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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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sie herrschen solte/ folget nicht. So setzet auch der H. Paulus in seiner Ordnung Petrum nicht zum ersten: sondern zum zweyten Gal. 2. v. 9. da er führet diese Ordnung: Jacobus/ Petrus/ und Joannes.

II. Spricht ja Christus zu Petro: Weyde meine Schaffe/ Joh. 20. Nun wird er freylich solche Wort zu ihm nicht vergeblich gesagt haben/ sondern den primat und Oberstelle darmit haben andeuten wollen.

Antwort. Christus hat dem Petro mit diesen Worten das Predig-Amt befohlen/ wie die Umstände des Textes gnugsam zu verstehen geben: davon auch Ieremias cap. 3. v. 15. spricht: Ich wil euch Hirten geben/ die werden euch mit Weißheit und Lehre weiden. Daß aber Schaffe weiden so viel heissen soll/ als herrschen/ und das oberste Haubt seyn / solches läst sich wohl sagen: es muß aber auch bewiesen werden. So spricht auch Christus nie: weyde alle meine Schaffe: sondern nur/ weyde meine Schaffe. Schaff weiden/ und alle Schaff weiden/ ist zweyerley.

III. Hat doch auch Christus für Petrum und nicht für die andre Aposteln den Zins-Groschen geben/ Matt. 17. so ist ja Petrus der oberste unter den Aposteln.

Antwort. Helffe was helffen mag: sucht Stüel und Bänck zusammen/ ob man den Römischen Stuel flicken möge. Wo wills doch endlich hinaus mit der subtilen Päbstischen Schluß-kunst? Warum folgert man nicht auf gleiche Weise also: Der H. Joannes hat im letzten Abendmahl dem HERRN auf dem Hertzen geruhet und nicht Petrus Iohan. 21. v. 20. ergo ist nicht Petrus/ sondern Ioannes der oberste unter den Aposteln?

IV. Es ist doch Christus nach seiner Erständnüß zuerst für allen andern Aposteln Petro erschienen Luc. 24. v. 34. Diß ist ja ein Zeichen/ daß Petrus habe den Ober-Gewalt für allen andren Aposteln/ und seye von Christo zum Pabst erwehlet.

Antwort. Für allen ist Christus am ersten erschienen Mariae Magdalenae, Ioh. 20. v. 14. so habt ihr schon nach eurer Folgerey auch eine Pästinne.

V. Hat doch Christus den Nahmen Petri verändert Joh. I. v. 42. da er sprach: Du bist Simon Jonas Sohn/ du solst Cephas heissen: Diß ist ja ein besonders Zeichen des Ober-gewalts in Petro.

Antwort. Es hat auch Christus Jacobum und Joannem genennt Boanerges, oder Donner-Kinder Marc. 3. v. 17. Wan also die Veränderung des Nahmen etwas gelten solte/ so hat annoch Petrus nichts besonders. Zudem ist nicht allein dem Iohanni der Nahm verändert: sondern er hat auch dem HERRN auf der Brust geruhet im Abendmahl Ioh. 21. v. 20. so hat annoch nach dieser Folgerey Johannes für Petro den Vorzug zum Pabstum.

VI. Es wird aber Petrus für andern Aposteln eine Felse genennt Matt. 16. v. 18. so muß ja Petrus für andern Aposteln etwas besonders gehabt haben.

Antwort. Die Papisten damit sie ihren ertichteten Römischen Stuel mögen stützen so gut oder böß als sie können/ eigenen dem Petro etwas besonders zu: aber hiervon weiß die H. Schrifft nichtes; dan Paulus Eph. 2. v. 20. sagt insgemein: Ihr seyd erbauet auf den Grund der Aposteln und Propheten/ da Jesus Christus der Eckstein ist/ ohne eintzige besondere Meldung des Petri. So spricht auch Ioannes apoc. 21. v. 14. Die Maur der Stadt hat zwölff Gründe/ und in denselbigen die zwölff Nahmen der zwölff Aposteln: Daß aber der Nahm des H. Petri daselbst solte höher geschrieben und auffgezeichnet seyn/ davon meldet die Schrifft im

sie herrschen solte/ folget nicht. So setzet auch der H. Paulus in seiner Ordnung Petrum nicht zum ersten: sondern zum zweyten Gal. 2. v. 9. da er führet diese Ordnung: Jacobus/ Petrus/ und Joannes.

II. Spricht ja Christus zu Petro: Weyde meine Schaffe/ Joh. 20. Nun wird er freylich solche Wort zu ihm nicht vergeblich gesagt haben/ sondern den primat und Oberstelle darmit haben andeuten wollen.

Antwort. Christus hat dem Petro mit diesen Worten das Predig-Amt befohlen/ wie die Umstände des Textes gnugsam zu verstehen geben: davon auch Ieremias cap. 3. v. 15. spricht: Ich wil euch Hirten geben/ die werden euch mit Weißheit und Lehre weiden. Daß aber Schaffe weiden so viel heissen soll/ als herrschen/ und das oberste Haubt seyn / solches läst sich wohl sagen: es muß aber auch bewiesen werden. So spricht auch Christus nie: weyde alle meine Schaffe: sondern nur/ weyde meine Schaffe. Schaff weiden/ und alle Schaff weiden/ ist zweyerley.

III. Hat doch auch Christus für Petrum und nicht für die andre Aposteln den Zins-Groschen geben/ Matt. 17. so ist ja Petrus der oberste unter den Aposteln.

Antwort. Helffe was helffen mag: sucht Stüel und Bänck zusammen/ ob man den Römischen Stuel flicken möge. Wo wills doch endlich hinaus mit der subtilen Päbstischen Schluß-kunst? Warum folgert man nicht auf gleiche Weise also: Der H. Joannes hat im letzten Abendmahl dem HERRN auf dem Hertzen geruhet und nicht Petrus Iohan. 21. v. 20. ergo ist nicht Petrus/ sondern Ioannes der oberste unter den Aposteln?

IV. Es ist doch Christus nach seiner Erständnüß zuerst für allen andern Aposteln Petro erschienen Luc. 24. v. 34. Diß ist ja ein Zeichen/ daß Petrus habe den Ober-Gewalt für allen andren Aposteln/ und seye von Christo zum Pabst erwehlet.

Antwort. Für allen ist Christus am ersten erschienen Mariae Magdalenae, Ioh. 20. v. 14. so habt ihr schon nach eurer Folgerey auch eine Pästinne.

V. Hat doch Christus den Nahmen Petri verändert Joh. I. v. 42. da er sprach: Du bist Simon Jonas Sohn/ du solst Cephas heissen: Diß ist ja ein besonders Zeichen des Ober-gewalts in Petro.

Antwort. Es hat auch Christus Jacobum und Joannem genennt Boanerges, oder Donner-Kinder Marc. 3. v. 17. Wan also die Veränderung des Nahmen etwas gelten solte/ so hat annoch Petrus nichts besonders. Zudem ist nicht allein dem Iohanni der Nahm verändert: sondern er hat auch dem HERRN auf der Brust geruhet im Abendmahl Ioh. 21. v. 20. so hat annoch nach dieser Folgerey Johannes für Petro den Vorzug zum Pabstum.

VI. Es wird aber Petrus für andern Aposteln eine Felse genennt Matt. 16. v. 18. so muß ja Petrus für andern Aposteln etwas besonders gehabt haben.

Antwort. Die Papisten damit sie ihren ertichteten Römischen Stuel mögen stützen so gut oder böß als sie können/ eigenen dem Petro etwas besonders zu: aber hiervon weiß die H. Schrifft nichtes; dan Paulus Eph. 2. v. 20. sagt insgemein: Ihr seyd erbauet auf den Grund der Aposteln und Propheten/ da Jesus Christus der Eckstein ist/ ohne eintzige besondere Meldung des Petri. So spricht auch Ioannes apoc. 21. v. 14. Die Maur der Stadt hat zwölff Gründe/ und in denselbigen die zwölff Nahmen der zwölff Aposteln: Daß aber der Nahm des H. Petri daselbst solte höher geschrieben und auffgezeichnet seyn/ davon meldet die Schrifft im

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        <p>Antwort. Christus hat dem Petro mit diesen Worten das Predig-Amt befohlen/ wie die            Umstände des Textes gnugsam zu verstehen geben: davon auch Ieremias cap. 3. v. 15.            spricht: Ich wil euch Hirten geben/ die werden euch mit Weißheit und Lehre weiden. Daß            aber Schaffe weiden so viel heissen soll/ als herrschen/ und das oberste Haubt seyn /            solches läst sich wohl sagen: es muß aber auch bewiesen werden. So spricht auch Christus            nie: weyde alle meine Schaffe: sondern nur/ weyde meine Schaffe. Schaff weiden/ und alle            Schaff weiden/ ist zweyerley.</p>
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        <p>IV. Es ist doch Christus nach seiner Erständnüß zuerst für allen andern Aposteln Petro            erschienen Luc. 24. v. 34. Diß ist ja ein Zeichen/ daß Petrus habe den Ober-Gewalt für            allen andren Aposteln/ und seye von Christo zum Pabst erwehlet.</p>
        <p>Antwort. Für allen ist Christus am ersten erschienen Mariae Magdalenae, Ioh. 20. v. 14.            so habt ihr schon nach eurer Folgerey auch eine Pästinne.</p>
        <p>V. Hat doch Christus den Nahmen Petri verändert Joh. I. v. 42. da er sprach: Du bist            Simon Jonas Sohn/ du solst Cephas heissen: Diß ist ja ein besonders Zeichen des            Ober-gewalts in Petro.</p>
        <p>Antwort. Es hat auch Christus Jacobum und Joannem genennt Boanerges, oder Donner-Kinder            Marc. 3. v. 17. Wan also die Veränderung des Nahmen etwas gelten solte/ so hat annoch            Petrus nichts besonders. Zudem ist nicht allein dem Iohanni der Nahm verändert: sondern er            hat auch dem HERRN auf der Brust geruhet im Abendmahl Ioh. 21. v. 20. so hat annoch nach            dieser Folgerey Johannes für Petro den Vorzug zum Pabstum.</p>
        <p>VI. Es wird aber Petrus für andern Aposteln eine Felse genennt Matt. 16. v. 18. so muß ja            Petrus für andern Aposteln etwas besonders gehabt haben.</p>
        <p>Antwort. Die Papisten damit sie ihren ertichteten Römischen Stuel mögen stützen so gut            oder böß als sie können/ eigenen dem Petro etwas besonders zu: aber hiervon weiß die H.            Schrifft nichtes; dan Paulus Eph. 2. v. 20. sagt insgemein: Ihr seyd erbauet auf den Grund            der Aposteln und Propheten/ da Jesus Christus der Eckstein ist/ ohne eintzige besondere            Meldung des Petri. So spricht auch Ioannes apoc. 21. v. 14. Die Maur der Stadt hat zwölff            Gründe/ und in denselbigen die zwölff Nahmen der zwölff Aposteln: Daß aber der Nahm des            H. Petri daselbst solte höher geschrieben und auffgezeichnet seyn/ davon meldet die            Schrifft im
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[88/0108] sie herrschen solte/ folget nicht. So setzet auch der H. Paulus in seiner Ordnung Petrum nicht zum ersten: sondern zum zweyten Gal. 2. v. 9. da er führet diese Ordnung: Jacobus/ Petrus/ und Joannes. II. Spricht ja Christus zu Petro: Weyde meine Schaffe/ Joh. 20. Nun wird er freylich solche Wort zu ihm nicht vergeblich gesagt haben/ sondern den primat und Oberstelle darmit haben andeuten wollen. Antwort. Christus hat dem Petro mit diesen Worten das Predig-Amt befohlen/ wie die Umstände des Textes gnugsam zu verstehen geben: davon auch Ieremias cap. 3. v. 15. spricht: Ich wil euch Hirten geben/ die werden euch mit Weißheit und Lehre weiden. Daß aber Schaffe weiden so viel heissen soll/ als herrschen/ und das oberste Haubt seyn / solches läst sich wohl sagen: es muß aber auch bewiesen werden. So spricht auch Christus nie: weyde alle meine Schaffe: sondern nur/ weyde meine Schaffe. Schaff weiden/ und alle Schaff weiden/ ist zweyerley. III. Hat doch auch Christus für Petrum und nicht für die andre Aposteln den Zins-Groschen geben/ Matt. 17. so ist ja Petrus der oberste unter den Aposteln. Antwort. Helffe was helffen mag: sucht Stüel und Bänck zusammen/ ob man den Römischen Stuel flicken möge. Wo wills doch endlich hinaus mit der subtilen Päbstischen Schluß-kunst? Warum folgert man nicht auf gleiche Weise also: Der H. Joannes hat im letzten Abendmahl dem HERRN auf dem Hertzen geruhet und nicht Petrus Iohan. 21. v. 20. ergo ist nicht Petrus/ sondern Ioannes der oberste unter den Aposteln? IV. Es ist doch Christus nach seiner Erständnüß zuerst für allen andern Aposteln Petro erschienen Luc. 24. v. 34. Diß ist ja ein Zeichen/ daß Petrus habe den Ober-Gewalt für allen andren Aposteln/ und seye von Christo zum Pabst erwehlet. Antwort. Für allen ist Christus am ersten erschienen Mariae Magdalenae, Ioh. 20. v. 14. so habt ihr schon nach eurer Folgerey auch eine Pästinne. V. Hat doch Christus den Nahmen Petri verändert Joh. I. v. 42. da er sprach: Du bist Simon Jonas Sohn/ du solst Cephas heissen: Diß ist ja ein besonders Zeichen des Ober-gewalts in Petro. Antwort. Es hat auch Christus Jacobum und Joannem genennt Boanerges, oder Donner-Kinder Marc. 3. v. 17. Wan also die Veränderung des Nahmen etwas gelten solte/ so hat annoch Petrus nichts besonders. Zudem ist nicht allein dem Iohanni der Nahm verändert: sondern er hat auch dem HERRN auf der Brust geruhet im Abendmahl Ioh. 21. v. 20. so hat annoch nach dieser Folgerey Johannes für Petro den Vorzug zum Pabstum. VI. Es wird aber Petrus für andern Aposteln eine Felse genennt Matt. 16. v. 18. so muß ja Petrus für andern Aposteln etwas besonders gehabt haben. Antwort. Die Papisten damit sie ihren ertichteten Römischen Stuel mögen stützen so gut oder böß als sie können/ eigenen dem Petro etwas besonders zu: aber hiervon weiß die H. Schrifft nichtes; dan Paulus Eph. 2. v. 20. sagt insgemein: Ihr seyd erbauet auf den Grund der Aposteln und Propheten/ da Jesus Christus der Eckstein ist/ ohne eintzige besondere Meldung des Petri. So spricht auch Ioannes apoc. 21. v. 14. Die Maur der Stadt hat zwölff Gründe/ und in denselbigen die zwölff Nahmen der zwölff Aposteln: Daß aber der Nahm des H. Petri daselbst solte höher geschrieben und auffgezeichnet seyn/ davon meldet die Schrifft im

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/108>, abgerufen am 24.11.2024.