Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Antwort. Es wollen zwar viele in Zweiffel ziehen/ ob Petrus iemahls gen Rom kommen seye / aus Ursachen/ weilen nicht zu vermuhten ist/ daß wan Petrus wäre iemahls zu Rom gewesen/ der H. Lucas, welcher in den Apostolischen Geschichten die Reisen Petri nacher Samarien/ Lydien/ Joppen/ Cesareen/ und Jerusalem so fleissig beschrieben hat/ diese so wichtige Verreisung Petri nacher Rom mit Stillschweigen wäre vorbey gangen. Wie dan auch Paulus in seiner an die Römer geschriebenen Epistel/ da er alle seine Mit-arbeiter die zu Rom waren/ grüsset/ nicht würde unterlassen haben Petrum als den führnehmsten zu grüssen/ wan er zu Rom gewesen wäre. Wie auch im gleichen nicht allerdings glaubwürdig scheinet/ daß der H. Petrus (dem sonderlich anvertraut war das Apostel-Amt der Beschneidung/ oder Juden: gleichwie im Gegentheil Paulo das Apostel-Amt der Heyden und die Predigt der Vorhaut Gal. 2. v. 7.) sein Amt den Juden zu predigen würde vernachlässiget/ und durch eine so weite Reise nacher Rom zu den Heyden sich begeben haben/ um da einen Päbstischen Sitz auffzurichten. Wie dan auch nach Aussag Chrysostomi homil. 76. in Matth. und Hieronymi, wie auch Lyrani in Matth. 23. Petrus nicht zu Rom / sondern zu Jerusalem mit seinem Bruder Andrea von den Juden solle gecreutziget und getödtet worden seyn. Aus obangezogenen Ursachen dan/ und weilen der Sitz Petri zu Rom weder mit der Jahr-Rechnung der H. Schrifft/ noch mit der Jahr-Rechnung der Kirchen-Histori-schreiber füglich überein kommt/ so mag sich Papias ein Fabelhaffter phrygischer Bischof/ (welcher nach Zeugnüß Eusebii am allerersten geschrieben daß Petrus sey zu Rom gewesen/ und wegen seines Fabel-wercks/ wodurch er nach Aussag Iustini contra Triphon. viele Christen zum Chiliasmo hat verleitet/ wenig Glauben verdienet) sich in dieser seiner historia in etwas verstossen haben. Dannoch man lasse es passiren/ daß S. Petrus zu Rom/ oder wie es die Heil. Schrifft und Hieronymus in Epist. ad Marcel. nennet / zu Babylon gewesen/ so erzwinget sich doch daraus nicht/ daß Petrus alda seinen Stuel über andere als ein Haubt der Kirchen habe erhebt: fürnemlich da die Römer als Heyden nicht Petro sondern Paulo einem Lehrer der Heyden von GOtt waren anvertraut Gal. 2. v. 7. aber dis folget nur daraus/ daß Rom nach Zeugnüß der H. Schrifft und Väteren seye die verschreite rohte Babylonische Hure. Dessen dörffen sich aber die Papisten wenig rühmen. VI. Spricht doch Christus selbst zu Petro: Du bist Petrus/ und auf diesen Felsen wil ich meine Kirche bauen/ und die Pforten der Höllen, sollen sie nicht überwältigen/ Matt. 16. v. 18. Derowegen ist Petrus, ja alle Römische Päbste als Nachfolger Petri, das Fundament und Grund der Kirchen/ und Herrscher über die Glaubens-sachen. Antwort. Das folget eben als wan man sägte/ Christus sprach zu Petro im selbigen Capitel Matt. 16. v. 23. Hebe dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich; ergo so ist nicht allein Petrus: sondern auch alle Römische Päbste/ als Nachfolger Petri der Satan und Christo ärgerlich: oder wan man also schliessen wolte/ Petrus hat dem Böswicht Malchus das Ohr abgehauen/ Ioh. 18. v. 10. ergo so haben alle Römische Päbste die Ober-Gewalt solchen ehrlosen Leuten die Ohren abzuschneiden. Im übrigen wie Christus seine Kirch auf den Felsen gebauet hat/ erklärt der H. Augustinus serm. 13. de verbis Domini da er spricht: Du bist Petrus/ und über diesen Felsen den du bekannt hast/ wil ich meine Kirche bauen: über mich selbsten/ der ich bin der Sohn des lebendigen GOttes/ wil ich meine Kirche Antwort. Es wollen zwar viele in Zweiffel ziehen/ ob Petrus iemahls gen Rom kommen seye / aus Ursachen/ weilen nicht zu vermuhten ist/ daß wan Petrus wäre iemahls zu Rom gewesen/ der H. Lucas, welcher in den Apostolischen Geschichten die Reisen Petri nacher Samarien/ Lydien/ Joppen/ Cesareen/ und Jerusalem so fleissig beschrieben hat/ diese so wichtige Verreisung Petri nacher Rom mit Stillschweigen wäre vorbey gangen. Wie dan auch Paulus in seiner an die Römer geschriebenen Epistel/ da er alle seine Mit-arbeiter die zu Rom waren/ grüsset/ nicht würde unterlassen haben Petrum als den führnehmsten zu grüssen/ wan er zu Rom gewesen wäre. Wie auch im gleichen nicht allerdings glaubwürdig scheinet/ daß der H. Petrus (dem sonderlich anvertraut war das Apostel-Amt der Beschneidung/ oder Juden: gleichwie im Gegentheil Paulo das Apostel-Amt der Heyden und die Predigt der Vorhaut Gal. 2. v. 7.) sein Amt den Juden zu predigen würde vernachlässiget/ und durch eine so weite Reise nacher Rom zu den Heyden sich begeben haben/ um da einen Päbstischen Sitz auffzurichten. Wie dan auch nach Aussag Chrysostomi homil. 76. in Matth. und Hieronymi, wie auch Lyrani in Matth. 23. Petrus nicht zu Rom / sondern zu Jerusalem mit seinem Bruder Andrea von den Juden solle gecreutziget und getödtet worden seyn. Aus obangezogenen Ursachen dan/ und weilen der Sitz Petri zu Rom weder mit der Jahr-Rechnung der H. Schrifft/ noch mit der Jahr-Rechnung der Kirchen-Histori-schreiber füglich überein kommt/ so mag sich Papias ein Fabelhaffter phrygischer Bischof/ (welcher nach Zeugnüß Eusebii am allerersten geschrieben daß Petrus sey zu Rom gewesen/ und wegen seines Fabel-wercks/ wodurch er nach Aussag Iustini contra Triphon. viele Christen zum Chiliasmo hat verleitet/ wenig Glauben verdienet) sich in dieser seiner historia in etwas verstossen haben. Dannoch man lasse es passiren/ daß S. Petrus zu Rom/ oder wie es die Heil. Schrifft und Hieronymus in Epist. ad Marcel. nennet / zu Babylon gewesen/ so erzwinget sich doch daraus nicht/ daß Petrus alda seinen Stuel über andere als ein Haubt der Kirchen habe erhebt: fürnemlich da die Römer als Heyden nicht Petro sondern Paulo einem Lehrer der Heyden von GOtt waren anvertraut Gal. 2. v. 7. aber dis folget nur daraus/ daß Rom nach Zeugnüß der H. Schrifft und Väteren seye die verschreite rohte Babylonische Hure. Dessen dörffen sich aber die Papisten wenig rühmen. VI. Spricht doch Christus selbst zu Petro: Du bist Petrus/ und auf diesen Felsen wil ich meine Kirche bauen/ und die Pforten der Höllen, sollen sie nicht überwältigen/ Matt. 16. v. 18. Derowegen ist Petrus, ja alle Römische Päbste als Nachfolger Petri, das Fundament und Grund der Kirchen/ und Herrscher über die Glaubens-sachen. Antwort. Das folget eben als wan man sägte/ Christus sprach zu Petro im selbigen Capitel Matt. 16. v. 23. Hebe dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich; ergo so ist nicht allein Petrus: sondern auch alle Römische Päbste/ als Nachfolger Petri der Satan und Christo ärgerlich: oder wan man also schliessen wolte/ Petrus hat dem Böswicht Malchus das Ohr abgehauen/ Ioh. 18. v. 10. ergo so haben alle Römische Päbste die Ober-Gewalt solchen ehrlosen Leuten die Ohren abzuschneiden. Im übrigen wie Christus seine Kirch auf den Felsen gebauet hat/ erklärt der H. Augustinus serm. 13. de verbis Domini da er spricht: Du bist Petrus/ und über diesen Felsen den du bekannt hast/ wil ich meine Kirche bauen: über mich selbsten/ der ich bin der Sohn des lebendigen GOttes/ wil ich meine Kirche <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0112" n="92"/> <p>Antwort. Es wollen zwar viele in Zweiffel ziehen/ ob Petrus iemahls gen Rom kommen seye / aus Ursachen/ weilen nicht zu vermuhten ist/ daß wan Petrus wäre iemahls zu Rom gewesen/ der H. Lucas, welcher in den Apostolischen Geschichten die Reisen Petri nacher Samarien/ Lydien/ Joppen/ Cesareen/ und Jerusalem so fleissig beschrieben hat/ diese so wichtige Verreisung Petri nacher Rom mit Stillschweigen wäre vorbey gangen. Wie dan auch Paulus in seiner an die Römer geschriebenen Epistel/ da er alle seine Mit-arbeiter die zu Rom waren/ grüsset/ nicht würde unterlassen haben Petrum als den führnehmsten zu grüssen/ wan er zu Rom gewesen wäre. Wie auch im gleichen nicht allerdings glaubwürdig scheinet/ daß der H. Petrus (dem sonderlich anvertraut war das Apostel-Amt der Beschneidung/ oder Juden: gleichwie im Gegentheil Paulo das Apostel-Amt der Heyden und die Predigt der Vorhaut Gal. 2. v. 7.) sein Amt den Juden zu predigen würde vernachlässiget/ und durch eine so weite Reise nacher Rom zu den Heyden sich begeben haben/ um da einen Päbstischen Sitz auffzurichten. Wie dan auch nach Aussag Chrysostomi homil. 76. in Matth. und Hieronymi, wie auch Lyrani in Matth. 23. Petrus nicht zu Rom / sondern zu Jerusalem mit seinem Bruder Andrea von den Juden solle gecreutziget und getödtet worden seyn. Aus obangezogenen Ursachen dan/ und weilen der Sitz Petri zu Rom weder mit der Jahr-Rechnung der H. Schrifft/ noch mit der Jahr-Rechnung der Kirchen-Histori-schreiber füglich überein kommt/ so mag sich Papias ein Fabelhaffter phrygischer Bischof/ (welcher nach Zeugnüß Eusebii am allerersten geschrieben daß Petrus sey zu Rom gewesen/ und wegen seines Fabel-wercks/ wodurch er nach Aussag Iustini contra Triphon. viele Christen zum Chiliasmo hat verleitet/ wenig Glauben verdienet) sich in dieser seiner historia in etwas verstossen haben. Dannoch man lasse es passiren/ daß S. Petrus zu Rom/ oder wie es die Heil. Schrifft und Hieronymus in Epist. ad Marcel. nennet / zu Babylon gewesen/ so erzwinget sich doch daraus nicht/ daß Petrus alda seinen Stuel über andere als ein Haubt der Kirchen habe erhebt: fürnemlich da die Römer als Heyden nicht Petro sondern Paulo einem Lehrer der Heyden von GOtt waren anvertraut Gal. 2. v. 7. aber dis folget nur daraus/ daß Rom nach Zeugnüß der H. Schrifft und Väteren seye die verschreite rohte Babylonische Hure. Dessen dörffen sich aber die Papisten wenig rühmen.</p> <p>VI. Spricht doch Christus selbst zu Petro: Du bist Petrus/ und auf diesen Felsen wil ich meine Kirche bauen/ und die Pforten der Höllen, sollen sie nicht überwältigen/ Matt. 16. v. 18. Derowegen ist Petrus, ja alle Römische Päbste als Nachfolger Petri, das Fundament und Grund der Kirchen/ und Herrscher über die Glaubens-sachen.</p> <p>Antwort. Das folget eben als wan man sägte/ Christus sprach zu Petro im selbigen Capitel Matt. 16. v. 23. Hebe dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich; ergo so ist nicht allein Petrus: sondern auch alle Römische Päbste/ als Nachfolger Petri der Satan und Christo ärgerlich: oder wan man also schliessen wolte/ Petrus hat dem Böswicht Malchus das Ohr abgehauen/ Ioh. 18. v. 10. ergo so haben alle Römische Päbste die Ober-Gewalt solchen ehrlosen Leuten die Ohren abzuschneiden. Im übrigen wie Christus seine Kirch auf den Felsen gebauet hat/ erklärt der H. Augustinus serm. 13. de verbis Domini da er spricht: Du bist Petrus/ und über diesen Felsen den du bekannt hast/ wil ich meine Kirche bauen: über mich selbsten/ der ich bin der Sohn des lebendigen GOttes/ wil ich meine Kirche </p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0112]
Antwort. Es wollen zwar viele in Zweiffel ziehen/ ob Petrus iemahls gen Rom kommen seye / aus Ursachen/ weilen nicht zu vermuhten ist/ daß wan Petrus wäre iemahls zu Rom gewesen/ der H. Lucas, welcher in den Apostolischen Geschichten die Reisen Petri nacher Samarien/ Lydien/ Joppen/ Cesareen/ und Jerusalem so fleissig beschrieben hat/ diese so wichtige Verreisung Petri nacher Rom mit Stillschweigen wäre vorbey gangen. Wie dan auch Paulus in seiner an die Römer geschriebenen Epistel/ da er alle seine Mit-arbeiter die zu Rom waren/ grüsset/ nicht würde unterlassen haben Petrum als den führnehmsten zu grüssen/ wan er zu Rom gewesen wäre. Wie auch im gleichen nicht allerdings glaubwürdig scheinet/ daß der H. Petrus (dem sonderlich anvertraut war das Apostel-Amt der Beschneidung/ oder Juden: gleichwie im Gegentheil Paulo das Apostel-Amt der Heyden und die Predigt der Vorhaut Gal. 2. v. 7.) sein Amt den Juden zu predigen würde vernachlässiget/ und durch eine so weite Reise nacher Rom zu den Heyden sich begeben haben/ um da einen Päbstischen Sitz auffzurichten. Wie dan auch nach Aussag Chrysostomi homil. 76. in Matth. und Hieronymi, wie auch Lyrani in Matth. 23. Petrus nicht zu Rom / sondern zu Jerusalem mit seinem Bruder Andrea von den Juden solle gecreutziget und getödtet worden seyn. Aus obangezogenen Ursachen dan/ und weilen der Sitz Petri zu Rom weder mit der Jahr-Rechnung der H. Schrifft/ noch mit der Jahr-Rechnung der Kirchen-Histori-schreiber füglich überein kommt/ so mag sich Papias ein Fabelhaffter phrygischer Bischof/ (welcher nach Zeugnüß Eusebii am allerersten geschrieben daß Petrus sey zu Rom gewesen/ und wegen seines Fabel-wercks/ wodurch er nach Aussag Iustini contra Triphon. viele Christen zum Chiliasmo hat verleitet/ wenig Glauben verdienet) sich in dieser seiner historia in etwas verstossen haben. Dannoch man lasse es passiren/ daß S. Petrus zu Rom/ oder wie es die Heil. Schrifft und Hieronymus in Epist. ad Marcel. nennet / zu Babylon gewesen/ so erzwinget sich doch daraus nicht/ daß Petrus alda seinen Stuel über andere als ein Haubt der Kirchen habe erhebt: fürnemlich da die Römer als Heyden nicht Petro sondern Paulo einem Lehrer der Heyden von GOtt waren anvertraut Gal. 2. v. 7. aber dis folget nur daraus/ daß Rom nach Zeugnüß der H. Schrifft und Väteren seye die verschreite rohte Babylonische Hure. Dessen dörffen sich aber die Papisten wenig rühmen.
VI. Spricht doch Christus selbst zu Petro: Du bist Petrus/ und auf diesen Felsen wil ich meine Kirche bauen/ und die Pforten der Höllen, sollen sie nicht überwältigen/ Matt. 16. v. 18. Derowegen ist Petrus, ja alle Römische Päbste als Nachfolger Petri, das Fundament und Grund der Kirchen/ und Herrscher über die Glaubens-sachen.
Antwort. Das folget eben als wan man sägte/ Christus sprach zu Petro im selbigen Capitel Matt. 16. v. 23. Hebe dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich; ergo so ist nicht allein Petrus: sondern auch alle Römische Päbste/ als Nachfolger Petri der Satan und Christo ärgerlich: oder wan man also schliessen wolte/ Petrus hat dem Böswicht Malchus das Ohr abgehauen/ Ioh. 18. v. 10. ergo so haben alle Römische Päbste die Ober-Gewalt solchen ehrlosen Leuten die Ohren abzuschneiden. Im übrigen wie Christus seine Kirch auf den Felsen gebauet hat/ erklärt der H. Augustinus serm. 13. de verbis Domini da er spricht: Du bist Petrus/ und über diesen Felsen den du bekannt hast/ wil ich meine Kirche bauen: über mich selbsten/ der ich bin der Sohn des lebendigen GOttes/ wil ich meine Kirche
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/112>, abgerufen am 31.07.2024. |