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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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III. Salomon spricht: Treibe nicht zurück die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben/ prov. 22. v. 28. Derowegen soll mans bey den Satzungen der Concilien bewenden lassen/ und denen keines weges sich wiedersetzen.

Antwort. Der angezogene Spruch ist gut: aber er wird unrecht zum Vortheil der Papisten noht-gezwungen; derowegen so wollen wir ihn zu unsern Behelff nehmen. Treibe nicht zurück / spricht Salomon, die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben. Nun aber haben eben dis die päbstische Concilien gethan: dan sie haben zurück und hindan gesetzet die vorigen allerältisten Gräntzen nemlich die H. Schrifft/ deren sie zuwider neue Satzungen und Gräntzen gemacht haben; derowegen werden mit eben diesem Spruch die Concilien angezäpfft und erinnert/ daß sie Vermög dieses Befehls Salomonis den alten von GOtt selbsten bestimmten Gräntzen der H. Schrifft/ die sie zu ihrem Vortheil verrückt haben/ ihre alte wohlhergebrachte Gerechtigkeit erstatten sollen. Und was thun wir doch in diesem und anderen Streiten wider die Papisten anders? als daß wir den Leuten die alte Marck-stein und Gräntzen zeigen/ welche die Propheten/ Christus/ und die Aposteln gesetzet und bestimmet haben/ welche allerältiste Gräntzen die Römische Päbst mit ihren neuen Menschen-Satzungen und Greuelen überführt und zugedeckt haben.

IV. David spricht Ps. 78. v. 5. GOtt richtet ein Zeugnüß auff in Jacob/ und gab ein Gesetz in Israel/ das er unseren Väteren gebote zu lehren ihre Kinder/ auf daß die Nachkommen lerneten und die Kinder die noch solten gebohren werden. Gleichwie nun die Väter ihre Kinder haben lehren sollen das Zeugnüß/ und Gesetz des HErrn/ also lehren und erklären uns auch die Concilia den Willen GOttes/ und lernen wir von denen auf den Conciliis versammleten Väteren was wir thun/ und glauben sollen.

Antwort. Es hat freylich Gott den Juden befohlen/ daß sie sein Zeugnüß und Gesetz ihren Nachfahren lehren sollten/ haben sie es aber darum alle wegen gethan? Ich halte darfür ihr werdet selbsten Nein darzu sprechen müssen. Drum schliesset ihr disfals gantz ungereimt. Ein Fürst befiehlet allen seinen Dieneren/ daß sie ihm sollen getreu seyn: es folget aber daraus nicht/ daß sie ihm darum alle Treu erweisen. Also befiehlet zwar GOtt / daß man die göttliche Warheit unverfälschet auf die Nachfahren fortpflantzen solle/ es geschiehet aber darum nicht/ und wie solches nicht geschehe/ bezeuget GOtt mit dieser Warnung: Nach eurer Väter Geboten solt ihr nicht thun/ und ihre Rechten sollet ihr nicht halten: dan ich bin euer GOtt/ nach meinen Geboten sollet ihr leben/ und meine Rechten sollet ihr halten/ Ezech. 20. v. 18.

V. Es seynd doch lauter alte Satzungen der Päbstischen Concilien, und die Catholische Kirch ist die uhralte Kirch welche uns diese Satzungen vorträgt: Thun demnach die lutherische Neulinge übel daran/ daß sie die alte Satzungen nicht wöllen gelten lassen.

Antwort. Die Wort seynd gut: aber wers glaubt wird betrogen. Wo ist wohl unter der Sonnen eine so Mohnsüchtige und wegen steter Aenderungen der Concilien und eingeführten Neuigkeiten der Menschen-Satzungen und neu-ersonnenen Glaubens-Lehren/ immerhin in eine neue form und junge Gestalt umgeschmoltzene Kirch/ als eben die Päbstische? dan wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Trident ein Glaubens-Articul daß der Mensch gerechtfertiget werde durch die eingegossene qualität der also genannten heilig-ma-

III. Salomon spricht: Treibe nicht zurück die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben/ prov. 22. v. 28. Derowegen soll mans bey den Satzungen der Concilien bewenden lassen/ und denen keines weges sich wiedersetzen.

Antwort. Der angezogene Spruch ist gut: aber er wird unrecht zum Vortheil der Papisten noht-gezwungen; derowegen so wollen wir ihn zu unsern Behelff nehmen. Treibe nicht zurück / spricht Salomon, die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben. Nun aber haben eben dis die päbstische Concilien gethan: dan sie haben zurück und hindan gesetzet die vorigen allerältisten Gräntzen nemlich die H. Schrifft/ deren sie zuwider neue Satzungen und Gräntzen gemacht haben; derowegen werden mit eben diesem Spruch die Concilien angezäpfft und erinnert/ daß sie Vermög dieses Befehls Salomonis den alten von GOtt selbsten bestimmten Gräntzen der H. Schrifft/ die sie zu ihrem Vortheil verrückt haben/ ihre alte wohlhergebrachte Gerechtigkeit erstatten sollen. Und was thun wir doch in diesem und anderen Streiten wider die Papisten anders? als daß wir den Leuten die alte Marck-stein und Gräntzen zeigen/ welche die Propheten/ Christus/ und die Aposteln gesetzet und bestimmet haben/ welche allerältiste Gräntzen die Römische Päbst mit ihren neuen Menschen-Satzungen und Greuelen überführt und zugedeckt haben.

IV. David spricht Ps. 78. v. 5. GOtt richtet ein Zeugnüß auff in Jacob/ und gab ein Gesetz in Israel/ das er unseren Väteren gebote zu lehren ihre Kinder/ auf daß die Nachkommen lerneten und die Kinder die noch solten gebohren werden. Gleichwie nun die Väter ihre Kinder haben lehren sollen das Zeugnüß/ und Gesetz des HErrn/ also lehren und erklären uns auch die Concilia den Willen GOttes/ und lernen wir von denen auf den Conciliis versammleten Väteren was wir thun/ und glauben sollen.

Antwort. Es hat freylich Gott den Juden befohlen/ daß sie sein Zeugnüß und Gesetz ihren Nachfahren lehren sollten/ haben sie es aber darum alle wegen gethan? Ich halte darfür ihr werdet selbsten Nein darzu sprechen müssen. Drum schliesset ihr disfals gantz ungereimt. Ein Fürst befiehlet allen seinen Dieneren/ daß sie ihm sollen getreu seyn: es folget aber daraus nicht/ daß sie ihm darum alle Treu erweisen. Also befiehlet zwar GOtt / daß man die göttliche Warheit unverfälschet auf die Nachfahren fortpflantzen solle/ es geschiehet aber darum nicht/ und wie solches nicht geschehe/ bezeuget GOtt mit dieser Warnung: Nach eurer Väter Geboten solt ihr nicht thun/ und ihre Rechten sollet ihr nicht halten: dan ich bin euer GOtt/ nach meinen Geboten sollet ihr leben/ und meine Rechten sollet ihr halten/ Ezech. 20. v. 18.

V. Es seynd doch lauter alte Satzungen der Päbstischen Concilien, und die Catholische Kirch ist die uhralte Kirch welche uns diese Satzungen vorträgt: Thun demnach die lutherische Neulinge übel daran/ daß sie die alte Satzungen nicht wöllen gelten lassen.

Antwort. Die Wort seynd gut: aber wers glaubt wird betrogen. Wo ist wohl unter der Sonnen eine so Mohnsüchtige und wegen steter Aenderungen der Concilien und eingeführten Neuigkeiten der Menschen-Satzungen und neu-ersonnenen Glaubens-Lehren/ immerhin in eine neue form und junge Gestalt umgeschmoltzene Kirch/ als eben die Päbstische? dan wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Trident ein Glaubens-Articul daß der Mensch gerechtfertiget werde durch die eingegossene qualität der also genannten heilig-ma-

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        <p>Antwort. Es hat freylich Gott den Juden befohlen/ daß sie sein Zeugnüß und Gesetz ihren            Nachfahren lehren sollten/ haben sie es aber darum alle wegen gethan? Ich halte darfür            ihr werdet selbsten Nein darzu sprechen müssen. Drum schliesset ihr disfals gantz            ungereimt. Ein Fürst befiehlet allen seinen Dieneren/ daß sie ihm sollen getreu seyn: es            folget aber daraus nicht/ daß sie ihm darum alle Treu erweisen. Also befiehlet zwar GOtt           / daß man die göttliche Warheit unverfälschet auf die Nachfahren fortpflantzen solle/ es            geschiehet aber darum nicht/ und wie solches nicht geschehe/ bezeuget GOtt mit dieser            Warnung: Nach eurer Väter Geboten solt ihr nicht thun/ und ihre Rechten sollet ihr nicht            halten: dan ich bin euer GOtt/ nach meinen Geboten sollet ihr leben/ und meine Rechten            sollet ihr halten/ Ezech. 20. v. 18.</p>
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        <p>Antwort. Die Wort seynd gut: aber wers glaubt wird betrogen. Wo ist wohl unter der Sonnen            eine so Mohnsüchtige und wegen steter Aenderungen der Concilien und eingeführten            Neuigkeiten der Menschen-Satzungen und neu-ersonnenen Glaubens-Lehren/ immerhin in eine            neue form und junge Gestalt umgeschmoltzene Kirch/ als eben die Päbstische? dan wo wars            vor den Zeiten des Concilii zu Trident ein Glaubens-Articul daß der Mensch gerechtfertiget            werde durch die eingegossene qualität der also genannten heilig-ma-
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[124/0144] III. Salomon spricht: Treibe nicht zurück die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben/ prov. 22. v. 28. Derowegen soll mans bey den Satzungen der Concilien bewenden lassen/ und denen keines weges sich wiedersetzen. Antwort. Der angezogene Spruch ist gut: aber er wird unrecht zum Vortheil der Papisten noht-gezwungen; derowegen so wollen wir ihn zu unsern Behelff nehmen. Treibe nicht zurück / spricht Salomon, die vorige Gräntzen die deine Väter gemacht haben. Nun aber haben eben dis die päbstische Concilien gethan: dan sie haben zurück und hindan gesetzet die vorigen allerältisten Gräntzen nemlich die H. Schrifft/ deren sie zuwider neue Satzungen und Gräntzen gemacht haben; derowegen werden mit eben diesem Spruch die Concilien angezäpfft und erinnert/ daß sie Vermög dieses Befehls Salomonis den alten von GOtt selbsten bestimmten Gräntzen der H. Schrifft/ die sie zu ihrem Vortheil verrückt haben/ ihre alte wohlhergebrachte Gerechtigkeit erstatten sollen. Und was thun wir doch in diesem und anderen Streiten wider die Papisten anders? als daß wir den Leuten die alte Marck-stein und Gräntzen zeigen/ welche die Propheten/ Christus/ und die Aposteln gesetzet und bestimmet haben/ welche allerältiste Gräntzen die Römische Päbst mit ihren neuen Menschen-Satzungen und Greuelen überführt und zugedeckt haben. IV. David spricht Ps. 78. v. 5. GOtt richtet ein Zeugnüß auff in Jacob/ und gab ein Gesetz in Israel/ das er unseren Väteren gebote zu lehren ihre Kinder/ auf daß die Nachkommen lerneten und die Kinder die noch solten gebohren werden. Gleichwie nun die Väter ihre Kinder haben lehren sollen das Zeugnüß/ und Gesetz des HErrn/ also lehren und erklären uns auch die Concilia den Willen GOttes/ und lernen wir von denen auf den Conciliis versammleten Väteren was wir thun/ und glauben sollen. Antwort. Es hat freylich Gott den Juden befohlen/ daß sie sein Zeugnüß und Gesetz ihren Nachfahren lehren sollten/ haben sie es aber darum alle wegen gethan? Ich halte darfür ihr werdet selbsten Nein darzu sprechen müssen. Drum schliesset ihr disfals gantz ungereimt. Ein Fürst befiehlet allen seinen Dieneren/ daß sie ihm sollen getreu seyn: es folget aber daraus nicht/ daß sie ihm darum alle Treu erweisen. Also befiehlet zwar GOtt / daß man die göttliche Warheit unverfälschet auf die Nachfahren fortpflantzen solle/ es geschiehet aber darum nicht/ und wie solches nicht geschehe/ bezeuget GOtt mit dieser Warnung: Nach eurer Väter Geboten solt ihr nicht thun/ und ihre Rechten sollet ihr nicht halten: dan ich bin euer GOtt/ nach meinen Geboten sollet ihr leben/ und meine Rechten sollet ihr halten/ Ezech. 20. v. 18. V. Es seynd doch lauter alte Satzungen der Päbstischen Concilien, und die Catholische Kirch ist die uhralte Kirch welche uns diese Satzungen vorträgt: Thun demnach die lutherische Neulinge übel daran/ daß sie die alte Satzungen nicht wöllen gelten lassen. Antwort. Die Wort seynd gut: aber wers glaubt wird betrogen. Wo ist wohl unter der Sonnen eine so Mohnsüchtige und wegen steter Aenderungen der Concilien und eingeführten Neuigkeiten der Menschen-Satzungen und neu-ersonnenen Glaubens-Lehren/ immerhin in eine neue form und junge Gestalt umgeschmoltzene Kirch/ als eben die Päbstische? dan wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Trident ein Glaubens-Articul daß der Mensch gerechtfertiget werde durch die eingegossene qualität der also genannten heilig-ma-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/144>, abgerufen am 23.11.2024.