Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Das ander Buch/ chen wisse/ in Historien vnd Geschichten wol belesen seye/ (Historia testis tempo-rum, lux veritaris, Magistra morum & fraenum improbitatis.) dann auß denen Dingen/ die vorhin wol oder übel in der Welt außgangen/ kan man sich in gegen- wärtigen Zuständen vnd occurrentien weißlicher vnd also gouverniren, daß man auch das künfftige vnd was bey dergleichen Begebenheit geschehen oder erfolgen könne/ erwege vnd in guter disposition stelle/ darzu der König Cyrus bey dem Xeno- phonte seine Söhne auff seinem Todtbeth ermahnet. Jmgleichen verständiger Politicorum scripta durchlauffen/ auch in Mathesi sich etwas üben/ vnd darauß die Baw- vnd fortification-Kunst lernen/ die in viel Wege bey Frieden vnd Krieg ei- nem Regenten sehr ersprießlich vnd wol anstehet. Alexander Magnus hat den Homerum, wann er schon zu Felde gezogen mit AXIOMA XI. Alle ordentliche Obrigkeit/ sie sey böß oder gut/ ist von Gott vnd muß derowegen in schuldigen Ehren vnd Würden gehalten werden. DIß Axioma hat auch seinen richtigen Grund/ gleich dem vorigen in der Es ist auch auß vielen Exempeln solches offenbahr. Ob wol das Volck 1. Sam.
Das ander Buch/ chen wiſſe/ in Hiſtorien vnd Geſchichten wol beleſen ſeye/ (Hiſtoria teſtis tempo-rum, lux veritaris, Magiſtra morum & frænum improbitatis.) dann auß denen Dingen/ die vorhin wol oder uͤbel in der Welt außgangen/ kan man ſich in gegen- waͤrtigen Zuſtaͤnden vnd occurrentien weißlicher vnd alſo gouverniren, daß man auch das kuͤnfftige vnd was bey dergleichen Begebenheit geſchehen oder erfolgen koͤnne/ erwege vnd in guter diſpoſition ſtelle/ darzu der Koͤnig Cyrus bey dem Xeno- phonte ſeine Soͤhne auff ſeinem Todtbeth ermahnet. Jmgleichen verſtaͤndiger Politicorum ſcripta durchlauffen/ auch in Matheſi ſich etwas uͤben/ vnd darauß die Baw- vnd fortification-Kunſt lernen/ die in viel Wege bey Frieden vnd Krieg ei- nem Regenten ſehr erſprießlich vnd wol anſtehet. Alexander Magnus hat den Homerum, wann er ſchon zu Felde gezogen mit AXIOMA XI. Alle ordentliche Obrigkeit/ ſie ſey boͤß oder gut/ iſt von Gott vnd muß derowegen in ſchuldigen Ehren vnd Wuͤrden gehalten werden. DIß Axioma hat auch ſeinen richtigen Grund/ gleich dem vorigen in der Es iſt auch auß vielen Exempeln ſolches offenbahr. Ob wol das Volck 1. Sam.
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Das ander Buch/
chen wiſſe/ in Hiſtorien vnd Geſchichten wol beleſen ſeye/ (Hiſtoria teſtis tempo-
rum, lux veritaris, Magiſtra morum & frænum improbitatis.) dann auß denen
Dingen/ die vorhin wol oder uͤbel in der Welt außgangen/ kan man ſich in gegen-
waͤrtigen Zuſtaͤnden vnd occurrentien weißlicher vnd alſo gouverniren, daß man
auch das kuͤnfftige vnd was bey dergleichen Begebenheit geſchehen oder erfolgen
koͤnne/ erwege vnd in guter diſpoſition ſtelle/ darzu der Koͤnig Cyrus bey dem Xeno-
phonte ſeine Soͤhne auff ſeinem Todtbeth ermahnet. Jmgleichen verſtaͤndiger
Politicorum ſcripta durchlauffen/ auch in Matheſi ſich etwas uͤben/ vnd darauß die
Baw- vnd fortification-Kunſt lernen/ die in viel Wege bey Frieden vnd Krieg ei-
nem Regenten ſehr erſprießlich vnd wol anſtehet.
Alexander Magnus hat den Homerum, wann er ſchon zu Felde gezogen mit
ſich gefuͤhret; Carolus V. hat deß Philippi Cominæi Commentarios ſehr fleiſſig ge-
leſen/ auch offt bey ſich gehabt/ vnd wie Thuanus meldet/ zuſagen pflegen/ ſepruden-
tiſſimi equitis Cominæi lectione maximoperè delectatum fuiſſe. lib. 14. Hiſtor.
circ. fin.
AXIOMA XI.
Alle ordentliche Obrigkeit/ ſie ſey boͤß oder gut/ iſt von Gott
vnd muß derowegen in ſchuldigen Ehren vnd
Wuͤrden gehalten werden.
DIß Axioma hat auch ſeinen richtigen Grund/ gleich dem vorigen in der
Epiſtel S. Paulian die Roͤmer Cap. 13. in dem er ohne Vnderſcheid
ſetzet/ daß keine Obrigkeit boͤſe oder gut ſey/ ohne von Gott; welche univer-
ſalis negativa keinen Abſatz geſtattet/ vnd iſt gewiß daß vmb ſelbige Zeit/ wie S.
Paulus die Epiſtel geſchrieben/ keine Chriſtliche/ ſondern Heydniſche vnd Abgoͤt-
tiſche Obrigkeit/ der grewliche Tyrann Nero vnd ſeines gleichen uͤber die Chriſten
geherꝛſchet vnd dieſelben hart verfolget/ dannoch derſelben Gehorſamb zu leyſten/
nicht allein vmb der Straffe ſondern auch deß Gewiſſens willen/ gebotten Dahin
ziehlet auch S. Petrus in ſeiner 1. Epiſtel Cap. 2. v. 13. wann er lehret: Seyd vnder-
than aller menſchlichen Ordnung/ vmb deß Herꝛn willen/ es ſeye dem Koͤnig/ꝛc.
Es iſt auch auß vielen Exempeln ſolches offenbahr. Ob wol das Volck
Gottes vurecht thate vnd wider Gottes Willen/ daß ſie einen Koͤnig begehrten.
Nach dem mahl aber jhnen GOtt den Saul zum Koͤnig gegeben vnd beſtaͤttiget
hatte/ wurden die jenige die wider Saul geredt hatten/ fuͤr Rebellen/ Verletzer der
hohen Majeſtaͤtt vnd ſolche loſe Leuthe gehalten/ die deß Todts wuͤrdig waren.
1. Sam.
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