herbeigeführt hatten. Damals musste die Regierung sich mit der Aus- gabe von grossen Mengen Papiergeld oder Kinsatsu helfen, das in der Folge mit seinen unberechenbaren Cursschwankungen zur allge- meinen Handelsplage wurde. Baargeld war so selten geworden, dass z. B. der englische Consul Enslie zu Niigata in seinem Berichte vom Oktober 1878 die Meinung aussprach, es seien in dem grossen Niigata- ken mit einer Bevölkerung von 11/2 Millionen keine 25 Gold- und Silber-Yen in Umlauf.*)
Früher stand Kinsatsu pari, ja wurde im Binnenverkehr dem Baar- geld sogar vorgezogen; jetzt sank sein Werth so, dass man es mit dem steten Wechsel eines ansehnlichen Agios zu thun hatte, welches zeit- weise 180 % betrug. Erst in den letzten Jahren ist es der Regierung gelungen, ihren Credit wieder zu heben und dieser grossen Belästigung des Verkehrs ein Ende zu machen. Das erfolgreichste der angewandten Mittel lag nahe und bestand in der Beseitigung der negativen Han- delsbilanzen. Die Regierung hatte dies so weit in der Hand, als sie ihre Bedürfnisse beschränkte und damit ein ansehnlicher Teil der Ein- fuhr zur Deckung derselben in Wegfall kam.
Es zeigte ein Verkennen der Verhältnisse, wenn man in Berichten aus Japan das Bestreben der Regierung, die Unterbilanzen der Aus- fuhr gegenüber der Einfuhr zu meiden, verurteilte und dabei auf Eng- land und andere europäische Länder hinwies. Freilich sind in Eng- land Unterbilanzen die Regel, ohne Störungen und Beunruhigungen hervorzurufen. Hier liegen aber zur Deckung derselben grossartige Kapitalanlagen im Auslande mit ihren Erträgen vor, die sich der Han- delsstatistik entziehen. Bei einem Lande wie Japan dagegen, wo dies nicht der Fall ist, giebt das Werthverhältniss der Einfuhr zur Ausfuhr den besten Maassstab für das volkswirthschaftliche Gedeihen ab. Nega- tive Bilanzen müssen hier durch die Ausfuhr des vorhandenen Baar- geldes oder durch Anleihen gedeckt werden und, wenn sie fortdauern, als Zeichen der Verarmung und abnehmenden Kauffähigkeit betrachtet werden.
Auf Tafel I D sind die Unterbilanzen mit --, die positiven Jahres- abschlüsse mit + angegeben. Es geht aus dieser Zusammenstellung hervor, dass in den 18 Jahren Meiji (Friede) -- so heisst die in so vieler Beziehung ausgezeichnete Regierungszeit des Tenno Mutsu Hito -- die Summe der negativen Bilanzen 87719877 Yen betrug, die der
*) The only currency used here is paper money, Gold and Silver are never met with now a-days, and I think I may safely say that there are not twenty- five gold and silver yen in circulation throughout the whole ken.
IV. Handel und Verkehr.
herbeigeführt hatten. Damals musste die Regierung sich mit der Aus- gabe von grossen Mengen Papiergeld oder Kinsatsu helfen, das in der Folge mit seinen unberechenbaren Cursschwankungen zur allge- meinen Handelsplage wurde. Baargeld war so selten geworden, dass z. B. der englische Consul Enslie zu Niigata in seinem Berichte vom Oktober 1878 die Meinung aussprach, es seien in dem grossen Niigata- ken mit einer Bevölkerung von 1½ Millionen keine 25 Gold- und Silber-Yen in Umlauf.*)
Früher stand Kinsatsu pari, ja wurde im Binnenverkehr dem Baar- geld sogar vorgezogen; jetzt sank sein Werth so, dass man es mit dem steten Wechsel eines ansehnlichen Agios zu thun hatte, welches zeit- weise 180 % betrug. Erst in den letzten Jahren ist es der Regierung gelungen, ihren Credit wieder zu heben und dieser grossen Belästigung des Verkehrs ein Ende zu machen. Das erfolgreichste der angewandten Mittel lag nahe und bestand in der Beseitigung der negativen Han- delsbilanzen. Die Regierung hatte dies so weit in der Hand, als sie ihre Bedürfnisse beschränkte und damit ein ansehnlicher Teil der Ein- fuhr zur Deckung derselben in Wegfall kam.
Es zeigte ein Verkennen der Verhältnisse, wenn man in Berichten aus Japan das Bestreben der Regierung, die Unterbilanzen der Aus- fuhr gegenüber der Einfuhr zu meiden, verurteilte und dabei auf Eng- land und andere europäische Länder hinwies. Freilich sind in Eng- land Unterbilanzen die Regel, ohne Störungen und Beunruhigungen hervorzurufen. Hier liegen aber zur Deckung derselben grossartige Kapitalanlagen im Auslande mit ihren Erträgen vor, die sich der Han- delsstatistik entziehen. Bei einem Lande wie Japan dagegen, wo dies nicht der Fall ist, giebt das Werthverhältniss der Einfuhr zur Ausfuhr den besten Maassstab für das volkswirthschaftliche Gedeihen ab. Nega- tive Bilanzen müssen hier durch die Ausfuhr des vorhandenen Baar- geldes oder durch Anleihen gedeckt werden und, wenn sie fortdauern, als Zeichen der Verarmung und abnehmenden Kauffähigkeit betrachtet werden.
Auf Tafel I D sind die Unterbilanzen mit —, die positiven Jahres- abschlüsse mit + angegeben. Es geht aus dieser Zusammenstellung hervor, dass in den 18 Jahren Meiji (Friede) — so heisst die in so vieler Beziehung ausgezeichnete Regierungszeit des Tennô Mutsu Hito — die Summe der negativen Bilanzen 87719877 Yen betrug, die der
*) The only currency used here is paper money, Gold and Silver are never met with now a-days, and I think I may safely say that there are not twenty- five gold and silver yen in circulation throughout the whole ken.
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IV. Handel und Verkehr.
herbeigeführt hatten. Damals musste die Regierung sich mit der Aus-
gabe von grossen Mengen Papiergeld oder Kinsatsu helfen, das in
der Folge mit seinen unberechenbaren Cursschwankungen zur allge-
meinen Handelsplage wurde. Baargeld war so selten geworden, dass
z. B. der englische Consul Enslie zu Niigata in seinem Berichte vom
Oktober 1878 die Meinung aussprach, es seien in dem grossen Niigata-
ken mit einer Bevölkerung von 1½ Millionen keine 25 Gold- und
Silber-Yen in Umlauf. *)
Früher stand Kinsatsu pari, ja wurde im Binnenverkehr dem Baar-
geld sogar vorgezogen; jetzt sank sein Werth so, dass man es mit dem
steten Wechsel eines ansehnlichen Agios zu thun hatte, welches zeit-
weise 180 % betrug. Erst in den letzten Jahren ist es der Regierung
gelungen, ihren Credit wieder zu heben und dieser grossen Belästigung
des Verkehrs ein Ende zu machen. Das erfolgreichste der angewandten
Mittel lag nahe und bestand in der Beseitigung der negativen Han-
delsbilanzen. Die Regierung hatte dies so weit in der Hand, als sie
ihre Bedürfnisse beschränkte und damit ein ansehnlicher Teil der Ein-
fuhr zur Deckung derselben in Wegfall kam.
Es zeigte ein Verkennen der Verhältnisse, wenn man in Berichten
aus Japan das Bestreben der Regierung, die Unterbilanzen der Aus-
fuhr gegenüber der Einfuhr zu meiden, verurteilte und dabei auf Eng-
land und andere europäische Länder hinwies. Freilich sind in Eng-
land Unterbilanzen die Regel, ohne Störungen und Beunruhigungen
hervorzurufen. Hier liegen aber zur Deckung derselben grossartige
Kapitalanlagen im Auslande mit ihren Erträgen vor, die sich der Han-
delsstatistik entziehen. Bei einem Lande wie Japan dagegen, wo dies
nicht der Fall ist, giebt das Werthverhältniss der Einfuhr zur Ausfuhr
den besten Maassstab für das volkswirthschaftliche Gedeihen ab. Nega-
tive Bilanzen müssen hier durch die Ausfuhr des vorhandenen Baar-
geldes oder durch Anleihen gedeckt werden und, wenn sie fortdauern,
als Zeichen der Verarmung und abnehmenden Kauffähigkeit betrachtet
werden.
Auf Tafel I D sind die Unterbilanzen mit —, die positiven Jahres-
abschlüsse mit + angegeben. Es geht aus dieser Zusammenstellung
hervor, dass in den 18 Jahren Meiji (Friede) — so heisst die in so vieler
Beziehung ausgezeichnete Regierungszeit des Tennô Mutsu Hito —
die Summe der negativen Bilanzen 87719877 Yen betrug, die der
*) The only currency used here is paper money, Gold and Silver are never
met with now a-days, and I think I may safely say that there are not twenty-
five gold and silver yen in circulation throughout the whole ken.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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