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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Glorreich-regierende Kayserl. Majestät hat zum belorberten Hertzog von Marleborugh, und zu keinem andern mit austrücklichen Worten gesagt: Du bist der Felse / und auf diesen Felsen wil ich mein Reich bauen/ und die Frantzosen sollen es nicht überwältigen; ergo so ist der tapffere Held und Hertzog Eugenius kein solcher Felse/ und müssen nur alle Nachfahren des Hertzogs von Marleborough die Frantzosen sieghafft bezwingen/ und des Kaysers Reich als Felsen unterstützen. Dis lasse mir seyn eine artige papistische Folgerey und Schluß-kunst. Welches daher noch ungereimter wird/ weilen nach Zeugnüß des Göttlichen Worts/ nicht Petrus/ sondern Paulus ist Römischer Bischoff gewesen; dan S. Paulus spricht klar gnug Gal. 2. v. 7. Ihm seye vertrauet das Evangelium an die Vorhaut/ oder die Heyden/ (dergleichen die Römer waren) Petro aber das Evangelium an die Beschneidung oder Juden (die Römer aber waren keine Juden/ und folgens war auch Petrus ihr Bischoff nicht) kan also Petrus keine Nachfolger als Glaubens-Felsen hinterlassen haben auf seinem Bischöfflichen Sitz zu Rom/ weilen dieser Sitz Petri zu Rom niemahls gewesen ist; Hat demnach Christus zum höchsten seine Kirch gebauet auf Petrum an dem Ort/ da Petrus sein Apostel-Amt hat verrichtet/ und eben so wohl ohne einigem Nachsatz auf die andern Aposteln an denen Orten/ da sie ihr Apostel-Amt vertraten. Zudem / wan ja Christus seine Kirch soll gebauet haben auf Petrum als einen Felsen/ so wird er sie ja wohl nicht länger auf ihn gebauet haben/ als dieser Felsen gewehrt hat/ nemlich bey dessen Lebzeiten; gleichwie ietzund Ihro Kayserl. Majestät ihr Reich bauen auf den Hertzog von Marleborough und Eugenium so lang sie leben/ und die Armee anführen. Daß aber Christus seine Kirch auch nach dem Tod Petri solte gebauet haben auf Petrum, will geschweigen auf alle liederliche und Gotts-vergessene Päbste/ das findet sich nirgend in Gottes Wort.

IX. Es eyfferen doch alle Catholischen einhelliglich darauff/ daß dieser Spruch/ Du bist Petrus &c. zu verstehen seye von der Unfehlbarkeit Petri und aller Römischen Päbsten in Glaubens-sachen.

Antwort. Zu verwunderen ist es auch/ daß die Papisten von der gantzen übrigen H. Schrifft so wenig Wesens machen/ und derselbigen klare Wort über und unter sich kehren / wan sie nur diesen eintzigen tunckelen Spruch/ du bist Petrus/ behaupten/ und auf alle Römische Päbste gezwungener Weise verdrehen mögen. Verständiger thäten sie ja/ daß sie die übrige Sprüch in Gottes Wort/ so da deutlich und Sonnen-klar der Päbsten grobe Glaubens-Fehler für Augen stellen/ auff und annähmen/ und diesen auf die Unfehlbarkeit der Päbsten verlenckten und verschraufften Spruch in Gottes Nahmen fahren liessen. Dan zum exempel, wie deutlich stellet nicht das Wort Gottes für die Niessung des H. Abendmahls unter beyden Gestalten &c.? aber dannoch müssen solche klare Sprüch weniger gelten / als jener dunckele Spruch/ du bist Petrus &c. welcher nohtwendig so viel heissen muß / als alle Römische Päbste können nicht fehlen/ trutz unzähligen anderen klaren Sprüchen der H. Schrifft/ welche handgreifflich bezeugen/ daß die Römische Päbste wircklich gar grob gefehlet haben. O Blindheit! Summa auf die Verkehrung und Verketzerung dieses eintzigen Spruchs/ du bist Petrus/ welchen der Pabst so liederlich auf sein Vorhaben verdrehet/ und auf den eingebildeten

Glorreich-regierende Kayserl. Majestät hat zum belorberten Hertzog von Marleborugh, und zu keinem andern mit austrücklichen Worten gesagt: Du bist der Felse / und auf diesen Felsen wil ich mein Reich bauen/ und die Frantzosen sollen es nicht überwältigen; ergo so ist der tapffere Held und Hertzog Eugenius kein solcher Felse/ und müssen nur alle Nachfahren des Hertzogs von Marleborough die Frantzosen sieghafft bezwingen/ und des Kaysers Reich als Felsen unterstützen. Dis lasse mir seyn eine artige papistische Folgerey und Schluß-kunst. Welches daher noch ungereimter wird/ weilen nach Zeugnüß des Göttlichen Worts/ nicht Petrus/ sondern Paulus ist Römischer Bischoff gewesen; dan S. Paulus spricht klar gnug Gal. 2. v. 7. Ihm seye vertrauet das Evangelium an die Vorhaut/ oder die Heyden/ (dergleichen die Römer waren) Petro aber das Evangelium an die Beschneidung oder Juden (die Römer aber waren keine Juden/ und folgens war auch Petrus ihr Bischoff nicht) kan also Petrus keine Nachfolger als Glaubens-Felsen hinterlassen haben auf seinem Bischöfflichen Sitz zu Rom/ weilen dieser Sitz Petri zu Rom niemahls gewesen ist; Hat demnach Christus zum höchsten seine Kirch gebauet auf Petrum an dem Ort/ da Petrus sein Apostel-Amt hat verrichtet/ und eben so wohl ohne einigem Nachsatz auf die andern Aposteln an denen Orten/ da sie ihr Apostel-Amt vertraten. Zudem / wan ja Christus seine Kirch soll gebauet haben auf Petrum als einen Felsen/ so wird er sie ja wohl nicht länger auf ihn gebauet haben/ als dieser Felsen gewehrt hat/ nemlich bey dessen Lebzeiten; gleichwie ietzund Ihro Kayserl. Majestät ihr Reich bauen auf den Hertzog von Marleborough und Eugenium so lang sie leben/ und die Armée anführen. Daß aber Christus seine Kirch auch nach dem Tod Petri solte gebauet haben auf Petrum, will geschweigen auf alle liederliche und Gotts-vergessene Päbste/ das findet sich nirgend in Gottes Wort.

IX. Es eyfferen doch alle Catholischen einhelliglich darauff/ daß dieser Spruch/ Du bist Petrus &c. zu verstehen seye von der Unfehlbarkeit Petri und aller Römischen Päbsten in Glaubens-sachen.

Antwort. Zu verwunderen ist es auch/ daß die Papisten von der gantzen übrigen H. Schrifft so wenig Wesens machen/ und derselbigen klare Wort über und unter sich kehren / wan sie nur diesen eintzigen tunckelen Spruch/ du bist Petrus/ behaupten/ und auf alle Römische Päbste gezwungener Weise verdrehen mögen. Verständiger thäten sie ja/ daß sie die übrige Sprüch in Gottes Wort/ so da deutlich und Sonnen-klar der Päbsten grobe Glaubens-Fehler für Augen stellen/ auff und annähmen/ und diesen auf die Unfehlbarkeit der Päbsten verlenckten und verschraufften Spruch in Gottes Nahmen fahren liessen. Dan zum exempel, wie deutlich stellet nicht das Wort Gottes für die Niessung des H. Abendmahls unter beyden Gestalten &c.? aber dannoch müssen solche klare Sprüch weniger gelten / als jener dunckele Spruch/ du bist Petrus &c. welcher nohtwendig so viel heissen muß / als alle Römische Päbste können nicht fehlen/ trutz unzähligen anderen klaren Sprüchen der H. Schrifft/ welche handgreifflich bezeugen/ daß die Römische Päbste wircklich gar grob gefehlet haben. O Blindheit! Summa auf die Verkehrung und Verketzerung dieses eintzigen Spruchs/ du bist Petrus/ welchen der Pabst so liederlich auf sein Vorhaben verdrehet/ und auf den eingebildeten

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Glorreich-regierende Kayserl. Majestät hat zum belorberten Hertzog von            Marleborugh, und zu keinem andern mit austrücklichen Worten gesagt: Du bist der Felse /            und auf diesen Felsen wil ich mein Reich bauen/ und die Frantzosen sollen es nicht            überwältigen; ergo so ist der tapffere Held und Hertzog Eugenius kein solcher Felse/ und            müssen nur alle Nachfahren des Hertzogs von Marleborough die Frantzosen sieghafft            bezwingen/ und des Kaysers Reich als Felsen unterstützen. Dis lasse mir seyn eine artige            papistische Folgerey und Schluß-kunst. Welches daher noch ungereimter wird/ weilen nach            Zeugnüß des Göttlichen Worts/ nicht Petrus/ sondern Paulus ist Römischer Bischoff            gewesen; dan S. Paulus spricht klar gnug Gal. 2. v. 7. Ihm seye vertrauet das Evangelium            an die Vorhaut/ oder die Heyden/ (dergleichen die Römer waren) Petro aber das Evangelium            an die Beschneidung oder Juden (die Römer aber waren keine Juden/ und folgens war auch            Petrus ihr Bischoff nicht) kan also Petrus keine Nachfolger als Glaubens-Felsen            hinterlassen haben auf seinem Bischöfflichen Sitz zu Rom/ weilen dieser Sitz Petri zu Rom            niemahls gewesen ist; Hat demnach Christus zum höchsten seine Kirch gebauet auf Petrum an            dem Ort/ da Petrus sein Apostel-Amt hat verrichtet/ und eben so wohl ohne einigem            Nachsatz auf die andern Aposteln an denen Orten/ da sie ihr Apostel-Amt vertraten. Zudem           / wan ja Christus seine Kirch soll gebauet haben auf Petrum als einen Felsen/ so wird er            sie ja wohl nicht länger auf ihn gebauet haben/ als dieser Felsen gewehrt hat/ nemlich            bey dessen Lebzeiten; gleichwie ietzund Ihro Kayserl. Majestät ihr Reich bauen auf den            Hertzog von Marleborough und Eugenium so lang sie leben/ und die Armée anführen. Daß aber            Christus seine Kirch auch nach dem Tod Petri solte gebauet haben auf Petrum, will            geschweigen auf alle liederliche und Gotts-vergessene Päbste/ das findet sich nirgend in            Gottes Wort.</p>
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        <p>Antwort. Zu verwunderen ist es auch/ daß die Papisten von der gantzen übrigen H.            Schrifft so wenig Wesens machen/ und derselbigen klare Wort über und unter sich kehren /            wan sie nur diesen eintzigen tunckelen Spruch/ du bist Petrus/ behaupten/ und auf alle            Römische Päbste gezwungener Weise verdrehen mögen. Verständiger thäten sie ja/ daß sie            die übrige Sprüch in Gottes Wort/ so da deutlich und Sonnen-klar der Päbsten grobe            Glaubens-Fehler für Augen stellen/ auff und annähmen/ und diesen auf die Unfehlbarkeit            der Päbsten verlenckten und verschraufften Spruch in Gottes Nahmen fahren liessen. Dan zum            exempel, wie deutlich stellet nicht das Wort Gottes für die Niessung des H. Abendmahls            unter beyden Gestalten &amp;c.? aber dannoch müssen solche klare Sprüch weniger gelten /            als jener dunckele Spruch/ du bist Petrus &amp;c. welcher nohtwendig so viel heissen muß           / als alle Römische Päbste können nicht fehlen/ trutz unzähligen anderen klaren Sprüchen            der H. Schrifft/ welche handgreifflich bezeugen/ daß die Römische Päbste wircklich gar            grob gefehlet haben. O Blindheit! Summa auf die Verkehrung und Verketzerung dieses            eintzigen Spruchs/ du bist Petrus/ welchen der Pabst so liederlich auf sein Vorhaben            verdrehet/ und auf den eingebildeten
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[94/0114] Glorreich-regierende Kayserl. Majestät hat zum belorberten Hertzog von Marleborugh, und zu keinem andern mit austrücklichen Worten gesagt: Du bist der Felse / und auf diesen Felsen wil ich mein Reich bauen/ und die Frantzosen sollen es nicht überwältigen; ergo so ist der tapffere Held und Hertzog Eugenius kein solcher Felse/ und müssen nur alle Nachfahren des Hertzogs von Marleborough die Frantzosen sieghafft bezwingen/ und des Kaysers Reich als Felsen unterstützen. Dis lasse mir seyn eine artige papistische Folgerey und Schluß-kunst. Welches daher noch ungereimter wird/ weilen nach Zeugnüß des Göttlichen Worts/ nicht Petrus/ sondern Paulus ist Römischer Bischoff gewesen; dan S. Paulus spricht klar gnug Gal. 2. v. 7. Ihm seye vertrauet das Evangelium an die Vorhaut/ oder die Heyden/ (dergleichen die Römer waren) Petro aber das Evangelium an die Beschneidung oder Juden (die Römer aber waren keine Juden/ und folgens war auch Petrus ihr Bischoff nicht) kan also Petrus keine Nachfolger als Glaubens-Felsen hinterlassen haben auf seinem Bischöfflichen Sitz zu Rom/ weilen dieser Sitz Petri zu Rom niemahls gewesen ist; Hat demnach Christus zum höchsten seine Kirch gebauet auf Petrum an dem Ort/ da Petrus sein Apostel-Amt hat verrichtet/ und eben so wohl ohne einigem Nachsatz auf die andern Aposteln an denen Orten/ da sie ihr Apostel-Amt vertraten. Zudem / wan ja Christus seine Kirch soll gebauet haben auf Petrum als einen Felsen/ so wird er sie ja wohl nicht länger auf ihn gebauet haben/ als dieser Felsen gewehrt hat/ nemlich bey dessen Lebzeiten; gleichwie ietzund Ihro Kayserl. Majestät ihr Reich bauen auf den Hertzog von Marleborough und Eugenium so lang sie leben/ und die Armée anführen. Daß aber Christus seine Kirch auch nach dem Tod Petri solte gebauet haben auf Petrum, will geschweigen auf alle liederliche und Gotts-vergessene Päbste/ das findet sich nirgend in Gottes Wort. IX. Es eyfferen doch alle Catholischen einhelliglich darauff/ daß dieser Spruch/ Du bist Petrus &c. zu verstehen seye von der Unfehlbarkeit Petri und aller Römischen Päbsten in Glaubens-sachen. Antwort. Zu verwunderen ist es auch/ daß die Papisten von der gantzen übrigen H. Schrifft so wenig Wesens machen/ und derselbigen klare Wort über und unter sich kehren / wan sie nur diesen eintzigen tunckelen Spruch/ du bist Petrus/ behaupten/ und auf alle Römische Päbste gezwungener Weise verdrehen mögen. Verständiger thäten sie ja/ daß sie die übrige Sprüch in Gottes Wort/ so da deutlich und Sonnen-klar der Päbsten grobe Glaubens-Fehler für Augen stellen/ auff und annähmen/ und diesen auf die Unfehlbarkeit der Päbsten verlenckten und verschraufften Spruch in Gottes Nahmen fahren liessen. Dan zum exempel, wie deutlich stellet nicht das Wort Gottes für die Niessung des H. Abendmahls unter beyden Gestalten &c.? aber dannoch müssen solche klare Sprüch weniger gelten / als jener dunckele Spruch/ du bist Petrus &c. welcher nohtwendig so viel heissen muß / als alle Römische Päbste können nicht fehlen/ trutz unzähligen anderen klaren Sprüchen der H. Schrifft/ welche handgreifflich bezeugen/ daß die Römische Päbste wircklich gar grob gefehlet haben. O Blindheit! Summa auf die Verkehrung und Verketzerung dieses eintzigen Spruchs/ du bist Petrus/ welchen der Pabst so liederlich auf sein Vorhaben verdrehet/ und auf den eingebildeten

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/114>, abgerufen am 25.11.2024.