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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das erste Buch/
wir werden am Jünsten Tage gerichtet werden/ dasselbe allein vnd nichtes anders
für das alleinige Principium vnnd die einige norma vnsers Glaubens vnd darauff
gegründeten Christenthumbs. Nun wird vns aber nicht es anders als das Wort
Gottes durch die Propheten vnd Apostel auffgezeichnet/ am Jüngsten Tage rich-
ten/ nach dem Außspruch Christi Johan. cap. 12. v. 48. Rom. 2. v. 16. derowegen muß
dieses vnd kein ander oder neben Principium vnsers Glaubens/ darnach wir wer-
den gerichtet werden/ seyn vnd bleiben.

Der Herr Christus hat vns selber dahin gewiesen/ wie er gesagt: forschet in
der Schrifft denn sie ists die von mir zeuget/ Joh. 5. v. 39. Die H. Apostel haben sich
selber auff nichts als auff Mosis vnd der Propheten Schrifften bezogen. Da der
r[e]iche Schlemmer in der Helle lage/ vor seine hinter lassene noch vbrige 5. Brüder
sorgete vnd begehrete/ daß einer von den Todten aufferstehen vnd sie warnen solte/
bekame er diese Antwort. Sie haben Mosen vnd die Propheten/ laß sie dieselbe
hören. Luc. 16. v. 29. Dahin weiset vns auch der Prophet Esaias/ wann er lehret:
Nach dem Gesetz vnd Zeugnuß/ werden sie das nicht sagen/ so werden sie die Mor-
genröthe nicht haben. Cap. 8. v. 21. So bezeuget auch Paulus in seinem herrlichen
Gespreche mit Agrippa, daß er nichts ausser deme/ was die Propheten gesagt haben/
daß es geschehen solte vnd Moses lehre/ geredet/ in Apostel Geschicht cap. 26. v. 22.

(Nemo melius de Deo testari potest, quam Deus ipse in verbo suo.
Hinc versiculi:
Desine cur Numen, nemo sine Numine cernat
Mirari, solem quis sine sole videt?

Ex scripturis sanctis & veteribus & novis, quae Canonicae appellantur, con-
cipitur fides, ex qua vivit justus: Et per quam sine dubitatione ambulamus, quam-
diu in Domino peregrinamur. Augustin. lib. 10. de civit. Dei c. 3.
)

Weil aber Festus/ so mit bey diesem Gespräche war/ das grosse Geheimnuß
Gottes nach seiner Vernunfft ermessen wolte; sprach er zu Paulo: Paule du ra-
sest/ die grosse Kunst machet dich rasend.

Aber der König Agrippas der etwas mehr auff Pauli Predigt vnd die Pro-
pheten geachtet/ als Paulus fragete/ glaubestu König Agrippa/ sprach er zu Pau-
lo es fehlet nicht viel du vberredest mich daß ich ein Christ wurde/ worauß zu sehen/
daß Pauli Predigt mehr deß Königs Agrippae Hertz/ als deß Festi gerühret/ weil a-
ber Agrippas das Wort Gottes nicht weiter geachtet/ hat es auch nicht bey jhme ge-
wurtzelt.

Der Landpfleger Felix ließ den Apostel Paulum auch offt zu sich fordern/ vnd
hörete jhn von dem Glauben an Christum/ vnd als Paulus jhme vorsagte von der
Gerechtigkeit/ Keuschheit/ vnd von dem zukünfftigen Gerichte/ bekame er die Ant-
wort/ er solte wider hingehen/ er wäre vor dißmahl vnmüssig/ wann er gelegene
Zeit darzu hätte/ wolte er jhn wiederruffen lassen. Es zielete aber endlich Felicis con-

versatio

Das erſte Buch/
wir werden am Juͤnſten Tage gerichtet werden/ daſſelbe allein vnd nichtes anders
fuͤr das alleinige Principium vnnd die einige norma vnſers Glaubens vnd darauff
gegruͤndeten Chriſtenthumbs. Nun wird vns aber nicht es anders als das Wort
Gottes durch die Propheten vnd Apoſtel auffgezeichnet/ am Juͤngſten Tage rich-
ten/ nach dem Außſpruch Chriſti Johan. cap. 12. v. 48. Rom. 2. v. 16. derowegen muß
dieſes vnd kein ander oder neben Principium vnſers Glaubens/ darnach wir wer-
den gerichtet werden/ ſeyn vnd bleiben.

Der Herꝛ Chriſtus hat vns ſelber dahin gewieſen/ wie er geſagt: forſchet in
der Schrifft denn ſie iſts die von mir zeuget/ Joh. 5. v. 39. Die H. Apoſtel haben ſich
ſelber auff nichts als auff Moſis vnd der Propheten Schrifften bezogen. Da der
r[e]iche Schlemmer in der Helle lage/ vor ſeine hinter laſſene noch vbrige 5. Bruͤder
ſorgete vnd begehrete/ daß einer von den Todten aufferſtehen vnd ſie warnen ſolte/
bekame er dieſe Antwort. Sie haben Moſen vnd die Propheten/ laß ſie dieſelbe
hoͤren. Luc. 16. v. 29. Dahin weiſet vns auch der Prophet Eſaias/ wann er lehret:
Nach dem Geſetz vnd Zeugnuß/ werden ſie das nicht ſagen/ ſo werden ſie die Mor-
genroͤthe nicht haben. Cap. 8. v. 21. So bezeuget auch Paulus in ſeinem herꝛlichen
Geſpreche mit Agrippa, daß er nichts auſſer deme/ was die Propheten geſagt haben/
daß es geſchehen ſolte vnd Moſes lehre/ geredet/ in Apoſtel Geſchicht cap. 26. v. 22.

(Nemo melius de Deo teſtari poteſt, quam Deus ipſe in verbo ſuo.
Hinc verſiculi:
Deſine cur Numen, nemo ſine Numine cernat
Mirari, ſolem quis ſine ſole videt?

Ex ſcripturis ſanctis & veteribus & novis, quæ Canonicæ appellantur, con-
cipitur fides, ex qua vivit juſtus: Et per quam ſine dubitatione ambulamus, quam-
diu in Domino peregrinamur. Auguſtin. lib. 10. de civit. Dei c. 3.
)

Weil aber Feſtus/ ſo mit bey dieſem Geſpraͤche war/ das groſſe Geheimnuß
Gottes nach ſeiner Vernunfft ermeſſen wolte; ſprach er zu Paulo: Paule du ra-
ſeſt/ die groſſe Kunſt machet dich raſend.

Aber der Koͤnig Agrippas der etwas mehr auff Pauli Predigt vnd die Pro-
pheten geachtet/ als Paulus fragete/ glaubeſtu Koͤnig Agrippa/ ſprach er zu Pau-
lo es fehlet nicht viel du vberredeſt mich daß ich ein Chriſt wůrde/ worauß zu ſehen/
daß Pauli Predigt mehr deß Koͤnigs Agrippæ Hertz/ als deß Feſti geruͤhret/ weil a-
ber Agrippas das Wort Gottes nicht weiter geachtet/ hat es auch nicht bey jhme ge-
wurtzelt.

Der Landpfleger Felix ließ den Apoſtel Paulum auch offt zu ſich fordern/ vnd
hoͤrete jhn von dem Glauben an Chriſtum/ vnd als Paulus jhme vorſagte von der
Gerechtigkeit/ Keuſchheit/ vnd von dem zukuͤnfftigen Gerichte/ bekame er die Ant-
wort/ er ſolte wider hingehen/ er waͤre vor dißmahl vnmuͤſſig/ wann er gelegene
Zeit darzu haͤtte/ wolte er jhn wiederruffen laſſen. Es zielete aber endlich Felicis con-

verſatio
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[44/0110] Das erſte Buch/ wir werden am Juͤnſten Tage gerichtet werden/ daſſelbe allein vnd nichtes anders fuͤr das alleinige Principium vnnd die einige norma vnſers Glaubens vnd darauff gegruͤndeten Chriſtenthumbs. Nun wird vns aber nicht es anders als das Wort Gottes durch die Propheten vnd Apoſtel auffgezeichnet/ am Juͤngſten Tage rich- ten/ nach dem Außſpruch Chriſti Johan. cap. 12. v. 48. Rom. 2. v. 16. derowegen muß dieſes vnd kein ander oder neben Principium vnſers Glaubens/ darnach wir wer- den gerichtet werden/ ſeyn vnd bleiben. Der Herꝛ Chriſtus hat vns ſelber dahin gewieſen/ wie er geſagt: forſchet in der Schrifft denn ſie iſts die von mir zeuget/ Joh. 5. v. 39. Die H. Apoſtel haben ſich ſelber auff nichts als auff Moſis vnd der Propheten Schrifften bezogen. Da der reiche Schlemmer in der Helle lage/ vor ſeine hinter laſſene noch vbrige 5. Bruͤder ſorgete vnd begehrete/ daß einer von den Todten aufferſtehen vnd ſie warnen ſolte/ bekame er dieſe Antwort. Sie haben Moſen vnd die Propheten/ laß ſie dieſelbe hoͤren. Luc. 16. v. 29. Dahin weiſet vns auch der Prophet Eſaias/ wann er lehret: Nach dem Geſetz vnd Zeugnuß/ werden ſie das nicht ſagen/ ſo werden ſie die Mor- genroͤthe nicht haben. Cap. 8. v. 21. So bezeuget auch Paulus in ſeinem herꝛlichen Geſpreche mit Agrippa, daß er nichts auſſer deme/ was die Propheten geſagt haben/ daß es geſchehen ſolte vnd Moſes lehre/ geredet/ in Apoſtel Geſchicht cap. 26. v. 22. (Nemo melius de Deo teſtari poteſt, quam Deus ipſe in verbo ſuo. Hinc verſiculi: Deſine cur Numen, nemo ſine Numine cernat Mirari, ſolem quis ſine ſole videt? Ex ſcripturis ſanctis & veteribus & novis, quæ Canonicæ appellantur, con- cipitur fides, ex qua vivit juſtus: Et per quam ſine dubitatione ambulamus, quam- diu in Domino peregrinamur. Auguſtin. lib. 10. de civit. Dei c. 3.) Weil aber Feſtus/ ſo mit bey dieſem Geſpraͤche war/ das groſſe Geheimnuß Gottes nach ſeiner Vernunfft ermeſſen wolte; ſprach er zu Paulo: Paule du ra- ſeſt/ die groſſe Kunſt machet dich raſend. Aber der Koͤnig Agrippas der etwas mehr auff Pauli Predigt vnd die Pro- pheten geachtet/ als Paulus fragete/ glaubeſtu Koͤnig Agrippa/ ſprach er zu Pau- lo es fehlet nicht viel du vberredeſt mich daß ich ein Chriſt wůrde/ worauß zu ſehen/ daß Pauli Predigt mehr deß Koͤnigs Agrippæ Hertz/ als deß Feſti geruͤhret/ weil a- ber Agrippas das Wort Gottes nicht weiter geachtet/ hat es auch nicht bey jhme ge- wurtzelt. Der Landpfleger Felix ließ den Apoſtel Paulum auch offt zu ſich fordern/ vnd hoͤrete jhn von dem Glauben an Chriſtum/ vnd als Paulus jhme vorſagte von der Gerechtigkeit/ Keuſchheit/ vnd von dem zukuͤnfftigen Gerichte/ bekame er die Ant- wort/ er ſolte wider hingehen/ er waͤre vor dißmahl vnmuͤſſig/ wann er gelegene Zeit darzu haͤtte/ wolte er jhn wiederruffen laſſen. Es zielete aber endlich Felicis con- verſatio

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/110>, abgerufen am 22.11.2024.