Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Das ander Buch/ Cap. 19. Hie hat David als ein wandelbahrer Mensch so gar vergessen/was Mephiboseths Vatter Jonathan jhme vor grosse Trewe erwiesen/ in seiner Gefahr/ wie auch deß Bunds den er mit Jonathan auffgerich- tet. 1. Samuel. Cap. 18. Cap. 19. & seqq. Auch seines eygenen herrlichen Regentenspruchs im 101. Psalm. da er spricht: Der seinen Nächsten heimblich verleumbdet den vertilge ich: Falsche Leuthe halt ich nicht in meinem Hause/ die Lügener gedeyen nicht bey mir. Aber hie siehet man daß alle Menschen Lügner/ wandelbahr/ vnd die grosse hocherleuchtete Menschen auch fehlen. So gehet es noch auff den heutigen Tag bey Herrn-Höffen zu/ da ein redlicher Diener durch einen arglistigen Ziba vnd Verleumbder bey einem Herrn seiner ohnwissend vnd vngehöret/ leichtlich in Vngnade vnd Gefahr seines Standes vnd Güter gerathen thut/ weil je einerley Comoedi in der Welt gespielet wird. Adamus Con- tzen schreibet in seinem Daniele, sive de Statu Aulicorum, daß er nurent den einigen Joseph in der Biblischen Historia finde/ welcher Gottes/ deß Königs/ seiner Fursten/ vnd deß Volcks Gnade/ Hulde vnd Liebe biß in seinen Todt beständig erhalten vnd behalten/ so jhme Gott wegen auß- gestandener Brüderlicher vnd anderer Verfolgung zur Ergetzligkeit ge- deyen lassen/ Cap. 10. §. 5. Wann man Exempla auß den weltlichen Ge- schichten vnd täglicher Erfahrung vnbeständiger Hoffgnade hinzu thun wolte/ würde es zu viel werden. Jch bleibe bey meinem propos Bibli- scher Policey/ vnd beschliesse diese Schlußrede/ auß dem Propheten Mi- cha Cap. 7. v. 5. Niemand verlasse sich auff Fürsten. AXIOMA XCV. Angebottene Hoff- vnd Herren Gnade wird offt (1) Ueplus splendoris, ita minus securitatis aulis, qua tuguriis inest.weißlicher abgeschlagen/ als ange- nommen. (1) DEr redliche Barsillai erwiß an seinen Exulirenden vertriebe- welche
Das ander Buch/ Cap. 19. Hie hat David als ein wandelbahrer Menſch ſo gar vergeſſen/was Mephiboſeths Vatter Jonathan jhme vor groſſe Trewe erwieſen/ in ſeiner Gefahr/ wie auch deß Bunds den er mit Jonathan auffgerich- tet. 1. Samuel. Cap. 18. Cap. 19. & ſeqq. Auch ſeines eygenen herꝛlichen Regentenſpruchs im 101. Pſalm. da er ſpricht: Der ſeinen Naͤchſten heimblich verleumbdet den vertilge ich: Falſche Leuthe halt ich nicht in meinem Hauſe/ die Lügener gedeyen nicht bey mir. Aber hie ſiehet man daß alle Menſchen Luͤgner/ wandelbahr/ vnd die groſſe hocherleuchtete Menſchen auch fehlen. So gehet es noch auff den heutigen Tag bey Herꝛn-Hoͤffen zu/ da ein redlicher Diener durch einen argliſtigen Ziba vnd Verleumbder bey einem Herꝛn ſeiner ohnwiſſend vnd vngehoͤret/ leichtlich in Vngnade vnd Gefahr ſeines Standes vnd Guͤter gerathen thut/ weil je einerley Comœdi in der Welt geſpielet wird. Adamus Con- tzen ſchreibet in ſeinem Daniele, ſive de Statu Aulicorum, daß er nurent den einigen Joſeph in der Bibliſchen Hiſtoria finde/ welcher Gottes/ deß Koͤnigs/ ſeiner Fůrſten/ vnd deß Volcks Gnade/ Hulde vnd Liebe biß in ſeinen Todt beſtaͤndig erhalten vnd behalten/ ſo jhme Gott wegen auß- geſtandener Bruͤderlicher vnd anderer Verfolgung zur Ergetzligkeit ge- deyen laſſen/ Cap. 10. §. 5. Wann man Exempla auß den weltlichen Ge- ſchichten vnd taͤglicher Erfahrung vnbeſtaͤndiger Hoffgnade hinzu thun wolte/ wuͤrde es zu viel werden. Jch bleibe bey meinem propos Bibli- ſcher Policey/ vnd beſchlieſſe dieſe Schlußrede/ auß dem Propheten Mi- cha Cap. 7. v. 5. Niemand verlaſſe ſich auff Fuͤrſten. AXIOMA XCV. Angebottene Hoff- vnd Herren Gnade wird offt (1) Ueplus ſplendoris, ita minus ſecuritatis aulis, quã tuguriis ineſt.weißlicher abgeſchlagen/ als ange- nommen. (1) DEr redliche Barſillai erwiß an ſeinen Exulirenden vertriebe- welche
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Das ander Buch/
Cap. 19. Hie hat David als ein wandelbahrer Menſch ſo gar vergeſſen/
was Mephiboſeths Vatter Jonathan jhme vor groſſe Trewe erwieſen/
in ſeiner Gefahr/ wie auch deß Bunds den er mit Jonathan auffgerich-
tet. 1. Samuel. Cap. 18. Cap. 19. & ſeqq. Auch ſeines eygenen herꝛlichen
Regentenſpruchs im 101. Pſalm. da er ſpricht: Der ſeinen Naͤchſten
heimblich verleumbdet den vertilge ich: Falſche Leuthe halt ich nicht in
meinem Hauſe/ die Lügener gedeyen nicht bey mir. Aber hie ſiehet man
daß alle Menſchen Luͤgner/ wandelbahr/ vnd die groſſe hocherleuchtete
Menſchen auch fehlen. So gehet es noch auff den heutigen Tag bey
Herꝛn-Hoͤffen zu/ da ein redlicher Diener durch einen argliſtigen Ziba
vnd Verleumbder bey einem Herꝛn ſeiner ohnwiſſend vnd vngehoͤret/
leichtlich in Vngnade vnd Gefahr ſeines Standes vnd Guͤter gerathen
thut/ weil je einerley Comœdi in der Welt geſpielet wird. Adamus Con-
tzen ſchreibet in ſeinem Daniele, ſive de Statu Aulicorum, daß er nurent
den einigen Joſeph in der Bibliſchen Hiſtoria finde/ welcher Gottes/
deß Koͤnigs/ ſeiner Fůrſten/ vnd deß Volcks Gnade/ Hulde vnd Liebe biß
in ſeinen Todt beſtaͤndig erhalten vnd behalten/ ſo jhme Gott wegen auß-
geſtandener Bruͤderlicher vnd anderer Verfolgung zur Ergetzligkeit ge-
deyen laſſen/ Cap. 10. §. 5. Wann man Exempla auß den weltlichen Ge-
ſchichten vnd taͤglicher Erfahrung vnbeſtaͤndiger Hoffgnade hinzu thun
wolte/ wuͤrde es zu viel werden. Jch bleibe bey meinem propos Bibli-
ſcher Policey/ vnd beſchlieſſe dieſe Schlußrede/ auß dem Propheten Mi-
cha Cap. 7. v. 5. Niemand verlaſſe ſich auff Fuͤrſten.
AXIOMA XCV.
Angebottene Hoff- vnd Herren Gnade wird offt
weißlicher abgeſchlagen/ als ange-
nommen. (1)
DEr redliche Barſillai erwiß an ſeinen Exulirenden vertriebe-
nen Koͤnige David ſehr groſſe Trewe/ verſorgte ſeine Koͤnigliche
Taffel/ vnd Hoffgeſinde/ weiler zu Manahim war/ mit aller-
hand nottuͤrfftigen victualien vnd Proviand/ vnd that ſehr wol
an ſeinen Herꝛn 2. Samuel. Cap. 17. v. 27. & ſeq. gab jhme auch wie er
nach erhaltenem Sieg wider ſeinen vngehorſamen Sohn Abſalon nach
Jeruſalem zohe/ das Geleid vnd fuͤhret den Koͤnig uͤber den Jordan/
welche
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