Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Das ander Buch/ Herrn darvor halten/ daß trewe/ fromme Diener vnd Gesinde/ sie seynAußländische oder Einheimische eine grosse Gabe Gottes/ vnd daß es deß Regenten höchster Schatz seye/ wo er etliche trewe Leuthe zu Hoffe vnd in Aemptern hat/ dann die Welt/ schreibet D. Lutherus über diesen 101. Psalm/ ist zu böse/ falsch vnd vntrew/ wie David sagt Psalm. 116. Alle Menschen sind falsch/ sonderlich zu Hoffe/ da jederman oder je der grössere Theil suchet/ nicht wie der Fürste zunehme/ sondern wie er sich selbst wärme vnd fett werde/ es gehe dem Fürsten wie Gott wil. Der wei- se Mann Syrach sagt; Es stehe in Gottes Händen daß einem Regen- ten gerathe/ derselbe gibt jhme einen löblichen Cantzler. Syrach. Cap. 10. v. 5. Also wann Gott einem Fürsten vnd Lande wol wil/ so giebet er jh- AXIO-
Das ander Buch/ Herꝛn darvor halten/ daß trewe/ fromme Diener vnd Geſinde/ ſie ſeynAußlaͤndiſche oder Einheimiſche eine groſſe Gabe Gottes/ vnd daß es deß Regenten hoͤchſter Schatz ſeye/ wo er etliche trewe Leuthe zu Hoffe vnd in Aemptern hat/ dann die Welt/ ſchreibet D. Lutherus uͤber dieſen 101. Pſalm/ iſt zu boͤſe/ falſch vnd vntrew/ wie David ſagt Pſalm. 116. Alle Menſchen ſind falſch/ ſonderlich zu Hoffe/ da jederman oder je der groͤſſere Theil ſuchet/ nicht wie der Fürſte zunehme/ ſondern wie er ſich ſelbſt waͤrme vnd fett werde/ es gehe dem Fuͤrſten wie Gott wil. Der wei- ſe Mann Syrach ſagt; Es ſtehe in Gottes Haͤnden daß einem Regen- ten gerathe/ derſelbe gibt jhme einen loͤblichen Cantzler. Syrach. Cap. 10. v. 5. Alſo wann Gott einem Fuͤrſten vnd Lande wol wil/ ſo giebet er jh- AXIO-
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Das ander Buch/
Herꝛn darvor halten/ daß trewe/ fromme Diener vnd Geſinde/ ſie ſeyn
Außlaͤndiſche oder Einheimiſche eine groſſe Gabe Gottes/ vnd daß es
deß Regenten hoͤchſter Schatz ſeye/ wo er etliche trewe Leuthe zu Hoffe
vnd in Aemptern hat/ dann die Welt/ ſchreibet D. Lutherus uͤber dieſen
101. Pſalm/ iſt zu boͤſe/ falſch vnd vntrew/ wie David ſagt Pſalm. 116.
Alle Menſchen ſind falſch/ ſonderlich zu Hoffe/ da jederman oder je der
groͤſſere Theil ſuchet/ nicht wie der Fürſte zunehme/ ſondern wie er ſich
ſelbſt waͤrme vnd fett werde/ es gehe dem Fuͤrſten wie Gott wil. Der wei-
ſe Mann Syrach ſagt; Es ſtehe in Gottes Haͤnden daß einem Regen-
ten gerathe/ derſelbe gibt jhme einen loͤblichen Cantzler. Syrach.
Cap. 10. v. 5.
Alſo wann Gott einem Fuͤrſten vnd Lande wol wil/ ſo giebet er jh-
me einen feinen Joſeph oder Naeman der vmb jhn ſey/ durch welchen al-
les wol gehet vnd geraͤth. So lang der fromme Jojada bey deß Koͤnigs
Joas Hoff das Directorium fuͤhrete/ gieng es wol daher/ vnd thate Joas
was dem Herꝛn wol gefiehl/ ſo bald aber Jojada das Haupt legte/ gienge
es übel zu vnd war alles Krebsgaͤngig im 2. Buch der Koͤnig Cap. 11. Jm
2. Buch der Chronick Cap. 24. v. 2. Jmgleichen ſo lang Sacharia lebete/
regierte der Koͤnig Vſia wol/ nach jenes Todt aber machete ers uͤbel/ im
2. Buch der Chronick Cap. 26. v. 5. vnd ſind ſonſten viel Exempla vor-
handen/ daß Herꝛn vnd Regenten nach toͤdtlichem Hintritt vnd Abgang
jhrer vornehmen getrewen Raͤthe vnd Diener/ ſich in der Regierung
ſehr geendert vnd übel regieret/ ſonderlich wann an der Frommen ſtatt/
boͤſe Leuthe kommen. Jſt alſo im Gegenſatz auch gewiß/ daß ein einiger
boͤſer Bube bey Hoff viel Gutes verderbe wie Salomon erinnert in
Sprichwoͤrtern Cap. 9. v. 9. Worbey D. Luther in der Gloß notiret, daß
ein Bube verderbe ein gantz Land mit ſeinem boͤſen Rath. Derowegen
wann Gott einem Fuͤrſten vnd Land uͤbel wil/ ſo giebt er auch dem from-
men David einen Achitophel an die Seyte/ der ſich alſo ſtellen kan/ als
redete Gott durch jhn/ wie die Hiſtoria von Achitophel meldet. Vnd
ſagt D. Luther ferner uͤber gemeldten 101. Pſalm/ daß ins gemein der
Koͤnige vnd der Fuͤrſten/ ſonderlich der frommen aller groͤſſeſte Plagt
ſey/ daß ſie muͤſſen vntrewe/ falſche/ boͤſe leuthe zum groͤſſeſten
Herꝛn im Lande/ nicht allein leyden/ ſondern auch ſetzen
vnd machen/ wie David den Achitophel/ (item den
Joab) Salomo den Eler Eſer/ꝛc.
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