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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Weltlichen Stande.
schen Leib kan man durch Waffen vnd eusserlichen zwang auß einem
Ort in den andern zwingen/ treiben vnd bringen/ aber nicht daß er ein
anders glaube.

Es vnterstunde sich der König Antiochus die 7. Macchabeische(a) Coa-
ctus qui
credit, non
credit, sed
credere se
simulat ut
malum vi-
tet. Groti.
de verit.
Relig.
Christ. lib.
6.

Brüder sambt der Mutter wieder jhre Religion vnd Gesetze zu zwingen
Schweinefleisch zu essen/ ließ sie mit Geisseln vnd Riemen steupen/ als
aber solchs nichts helffen wolte/ ließ er einen nach dem andern grewlich
martern vnd tödten/ vnter welchen der zweyte dem Antiocho geantwor-
tet: Du verfluchter Mensch/ du nimbst mir wol das zeitliche Leben/ aber
der Herr aller Welt wird vns/ die wir vmb seines Gesetzes willen sterben/
wieder aufferwecken zum ewigen Leben. 2. Macchab. c. 17. Auff gleiche wei-
se erkläreten sich die vbrige fünffe auch sambt der Mutter in gemelten 17.
deß 2. Buch der Macch. Der Fewrige Offen Nebucadnezars konte nicht(1.) Au-
gustin.
Sermon. 9.
de Sanct.
Deus, in-
quit, non
Crudelita-
te, sed Cre-
dulitate
querendus
est. Idem
de Civitat.
Dei lib. 8. c.
17. Reli-
gionis
summa
est imitari
quem co-
lis, juxta il-
lud: estote
imitatores
Dei, sicut
filij charis-
simi. Deu
autem non
imitatur,
qui crude-
litate dele-
ctatur.
Meisner. in
Homil.
Domin. 4.
Trinit.

schaffen bey den 3. Gottsfürchtigen Männern/ Sadrach/ Mesach vnd
Abednego/ daß sie seinen Gebotten parirten vnd zu seinem Abgöttischen
Glauben sich zwingen liessen. Dan c. 3. Deßgleichen konten die grimmigen
Löwen mit jhren auffgesperreten Rachen den Daniel zu keinen andern
Glauben/ als seines wahren Gottes nötigen. Daniel. c. 6.

Vnnd da jemand schon eine andere eusserliche Bekantnuß abge-
zwungen würde/ so wäre doch das Hertz ferne darvon/ vnd eine blose Gott
vnangenehme Heucheley. (a) Gott achtet aber der Heuchler nicht/ jhre
Hoffnunge ist verlohren/ vnd jhre zuversicht wie ein. Spinwebe. Hiob. c.
8. v. 13. & seq. sie seind jhme ein Grewel/ er will einen willigen/ frewdigen
vnnd keinen gezwungenen Geist haben. (1.) Dieweil dann die blutige
Waffen vnd aller eusserlicher Gewalt nicht bequem seynd/ das Gewissen
zu zwingen/ die wahre Religion in der Menschen Hertzen zu pflantzen
vnd zu bringen/ so wäre es vmbsonst/ ja ein gantz vnbesonnen beginnen/
solches mit den blutigen verderblichen Waffen zu tentiren. Die Media
müssen an sich proportionirt seyn/ eine Zweck oder Scopum zu erreichen/
weil Gott durch Mittel/ vnd zwar solche handelt/ die er selber zu einem
Dinge geordnet vnd Capabel gemachet hat/ den Zweck zu erreichen.

Von Serubabel geschahe das Wort deß Herren: Es soll nicht
durch Heer oder Krafft/ sondern durch meinen Geist geschehen/ spricht
der Herr Zebaoth/ bey dem Propheten Sacharia c. 4. v. 6. Seint derowe-
gen weder Gebott oder Exempel im newen Testament/ noch in der ersten
Christlichen Kirche praxi oder Vbunge verhanden/ solcher gestalt die Reli-
gion vnd Gottesdienst fortzupflantze/ sondern ist dieselbe von aller Dienst-
barkeit befreyet/ vnnd mit dem frewdigen freyen Kindlichen Geist ohne
Verletzunge vnd Verderben/ vermöge der Propheten vnd Apostel Schriff-

ten be-

Von dem Weltlichen Stande.
ſchen Leib kan man durch Waffen vnd euſſerlichen zwang auß einem
Ort in den andern zwingen/ treiben vnd bringen/ aber nicht daß er ein
anders glaube.

Es vnterſtunde ſich der Koͤnig Antiochus die 7. Macchabeiſche(a) Coa-
ctus qui
credit, non
credit, ſed
credere ſe
ſimulat ut
malum vi-
tet. Groti.
de verit.
Relig.
Chriſt. lib.
6.

Bruͤder ſambt der Mutter wieder jhre Religion vnd Geſetze zu zwingen
Schweinefleiſch zu eſſen/ ließ ſie mit Geiſſeln vnd Riemen ſteupen/ als
aber ſolchs nichts helffen wolte/ ließ er einen nach dem andern grewlich
martern vnd toͤdten/ vnter welchen der zweyte dem Antiocho geantwor-
tet: Du verfluchter Menſch/ du nimbſt mir wol das zeitliche Leben/ aber
der Herꝛ aller Welt wird vns/ die wir vmb ſeines Geſetzes willen ſterben/
wieder aufferwecken zum ewigen Leben. 2. Macchab. c. 17. Auff gleiche wei-
ſe erklaͤreten ſich die vbrige fuͤnffe auch ſambt der Mutter in gemelten 17.
deß 2. Buch der Macch. Der Fewrige Offen Nebucadnezars konte nicht(1.) Au-
guſtin.
Sermon. 9.
de Sanct.
Deus, in-
quit, non
Crudelita-
te, ſed Cre-
dulitate
quęrendus
eſt. Idem
de Civitat.
Dei lib. 8. c.
17. Reli-
gionis
ſumma
eſt imitari
quem co-
lis, juxta il-
lud: eſtote
imitatores
Dei, ſicut
filij chariſ-
ſimi. Deũ
autem non
imitatur,
qui crude-
litate dele-
ctatur.
Meiſner. in
Homil.
Domin. 4.
Trinit.

ſchaffen bey den 3. Gottsfürchtigen Maͤnnern/ Sadrach/ Meſach vnd
Abednego/ daß ſie ſeinen Gebotten parirten vnd zu ſeinem Abgoͤttiſchen
Glauben ſich zwingen lieſſen. Dan c. 3. Deßgleichen konten die grim̃igen
Loͤwen mit jhren auffgeſperreten Rachen den Daniel zu keinen andern
Glauben/ als ſeines wahren Gottes noͤtigen. Daniel. c. 6.

Vnnd da jemand ſchon eine andere euſſerliche Bekantnuß abge-
zwungen wuͤrde/ ſo waͤre doch das Hertz ferne darvon/ vnd eine bloſe Gott
vnangenehme Heucheley. (a) Gott achtet aber der Heuchler nicht/ jhre
Hoffnunge iſt verlohren/ vnd jhre zuverſicht wie ein. Spinwebe. Hiob. c.
8. v. 13. & ſeq. ſie ſeind jhme ein Grewel/ er will einen willigen/ frewdigen
vnnd keinen gezwungenen Geiſt haben. (1.) Dieweil dann die blutige
Waffen vnd aller euſſerlicher Gewalt nicht bequem ſeynd/ das Gewiſſen
zu zwingen/ die wahre Religion in der Menſchen Hertzen zu pflantzen
vnd zu bringen/ ſo waͤre es vmbſonſt/ ja ein gantz vnbeſonnen beginnen/
ſolches mit den blutigen verderblichen Waffen zu tentiren. Die Media
muͤſſen an ſich proportionirt ſeyn/ einē Zweck oder Scopum zu erreichen/
weil Gott durch Mittel/ vnd zwar ſolche handelt/ die er ſelber zu einem
Dinge geordnet vnd Capabel gemachet hat/ den Zweck zu erreichen.

Von Serubabel geſchahe das Wort deß Herren: Es ſoll nicht
durch Heer oder Krafft/ ſondern durch meinen Geiſt geſchehen/ ſpricht
der Herꝛ Zebaoth/ bey dem Propheten Sacharia c. 4. v. 6. Seint derowe-
gen weder Gebott oder Exempel im newen Teſtament/ noch in der erſten
Chriſtlichen Kirche praxi oder Vbunge verhandẽ/ ſolcher geſtalt die Reli-
gion vñ Gottesdienſt fortzupflantzē/ ſondern iſt dieſelbe von aller Dienſt-
barkeit befreyet/ vnnd mit dem frewdigen freyen Kindlichen Geiſt ohne
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[295/0473] Von dem Weltlichen Stande. ſchen Leib kan man durch Waffen vnd euſſerlichen zwang auß einem Ort in den andern zwingen/ treiben vnd bringen/ aber nicht daß er ein anders glaube. Es vnterſtunde ſich der Koͤnig Antiochus die 7. Macchabeiſche Bruͤder ſambt der Mutter wieder jhre Religion vnd Geſetze zu zwingen Schweinefleiſch zu eſſen/ ließ ſie mit Geiſſeln vnd Riemen ſteupen/ als aber ſolchs nichts helffen wolte/ ließ er einen nach dem andern grewlich martern vnd toͤdten/ vnter welchen der zweyte dem Antiocho geantwor- tet: Du verfluchter Menſch/ du nimbſt mir wol das zeitliche Leben/ aber der Herꝛ aller Welt wird vns/ die wir vmb ſeines Geſetzes willen ſterben/ wieder aufferwecken zum ewigen Leben. 2. Macchab. c. 17. Auff gleiche wei- ſe erklaͤreten ſich die vbrige fuͤnffe auch ſambt der Mutter in gemelten 17. deß 2. Buch der Macch. Der Fewrige Offen Nebucadnezars konte nicht ſchaffen bey den 3. Gottsfürchtigen Maͤnnern/ Sadrach/ Meſach vnd Abednego/ daß ſie ſeinen Gebotten parirten vnd zu ſeinem Abgoͤttiſchen Glauben ſich zwingen lieſſen. Dan c. 3. Deßgleichen konten die grim̃igen Loͤwen mit jhren auffgeſperreten Rachen den Daniel zu keinen andern Glauben/ als ſeines wahren Gottes noͤtigen. Daniel. c. 6. (a) Coa- ctus qui credit, non credit, ſed credere ſe ſimulat ut malum vi- tet. Groti. de verit. Relig. Chriſt. lib. 6. (1.) Au- guſtin. Sermon. 9. de Sanct. Deus, in- quit, non Crudelita- te, ſed Cre- dulitate quęrendus eſt. Idem de Civitat. Dei lib. 8. c. 17. Reli- gionis ſumma eſt imitari quem co- lis, juxta il- lud: eſtote imitatores Dei, ſicut filij chariſ- ſimi. Deũ autem non imitatur, qui crude- litate dele- ctatur. Meiſner. in Homil. Domin. 4. Trinit. Vnnd da jemand ſchon eine andere euſſerliche Bekantnuß abge- zwungen wuͤrde/ ſo waͤre doch das Hertz ferne darvon/ vnd eine bloſe Gott vnangenehme Heucheley. (a) Gott achtet aber der Heuchler nicht/ jhre Hoffnunge iſt verlohren/ vnd jhre zuverſicht wie ein. Spinwebe. Hiob. c. 8. v. 13. & ſeq. ſie ſeind jhme ein Grewel/ er will einen willigen/ frewdigen vnnd keinen gezwungenen Geiſt haben. (1.) Dieweil dann die blutige Waffen vnd aller euſſerlicher Gewalt nicht bequem ſeynd/ das Gewiſſen zu zwingen/ die wahre Religion in der Menſchen Hertzen zu pflantzen vnd zu bringen/ ſo waͤre es vmbſonſt/ ja ein gantz vnbeſonnen beginnen/ ſolches mit den blutigen verderblichen Waffen zu tentiren. Die Media muͤſſen an ſich proportionirt ſeyn/ einē Zweck oder Scopum zu erreichen/ weil Gott durch Mittel/ vnd zwar ſolche handelt/ die er ſelber zu einem Dinge geordnet vnd Capabel gemachet hat/ den Zweck zu erreichen. Von Serubabel geſchahe das Wort deß Herren: Es ſoll nicht durch Heer oder Krafft/ ſondern durch meinen Geiſt geſchehen/ ſpricht der Herꝛ Zebaoth/ bey dem Propheten Sacharia c. 4. v. 6. Seint derowe- gen weder Gebott oder Exempel im newen Teſtament/ noch in der erſten Chriſtlichen Kirche praxi oder Vbunge verhandẽ/ ſolcher geſtalt die Reli- gion vñ Gottesdienſt fortzupflantzē/ ſondern iſt dieſelbe von aller Dienſt- barkeit befreyet/ vnnd mit dem frewdigen freyen Kindlichen Geiſt ohne Verletzunge vnd Verderben/ vermoͤge der Propheten vñ Apoſtel Schriff- ten be-

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/473>, abgerufen am 25.11.2024.