nach eigener Geständniß der Papisten) auch Päbste gehabt/ welche ein gar liederliches Leben geführet/ und Gotts-vergessene Epicurer gewesen/ und seynd dannoch unfehlbare Häupter ihrer Kirchen und Glaubens verblieben/ und als solche angebehten worden; So ist ja auch noch heutiges Tages die Päbstische Clerisey nicht eben Engel-rein/ und kan gar wohl ein unnützes Glid in der Päbstischen Kirchen frey herbergen: Wäre es demnach unnöhtig gewesen wegen meiner Untugend die Flucht zu nehmen. Dannoch gestehe ich willig/ wann ich etwas genützet hätte/ wäre ich fein stille im Benedictiner-Orden geblieben/ da ich in Fried und Einigkeit lebte/ und mich wegen Uberlast nicht beschweren konte; Weilen aber auch der Allerbeste im Pabstuhm (was den Glauben betrifft) nichts nützet/ drum konte ich auch nichts taugen: Und ist dis die eintzige Ursache gewesen/ so mich den Standt zu verändern bewogen hat/ und gezwungen / für rahtsamer zu achten/ mich in die Wellen meiner Widersacher zu wagen/ und hiedurch das Gestatte der Seeligkeit/ und Ruhe des Gewissens zu erhalten/ als auff dem stillen Lande in ruhigem Woll-Leben scheitern und verlohren gehen. Rechne ich mich demnach auch selbsteu unter die flüchtige Vögel mit solchen Federn/ wovon David spricht Ps. LV. 7. O! hätte ich Flügel wie Tauben/ daß ich flöge/ und etwa bliebe: Sihe so wolte ich mich ferne wegmachen/ und ruhen auff dem heiligen Berge des HErzen in dem Evangelischen Zion! <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0015" n="3"/> <p>Einrede der Papisten:</p> <p>I. Es muß doch der Teufel die Mönche und Ordens-Geistliche reiten: Dann immerhin wo eine Neuerung oder Auffruhr in Religions-Sachen sich hervor thut/ seynd die Mönche und Pfaffen die Redelsführer.</p> <p>Antwort:</p> <p>DEr Teufel mag reiten wen er will/ ich habe ihn auß dem Sattel gehoben. Dannoch gestehe ich unverhohlen/ daß ich nicht zweiffle GOtt habe durch seine unergründliche Verhängniß mich auß dem Jesuiter-Standt in den Benedictiner-Orden verwiesen/ allwo ich die schönste Gelegenheit angetroffen/ mich in der höchsten Ruhe und Stille/ der verhinderlichen Gemeinschafft zu äussern/ anderer Geschäfften und auch zulässiger Conversation mich zu entschlagen/ und nur Tag und Nacht der Sicherheit meiner Seelen und der Göttlichen Warheit tieffer nachzusinnen; Und weiß GOtt/ wie mannigmahl/ wann ich nächtlicher Weile bey stiller Sternen-Wacht die Feder führte/ ich mit tieffen Seufitzern GOtt habe angeflehet/ Er mögte mich mit dem frühzeitigen Tod auß dem Wege und von der Welt reissen / wann mein Unternehmen/ Gedancken und Absicht nicht zielten auff dessen Ehre und Ruhe meiner Seelen.</p> <p>II. Wann Pater Rempen etwas genützet hätte/ wäre er wohl fein stille im Orden geblieben; Aber man kennet solche flüchtige Vögel wohl daß sie die beste Federn nicht tragen.</p> <p>Antwort:</p> <p>EShat doch die Päbstische Kirche (nach eigener Geständniß der Papisten) auch Päbste gehabt/ welche ein gar liederliches Leben geführet/ und Gotts-vergessene Epicurer gewesen/ und seynd dannoch unfehlbare Häupter ihrer Kirchen und Glaubens verblieben/ und als solche angebehten worden; So ist ja auch noch heutiges Tages die Päbstische Clerisey nicht eben Engel-rein/ und kan gar wohl ein unnützes Glid in der Päbstischen Kirchen frey herbergen: Wäre es demnach unnöhtig gewesen wegen meiner Untugend die Flucht zu nehmen. Dannoch gestehe ich willig/ wann ich etwas genützet hätte/ wäre ich fein stille im Benedictiner-Orden geblieben/ da ich in Fried und Einigkeit lebte/ und mich wegen Uberlast nicht beschweren konte; Weilen aber auch der Allerbeste im Pabstuhm (was den Glauben betrifft) nichts nützet/ drum konte ich auch nichts taugen: Und ist dis die eintzige Ursache gewesen/ so mich den Standt zu verändern bewogen hat/ und gezwungen / für rahtsamer zu achten/ mich in die Wellen meiner Widersacher zu wagen/ und hiedurch das Gestatte der Seeligkeit/ und Ruhe des Gewissens zu erhalten/ als auff dem stillen Lande in ruhigem Woll-Leben scheitern und verlohren gehen. Rechne ich mich demnach auch selbsteu unter die flüchtige Vögel mit solchen Federn/ wovon David spricht Ps. LV. 7. O! hätte ich Flügel wie Tauben/ daß ich flöge/ und etwa bliebe: Sihe so wolte ich mich ferne wegmachen/ und ruhen auff dem heiligen Berge des HErzen in dem Evangelischen Zion!</p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0015]
Einrede der Papisten:
I. Es muß doch der Teufel die Mönche und Ordens-Geistliche reiten: Dann immerhin wo eine Neuerung oder Auffruhr in Religions-Sachen sich hervor thut/ seynd die Mönche und Pfaffen die Redelsführer.
Antwort:
DEr Teufel mag reiten wen er will/ ich habe ihn auß dem Sattel gehoben. Dannoch gestehe ich unverhohlen/ daß ich nicht zweiffle GOtt habe durch seine unergründliche Verhängniß mich auß dem Jesuiter-Standt in den Benedictiner-Orden verwiesen/ allwo ich die schönste Gelegenheit angetroffen/ mich in der höchsten Ruhe und Stille/ der verhinderlichen Gemeinschafft zu äussern/ anderer Geschäfften und auch zulässiger Conversation mich zu entschlagen/ und nur Tag und Nacht der Sicherheit meiner Seelen und der Göttlichen Warheit tieffer nachzusinnen; Und weiß GOtt/ wie mannigmahl/ wann ich nächtlicher Weile bey stiller Sternen-Wacht die Feder führte/ ich mit tieffen Seufitzern GOtt habe angeflehet/ Er mögte mich mit dem frühzeitigen Tod auß dem Wege und von der Welt reissen / wann mein Unternehmen/ Gedancken und Absicht nicht zielten auff dessen Ehre und Ruhe meiner Seelen.
II. Wann Pater Rempen etwas genützet hätte/ wäre er wohl fein stille im Orden geblieben; Aber man kennet solche flüchtige Vögel wohl daß sie die beste Federn nicht tragen.
Antwort:
EShat doch die Päbstische Kirche (nach eigener Geständniß der Papisten) auch Päbste gehabt/ welche ein gar liederliches Leben geführet/ und Gotts-vergessene Epicurer gewesen/ und seynd dannoch unfehlbare Häupter ihrer Kirchen und Glaubens verblieben/ und als solche angebehten worden; So ist ja auch noch heutiges Tages die Päbstische Clerisey nicht eben Engel-rein/ und kan gar wohl ein unnützes Glid in der Päbstischen Kirchen frey herbergen: Wäre es demnach unnöhtig gewesen wegen meiner Untugend die Flucht zu nehmen. Dannoch gestehe ich willig/ wann ich etwas genützet hätte/ wäre ich fein stille im Benedictiner-Orden geblieben/ da ich in Fried und Einigkeit lebte/ und mich wegen Uberlast nicht beschweren konte; Weilen aber auch der Allerbeste im Pabstuhm (was den Glauben betrifft) nichts nützet/ drum konte ich auch nichts taugen: Und ist dis die eintzige Ursache gewesen/ so mich den Standt zu verändern bewogen hat/ und gezwungen / für rahtsamer zu achten/ mich in die Wellen meiner Widersacher zu wagen/ und hiedurch das Gestatte der Seeligkeit/ und Ruhe des Gewissens zu erhalten/ als auff dem stillen Lande in ruhigem Woll-Leben scheitern und verlohren gehen. Rechne ich mich demnach auch selbsteu unter die flüchtige Vögel mit solchen Federn/ wovon David spricht Ps. LV. 7. O! hätte ich Flügel wie Tauben/ daß ich flöge/ und etwa bliebe: Sihe so wolte ich mich ferne wegmachen/ und ruhen auff dem heiligen Berge des HErzen in dem Evangelischen Zion!
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/15>, abgerufen am 31.07.2024. |