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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das ander Buch/
daß ich einen guten Zueritt habe/ mit zur Taffel erfordert werde vnd der
feisten Hoffsuppen auch geniesse.

Nimborumque facis tempestatumque potentem,

Das ist.

E. Gnaden die halten mir den Rücken bey Hoffe/ daß ich meine Be-
amptung mit Respect vnd guter Folge versehen vnd bey meinen vnder-
gebenen Winden Gewalt vnd Auctorität habe.

Was dieser Poet Virgilius schreibet/ ist noch heutiges Tages cur-
sus mundi & aularum
bey dem Frawenzimmer/ wie es dann auch der vor-
nehme gelehrte Mann Taubmannus in seinem Commentario in Virgi-
lium ad hunc locum annotiret,
vnd wie wol diese Einführung meinem
Vorhaben Biblischer Policey nicht allerdings gemeß/ so habe ich doch
dieselbe also befunden/ daß sie dem Leser nicht werde vnangenehm seyn/
weil darauß zusehen/ daß vortausend vnd viel hundert Jahren eben die-
selbe Comoedien in der Welt gespiehlet worden/ die jetzo auff das Thea-
trum
der jtzigen Welt gebracht vnd agiret werden/ dahero sich viel darumb
bemühen vnd bewerben daß sie eine Jungfrawe oder Mädgen auß dem
Frawenzimmer freyen/ darmit sie wie dieser AEolus nicht allein zu guten
Dienst/ gefordert/ sondern auch einen gnädigen Herrn/ Respect vnd ei-
nen guten Rückhalter durch das Frawenzimmer bekommen vnd der
feisten Hoffsuppen mit geniessen.



AXIOMA LXIX.
Durch listige verschlagene Weiber werden zu weilen
auch faule Sachen bey Hoff angebracht/
vnd
negotiiret.

ALs der Absolon wegen deß Brudermords deß Ammens dem Land-
frieden nicht getrawet/ sondern zu Thalmai dem König zu Gesur
seinem Großvatter von der Mutter Seyten. 2. Sam. Cap. 3. v. 3.
geflohen war. 2. Sam. Cap. 13. wolte der Joab dem Absolon wol/
merckte aber deß Königs Hertz wegen solcher bösen That sehr wider
Absolon war/ dürffte ers selber nicht wagen jhn bey dem König zu verbit-
ten vnd außzusöhnen/ sandte er hin gen Thekoa/ vnd ließ von dannen
hohlen ein kluges oder listiges Weib/ subornirte vnd stellete dieselbe an-
welche sich in Leyd verkleydet/ elendiglich vnd kläglich gestellet/ durch eine

ver-

Das ander Buch/
daß ich einen guten Zueritt habe/ mit zur Taffel erfordert werde vnd der
feiſten Hoffſuppen auch genieſſe.

Nimborumque facis tempeſtatumque potentem,

Das iſt.

E. Gnaden die halten mir den Ruͤcken bey Hoffe/ daß ich meine Be-
amptung mit Reſpect vnd guter Folge verſehen vnd bey meinen vnder-
gebenen Winden Gewalt vnd Auctoritaͤt habe.

Was dieſer Poet Virgilius ſchreibet/ iſt noch heutiges Tages cur-
ſus mundi & aularum
bey dem Frawenzimmer/ wie es dann auch der vor-
nehme gelehrte Mann Taubmannus in ſeinem Commentario in Virgi-
lium ad hunc locum annotiret,
vnd wie wol dieſe Einführung meinem
Vorhaben Bibliſcher Policey nicht allerdings gemeß/ ſo habe ich doch
dieſelbe alſo befunden/ daß ſie dem Leſer nicht werde vnangenehm ſeyn/
weil darauß zuſehen/ daß vortauſend vnd viel hundert Jahren eben die-
ſelbe Comœdien in der Welt geſpiehlet worden/ die jetzo auff das Thea-
trum
der jtzigen Welt gebracht vnd agiret werden/ dahero ſich viel darumb
bemuͤhen vnd bewerben daß ſie eine Jungfrawe oder Maͤdgen auß dem
Frawenzimmer freyen/ darmit ſie wie dieſer Æolus nicht allein zu guten
Dienſt/ gefordert/ ſondern auch einen gnaͤdigen Herꝛn/ Reſpect vnd ei-
nen guten Ruͤckhalter durch das Frawenzimmer bekommen vnd der
feiſten Hoffſuppen mit genieſſen.



AXIOMA LXIX.
Durch liſtige verſchlagene Weiber werden zu weilen
auch faule Sachen bey Hoff angebracht/
vnd
negotiiret.

ALs der Abſolon wegen deß Brudermords deß Ammens dem Land-
frieden nicht getrawet/ ſondern zu Thalmai dem Koͤnig zu Geſur
ſeinem Großvatter von der Mutter Seyten. 2. Sam. Cap. 3. v. 3.
geflohen war. 2. Sam. Cap. 13. wolte der Joab dem Abſolon wol/
merckte aber deß Koͤnigs Hertz wegen ſolcher boͤſen That ſehr wider
Abſolon war/ duͤrffte ers ſelber nicht wagen jhn bey dem Koͤnig zu verbit-
ten vnd außzuſoͤhnen/ ſandte er hin gen Thekoa/ vnd ließ von dannen
hohlen ein kluges oder liſtiges Weib/ ſubornirte vnd ſtellete dieſelbe an-
welche ſich in Leyd verkleydet/ elendiglich vnd klaͤglich geſtellet/ durch eine

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[174/0360] Das ander Buch/ daß ich einen guten Zueritt habe/ mit zur Taffel erfordert werde vnd der feiſten Hoffſuppen auch genieſſe. Nimborumque facis tempeſtatumque potentem, Das iſt. E. Gnaden die halten mir den Ruͤcken bey Hoffe/ daß ich meine Be- amptung mit Reſpect vnd guter Folge verſehen vnd bey meinen vnder- gebenen Winden Gewalt vnd Auctoritaͤt habe. Was dieſer Poet Virgilius ſchreibet/ iſt noch heutiges Tages cur- ſus mundi & aularum bey dem Frawenzimmer/ wie es dann auch der vor- nehme gelehrte Mann Taubmannus in ſeinem Commentario in Virgi- lium ad hunc locum annotiret, vnd wie wol dieſe Einführung meinem Vorhaben Bibliſcher Policey nicht allerdings gemeß/ ſo habe ich doch dieſelbe alſo befunden/ daß ſie dem Leſer nicht werde vnangenehm ſeyn/ weil darauß zuſehen/ daß vortauſend vnd viel hundert Jahren eben die- ſelbe Comœdien in der Welt geſpiehlet worden/ die jetzo auff das Thea- trum der jtzigen Welt gebracht vnd agiret werden/ dahero ſich viel darumb bemuͤhen vnd bewerben daß ſie eine Jungfrawe oder Maͤdgen auß dem Frawenzimmer freyen/ darmit ſie wie dieſer Æolus nicht allein zu guten Dienſt/ gefordert/ ſondern auch einen gnaͤdigen Herꝛn/ Reſpect vnd ei- nen guten Ruͤckhalter durch das Frawenzimmer bekommen vnd der feiſten Hoffſuppen mit genieſſen. AXIOMA LXIX. Durch liſtige verſchlagene Weiber werden zu weilen auch faule Sachen bey Hoff angebracht/ vnd negotiiret. ALs der Abſolon wegen deß Brudermords deß Ammens dem Land- frieden nicht getrawet/ ſondern zu Thalmai dem Koͤnig zu Geſur ſeinem Großvatter von der Mutter Seyten. 2. Sam. Cap. 3. v. 3. geflohen war. 2. Sam. Cap. 13. wolte der Joab dem Abſolon wol/ merckte aber deß Koͤnigs Hertz wegen ſolcher boͤſen That ſehr wider Abſolon war/ duͤrffte ers ſelber nicht wagen jhn bey dem Koͤnig zu verbit- ten vnd außzuſoͤhnen/ ſandte er hin gen Thekoa/ vnd ließ von dannen hohlen ein kluges oder liſtiges Weib/ ſubornirte vnd ſtellete dieſelbe an- welche ſich in Leyd verkleydet/ elendiglich vnd klaͤglich geſtellet/ durch eine ver-

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/360>, abgerufen am 22.12.2024.