pflanzt die Abschnitte zur weiteren Vermehrung auf abgeerntetes, frisch zubereitetes Weizenfeld. Jede Pflanze entwickelt 5--6 Knollen von sehr verschiedener Grösse und Gestalt.
Die häufigste und beliebteste Abart ist eine rothschalige (Aka- imo) von ellipsoidischer Form; neben ihr kommt auch die weiss- schalige (Shiro-imo) viel vor. Von dieser gibt es eine mehr keulen- förmige bis kugelige Varietät, welche bis zur Grösse einer unter- irdischen Kohlrabi heranwächst.
Gleich den meisten Winden zieht die Batate warmen leichten Boden vor, über den sie 2--4 Meter lange Triebe nach allen Rich- tungen mit zahlreichen langgestielten Blättern ausbreitet. Die Blatt- spreiten erinnern zum Theil an die des Epheus, sind aber grösser und noch vielgestaltiger, bald einfach herzförmig, bald gebuchtet, meist aber drei- bis fünflappig.
Zu den Eigenthümlichkeiten der Batatenknollen gehört, dass es flei- schige Anschwellungen von Seitenwurzeln, keine unterirdischen Knollen (tuber) im gewöhnlichen Sinne, wie Kartoffeln und Taro sind, noch Rhi- zome, wie die bekannten Purgiermittel anderer Convolvulaceen *). Wo der Boden nicht genügend durchwärmt ist, wie bei uns in Deutschland, entwickelt die Batate jene Wurzelanschwellungen entweder gar nicht, oder lagert doch nur wenig Stärke darin ab. Culturversuche, welche ich vor 18 Jahren mit verschiedenen westindischen Abarten im bota- nischen Garten zu Frankfurt a/M. anstellte, bewiesen dies ebenfalls. Die oberirdischen Theile gelangten zur schönsten Entwickelung und bedeckten den Boden mit einem dichten Teppich von Ranken und Blättern. Als aber im Herbst nach Knollen gesucht wurde, fand sich, dass die stärksten Wurzelanschwellungen nur die Dicke eines Dau- mens erreicht hatten.
7) Die gewöhnliche Kartoffel, japanisch Jagatara-imo (Sola- num tuberosum L.). Der japanische Name Jagatara ist das etwas umgeformte Jacatra, die frühere Benennung für Batavia, und weist auf die Einführung der Kartoffel durch die holländische Compagnie hin. Ueber die Zeit, wann dies geschah, konnte ich nichts Näheres ermitteln. In den Ebenen und Thalsohlen Japans, wo man Bataten oder Taro bauen kann, begegnen wir unserer Kartoffel fast nie, wohl aber in den Gebirgsgegenden von Kiushiu bis nach Yezo und zwar ziemlich häufig, doch auch hier nie auf grösseren Feldern. Man ver-
*) Siehe auch Turpin: Memoires du Museum Vol. XIX, pag. 1 ff. und A. de Candolle: Archives des Sciences phys. et nat. Troisieme Periode Vol. VII, No. 6 1882 --
2. Nährpflanzen.
pflanzt die Abschnitte zur weiteren Vermehrung auf abgeerntetes, frisch zubereitetes Weizenfeld. Jede Pflanze entwickelt 5—6 Knollen von sehr verschiedener Grösse und Gestalt.
Die häufigste und beliebteste Abart ist eine rothschalige (Aka- imo) von ellipsoidischer Form; neben ihr kommt auch die weiss- schalige (Shiro-imo) viel vor. Von dieser gibt es eine mehr keulen- förmige bis kugelige Varietät, welche bis zur Grösse einer unter- irdischen Kohlrabi heranwächst.
Gleich den meisten Winden zieht die Batate warmen leichten Boden vor, über den sie 2—4 Meter lange Triebe nach allen Rich- tungen mit zahlreichen langgestielten Blättern ausbreitet. Die Blatt- spreiten erinnern zum Theil an die des Epheus, sind aber grösser und noch vielgestaltiger, bald einfach herzförmig, bald gebuchtet, meist aber drei- bis fünflappig.
Zu den Eigenthümlichkeiten der Batatenknollen gehört, dass es flei- schige Anschwellungen von Seitenwurzeln, keine unterirdischen Knollen (tuber) im gewöhnlichen Sinne, wie Kartoffeln und Taro sind, noch Rhi- zome, wie die bekannten Purgiermittel anderer Convolvulaceen *). Wo der Boden nicht genügend durchwärmt ist, wie bei uns in Deutschland, entwickelt die Batate jene Wurzelanschwellungen entweder gar nicht, oder lagert doch nur wenig Stärke darin ab. Culturversuche, welche ich vor 18 Jahren mit verschiedenen westindischen Abarten im bota- nischen Garten zu Frankfurt a/M. anstellte, bewiesen dies ebenfalls. Die oberirdischen Theile gelangten zur schönsten Entwickelung und bedeckten den Boden mit einem dichten Teppich von Ranken und Blättern. Als aber im Herbst nach Knollen gesucht wurde, fand sich, dass die stärksten Wurzelanschwellungen nur die Dicke eines Dau- mens erreicht hatten.
7) Die gewöhnliche Kartoffel, japanisch Jagatara-imo (Sola- num tuberosum L.). Der japanische Name Jagatara ist das etwas umgeformte Jacatra, die frühere Benennung für Batavia, und weist auf die Einführung der Kartoffel durch die holländische Compagnie hin. Ueber die Zeit, wann dies geschah, konnte ich nichts Näheres ermitteln. In den Ebenen und Thalsohlen Japans, wo man Bataten oder Taro bauen kann, begegnen wir unserer Kartoffel fast nie, wohl aber in den Gebirgsgegenden von Kiushiu bis nach Yezo und zwar ziemlich häufig, doch auch hier nie auf grösseren Feldern. Man ver-
*) Siehe auch Turpin: Mémoires du Museum Vol. XIX, pag. 1 ff. und A. de Candolle: Archives des Sciences phys. et nat. Troisiême Période Vol. VII, No. 6 1882 —
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pflanzt die Abschnitte zur weiteren Vermehrung auf abgeerntetes,
frisch zubereitetes Weizenfeld. Jede Pflanze entwickelt 5—6 Knollen
von sehr verschiedener Grösse und Gestalt.
Die häufigste und beliebteste Abart ist eine rothschalige (Aka-
imo) von ellipsoidischer Form; neben ihr kommt auch die weiss-
schalige (Shiro-imo) viel vor. Von dieser gibt es eine mehr keulen-
förmige bis kugelige Varietät, welche bis zur Grösse einer unter-
irdischen Kohlrabi heranwächst.
Gleich den meisten Winden zieht die Batate warmen leichten
Boden vor, über den sie 2—4 Meter lange Triebe nach allen Rich-
tungen mit zahlreichen langgestielten Blättern ausbreitet. Die Blatt-
spreiten erinnern zum Theil an die des Epheus, sind aber grösser
und noch vielgestaltiger, bald einfach herzförmig, bald gebuchtet,
meist aber drei- bis fünflappig.
Zu den Eigenthümlichkeiten der Batatenknollen gehört, dass es flei-
schige Anschwellungen von Seitenwurzeln, keine unterirdischen Knollen
(tuber) im gewöhnlichen Sinne, wie Kartoffeln und Taro sind, noch Rhi-
zome, wie die bekannten Purgiermittel anderer Convolvulaceen *). Wo
der Boden nicht genügend durchwärmt ist, wie bei uns in Deutschland,
entwickelt die Batate jene Wurzelanschwellungen entweder gar nicht,
oder lagert doch nur wenig Stärke darin ab. Culturversuche, welche
ich vor 18 Jahren mit verschiedenen westindischen Abarten im bota-
nischen Garten zu Frankfurt a/M. anstellte, bewiesen dies ebenfalls.
Die oberirdischen Theile gelangten zur schönsten Entwickelung und
bedeckten den Boden mit einem dichten Teppich von Ranken und
Blättern. Als aber im Herbst nach Knollen gesucht wurde, fand sich,
dass die stärksten Wurzelanschwellungen nur die Dicke eines Dau-
mens erreicht hatten.
7) Die gewöhnliche Kartoffel, japanisch Jagatara-imo (Sola-
num tuberosum L.). Der japanische Name Jagatara ist das etwas
umgeformte Jacatra, die frühere Benennung für Batavia, und weist
auf die Einführung der Kartoffel durch die holländische Compagnie
hin. Ueber die Zeit, wann dies geschah, konnte ich nichts Näheres
ermitteln. In den Ebenen und Thalsohlen Japans, wo man Bataten
oder Taro bauen kann, begegnen wir unserer Kartoffel fast nie, wohl
aber in den Gebirgsgegenden von Kiushiu bis nach Yezo und zwar
ziemlich häufig, doch auch hier nie auf grösseren Feldern. Man ver-
*) Siehe auch Turpin: Mémoires du Museum Vol. XIX, pag. 1 ff. und A. de
Candolle: Archives des Sciences phys. et nat. Troisiême Période Vol. VII, No. 6
1882 —
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/97>, abgerufen am 22.11.2024.
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