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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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dern dem Gedicht des Pabstes seinen Ober-Gewalt mit Danck zumessen müssen.

Die dritte Frage

Ob Petrus von Christo Gewalt empsangen über die Glaubenssachen zu herrschen/ und einen solchen Vorzug erhalten/ vermöge dessen dem Pabst zu Rom erlaubt seye/ nach seinem Willen und Wohlgefallen einen unverwerfflichen Ausspruch zu thun?

DAr sagen wir Nein zu aus folgenden Ursachen:

Dan erstlich: so ist Christus allein derjenige von dem sein himmlischer Vater gesagt hat: Den sollt ihr hören Matt. 17. v. 5. Und Christus selbsten spricht Matt. 23. Einer ist eur Meister Christus: ihr aber seyd alle Brüder.

Zweytens: S. Paulus spricht: So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würden Evangelium predigen anders dan das wir euch geprediget haben/ der sey verflucht Gal. I. v. 8.

Drittens: wan der Papisten Fürgeben solte statt haben/ so hätten Christus und Paulus Unrecht daran gethan/ daß sie ihre Zuhörer in die Schrifft gewiesen: dan sie hätten ja sie dergestalt billiger zu S. Petro verweisen können und sollen.

Vierdtens: So verweiset uns doch S. Petrus selbst zu dem Prophetischen Wort/ mit Anzeigung/ daß wir wohl daran thun/ wan wir dasselbige in guter Achtung haben 2. Pet. I. v. 19. Er gedencket aber im geringsten keines Vorzugs/ den etwa er vor andern haben solte.

Fünfftens: ja Christus selbsten hat sich niemahls in seinen Predigten einer solchen Päbstlichen Hochheit angemasset: sondern allwegen seine Lehr aus der Schrifft dargethan und erwiesen.

Sechstens: Und was hätte vonnöhten gethan/ daß man über einen Puncten alle Aposteln zusammen forderte/ act. 15. wan der Apostel Petrus allein derjenige hätte seyn sollen / so da alle Religions-Puncten hätte sollen entscheiden?

Siebentens: So hat auch der Apostel Paulus Gal. I. v. 12. nicht wollen dar für angesehn seyn/ daß er sich habe irgend Bescheids erhohlet bey S. Petro, was und wie er lehren solle: daran dan freylich S. Paulus Unrecht gethan hätte/ wan dem Apostel Petro die Hochheit in Glaubens-sachen wäre anvertrauet gewesen.

Achtens: Und dieweilen Petrus selbsten nicht richtig gewandelt hat nach der Warheit des Evangelii, da er sich von den Heyden und ihren Speisen entzogen/ und mit den Juden nach ihrem Gesetz und Unterscheid der Speisen geheuchelt hat: also/ daß S. Paulus ihm dasselbige für allen öffentlich ins Gesicht hat fürgerücket/ und ihn darum hart zu Red gesetzet/ Gal. 2. Ey so ist ja nicht glaublich/ daß S. Petro solche Herrschung über die Glaubens-sachen seye anbefohlen/ und vertrauet gewesen.

dern dem Gedicht des Pabstes seinen Ober-Gewalt mit Danck zumessen müssen.

Die dritte Frage

Ob Petrus von Christo Gewalt empsangen über die Glaubenssachen zu herrschen/ und einen solchen Vorzug erhalten/ vermöge dessen dem Pabst zu Rom erlaubt seye/ nach seinem Willen und Wohlgefallen einen unverwerfflichen Ausspruch zu thun?

DAr sagen wir Nein zu aus folgenden Ursachen:

Dan erstlich: so ist Christus allein derjenige von dem sein himmlischer Vater gesagt hat: Den sollt ihr hören Matt. 17. v. 5. Und Christus selbsten spricht Matt. 23. Einer ist eur Meister Christus: ihr aber seyd alle Brüder.

Zweytens: S. Paulus spricht: So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würden Evangelium predigen anders dan das wir euch geprediget haben/ der sey verflucht Gal. I. v. 8.

Drittens: wan der Papisten Fürgeben solte statt haben/ so hätten Christus und Paulus Unrecht daran gethan/ daß sie ihre Zuhörer in die Schrifft gewiesen: dan sie hätten ja sie dergestalt billiger zu S. Petro verweisen können und sollen.

Vierdtens: So verweiset uns doch S. Petrus selbst zu dem Prophetischen Wort/ mit Anzeigung/ daß wir wohl daran thun/ wan wir dasselbige in guter Achtung haben 2. Pet. I. v. 19. Er gedencket aber im geringsten keines Vorzugs/ den etwa er vor andern haben solte.

Fünfftens: ja Christus selbsten hat sich niemahls in seinen Predigten einer solchen Päbstlichen Hochheit angemasset: sondern allwegen seine Lehr aus der Schrifft dargethan und erwiesen.

Sechstens: Und was hätte vonnöhten gethan/ daß man über einen Puncten alle Aposteln zusammen forderte/ act. 15. wan der Apostel Petrus allein derjenige hätte seyn sollen / so da alle Religions-Puncten hätte sollen entscheiden?

Siebentens: So hat auch der Apostel Paulus Gal. I. v. 12. nicht wollen dar für angesehn seyn/ daß er sich habe irgend Bescheids erhohlet bey S. Petro, was und wie er lehren solle: daran dan freylich S. Paulus Unrecht gethan hätte/ wan dem Apostel Petro die Hochheit in Glaubens-sachen wäre anvertrauet gewesen.

Achtens: Und dieweilen Petrus selbsten nicht richtig gewandelt hat nach der Warheit des Evangelii, da er sich von den Heyden und ihren Speisen entzogen/ und mit den Juden nach ihrem Gesetz und Unterscheid der Speisen geheuchelt hat: also/ daß S. Paulus ihm dasselbige für allen öffentlich ins Gesicht hat fürgerücket/ und ihn darum hart zu Red gesetzet/ Gal. 2. Ey so ist ja nicht glaublich/ daß S. Petro solche Herrschung über die Glaubens-sachen seye anbefohlen/ und vertrauet gewesen.

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dern dem Gedicht des Pabstes seinen Ober-Gewalt mit Danck zumessen müssen.</p>
        <p>Die dritte Frage</p>
        <p>Ob Petrus von Christo Gewalt empsangen über die Glaubenssachen zu herrschen/ und einen            solchen Vorzug erhalten/ vermöge dessen dem Pabst zu Rom erlaubt seye/ nach seinem            Willen und Wohlgefallen einen unverwerfflichen Ausspruch zu thun?</p>
        <p>DAr sagen wir Nein zu aus folgenden Ursachen:</p>
        <p>Dan erstlich: so ist Christus allein derjenige von dem sein himmlischer Vater gesagt hat:            Den sollt ihr hören Matt. 17. v. 5. Und Christus selbsten spricht Matt. 23. Einer ist eur            Meister Christus: ihr aber seyd alle Brüder.</p>
        <p>Zweytens: S. Paulus spricht: So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würden Evangelium            predigen anders dan das wir euch geprediget haben/ der sey verflucht Gal. I. v. 8.</p>
        <p>Drittens: wan der Papisten Fürgeben solte statt haben/ so hätten Christus und Paulus            Unrecht daran gethan/ daß sie ihre Zuhörer in die Schrifft gewiesen: dan sie hätten ja            sie dergestalt billiger zu S. Petro verweisen können und sollen.</p>
        <p>Vierdtens: So verweiset uns doch S. Petrus selbst zu dem Prophetischen Wort/ mit            Anzeigung/ daß wir wohl daran thun/ wan wir dasselbige in guter Achtung haben 2. Pet. I.            v. 19. Er gedencket aber im geringsten keines Vorzugs/ den etwa er vor andern haben            solte.</p>
        <p>Fünfftens: ja Christus selbsten hat sich niemahls in seinen Predigten einer solchen            Päbstlichen Hochheit angemasset: sondern allwegen seine Lehr aus der Schrifft dargethan            und erwiesen.</p>
        <p>Sechstens: Und was hätte vonnöhten gethan/ daß man über einen Puncten alle Aposteln            zusammen forderte/ act. 15. wan der Apostel Petrus allein derjenige hätte seyn sollen /            so da alle Religions-Puncten hätte sollen entscheiden?</p>
        <p>Siebentens: So hat auch der Apostel Paulus Gal. I. v. 12. nicht wollen dar für angesehn            seyn/ daß er sich habe irgend Bescheids erhohlet bey S. Petro, was und wie er lehren            solle: daran dan freylich S. Paulus Unrecht gethan hätte/ wan dem Apostel Petro die            Hochheit in Glaubens-sachen wäre anvertrauet gewesen.</p>
        <p>Achtens: Und dieweilen Petrus selbsten nicht richtig gewandelt hat nach der Warheit des            Evangelii, da er sich von den Heyden und ihren Speisen entzogen/ und mit den Juden nach            ihrem Gesetz und Unterscheid der Speisen geheuchelt hat: also/ daß S. Paulus ihm            dasselbige für allen öffentlich ins Gesicht hat fürgerücket/ und ihn darum hart zu Red            gesetzet/ Gal. 2. Ey so ist ja nicht glaublich/ daß S. Petro solche Herrschung über die            Glaubens-sachen seye anbefohlen/ und vertrauet gewesen.</p>
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[90/0110] dern dem Gedicht des Pabstes seinen Ober-Gewalt mit Danck zumessen müssen. Die dritte Frage Ob Petrus von Christo Gewalt empsangen über die Glaubenssachen zu herrschen/ und einen solchen Vorzug erhalten/ vermöge dessen dem Pabst zu Rom erlaubt seye/ nach seinem Willen und Wohlgefallen einen unverwerfflichen Ausspruch zu thun? DAr sagen wir Nein zu aus folgenden Ursachen: Dan erstlich: so ist Christus allein derjenige von dem sein himmlischer Vater gesagt hat: Den sollt ihr hören Matt. 17. v. 5. Und Christus selbsten spricht Matt. 23. Einer ist eur Meister Christus: ihr aber seyd alle Brüder. Zweytens: S. Paulus spricht: So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würden Evangelium predigen anders dan das wir euch geprediget haben/ der sey verflucht Gal. I. v. 8. Drittens: wan der Papisten Fürgeben solte statt haben/ so hätten Christus und Paulus Unrecht daran gethan/ daß sie ihre Zuhörer in die Schrifft gewiesen: dan sie hätten ja sie dergestalt billiger zu S. Petro verweisen können und sollen. Vierdtens: So verweiset uns doch S. Petrus selbst zu dem Prophetischen Wort/ mit Anzeigung/ daß wir wohl daran thun/ wan wir dasselbige in guter Achtung haben 2. Pet. I. v. 19. Er gedencket aber im geringsten keines Vorzugs/ den etwa er vor andern haben solte. Fünfftens: ja Christus selbsten hat sich niemahls in seinen Predigten einer solchen Päbstlichen Hochheit angemasset: sondern allwegen seine Lehr aus der Schrifft dargethan und erwiesen. Sechstens: Und was hätte vonnöhten gethan/ daß man über einen Puncten alle Aposteln zusammen forderte/ act. 15. wan der Apostel Petrus allein derjenige hätte seyn sollen / so da alle Religions-Puncten hätte sollen entscheiden? Siebentens: So hat auch der Apostel Paulus Gal. I. v. 12. nicht wollen dar für angesehn seyn/ daß er sich habe irgend Bescheids erhohlet bey S. Petro, was und wie er lehren solle: daran dan freylich S. Paulus Unrecht gethan hätte/ wan dem Apostel Petro die Hochheit in Glaubens-sachen wäre anvertrauet gewesen. Achtens: Und dieweilen Petrus selbsten nicht richtig gewandelt hat nach der Warheit des Evangelii, da er sich von den Heyden und ihren Speisen entzogen/ und mit den Juden nach ihrem Gesetz und Unterscheid der Speisen geheuchelt hat: also/ daß S. Paulus ihm dasselbige für allen öffentlich ins Gesicht hat fürgerücket/ und ihn darum hart zu Red gesetzet/ Gal. 2. Ey so ist ja nicht glaublich/ daß S. Petro solche Herrschung über die Glaubens-sachen seye anbefohlen/ und vertrauet gewesen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/110>, abgerufen am 24.11.2024.