Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Das dritte Buch/


AXIOMA ULTIMUM LVII.
Alle Menschen/ in allen Ständen müssen entlich
vor Gericht erscheinen/ vnd dem Richter aller
Welt/ wie sie in jhrem Beruff/ Ampt
vnd Stande gehandelt/ Rechen-
schafft geben.

MIt diesem Axiomate oder Schluß-Rede/ habe ich diese meine
Biblische Policey beschliessen wollen/ weil aller Welt Be-
schluß also heist: Dem Menschen ist einmahl gesetzet zu ster-
ben/ darnach aber das Gerichte/ in der Epist. an die Hebr. Ca. 9.
v. 27. Jn welchem Gericht vnnd letzten Todtes Stunde/ GOtt einem
jeglichen vergilt/ wie ers verdienet hat Syrach Cap. 11. v. 28. vnd wann
der Mensch stirbet als dann erfehret er erst wie er gelebet hat/ Syrach Ca.
11. v. 29. Gedencket nun ein Mensch/ er sey in welchem Stande vnd Be-
ruff daß er wolle/ in seiner letzten Todtes Stunde/ das Gericht zum Leben
vnd ewiger Seeligkeit zuerlangen/ so muß er sein Leben in seinem Be-
ruff/ also nach GOttes Willen anstellen/ daß er allezeit auffrichtig wan-
dele vnd für GOtt trewe/ welches an einem jeden Haußhalter erfordert
wird/ in der 1. an die Corinth. Cap. 4. v. 2. erfunden werde/ damit vnd
wann er vnversehens für Gericht citirt vnd gefordert wird/ sein vollführ-
tes Leben/ mit einem seeligen Final vnd Ende beschliessen möge. Es heist
Ende gut/ alles gut.

Dann wie der Baum fället/ er falle gegen Mittag oder Mitter-
nacht/ auff welchen Ort er fällt/ da wird er liegen/ in dem Predig. Salom.
Cap. 11. v. 3. vnd so bald der Mensch stirbet/ fähret er dahin da er ewig blei-
bet/ in selbigem Buch Cap. 12. v. 5.

Es wird aber vber alle Menschen zweyerley Gericht ergehen/ ein
absonderliches vnd geheimes/ vnd dann ein offentliches vnd allgemeines.
Das absonderliche geheimbde Gericht ergehet vber einen jeglichen in
seiner letzten Todtes Stunde/ so bald Leib vnd Seel/ als die tewerste lieb-
ste Freunde/ von einander scheyden/ da bekompt gleich in dem Augenblick

ein jeder
Das dritte Buch/


AXIOMA ULTIMUM LVII.
Alle Menſchen/ in allen Staͤnden muͤſſen entlich
vor Gericht erſcheinen/ vnd dem Richter aller
Welt/ wie ſie in jhrem Beruff/ Ampt
vnd Stande gehandelt/ Rechen-
ſchafft geben.

MIt dieſem Axiomate oder Schluß-Rede/ habe ich dieſe meine
Bibliſche Policey beſchlieſſen wollen/ weil aller Welt Be-
ſchluß alſo heiſt: Dem Menſchen iſt einmahl geſetzet zu ſter-
ben/ darnach aber das Gerichte/ in der Epiſt. an die Hebr. Ca. 9.
v. 27. Jn welchem Gericht vnnd letzten Todtes Stunde/ GOtt einem
jeglichen vergilt/ wie ers verdienet hat Syrach Cap. 11. v. 28. vnd wann
der Menſch ſtirbet als dann erfehret er erſt wie er gelebet hat/ Syrach Ca.
11. v. 29. Gedencket nun ein Menſch/ er ſey in welchem Stande vnd Be-
ruff daß er wolle/ in ſeiner letzten Todtes Stunde/ das Gericht zum Leben
vnd ewiger Seeligkeit zuerlangen/ ſo muß er ſein Leben in ſeinem Be-
ruff/ alſo nach GOttes Willen anſtellen/ daß er allezeit auffrichtig wan-
dele vnd fuͤr GOtt trewe/ welches an einem jeden Haußhalter erfordert
wird/ in der 1. an die Corinth. Cap. 4. v. 2. erfunden werde/ damit vnd
wann er vnverſehens fuͤr Gericht citirt vnd gefordert wird/ ſein vollfuͤhr-
tes Leben/ mit einem ſeeligen Final vnd Ende beſchlieſſen moͤge. Es heiſt
Ende gut/ alles gut.

Dann wie der Baum faͤllet/ er falle gegen Mittag oder Mitter-
nacht/ auff welchen Ort er faͤllt/ da wird er liegen/ in dem Predig. Salom.
Cap. 11. v. 3. vnd ſo bald der Menſch ſtirbet/ faͤhret er dahin da er ewig blei-
bet/ in ſelbigem Buch Cap. 12. v. 5.

Es wird aber vber alle Menſchen zweyerley Gericht ergehen/ ein
abſonderliches vnd geheimes/ vnd dann ein offentliches vnd allgemeines.
Das abſonderliche geheimbde Gericht ergehet vber einen jeglichen in
ſeiner letzten Todtes Stunde/ ſo bald Leib vnd Seel/ als die tewerſte lieb-
ſte Freunde/ von einander ſcheyden/ da bekompt gleich in dem Augenblick

ein jeder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0754" n="120"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das dritte Buch/</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA ULTIMUM</hi> LVII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Alle Men&#x017F;chen/ in allen Sta&#x0364;nden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en entlich<lb/>
vor Gericht er&#x017F;cheinen/ vnd dem Richter aller<lb/>
Welt/ wie &#x017F;ie in jhrem Beruff/ Ampt<lb/>
vnd Stande gehandelt/ Rechen-<lb/>
&#x017F;chafft geben.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>It die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Axiomate</hi> oder Schluß-Rede/ habe ich die&#x017F;e meine<lb/>
Bibli&#x017F;che Policey be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en wollen/ weil aller Welt Be-<lb/>
&#x017F;chluß al&#x017F;o hei&#x017F;t: Dem Men&#x017F;chen i&#x017F;t einmahl ge&#x017F;etzet zu &#x017F;ter-<lb/>
ben/ darnach aber das Gerichte/ in der Epi&#x017F;t. an die Hebr. Ca. 9.<lb/>
v. 27. Jn welchem Gericht vnnd letzten Todtes Stunde/ GOtt einem<lb/>
jeglichen vergilt/ wie ers verdienet hat Syrach Cap. 11. v. 28. vnd wann<lb/>
der Men&#x017F;ch &#x017F;tirbet als dann erfehret er er&#x017F;t wie er gelebet hat/ Syrach Ca.<lb/>
11. v. 29. Gedencket nun ein Men&#x017F;ch/ er &#x017F;ey in welchem Stande vnd Be-<lb/>
ruff daß er wolle/ in &#x017F;einer letzten Todtes Stunde/ das Gericht zum Leben<lb/>
vnd ewiger Seeligkeit zuerlangen/ &#x017F;o muß er &#x017F;ein Leben in &#x017F;einem Be-<lb/>
ruff/ al&#x017F;o nach GOttes Willen an&#x017F;tellen/ daß er allezeit auffrichtig wan-<lb/>
dele vnd fu&#x0364;r GOtt trewe/ welches an einem jeden Haußhalter erfordert<lb/>
wird/ in der 1. an die Corinth. Cap. 4. v. 2. erfunden werde/ damit vnd<lb/>
wann er vnver&#x017F;ehens fu&#x0364;r Gericht citirt vnd gefordert wird/ &#x017F;ein vollfu&#x0364;hr-<lb/>
tes Leben/ mit einem &#x017F;eeligen Final vnd Ende be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge. Es hei&#x017F;t<lb/>
Ende gut/ alles gut.</p><lb/>
          <p>Dann wie der Baum fa&#x0364;llet/ er falle gegen Mittag oder Mitter-<lb/>
nacht/ auff welchen Ort er fa&#x0364;llt/ da wird er liegen/ in dem Predig. Salom.<lb/>
Cap. 11. v. 3. vnd &#x017F;o bald der Men&#x017F;ch &#x017F;tirbet/ fa&#x0364;hret er dahin da er ewig blei-<lb/>
bet/ in &#x017F;elbigem Buch Cap. 12. v. 5.</p><lb/>
          <p>Es wird aber vber alle Men&#x017F;chen zweyerley Gericht ergehen/ ein<lb/>
ab&#x017F;onderliches vnd geheimes/ vnd dann ein offentliches vnd allgemeines.<lb/>
Das ab&#x017F;onderliche geheimbde Gericht ergehet vber einen jeglichen in<lb/>
&#x017F;einer letzten Todtes Stunde/ &#x017F;o bald Leib vnd Seel/ als die tewer&#x017F;te lieb-<lb/>
&#x017F;te Freunde/ von einander &#x017F;cheyden/ da bekompt gleich in dem Augenblick<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein jeder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0754] Das dritte Buch/ AXIOMA ULTIMUM LVII. Alle Menſchen/ in allen Staͤnden muͤſſen entlich vor Gericht erſcheinen/ vnd dem Richter aller Welt/ wie ſie in jhrem Beruff/ Ampt vnd Stande gehandelt/ Rechen- ſchafft geben. MIt dieſem Axiomate oder Schluß-Rede/ habe ich dieſe meine Bibliſche Policey beſchlieſſen wollen/ weil aller Welt Be- ſchluß alſo heiſt: Dem Menſchen iſt einmahl geſetzet zu ſter- ben/ darnach aber das Gerichte/ in der Epiſt. an die Hebr. Ca. 9. v. 27. Jn welchem Gericht vnnd letzten Todtes Stunde/ GOtt einem jeglichen vergilt/ wie ers verdienet hat Syrach Cap. 11. v. 28. vnd wann der Menſch ſtirbet als dann erfehret er erſt wie er gelebet hat/ Syrach Ca. 11. v. 29. Gedencket nun ein Menſch/ er ſey in welchem Stande vnd Be- ruff daß er wolle/ in ſeiner letzten Todtes Stunde/ das Gericht zum Leben vnd ewiger Seeligkeit zuerlangen/ ſo muß er ſein Leben in ſeinem Be- ruff/ alſo nach GOttes Willen anſtellen/ daß er allezeit auffrichtig wan- dele vnd fuͤr GOtt trewe/ welches an einem jeden Haußhalter erfordert wird/ in der 1. an die Corinth. Cap. 4. v. 2. erfunden werde/ damit vnd wann er vnverſehens fuͤr Gericht citirt vnd gefordert wird/ ſein vollfuͤhr- tes Leben/ mit einem ſeeligen Final vnd Ende beſchlieſſen moͤge. Es heiſt Ende gut/ alles gut. Dann wie der Baum faͤllet/ er falle gegen Mittag oder Mitter- nacht/ auff welchen Ort er faͤllt/ da wird er liegen/ in dem Predig. Salom. Cap. 11. v. 3. vnd ſo bald der Menſch ſtirbet/ faͤhret er dahin da er ewig blei- bet/ in ſelbigem Buch Cap. 12. v. 5. Es wird aber vber alle Menſchen zweyerley Gericht ergehen/ ein abſonderliches vnd geheimes/ vnd dann ein offentliches vnd allgemeines. Das abſonderliche geheimbde Gericht ergehet vber einen jeglichen in ſeiner letzten Todtes Stunde/ ſo bald Leib vnd Seel/ als die tewerſte lieb- ſte Freunde/ von einander ſcheyden/ da bekompt gleich in dem Augenblick ein jeder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/754
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/754>, abgerufen am 22.12.2024.