Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Geistlichen Stande.
höret vnd vernommen/ vnnd darauff wann dieselbe nichts erhebliches
darwieder einzuwenden/ ordiniret, eingeführet/ vnd confirmiret werden.
Da dann den gemeinen Zuhörern auch jhre partes, nemlich die approba-
tio
vnd applausus bleibet/ vnd thut eine Obrigkeit nicht wol/ wann sie die
Gemeine gantz vorbey gehet vnd jhnen wieder jhren Willen/ ob sie schon
erhebliche Einrede haben/ Prediger obtrudirt vnd vfftringet/ zu welchen
sie hernacher keine Anmuth haben/ vnd darüber die Kirche vorbey gehen
vnd ruchloß werden. Vnd weil ich hiervon in meinem Tractatu de Re-
gimine secul. & Ecclesiast. lib. 3. clas. 1. cap.
6. weitleufftiger gehandelt/
als beziehe ich mich darauff.



AXIOMA XXXIX.
Der Geistliche Stand muß durch hülffe deß Weltli-
chen/ seinen gebührenden nottürfftigen Vnter-
halt haben.

ESredet Gott der Herr bey dem Propheten Esaia von diesem Vn-
terhalt also: Die Könige sollen deine Pfleger/ vnnd jhre Fürsten
deine Säugammen seyn. c. 49. v. 23. & c. 60. v. 16. du solt Milch
von den Heyden saugen vnnd der Könige Bruste sollen dich säu-
gen. Suges lac gentium & de mamilla Regum lactaberis, sagt der Latei-
nische Text.

Zu solchem Ende waren im alten Testament dem Priesterlichen
Stamm Levi/ an stat jhres Antheils am gelobten Lande von Gott ver-
ordnet die Zehenden vnnd primitiae. Levitic. c. ult. Num. 18. Syracid. c. 7.
v. 33. & seq.
Jtem die Opffer deß Herrn vnd seyn Erbtheil solten sie es-
sen/ stehet im fünfften Buch Moses c. 18. v. 1. Num. 18. vnd hat Josua bey
Außtheilunge deß gelobten Landes den Priestern vnd gantzem Stamm
Levi viel vnd an der Zahl acht vnd viertzig Stätte sampt jhren Vorstät-
ten zu jhrer bequemen accommodation vnd Wohnunge assigniret vnnd
angewiesen im Buch Jos. c. 21. S. Paulus saget/ werdem Altar dienet/
der soll auch von dem Altar seine Nahrung haben/etc. Vnd demnach die
Gewaltige/ Kayser/ Könige/ Potentaten/ Fürsten/ Herren vnd Origkei-
ten die meiste Güter dieser Welt besitzen/ vnd dannoch nicht allein Glie-
der/ sondern auch Nutricii vnd Säugammen der Christlichen Kirche
seyn/ ist ja billig weil sie Geistliche Güter vnd Gaben von der Klrch vnnd

Predig-
K ij

Von dem Geiſtlichen Stande.
hoͤret vnd vernommen/ vnnd darauff wann dieſelbe nichts erhebliches
darwieder einzuwenden/ ordiniret, eingeführet/ vnd confirmiret werden.
Da dañ den gemeinen Zuhoͤrern auch jhre partes, nemlich die approba-
tio
vnd applauſus bleibet/ vnd thut eine Obrigkeit nicht wol/ wann ſie die
Gemeine gantz vorbey gehet vnd jhnen wieder jhren Willen/ ob ſie ſchon
erhebliche Einrede haben/ Prediger obtrudirt vnd vfftringet/ zu welchen
ſie hernacher keine Anmuth haben/ vnd darüber die Kirche vorbey gehen
vnd ruchloß werden. Vnd weil ich hiervon in meinem Tractatu de Re-
gimine ſecul. & Eccleſiaſt. lib. 3. claſ. 1. cap.
6. weitleufftiger gehandelt/
als beziehe ich mich darauff.



AXIOMA XXXIX.
Der Geiſtliche Stand muß durch huͤlffe deß Weltli-
chen/ ſeinen gebuͤhrenden nottuͤrfftigen Vnter-
halt haben.

ESredet Gott der Herꝛ bey dem Propheten Eſaia von dieſem Vn-
terhalt alſo: Die Koͤnige ſollen deine Pfleger/ vnnd jhre Fuͤrſten
deine Saͤugammen ſeyn. c. 49. v. 23. & c. 60. v. 16. du ſolt Milch
von den Heyden ſaugen vnnd der Koͤnige Brůſte ſollen dich ſaͤu-
gen. Suges lac gentium & de mamilla Regum lactaberis, ſagt der Latei-
niſche Text.

Zu ſolchem Ende waren im alten Teſtament dem Prieſterlichen
Stamm Levi/ an ſtat jhres Antheils am gelobten Lande von Gott ver-
ordnet die Zehenden vnnd primitiæ. Levitic. c. ult. Num. 18. Syracid. c. 7.
v. 33. & ſeq.
Jtem die Opffer deß Herꝛn vnd ſeyn Erbtheil ſolten ſie eſ-
ſen/ ſtehet im fuͤnfften Buch Moſes c. 18. v. 1. Num. 18. vnd hat Joſua bey
Außtheilunge deß gelobten Landes den Prieſtern vnd gantzem Stamm
Levi viel vnd an der Zahl acht vnd viertzig Staͤtte ſampt jhren Vorſtaͤt-
ten zu jhrer bequemen accommodation vnd Wohnunge aſſigniret vnnd
angewieſen im Buch Joſ. c. 21. S. Paulus ſaget/ werdem Altar dienet/
der ſoll auch von dem Altar ſeine Nahrung haben/ꝛc. Vnd demnach die
Gewaltige/ Kayſer/ Koͤnige/ Potentaten/ Fuͤrſten/ Herren vnd Origkei-
ten die meiſte Guͤter dieſer Welt beſitzen/ vnd dannoch nicht allein Glie-
der/ ſondern auch Nutricii vnd Saͤugammen der Chriſtlichen Kirche
ſeyn/ iſt ja billig weil ſie Geiſtliche Guͤter vnd Gaben von der Klrch vnnd

Predig-
K ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0141" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Gei&#x017F;tlichen Stande.</hi></fw><lb/>
ho&#x0364;ret vnd vernommen/ vnnd darauff wann die&#x017F;elbe nichts erhebliches<lb/>
darwieder einzuwenden/ <hi rendition="#aq">ordiniret,</hi> eingeführet/ vnd <hi rendition="#aq">confirmiret</hi> werden.<lb/>
Da dañ den gemeinen Zuho&#x0364;rern auch jhre <hi rendition="#aq">partes,</hi> nemlich die <hi rendition="#aq">approba-<lb/>
tio</hi> vnd <hi rendition="#aq">applau&#x017F;us</hi> bleibet/ vnd thut eine Obrigkeit nicht wol/ wann &#x017F;ie die<lb/>
Gemeine gantz vorbey gehet vnd jhnen wieder jhren Willen/ ob &#x017F;ie &#x017F;chon<lb/>
erhebliche Einrede haben/ Prediger <hi rendition="#aq">obtrudirt</hi> vnd vfftringet/ zu welchen<lb/>
&#x017F;ie hernacher keine Anmuth haben/ vnd darüber die Kirche vorbey gehen<lb/>
vnd ruchloß werden. Vnd weil ich hiervon in meinem <hi rendition="#aq">Tractatu de Re-<lb/>
gimine &#x017F;ecul. &amp; Eccle&#x017F;ia&#x017F;t. lib. 3. cla&#x017F;. 1. cap.</hi> 6. weitleufftiger gehandelt/<lb/>
als beziehe ich mich darauff.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA</hi> XXXIX.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Der Gei&#x017F;tliche Stand muß durch hu&#x0364;lffe deß Weltli-<lb/>
chen/ &#x017F;einen gebu&#x0364;hrenden nottu&#x0364;rfftigen Vnter-<lb/>
halt haben.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>Sredet Gott der Her&#xA75B; bey dem Propheten E&#x017F;aia von die&#x017F;em Vn-<lb/>
terhalt al&#x017F;o: Die Ko&#x0364;nige &#x017F;ollen deine Pfleger/ vnnd jhre Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
deine Sa&#x0364;ugammen &#x017F;eyn. c. 49. v. 23. <hi rendition="#aq">&amp;</hi> c. 60. v. 16. du &#x017F;olt Milch<lb/>
von den Heyden &#x017F;augen vnnd der Ko&#x0364;nige Br&#x016F;&#x017F;te &#x017F;ollen dich &#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
gen. <hi rendition="#aq">Suges lac gentium &amp; de mamilla Regum lactaberis,</hi> &#x017F;agt der Latei-<lb/>
ni&#x017F;che Text.</p><lb/>
            <p>Zu &#x017F;olchem Ende waren im alten Te&#x017F;tament dem Prie&#x017F;terlichen<lb/>
Stamm Levi/ an &#x017F;tat jhres Antheils am gelobten Lande von Gott ver-<lb/>
ordnet die Zehenden vnnd <hi rendition="#aq">primitiæ. Levitic. c. ult. Num. 18. Syracid. c. 7.<lb/>
v. 33. &amp; &#x017F;eq.</hi> Jtem die Opffer deß Her&#xA75B;n vnd &#x017F;eyn Erbtheil &#x017F;olten &#x017F;ie e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;tehet im fu&#x0364;nfften Buch Mo&#x017F;es c. 18. v. 1. Num. 18. vnd hat Jo&#x017F;ua bey<lb/>
Außtheilunge deß gelobten Landes den Prie&#x017F;tern vnd gantzem Stamm<lb/>
Levi viel vnd an der Zahl acht vnd viertzig Sta&#x0364;tte &#x017F;ampt jhren Vor&#x017F;ta&#x0364;t-<lb/>
ten zu jhrer bequemen <hi rendition="#aq">accommodation</hi> vnd Wohnunge <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;igniret</hi> vnnd<lb/>
angewie&#x017F;en im Buch Jo&#x017F;. c. 21. S. Paulus &#x017F;aget/ werdem Altar dienet/<lb/>
der &#x017F;oll auch von dem Altar &#x017F;eine Nahrung haben/&#xA75B;c. Vnd demnach die<lb/>
Gewaltige/ Kay&#x017F;er/ Ko&#x0364;nige/ Potentaten/ Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ Herren vnd Origkei-<lb/>
ten die mei&#x017F;te Gu&#x0364;ter die&#x017F;er Welt be&#x017F;itzen/ vnd dannoch nicht allein Glie-<lb/>
der/ &#x017F;ondern auch <hi rendition="#aq">Nutricii</hi> vnd Sa&#x0364;ugammen der Chri&#x017F;tlichen Kirche<lb/>
&#x017F;eyn/ i&#x017F;t ja billig weil &#x017F;ie Gei&#x017F;tliche Gu&#x0364;ter vnd Gaben von der Klrch vnnd<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Predig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0141] Von dem Geiſtlichen Stande. hoͤret vnd vernommen/ vnnd darauff wann dieſelbe nichts erhebliches darwieder einzuwenden/ ordiniret, eingeführet/ vnd confirmiret werden. Da dañ den gemeinen Zuhoͤrern auch jhre partes, nemlich die approba- tio vnd applauſus bleibet/ vnd thut eine Obrigkeit nicht wol/ wann ſie die Gemeine gantz vorbey gehet vnd jhnen wieder jhren Willen/ ob ſie ſchon erhebliche Einrede haben/ Prediger obtrudirt vnd vfftringet/ zu welchen ſie hernacher keine Anmuth haben/ vnd darüber die Kirche vorbey gehen vnd ruchloß werden. Vnd weil ich hiervon in meinem Tractatu de Re- gimine ſecul. & Eccleſiaſt. lib. 3. claſ. 1. cap. 6. weitleufftiger gehandelt/ als beziehe ich mich darauff. AXIOMA XXXIX. Der Geiſtliche Stand muß durch huͤlffe deß Weltli- chen/ ſeinen gebuͤhrenden nottuͤrfftigen Vnter- halt haben. ESredet Gott der Herꝛ bey dem Propheten Eſaia von dieſem Vn- terhalt alſo: Die Koͤnige ſollen deine Pfleger/ vnnd jhre Fuͤrſten deine Saͤugammen ſeyn. c. 49. v. 23. & c. 60. v. 16. du ſolt Milch von den Heyden ſaugen vnnd der Koͤnige Brůſte ſollen dich ſaͤu- gen. Suges lac gentium & de mamilla Regum lactaberis, ſagt der Latei- niſche Text. Zu ſolchem Ende waren im alten Teſtament dem Prieſterlichen Stamm Levi/ an ſtat jhres Antheils am gelobten Lande von Gott ver- ordnet die Zehenden vnnd primitiæ. Levitic. c. ult. Num. 18. Syracid. c. 7. v. 33. & ſeq. Jtem die Opffer deß Herꝛn vnd ſeyn Erbtheil ſolten ſie eſ- ſen/ ſtehet im fuͤnfften Buch Moſes c. 18. v. 1. Num. 18. vnd hat Joſua bey Außtheilunge deß gelobten Landes den Prieſtern vnd gantzem Stamm Levi viel vnd an der Zahl acht vnd viertzig Staͤtte ſampt jhren Vorſtaͤt- ten zu jhrer bequemen accommodation vnd Wohnunge aſſigniret vnnd angewieſen im Buch Joſ. c. 21. S. Paulus ſaget/ werdem Altar dienet/ der ſoll auch von dem Altar ſeine Nahrung haben/ꝛc. Vnd demnach die Gewaltige/ Kayſer/ Koͤnige/ Potentaten/ Fuͤrſten/ Herren vnd Origkei- ten die meiſte Guͤter dieſer Welt beſitzen/ vnd dannoch nicht allein Glie- der/ ſondern auch Nutricii vnd Saͤugammen der Chriſtlichen Kirche ſeyn/ iſt ja billig weil ſie Geiſtliche Guͤter vnd Gaben von der Klrch vnnd Predig- K ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/141
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/141>, abgerufen am 19.11.2024.