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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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geben. Und unter diesen ist alsobald im Anfang Lino, Anacleto, Clementi, Evaristo &c. die blütige Marter-Cron auff gesetzet/ und also erstreckt sich der Verfolg der frommen redlichen Römischen Bischöffen biß auf die Zeiten Pabstes Sylvestri I. und des Kaysers Constantini M. das ist biß ungefehr auffs Jahr Christi 312. Nach obgedachten frommen Römischen Bischöffen oder Päbsten seynd gefolget die andere/ so von der Einfalt der vorigen allgemach abgewichen/ und durch Mißbrauch des edelen Friedens und guter Tagen/ wozu sie durch den Christlichen Kayser Constantinum gelanget waren/ sich dem Hochmuht haben ergeben/ und vor und nach unterschiedliche päbstliche Mißbräuch und Aberglauben eingeführt/ und durch ihren Ehrgeitz/ canones, und decreta den Anti-Christen-Stuel tapfferlich zugerüstet/ aber noch nicht völlig bestiegen haben. Biß endlich um das Jahr Christi 606. die dritte Gattung der Päbsten Christi und seines Worts gantz vergessen den Anti-Christen-Sitzoffentlich und ohne Scheu hat eingenommen/ indem Pabst Bonifacius III. mit einem unerhörten Ehrgeitz und Hochmuht den Titel eines universalen und allgemeinen Bischoffs von dem Ehebrüchigen und mörderischen Kayser Phocas für sich/ und die nachfolgende Römische Päbste hat erhalten/ um welchen Ehren-oder vielmehr Schand-Titel schon vorher Pabst Gregorius I. mit Joanne Bischoffen zu Constantinopel in einen scharffen Streit ware eingeflochten. Dieser päbstliche Hochmuht ist gewesen die Mutter des Anti-Christen.

II. Es ist doch in kein Anti-Christischer Hochmuht bey den Päbsten: dan am Platz der hohen Ehren-Titulen führen sie ja den niederträchtigen Nahmen daß sie seyn Diener aller Dieneren Gottes. Wie dan auch zur Erinnerung der Demuht dem auf einem durchlöcherten Sessel niedergestelleten Pabst am Tag seiner Crönung werden zugeruffen diese Wort aus dem ersten Buch der Königen cap. 2. v. 8. Der HErr hebt auff den Dürfftigen aus dem Staub / und erhöhet den Armen aus dem Koht.

Antwort. Der Teuffel kan sich auch wohlnennen einen Engel des Lichts/ 2. Cor. II. v. 14. und bleibt er dannoch wer er ist. Im übrigen pflegen doch die päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. XXXV. gotts-lästerischer Weise dem Pabst zuzueignen die Wort des Propheten Esaias cap. 49. v. 23. Die Könige werden für dir niederfallen zur Erden auffs Angesicht/ und deiner Füsse Staub lecken. Und derowegen lehren auch die Papisten mit Diana part. II. tract. de adoratione Papae, dem Pabst gebühre Dulia respectiva eine göttliche Ehr: nicht als wan er an sich selbst ein Gott seye: sondern mit einer gewissen Absicht und Hindeutung auff Gott: also daß wegen der göttlichen Stadthalterey dem respect des Pabstes gezieme etwas göttliches im höheren Grad über andere Obrigkeiten. Ob diese Ehren-Titelen nach der Demuht/ oder aber nach dem Anti-Christlichen Hochmuht schmecken / darvon mag ein Christliches Gemüht das Urtheil fällen.

III. Es gibt aber viele heilige Päbste/ so können ja selbige nicht bemerckt werden mit dem Zeichen des Anti-Christen.

Antwort. Man muß zugeben/ daß im Anfang der Christenheit etliche fromme Bischöff der Römischen Gemeine löblich haben für gestanden. Von denjenigen Päbsten aber/ so das Römische Bißthum in ein Anti-Christisch Reich verkehrt und die Christenheit mit ihrem abergläubischen Greuel verwüstet

geben. Und unter diesen ist alsobald im Anfang Lino, Anacleto, Clementi, Evaristo &c. die blütige Marter-Cron auff gesetzet/ und also erstreckt sich der Verfolg der frommen redlichen Römischen Bischöffen biß auf die Zeiten Pabstes Sylvestri I. und des Kaysers Constantini M. das ist biß ungefehr auffs Jahr Christi 312. Nach obgedachten frommen Römischen Bischöffen oder Päbsten seynd gefolget die andere/ so von der Einfalt der vorigen allgemach abgewichen/ und durch Mißbrauch des edelen Friedens und guter Tagen/ wozu sie durch den Christlichen Kayser Constantinum gelanget waren/ sich dem Hochmuht haben ergeben/ und vor und nach unterschiedliche päbstliche Mißbräuch und Aberglauben eingeführt/ und durch ihren Ehrgeitz/ canones, und decreta den Anti-Christen-Stuel tapfferlich zugerüstet/ aber noch nicht völlig bestiegen haben. Biß endlich um das Jahr Christi 606. die dritte Gattung der Päbsten Christi und seines Worts gantz vergessen den Anti-Christen-Sitzoffentlich und ohne Scheu hat eingenommen/ indem Pabst Bonifacius III. mit einem unerhörten Ehrgeitz und Hochmuht den Titel eines universalen und allgemeinen Bischoffs von dem Ehebrüchigen und mörderischen Kayser Phocas für sich/ und die nachfolgende Römische Päbste hat erhalten/ um welchen Ehren-oder vielmehr Schand-Titel schon vorher Pabst Gregorius I. mit Joanne Bischoffen zu Constantinopel in einen scharffen Streit ware eingeflochten. Dieser päbstliche Hochmuht ist gewesen die Mutter des Anti-Christen.

II. Es ist doch in kein Anti-Christischer Hochmuht bey den Päbsten: dan am Platz der hohen Ehren-Titulen führen sie ja den niederträchtigen Nahmen daß sie seyn Diener aller Dieneren Gottes. Wie dan auch zur Erinnerung der Demuht dem auf einem durchlöcherten Sessel niedergestelleten Pabst am Tag seiner Crönung werden zugeruffen diese Wort aus dem ersten Buch der Königen cap. 2. v. 8. Der HErr hebt auff den Dürfftigen aus dem Staub / und erhöhet den Armen aus dem Koht.

Antwort. Der Teuffel kan sich auch wohlnennen einen Engel des Lichts/ 2. Cor. II. v. 14. und bleibt er dannoch wer er ist. Im übrigen pflegen doch die päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. XXXV. gotts-lästerischer Weise dem Pabst zuzueignen die Wort des Propheten Esaias cap. 49. v. 23. Die Könige werden für dir niederfallen zur Erden auffs Angesicht/ und deiner Füsse Staub lecken. Und derowegen lehren auch die Papisten mit Diana part. II. tract. de adoratione Papae, dem Pabst gebühre Dulia respectiva eine göttliche Ehr: nicht als wan er an sich selbst ein Gott seye: sondern mit einer gewissen Absicht und Hindeutung auff Gott: also daß wegen der göttlichen Stadthalterey dem respect des Pabstes gezieme etwas göttliches im höheren Grad über andere Obrigkeiten. Ob diese Ehren-Titelen nach der Demuht/ oder aber nach dem Anti-Christlichen Hochmuht schmecken / darvon mag ein Christliches Gemüht das Urtheil fällen.

III. Es gibt aber viele heilige Päbste/ so können ja selbige nicht bemerckt werden mit dem Zeichen des Anti-Christen.

Antwort. Man muß zugeben/ daß im Anfang der Christenheit etliche fromme Bischöff der Römischen Gemeine löblich haben für gestanden. Von denjenigen Päbsten aber/ so das Römische Bißthum in ein Anti-Christisch Reich verkehrt und die Christenheit mit ihrem abergläubischen Greuel verwüstet

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        <p>III. Es gibt aber viele heilige Päbste/ so können ja selbige nicht bemerckt werden mit            dem Zeichen des Anti-Christen.</p>
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[117/0137] geben. Und unter diesen ist alsobald im Anfang Lino, Anacleto, Clementi, Evaristo &c. die blütige Marter-Cron auff gesetzet/ und also erstreckt sich der Verfolg der frommen redlichen Römischen Bischöffen biß auf die Zeiten Pabstes Sylvestri I. und des Kaysers Constantini M. das ist biß ungefehr auffs Jahr Christi 312. Nach obgedachten frommen Römischen Bischöffen oder Päbsten seynd gefolget die andere/ so von der Einfalt der vorigen allgemach abgewichen/ und durch Mißbrauch des edelen Friedens und guter Tagen/ wozu sie durch den Christlichen Kayser Constantinum gelanget waren/ sich dem Hochmuht haben ergeben/ und vor und nach unterschiedliche päbstliche Mißbräuch und Aberglauben eingeführt/ und durch ihren Ehrgeitz/ canones, und decreta den Anti-Christen-Stuel tapfferlich zugerüstet/ aber noch nicht völlig bestiegen haben. Biß endlich um das Jahr Christi 606. die dritte Gattung der Päbsten Christi und seines Worts gantz vergessen den Anti-Christen-Sitzoffentlich und ohne Scheu hat eingenommen/ indem Pabst Bonifacius III. mit einem unerhörten Ehrgeitz und Hochmuht den Titel eines universalen und allgemeinen Bischoffs von dem Ehebrüchigen und mörderischen Kayser Phocas für sich/ und die nachfolgende Römische Päbste hat erhalten/ um welchen Ehren-oder vielmehr Schand-Titel schon vorher Pabst Gregorius I. mit Joanne Bischoffen zu Constantinopel in einen scharffen Streit ware eingeflochten. Dieser päbstliche Hochmuht ist gewesen die Mutter des Anti-Christen. II. Es ist doch in kein Anti-Christischer Hochmuht bey den Päbsten: dan am Platz der hohen Ehren-Titulen führen sie ja den niederträchtigen Nahmen daß sie seyn Diener aller Dieneren Gottes. Wie dan auch zur Erinnerung der Demuht dem auf einem durchlöcherten Sessel niedergestelleten Pabst am Tag seiner Crönung werden zugeruffen diese Wort aus dem ersten Buch der Königen cap. 2. v. 8. Der HErr hebt auff den Dürfftigen aus dem Staub / und erhöhet den Armen aus dem Koht. Antwort. Der Teuffel kan sich auch wohlnennen einen Engel des Lichts/ 2. Cor. II. v. 14. und bleibt er dannoch wer er ist. Im übrigen pflegen doch die päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. XXXV. gotts-lästerischer Weise dem Pabst zuzueignen die Wort des Propheten Esaias cap. 49. v. 23. Die Könige werden für dir niederfallen zur Erden auffs Angesicht/ und deiner Füsse Staub lecken. Und derowegen lehren auch die Papisten mit Diana part. II. tract. de adoratione Papae, dem Pabst gebühre Dulia respectiva eine göttliche Ehr: nicht als wan er an sich selbst ein Gott seye: sondern mit einer gewissen Absicht und Hindeutung auff Gott: also daß wegen der göttlichen Stadthalterey dem respect des Pabstes gezieme etwas göttliches im höheren Grad über andere Obrigkeiten. Ob diese Ehren-Titelen nach der Demuht/ oder aber nach dem Anti-Christlichen Hochmuht schmecken / darvon mag ein Christliches Gemüht das Urtheil fällen. III. Es gibt aber viele heilige Päbste/ so können ja selbige nicht bemerckt werden mit dem Zeichen des Anti-Christen. Antwort. Man muß zugeben/ daß im Anfang der Christenheit etliche fromme Bischöff der Römischen Gemeine löblich haben für gestanden. Von denjenigen Päbsten aber/ so das Römische Bißthum in ein Anti-Christisch Reich verkehrt und die Christenheit mit ihrem abergläubischen Greuel verwüstet

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/137>, abgerufen am 27.11.2024.