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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Dan erstlich/ so findet man von solchem Gewalt nichts in der H. Schrifft.

Zum andern/ so hat auch Petrus selbst ihm solche Gewalt niemahls angemasset: sondern sich den andern Aposteln allwegen gleich geachtet; wie er sich dan auch deshalben einen Mit-ältisten/ Conseniorem, nennet I. Pet. 5. v. I. Vermahnet auch daselbsten die Lehrer insgemein/ daß sie die Heerde Christi weyden sollen nicht als die übers Volck herrschen: sondern sollen Fürbilde werden der Heerde. So hat er sich auch mit Ioanne als einem gleichen Mit-gehülffen von den andern Aposteln in Samariam verschicken lassen. act. 8. v. 14. auch hats ihm nicht verdrossen/ da ihm ist fürgeworffen worden er seye zu den Heyden eingegangen/ und habe mit ihnen gegessen; sondern er hat solches seines Thuns gnugsame und wohlgegründete Ursachen angezeiget act. II. v. 4. Inmassen ihm dan auch nicht zuwider gewesen daß S. Paulus ihm unter Augen wiederstanden/ da er bey den Juden heuchlen wolte Gal. 2. v. II. Uber das so gebens die Wort S. Pauli: Wer ist Paulus? wer ist Apollo? I. Cor. 3. v. 4. klärlich zu erkennen/ daß unter den Aposteln keiner vor den andern einigen solchen Vorzug gehabt/ wie der Pabst tichtet: noch auch einiges Regiments über die andern sich angemasset habe. Wie dan auch ferners Pauli Wort Gal. 2. v. 9. solches zu erkennen geben/ da er also spricht: Da sie erkannten die Gnade die mir gegeben war Jacobus und Cephas/ (oder Petrus) und Joannes/ die für Seulen angesehen waren/ gaben sie mir und Barnaboe die rechte Hand (dextras societatis, das ist: daß wir wolten Einigkeit und gleiche Gesellschafft unter einander haben und erhalten) Er nennet auch nicht allein Petrum eine Seule: sondern alle drey nennet er Seulen; Wie er dan auch nicht Petrum, sondern Iacobum fornen an setzet/ und mit der ersten Stelle beehret.

Zum dritten/ so hat ja S. Paulus von Petro als seinem Mit-Apostel gar wenig Wesens gemacht 2. Cor. 12. v. II. da er spricht: Er seye nichts weniger dan alle Aposteln. Item er habe Petro unter Augen widerstanden/ Gal. 2. v. II. item daselbst v. 8. will er Petro nichts bevor geben/ da er spricht: Der mit Petro kräfftig ist gewesen zum Apostel-Ampt unter die Beschneidung/ der ist mit mir kräfftig gewesen unter die Heyden.

Zum Vierdten/ so ist der angemaßte primat des Pabstes zuwider dem Spruch Christi Luc. 22. Die weltliche Könige herrschen: ihr aber nicht also. Und ist ja aus den Evangelischen Historien offenbahr/ daß/ wan sich die Aposteln wegen des primats unter einander gezanckt haben Luc. 22. v. 24. &c. Christus niemahls den Apostel Petrum den andern vorgezogen; sondern sie insgemein/ und also auch Petrum zur Demuht vermahnet/ und keinen dem andern habe vorziehen wollen: welches er ja freylich würde gethan haben/ wan der Apostel Petrus den Vorzug vor andern hätte haben sollen; fürnemlich/ da auf diesem Vorzug / der Papisten Meinung nach/ das gantze Gebäu der Christenheit beruhet.

Einrede der Papisten.

I. Da die Aposteln Matt. 10. nach einander nahmhafftig gewacht werden/ da wird Petrus fornen an gesetzet/ dis ist ja freylich ein Anzeigen/ daß er der oberste unter ihnen seyn solte.

Antwort. Weilen alle nicht konten zugleich genennt werden/ muste einer der erste seyn; daß aber selbiger darum der oberste unter ihnen seyn/ und über

Dan erstlich/ so findet man von solchem Gewalt nichts in der H. Schrifft.

Zum andern/ so hat auch Petrus selbst ihm solche Gewalt niemahls angemasset: sondern sich den andern Aposteln allwegen gleich geachtet; wie er sich dan auch deshalben einen Mit-ältisten/ Conseniorem, nennet I. Pet. 5. v. I. Vermahnet auch daselbsten die Lehrer insgemein/ daß sie die Heerde Christi weyden sollen nicht als die übers Volck herrschen: sondern sollen Fürbilde werden der Heerde. So hat er sich auch mit Ioanne als einem gleichen Mit-gehülffen von den andern Aposteln in Samariam verschicken lassen. act. 8. v. 14. auch hats ihm nicht verdrossen/ da ihm ist fürgeworffen worden er seye zu den Heyden eingegangen/ und habe mit ihnen gegessen; sondern er hat solches seines Thuns gnugsame und wohlgegründete Ursachen angezeiget act. II. v. 4. Inmassen ihm dan auch nicht zuwider gewesen daß S. Paulus ihm unter Augen wiederstanden/ da er bey den Juden heuchlen wolte Gal. 2. v. II. Uber das so gebens die Wort S. Pauli: Wer ist Paulus? wer ist Apollo? I. Cor. 3. v. 4. klärlich zu erkennen/ daß unter den Aposteln keiner vor den andern einigen solchen Vorzug gehabt/ wie der Pabst tichtet: noch auch einiges Regiments über die andern sich angemasset habe. Wie dan auch ferners Pauli Wort Gal. 2. v. 9. solches zu erkennen geben/ da er also spricht: Da sie erkannten die Gnade die mir gegeben war Jacobus und Cephas/ (oder Petrus) und Joannes/ die für Seulen angesehen waren/ gaben sie mir und Barnaboe die rechte Hand (dextras societatis, das ist: daß wir wolten Einigkeit und gleiche Gesellschafft unter einander haben und erhalten) Er nennet auch nicht allein Petrum eine Seule: sondern alle drey nennet er Seulen; Wie er dan auch nicht Petrum, sondern Iacobum fornen an setzet/ und mit der ersten Stelle beehret.

Zum dritten/ so hat ja S. Paulus von Petro als seinem Mit-Apostel gar wenig Wesens gemacht 2. Cor. 12. v. II. da er spricht: Er seye nichts weniger dan alle Aposteln. Item er habe Petro unter Augen widerstanden/ Gal. 2. v. II. item daselbst v. 8. will er Petro nichts bevor geben/ da er spricht: Der mit Petro kräfftig ist gewesen zum Apostel-Ampt unter die Beschneidung/ der ist mit mir kräfftig gewesen unter die Heyden.

Zum Vierdten/ so ist der angemaßte primat des Pabstes zuwider dem Spruch Christi Luc. 22. Die weltliche Könige herrschen: ihr aber nicht also. Und ist ja aus den Evangelischen Historien offenbahr/ daß/ wan sich die Aposteln wegen des primats unter einander gezanckt haben Luc. 22. v. 24. &c. Christus niemahls den Apostel Petrum den andern vorgezogen; sondern sie insgemein/ und also auch Petrum zur Demuht vermahnet/ und keinen dem andern habe vorziehen wollen: welches er ja freylich würde gethan haben/ wan der Apostel Petrus den Vorzug vor andern hätte haben sollen; fürnemlich/ da auf diesem Vorzug / der Papisten Meinung nach/ das gantze Gebäu der Christenheit beruhet.

Einrede der Papisten.

I. Da die Aposteln Matt. 10. nach einander nahmhafftig gewacht werden/ da wird Petrus fornen an gesetzet/ dis ist ja freylich ein Anzeigen/ daß er der oberste unter ihnen seyn solte.

Antwort. Weilen alle nicht konten zugleich genennt werden/ muste einer der erste seyn; daß aber selbiger darum der oberste unter ihnen seyn/ und über

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        <p>Zum dritten/ so hat ja S. Paulus von Petro als seinem Mit-Apostel gar wenig Wesens            gemacht 2. Cor. 12. v. II. da er spricht: Er seye nichts weniger dan alle Aposteln. Item            er habe Petro unter Augen widerstanden/ Gal. 2. v. II. item daselbst v. 8. will er Petro            nichts bevor geben/ da er spricht: Der mit Petro kräfftig ist gewesen zum Apostel-Ampt            unter die Beschneidung/ der ist mit mir kräfftig gewesen unter die Heyden.</p>
        <p>Zum Vierdten/ so ist der angemaßte primat des Pabstes zuwider dem Spruch Christi Luc.            22. Die weltliche Könige herrschen: ihr aber nicht also. Und ist ja aus den Evangelischen            Historien offenbahr/ daß/ wan sich die Aposteln wegen des primats unter einander            gezanckt haben Luc. 22. v. 24. &amp;c. Christus niemahls den Apostel Petrum den andern            vorgezogen; sondern sie insgemein/ und also auch Petrum zur Demuht vermahnet/ und keinen            dem andern habe vorziehen wollen: welches er ja freylich würde gethan haben/ wan der            Apostel Petrus den Vorzug vor andern hätte haben sollen; fürnemlich/ da auf diesem Vorzug           / der Papisten Meinung nach/ das gantze Gebäu der Christenheit beruhet.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Da die Aposteln Matt. 10. nach einander nahmhafftig gewacht werden/ da wird Petrus            fornen an gesetzet/ dis ist ja freylich ein Anzeigen/ daß er der oberste unter ihnen            seyn solte.</p>
        <p>Antwort. Weilen alle nicht konten zugleich genennt werden/ muste einer der erste seyn;            daß aber selbiger darum der oberste unter ihnen seyn/ und über
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[87/0107] Dan erstlich/ so findet man von solchem Gewalt nichts in der H. Schrifft. Zum andern/ so hat auch Petrus selbst ihm solche Gewalt niemahls angemasset: sondern sich den andern Aposteln allwegen gleich geachtet; wie er sich dan auch deshalben einen Mit-ältisten/ Conseniorem, nennet I. Pet. 5. v. I. Vermahnet auch daselbsten die Lehrer insgemein/ daß sie die Heerde Christi weyden sollen nicht als die übers Volck herrschen: sondern sollen Fürbilde werden der Heerde. So hat er sich auch mit Ioanne als einem gleichen Mit-gehülffen von den andern Aposteln in Samariam verschicken lassen. act. 8. v. 14. auch hats ihm nicht verdrossen/ da ihm ist fürgeworffen worden er seye zu den Heyden eingegangen/ und habe mit ihnen gegessen; sondern er hat solches seines Thuns gnugsame und wohlgegründete Ursachen angezeiget act. II. v. 4. Inmassen ihm dan auch nicht zuwider gewesen daß S. Paulus ihm unter Augen wiederstanden/ da er bey den Juden heuchlen wolte Gal. 2. v. II. Uber das so gebens die Wort S. Pauli: Wer ist Paulus? wer ist Apollo? I. Cor. 3. v. 4. klärlich zu erkennen/ daß unter den Aposteln keiner vor den andern einigen solchen Vorzug gehabt/ wie der Pabst tichtet: noch auch einiges Regiments über die andern sich angemasset habe. Wie dan auch ferners Pauli Wort Gal. 2. v. 9. solches zu erkennen geben/ da er also spricht: Da sie erkannten die Gnade die mir gegeben war Jacobus und Cephas/ (oder Petrus) und Joannes/ die für Seulen angesehen waren/ gaben sie mir und Barnaboe die rechte Hand (dextras societatis, das ist: daß wir wolten Einigkeit und gleiche Gesellschafft unter einander haben und erhalten) Er nennet auch nicht allein Petrum eine Seule: sondern alle drey nennet er Seulen; Wie er dan auch nicht Petrum, sondern Iacobum fornen an setzet/ und mit der ersten Stelle beehret. Zum dritten/ so hat ja S. Paulus von Petro als seinem Mit-Apostel gar wenig Wesens gemacht 2. Cor. 12. v. II. da er spricht: Er seye nichts weniger dan alle Aposteln. Item er habe Petro unter Augen widerstanden/ Gal. 2. v. II. item daselbst v. 8. will er Petro nichts bevor geben/ da er spricht: Der mit Petro kräfftig ist gewesen zum Apostel-Ampt unter die Beschneidung/ der ist mit mir kräfftig gewesen unter die Heyden. Zum Vierdten/ so ist der angemaßte primat des Pabstes zuwider dem Spruch Christi Luc. 22. Die weltliche Könige herrschen: ihr aber nicht also. Und ist ja aus den Evangelischen Historien offenbahr/ daß/ wan sich die Aposteln wegen des primats unter einander gezanckt haben Luc. 22. v. 24. &c. Christus niemahls den Apostel Petrum den andern vorgezogen; sondern sie insgemein/ und also auch Petrum zur Demuht vermahnet/ und keinen dem andern habe vorziehen wollen: welches er ja freylich würde gethan haben/ wan der Apostel Petrus den Vorzug vor andern hätte haben sollen; fürnemlich/ da auf diesem Vorzug / der Papisten Meinung nach/ das gantze Gebäu der Christenheit beruhet. Einrede der Papisten. I. Da die Aposteln Matt. 10. nach einander nahmhafftig gewacht werden/ da wird Petrus fornen an gesetzet/ dis ist ja freylich ein Anzeigen/ daß er der oberste unter ihnen seyn solte. Antwort. Weilen alle nicht konten zugleich genennt werden/ muste einer der erste seyn; daß aber selbiger darum der oberste unter ihnen seyn/ und über

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/107>, abgerufen am 24.11.2024.