Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.dessen Ursprung wol vielleicht daher entstanden seyn/ daß damahls die Päbste in etlichen Sachen fürnemlich gegen die in Italien wühtende Saracener vielmehr ein weiblich als männliches Hertz und Gemüht haben spüren lassen: oder auch mag man zugeben / daß (wie Bellarminus will l. 3. de Rom. pontif. c. 24.) eine zwischen den verschnitteten am Kayserlichen Hoff zu Constantinopel erzogene Weibs-Person aldorten auf den Patriarchalischen Stuel seye erhoben worden: welche Schand nachmahls die Constantinopolitaner aus Haß und Eyffersucht von sich auf den Römischen Stuel haben abgelehnet. Summa man lasse dis dan für eine Fabel aus Mitleiden lauffen: so könnte man dannoch wohl mit gutem Gewissen eine Marozia oder andere verschreyete päbstliche Huer für eine Päbstinne ausgeben: Und also will auch der Papist Diana aus dem Weiber-Regiment/ so am Hoff des Pabstes Joannis VIII. die Oberhand erhalten/ den Ursprung dieser Erzehlung herleiten. Wie dan über desgleichen Römisches Weiber-Regiment gnugsam jammert Baronius selbsten ad annum 912. mit diesen Worten: Es hatte damahls die Kirch ein sehr heßliches Angesicht/ da zu Rom herrschten so wohl mächtige als heßliche Huren: nach deren Willen die Sitze verändert wurden/ und Bischöffe angeordnet. Und (das erschröcklich ist anzuhören) auf Petri Stuel hinein getrungen wurden ihre Buhler/ unrechtmässige Päbste &c. Dazumahl schlieff Christus hart in dem Schiff/ und das am schlimmsten war/ es fehlte an Schüleren/ die Christum also schlaffend mit ruffen auffwecken solten/ indem sie alle schnarchten. Die fünffte Frage. Ob die Römische Päbste in Glaubens-Sachen nicht irren können? ES machen die Papisten ein gewaltiges Wesen von der Unfehlbarkeit ihres Pabstes/ und geben für/ es seye selbiger mit dem H. Geist dermassen überschwämmet/ daß nichts/ als lautere Wort der Warheit aus dessen Mund hervorquellen. Wir aber können diese Unfehlbarkeit nicht glauben. Dan erstlich: Weiß die Heil. Schrifft von dieser Unfehlbarkeit des Pabstes im geringsten nichts; sondern sagt vielmehr ins gemein: Alle Menschen seynd falsch und lügen hafft Rom. 3. v. 4. Glauben also die Papisten daß der Pabst nicht fehlen könne/ nur allein darum / dieweilen der Pabst selbsten sagt/ daß er nicht fehlen könne. Zweitens: Die Römische Päbste gestehen selbsten/ daß der Pabst seye dem Irrthum unterworffen: indem sie angeordnet haben/ daß ein Pabst/ wan er irgend in eine Ketzerey gerahtet/ seiner päbstlichen Würde solle entsetzet werden; Wie dan solches veranstaltet haben Pabst Bonifacius Martyr cap. Si Papa. dist. 40. Anacletus Epist. 3. Innocentius III. in serm. 2 de consecrat. Papae. Wie dan auch das Concilium zu Costnitz sess. II. und der H. Hieronymus epist. ad Petrarcham solches bestätigen. Dis gestehn die Papisten bey ihrem berühmten Bannez de auctor. pontif. Weilen dan nun die Römische Päbst in eine Ketzerey gerahten können: so können sie ja in Glaubens-sachen dessen Ursprung wol vielleicht daher entstanden seyn/ daß damahls die Päbste in etlichen Sachen fürnemlich gegen die in Italien wühtende Saracener vielmehr ein weiblich als männliches Hertz und Gemüht haben spüren lassen: oder auch mag man zugeben / daß (wie Bellarminus will l. 3. de Rom. pontif. c. 24.) eine zwischen den verschnitteten am Kayserlichen Hoff zu Constantinopel erzogene Weibs-Person aldorten auf den Patriarchalischen Stuel seye erhoben worden: welche Schand nachmahls die Constantinopolitaner aus Haß und Eyffersucht von sich auf den Römischen Stuel haben abgelehnet. Summa man lasse dis dan für eine Fabel aus Mitleiden lauffen: so könnte man dannoch wohl mit gutem Gewissen eine Marozia oder andere verschreyete päbstliche Huer für eine Päbstinne ausgeben: Und also will auch der Papist Diana aus dem Weiber-Regiment/ so am Hoff des Pabstes Joannis VIII. die Oberhand erhalten/ den Ursprung dieser Erzehlung herleiten. Wie dan über desgleichen Römisches Weiber-Regiment gnugsam jammert Baronius selbsten ad annum 912. mit diesen Worten: Es hatte damahls die Kirch ein sehr heßliches Angesicht/ da zu Rom herrschten so wohl mächtige als heßliche Huren: nach deren Willen die Sitze verändert wurden/ und Bischöffe angeordnet. Und (das erschröcklich ist anzuhören) auf Petri Stuel hinein getrungen wurden ihre Buhler/ unrechtmässige Päbste &c. Dazumahl schlieff Christus hart in dem Schiff/ und das am schlimmsten war/ es fehlte an Schüleren/ die Christum also schlaffend mit ruffen auffwecken solten/ indem sie alle schnarchten. Die fünffte Frage. Ob die Römische Päbste in Glaubens-Sachen nicht irren können? ES machen die Papisten ein gewaltiges Wesen von der Unfehlbarkeit ihres Pabstes/ und geben für/ es seye selbiger mit dem H. Geist dermassen überschwämmet/ daß nichts/ als lautere Wort der Warheit aus dessen Mund hervorquellen. Wir aber können diese Unfehlbarkeit nicht glauben. Dan erstlich: Weiß die Heil. Schrifft von dieser Unfehlbarkeit des Pabstes im geringsten nichts; sondern sagt vielmehr ins gemein: Alle Menschen seynd falsch und lügen hafft Rom. 3. v. 4. Glauben also die Papisten daß der Pabst nicht fehlen könne/ nur allein darum / dieweilen der Pabst selbsten sagt/ daß er nicht fehlen könne. Zweitens: Die Römische Päbste gestehen selbsten/ daß der Pabst seye dem Irrthum unterworffen: indem sie angeordnet haben/ daß ein Pabst/ wan er irgend in eine Ketzerey gerahtet/ seiner päbstlichen Würde solle entsetzet werden; Wie dan solches veranstaltet haben Pabst Bonifacius Martyr cap. Si Papa. dist. 40. Anacletus Epist. 3. Innocentius III. in serm. 2 de consecrat. Papae. Wie dan auch das Concilium zu Costnitz sess. II. und der H. Hieronymus epist. ad Petrarcham solches bestätigen. Dis gestehn die Papisten bey ihrem berühmten Bannez de auctor. pontif. Weilen dan nun die Römische Päbst in eine Ketzerey gerahten können: so können sie ja in Glaubens-sachen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0121" n="101"/> dessen Ursprung wol vielleicht daher entstanden seyn/ daß damahls die Päbste in etlichen Sachen fürnemlich gegen die in Italien wühtende Saracener vielmehr ein weiblich als männliches Hertz und Gemüht haben spüren lassen: oder auch mag man zugeben / daß (wie Bellarminus will l. 3. de Rom. pontif. c. 24.) eine zwischen den verschnitteten am Kayserlichen Hoff zu Constantinopel erzogene Weibs-Person aldorten auf den Patriarchalischen Stuel seye erhoben worden: welche Schand nachmahls die Constantinopolitaner aus Haß und Eyffersucht von sich auf den Römischen Stuel haben abgelehnet. Summa man lasse dis dan für eine Fabel aus Mitleiden lauffen: so könnte man dannoch wohl mit gutem Gewissen eine Marozia oder andere verschreyete päbstliche Huer für eine Päbstinne ausgeben: Und also will auch der Papist Diana aus dem Weiber-Regiment/ so am Hoff des Pabstes Joannis VIII. die Oberhand erhalten/ den Ursprung dieser Erzehlung herleiten. Wie dan über desgleichen Römisches Weiber-Regiment gnugsam jammert Baronius selbsten ad annum 912. mit diesen Worten: Es hatte damahls die Kirch ein sehr heßliches Angesicht/ da zu Rom herrschten so wohl mächtige als heßliche Huren: nach deren Willen die Sitze verändert wurden/ und Bischöffe angeordnet. Und (das erschröcklich ist anzuhören) auf Petri Stuel hinein getrungen wurden ihre Buhler/ unrechtmässige Päbste &c. Dazumahl schlieff Christus hart in dem Schiff/ und das am schlimmsten war/ es fehlte an Schüleren/ die Christum also schlaffend mit ruffen auffwecken solten/ indem sie alle schnarchten.</p> <p>Die fünffte Frage.</p> <p>Ob die Römische Päbste in Glaubens-Sachen nicht irren können?</p> <p>ES machen die Papisten ein gewaltiges Wesen von der Unfehlbarkeit ihres Pabstes/ und geben für/ es seye selbiger mit dem H. Geist dermassen überschwämmet/ daß nichts/ als lautere Wort der Warheit aus dessen Mund hervorquellen.</p> <p>Wir aber können diese Unfehlbarkeit nicht glauben.</p> <p>Dan erstlich: Weiß die Heil. Schrifft von dieser Unfehlbarkeit des Pabstes im geringsten nichts; sondern sagt vielmehr ins gemein: Alle Menschen seynd falsch und lügen hafft Rom. 3. v. 4. Glauben also die Papisten daß der Pabst nicht fehlen könne/ nur allein darum / dieweilen der Pabst selbsten sagt/ daß er nicht fehlen könne.</p> <p>Zweitens: Die Römische Päbste gestehen selbsten/ daß der Pabst seye dem Irrthum unterworffen: indem sie angeordnet haben/ daß ein Pabst/ wan er irgend in eine Ketzerey gerahtet/ seiner päbstlichen Würde solle entsetzet werden; Wie dan solches veranstaltet haben Pabst Bonifacius Martyr cap. Si Papa. dist. 40. Anacletus Epist. 3. Innocentius III. in serm. 2 de consecrat. Papae. Wie dan auch das Concilium zu Costnitz sess. II. und der H. Hieronymus epist. ad Petrarcham solches bestätigen. Dis gestehn die Papisten bey ihrem berühmten Bannez de auctor. pontif. Weilen dan nun die Römische Päbst in eine Ketzerey gerahten können: so können sie ja in Glaubens-sachen </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0121]
dessen Ursprung wol vielleicht daher entstanden seyn/ daß damahls die Päbste in etlichen Sachen fürnemlich gegen die in Italien wühtende Saracener vielmehr ein weiblich als männliches Hertz und Gemüht haben spüren lassen: oder auch mag man zugeben / daß (wie Bellarminus will l. 3. de Rom. pontif. c. 24.) eine zwischen den verschnitteten am Kayserlichen Hoff zu Constantinopel erzogene Weibs-Person aldorten auf den Patriarchalischen Stuel seye erhoben worden: welche Schand nachmahls die Constantinopolitaner aus Haß und Eyffersucht von sich auf den Römischen Stuel haben abgelehnet. Summa man lasse dis dan für eine Fabel aus Mitleiden lauffen: so könnte man dannoch wohl mit gutem Gewissen eine Marozia oder andere verschreyete päbstliche Huer für eine Päbstinne ausgeben: Und also will auch der Papist Diana aus dem Weiber-Regiment/ so am Hoff des Pabstes Joannis VIII. die Oberhand erhalten/ den Ursprung dieser Erzehlung herleiten. Wie dan über desgleichen Römisches Weiber-Regiment gnugsam jammert Baronius selbsten ad annum 912. mit diesen Worten: Es hatte damahls die Kirch ein sehr heßliches Angesicht/ da zu Rom herrschten so wohl mächtige als heßliche Huren: nach deren Willen die Sitze verändert wurden/ und Bischöffe angeordnet. Und (das erschröcklich ist anzuhören) auf Petri Stuel hinein getrungen wurden ihre Buhler/ unrechtmässige Päbste &c. Dazumahl schlieff Christus hart in dem Schiff/ und das am schlimmsten war/ es fehlte an Schüleren/ die Christum also schlaffend mit ruffen auffwecken solten/ indem sie alle schnarchten.
Die fünffte Frage.
Ob die Römische Päbste in Glaubens-Sachen nicht irren können?
ES machen die Papisten ein gewaltiges Wesen von der Unfehlbarkeit ihres Pabstes/ und geben für/ es seye selbiger mit dem H. Geist dermassen überschwämmet/ daß nichts/ als lautere Wort der Warheit aus dessen Mund hervorquellen.
Wir aber können diese Unfehlbarkeit nicht glauben.
Dan erstlich: Weiß die Heil. Schrifft von dieser Unfehlbarkeit des Pabstes im geringsten nichts; sondern sagt vielmehr ins gemein: Alle Menschen seynd falsch und lügen hafft Rom. 3. v. 4. Glauben also die Papisten daß der Pabst nicht fehlen könne/ nur allein darum / dieweilen der Pabst selbsten sagt/ daß er nicht fehlen könne.
Zweitens: Die Römische Päbste gestehen selbsten/ daß der Pabst seye dem Irrthum unterworffen: indem sie angeordnet haben/ daß ein Pabst/ wan er irgend in eine Ketzerey gerahtet/ seiner päbstlichen Würde solle entsetzet werden; Wie dan solches veranstaltet haben Pabst Bonifacius Martyr cap. Si Papa. dist. 40. Anacletus Epist. 3. Innocentius III. in serm. 2 de consecrat. Papae. Wie dan auch das Concilium zu Costnitz sess. II. und der H. Hieronymus epist. ad Petrarcham solches bestätigen. Dis gestehn die Papisten bey ihrem berühmten Bannez de auctor. pontif. Weilen dan nun die Römische Päbst in eine Ketzerey gerahten können: so können sie ja in Glaubens-sachen
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/121>, abgerufen am 08.07.2024. |