Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Von dem Hauß-vnd Ehestande. ein Narr vnd heylloser grober Esel gewesen/ der durch seine Vnbescheydenheitnicht allein sich/ sondern auch sein Tugentsam Weib vnd gantzes Hauß in die eus- serste Gefahr stürtzen wollen/ hat er sich seines Respects vnfähig gemachet vnnd ist dessen nicht werth gewesen. Es muß gar offt ein Tugentsam Weib vnd ver- ständige Abigail/ die an einen vnverständigen vnwissenden Mann gerathen viel Dinges/ was derselbe vnrecht gemacht/ durch jhren Verstand vnnd Sanfftmuth redressiren vnd wider zu recht bringen. AXIOMA XX. Eheleuthe mögen wol ohne Verweiß mit einander schertzen. ALs Jsaac mit seiner schönen Rebecca im Lande Gerar wohnete war er auß Genes. Cap. 26. v. 8. Es ist aber dieser Schertz ein solcher Schertz gewesen/ Es f ij
Von dem Hauß-vnd Eheſtande. ein Narꝛ vnd heylloſer grober Eſel geweſen/ der durch ſeine Vnbeſcheydenheitnicht allein ſich/ ſondern auch ſein Tugentſam Weib vnd gantzes Hauß in die euſ- ſerſte Gefahr ſtuͤrtzen wollen/ hat er ſich ſeines Reſpects vnfaͤhig gemachet vnnd iſt deſſen nicht werth geweſen. Es muß gar offt ein Tugentſam Weib vnd ver- ſtaͤndige Abigail/ die an einen vnverſtaͤndigen vnwiſſenden Mann gerathen viel Dinges/ was derſelbe vnrecht gemacht/ durch jhren Verſtand vnnd Sanfftmuth redreſſiren vnd wider zu recht bringen. AXIOMA XX. Eheleuthe moͤgen wol ohne Verweiß mit einander ſchertzen. ALs Jſaac mit ſeiner ſchoͤnen Rebecca im Lande Gerar wohnete war er auß Genes. Cap. 26. v. 8. Es iſt aber dieſer Schertz ein ſolcher Schertz geweſen/ Es f ij
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Von dem Hauß-vnd Eheſtande.
ein Narꝛ vnd heylloſer grober Eſel geweſen/ der durch ſeine Vnbeſcheydenheit
nicht allein ſich/ ſondern auch ſein Tugentſam Weib vnd gantzes Hauß in die euſ-
ſerſte Gefahr ſtuͤrtzen wollen/ hat er ſich ſeines Reſpects vnfaͤhig gemachet vnnd
iſt deſſen nicht werth geweſen. Es muß gar offt ein Tugentſam Weib vnd ver-
ſtaͤndige Abigail/ die an einen vnverſtaͤndigen vnwiſſenden Mann gerathen viel
Dinges/ was derſelbe vnrecht gemacht/ durch jhren Verſtand vnnd Sanfftmuth
redreſſiren vnd wider zu recht bringen.
AXIOMA XX.
Eheleuthe moͤgen wol ohne Verweiß mit einander
ſchertzen.
ALs Jſaac mit ſeiner ſchoͤnen Rebecca im Lande Gerar wohnete war er auß
Menſchlicher Schwachheit auch ſorgfaltig es moͤchten die Einwohner deß
Landes ſich an jhr verlieben vnd jhme deßwegen nach dem Leben ſtehen/ weil
ſie ſchoͤn von Angeſicht war/ nahm ſich derowegen an/ ob waͤre ſie ſeine
Schweſter/ vnnd bekahm der Koͤnig Abimelech ſelber zu dieſer Schweſter einen
ſolchen appetit, daß er gedachte vnnd reſolvirt ward Jſaacs Schwager zu werden/
vnnd die Schweſter zu heurathen/ immittels ſahe Abimelech der Philiſter Koͤnig
durchs Fenſter/ vnnd ward gewar/ daß Jſaac ſchertzet mit ſeinem Weibe
Rebecca.
Genes. Cap. 26. v. 8. Es iſt aber dieſer Schertz ein ſolcher Schertz geweſen/
der nurent Eheleuthen zuſtehet darauß Abimelech ſo bald gemercket daß Rebecca
nicht Jſaacs Schweſter/ ſondern ſeine Ehefrawe geweſen/ ſintemahl Abimelech
ſo bald darauff den Jſaac erfordert/ jhn zu Rede geſtellet/ vnnd jhme verwieſen wie
er darzu kommen/ daß er ſeine Hertzliebſte ſchoͤne Rebeccam vor ſeine Schweſter
auß gebe/ da er doch ſo viel durchs Fenſter geſehen/ daß ſie nicht auff die Weiſe/ vnd
Manier wie es Schweſtern vnd Bruͤdern zuſtuͤnde/ ſondern als Eheleuthe mit ein-
ander geſchertzet/ d. c. 26. v. 9. & ſeqq. was es aber vor ein Schertz geweſen ſolches
meldet die Schrifft nicht; Zum wenigſten muß Jſaac mit der Rebecca Schurtz-
Tuch geſpiehlet/ oder dergleichen Schertz getrieben haben/ welches ſonſten niemand
als Eheleuthen zuſtehet vnd verantwortlich iſt/ vnnd iſt hierbey etwas ſonderlichs
daß in obgemelten Worten/ vnnd Jſaac ſchertzet/ꝛc. ein rechter Vers, Hexameter
genant ſtecket vnd alſo ſcandiret werden kan/ dergleichen wol in der gantzen Bibel
nicht zufinden.
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