Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Von dem Geistlichen Stande. Straffe vnd respect können auff gewissen maasse dannoch bey einanderstehen. Man sagt im Sprichwort/ wann der Hirt nicht mehr Freyheit hätte als das Schaff/ so müste er auch Graß essen. Hierumb ist aber dem Geistlichen Stande nichts doweniger erlaubet/ in genere die publica deli- cta der Obrigkeit/ vnd anderer öffentlich zustraffen/ also predigte Da- niel ohne schew vnd sagte: Ja Herr/ wir/ vnsere Könige/ vnsere Fürsten/ vnsere Vätter müssen vns schämen/ daß wir vns in dir versündiget haben Daniel. c. 9. v. 7. & 8. Axioma XXXVII. Der Geistliche Stand erfordert einen rechtmässigen ordentlichen Beruff. WEil Gott selber ein Stiffter vnnd Vhrheber ist verschiedener Moses vnnd Aaron wurden zugleich aber nicht zu einerley Ampt Hiervon handeln die Theologi in jhren Schrifften mit mehrerm/ AXIO- K
Von dem Geiſtlichen Stande. Straffe vnd reſpect koͤnnen auff gewiſſen maaſſe dannoch bey einanderſtehen. Man ſagt im Sprichwort/ wann der Hirt nicht mehr Freyheit haͤtte als das Schaff/ ſo muͤſte er auch Graß eſſen. Hierumb iſt aber dem Geiſtlichen Stande nichts doweniger erlaubet/ in genere die publica deli- cta der Obrigkeit/ vnd anderer oͤffentlich zuſtraffen/ alſo predigte Da- niel ohne ſchew vnd ſagte: Ja Herꝛ/ wir/ vnſere Koͤnige/ vnſere Fuͤrſten/ vnſere Vaͤtter muͤſſen vns ſchaͤmen/ daß wir vns in dir verſuͤndiget haben Daniel. c. 9. v. 7. & 8. Axioma XXXVII. Der Geiſtliche Stand erfordert einen rechtmaͤſſigen ordentlichen Beruff. WEil Gott ſelber ein Stiffter vnnd Vhrheber iſt verſchiedener Moſes vnnd Aaron wurden zugleich aber nicht zu einerley Ampt Hiervon handeln die Theologi in jhren Schrifften mit mehrerm/ AXIO- K
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Von dem Geiſtlichen Stande.
Straffe vnd reſpect koͤnnen auff gewiſſen maaſſe dannoch bey einander
ſtehen. Man ſagt im Sprichwort/ wann der Hirt nicht mehr Freyheit
haͤtte als das Schaff/ ſo muͤſte er auch Graß eſſen. Hierumb iſt aber dem
Geiſtlichen Stande nichts doweniger erlaubet/ in genere die publica deli-
cta der Obrigkeit/ vnd anderer oͤffentlich zuſtraffen/ alſo predigte Da-
niel ohne ſchew vnd ſagte: Ja Herꝛ/ wir/ vnſere Koͤnige/ vnſere Fuͤrſten/
vnſere Vaͤtter muͤſſen vns ſchaͤmen/ daß wir vns in dir verſuͤndiget haben
Daniel. c. 9. v. 7. & 8.
Axioma XXXVII.
Der Geiſtliche Stand erfordert einen rechtmaͤſſigen
ordentlichen Beruff.
WEil Gott ſelber ein Stiffter vnnd Vhrheber iſt verſchiedener
Staͤnde/ alſo thut er einen jeden darzu/ worzu er jhn haben vnd
gebrauchen will/ mit gehoͤrigen Gaben vnnd Geſchickligkeit
außruͤſten/ durch ordentliche Mittel darzu erfordern vnnd be-
ruffen.
Moſes vnnd Aaron wurden zugleich aber nicht zu einerley Ampt
vnd Verrichtunge beruffen. Dann Moſes ward geſetzet daß er ein Gott
ſeyn ſolte vber Pharao/ vnd Aaron ſolte ſein Prophete ſeyn/ Exod. c. 7. v.
1. Jtem/ daß Aaron ſolte Moſes Mund/ vnd Moſes Aarons Gott ſeyn.
Exod. c. 4. v. 16. vnnd kam dem Moſi ſein Entſchuͤldigunge nicht zu ſtat-
ten/ daß er nicht beredet waͤre/ vnd eine ſchwere Zunge vnd Sprache haͤt-
te/ ſondern bekam die Antwort/ daß Gott ſein Mund ſein wolte vnnd jhn
lehren was er ſagen ſolte. Exod. c. 4. Es wird Aaronis herꝛlicher Beruff
noch ferner beſchrieben. Exod. 28. v. 1. & ſeqq. vnd Hebr. c. 5. v. 5.
Hiervon handeln die Theologi in jhren Schrifften mit mehrerm/
vnd gehoͤret dieſe materia eygentlich auch ad Forum
Theologorum.
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