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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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2. Nährpflanzen.
speise zu dem etwas faden Geschmack des mit Wasser gekochten
Reis, der Hirse und andern stärkereichen Getreidearten. Daneben
dienen aber verschiedene auch zur Darstellung von Sauce, Pflanzen-
eiweiss und andern Präparaten, welche unter den Namen Shoyu, Tofu,
Miso bekannt sind und im japanischen Haushalte viel verwendet wer-
den. Mit Ausnahme von Erbsen und Saubohnen werden alle in diese
Gruppe gehörenden Feldfrüchte nur im Sommer gebaut, weil der
japanische Winter für sie zu rauh ist. Bei diesen wendet man allge-
mein die Stufencultur, bei jenen die Reihensaat an.

Man cultiviert in Japan:

1) Die Erdnuss, japanisch Rakkuwasko (spr. Rakkasho) und
To-jin-mame d. h. Chinesen-Bohne (Arachis hypogaea L.). Sie
wird nur im wärmeren Süden des Landes und in geringem Umfang
gepflanzt, theils geröstet gegessen, theils zu Oel verwendet. (Näheres
unter Oelpflanzen.)

2) Die Sojabohne, japanisch Daidzu und O-mame (Glycine
hispida Moench., Soja hispida Miq., Dolichos soja L.) ist zwar schon
seit nahezu einem Jahrhundert in unsern botanischen Gärten einge-
führt *), hat aber erst seit der Wiener Weltausstellung bei uns eine
grössere Beachtung gefunden. Es gibt jetzt kaum ein europäisches
Land, in welchem nicht während der letzten 10 Jahre Anbauversuche
mit derselben vorgenommen worden wären, kaum eine dem Garten-
bau oder der Landwirthschaft dienende Zeitschrift, die nicht eine
Abbildung oder Beschreibung von ihr gebracht hätte **). Insbesondere
hat man sich in Frankreich und Oesterreich-Ungarn seitdem viel mit
der Sojabohne beschäftigt und ihre Cultur an vielen Orten mit mehr
oder weniger Erfolg versucht ***). Die Ergebnisse dieser Studien und
Versuche in Oesterreich, welche vornehmlich durch Prof. Haberlandt
mit Samen aus China, Japan und der Mongolei in und von der k. k.
Hochschule für Bodencultur angestellt und angeregt wurden, hat der-
selbe in einer interessanten Schrift niedergelegt +). Dieselben schie-
nen die Anbaufähigkeit der Sojabohne im gemässigten Klima, ihre
hohen Erträge, den ausserordentlichen Nährwerth und verschiedene
andere ihr nachgerühmte Eigenschaften zu bestätigen und bieten so

*) Im Hortus Kewensis von Ait. wird das Jahr 1790 als Zeit der Einführung
nach England angegeben.
**) Siehe auch de Candolle: L'Origine des Plantes cultivees. pag. 265.
***) Von guten Abbildungen der Sojabohne erwähne ich diejenige von E.
Kaempfer in Amoen. exotic. pag. 838, sowie namentlich eine in der Revue Horti-
cole 1880. pag. 154 et 185.
+) Die Sojabohne. Wien 1878.
Rein, Japan. II. 5

2. Nährpflanzen.
speise zu dem etwas faden Geschmack des mit Wasser gekochten
Reis, der Hirse und andern stärkereichen Getreidearten. Daneben
dienen aber verschiedene auch zur Darstellung von Sauce, Pflanzen-
eiweiss und andern Präparaten, welche unter den Namen Shôyu, Tôfu,
Miso bekannt sind und im japanischen Haushalte viel verwendet wer-
den. Mit Ausnahme von Erbsen und Saubohnen werden alle in diese
Gruppe gehörenden Feldfrüchte nur im Sommer gebaut, weil der
japanische Winter für sie zu rauh ist. Bei diesen wendet man allge-
mein die Stufencultur, bei jenen die Reihensaat an.

Man cultiviert in Japan:

1) Die Erdnuss, japanisch Rakkuwaskô (spr. Rakkashô) und
Tô-jin-mame d. h. Chinesen-Bohne (Arachis hypogaea L.). Sie
wird nur im wärmeren Süden des Landes und in geringem Umfang
gepflanzt, theils geröstet gegessen, theils zu Oel verwendet. (Näheres
unter Oelpflanzen.)

2) Die Sojabohne, japanisch Daidzu und Ô-mame (Glycine
hispida Moench., Soja hispida Miq., Dolichos soja L.) ist zwar schon
seit nahezu einem Jahrhundert in unsern botanischen Gärten einge-
führt *), hat aber erst seit der Wiener Weltausstellung bei uns eine
grössere Beachtung gefunden. Es gibt jetzt kaum ein europäisches
Land, in welchem nicht während der letzten 10 Jahre Anbauversuche
mit derselben vorgenommen worden wären, kaum eine dem Garten-
bau oder der Landwirthschaft dienende Zeitschrift, die nicht eine
Abbildung oder Beschreibung von ihr gebracht hätte **). Insbesondere
hat man sich in Frankreich und Oesterreich-Ungarn seitdem viel mit
der Sojabohne beschäftigt und ihre Cultur an vielen Orten mit mehr
oder weniger Erfolg versucht ***). Die Ergebnisse dieser Studien und
Versuche in Oesterreich, welche vornehmlich durch Prof. Haberlandt
mit Samen aus China, Japan und der Mongolei in und von der k. k.
Hochschule für Bodencultur angestellt und angeregt wurden, hat der-
selbe in einer interessanten Schrift niedergelegt †). Dieselben schie-
nen die Anbaufähigkeit der Sojabohne im gemässigten Klima, ihre
hohen Erträge, den ausserordentlichen Nährwerth und verschiedene
andere ihr nachgerühmte Eigenschaften zu bestätigen und bieten so

*) Im Hortus Kewensis von Ait. wird das Jahr 1790 als Zeit der Einführung
nach England angegeben.
**) Siehe auch de Candolle: L’Origine des Plantes cultivées. pag. 265.
***) Von guten Abbildungen der Sojabohne erwähne ich diejenige von E.
Kaempfer in Amoen. exotic. pag. 838, sowie namentlich eine in der Revue Horti-
cole 1880. pag. 154 et 185.
†) Die Sojabohne. Wien 1878.
Rein, Japan. II. 5
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[65/0085] 2. Nährpflanzen. speise zu dem etwas faden Geschmack des mit Wasser gekochten Reis, der Hirse und andern stärkereichen Getreidearten. Daneben dienen aber verschiedene auch zur Darstellung von Sauce, Pflanzen- eiweiss und andern Präparaten, welche unter den Namen Shôyu, Tôfu, Miso bekannt sind und im japanischen Haushalte viel verwendet wer- den. Mit Ausnahme von Erbsen und Saubohnen werden alle in diese Gruppe gehörenden Feldfrüchte nur im Sommer gebaut, weil der japanische Winter für sie zu rauh ist. Bei diesen wendet man allge- mein die Stufencultur, bei jenen die Reihensaat an. Man cultiviert in Japan: 1) Die Erdnuss, japanisch Rakkuwaskô (spr. Rakkashô) und Tô-jin-mame d. h. Chinesen-Bohne (Arachis hypogaea L.). Sie wird nur im wärmeren Süden des Landes und in geringem Umfang gepflanzt, theils geröstet gegessen, theils zu Oel verwendet. (Näheres unter Oelpflanzen.) 2) Die Sojabohne, japanisch Daidzu und Ô-mame (Glycine hispida Moench., Soja hispida Miq., Dolichos soja L.) ist zwar schon seit nahezu einem Jahrhundert in unsern botanischen Gärten einge- führt *), hat aber erst seit der Wiener Weltausstellung bei uns eine grössere Beachtung gefunden. Es gibt jetzt kaum ein europäisches Land, in welchem nicht während der letzten 10 Jahre Anbauversuche mit derselben vorgenommen worden wären, kaum eine dem Garten- bau oder der Landwirthschaft dienende Zeitschrift, die nicht eine Abbildung oder Beschreibung von ihr gebracht hätte **). Insbesondere hat man sich in Frankreich und Oesterreich-Ungarn seitdem viel mit der Sojabohne beschäftigt und ihre Cultur an vielen Orten mit mehr oder weniger Erfolg versucht ***). Die Ergebnisse dieser Studien und Versuche in Oesterreich, welche vornehmlich durch Prof. Haberlandt mit Samen aus China, Japan und der Mongolei in und von der k. k. Hochschule für Bodencultur angestellt und angeregt wurden, hat der- selbe in einer interessanten Schrift niedergelegt †). Dieselben schie- nen die Anbaufähigkeit der Sojabohne im gemässigten Klima, ihre hohen Erträge, den ausserordentlichen Nährwerth und verschiedene andere ihr nachgerühmte Eigenschaften zu bestätigen und bieten so *) Im Hortus Kewensis von Ait. wird das Jahr 1790 als Zeit der Einführung nach England angegeben. **) Siehe auch de Candolle: L’Origine des Plantes cultivées. pag. 265. ***) Von guten Abbildungen der Sojabohne erwähne ich diejenige von E. Kaempfer in Amoen. exotic. pag. 838, sowie namentlich eine in der Revue Horti- cole 1880. pag. 154 et 185. †) Die Sojabohne. Wien 1878. Rein, Japan. II. 5

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/85>, abgerufen am 23.11.2024.