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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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4. Japan im Weltverkehr.
vorübergehende Erscheinungen sind. Krieg und Vorbereitungen darauf
erhöhen die Preise des Kriegsmaterials und der Lebensmittel; reiche
Ernten, welche die Ausfuhr beträchtlich vermehren, erhöhen die Ein-
gangsziffern für Kleidungsstoffe, sowie andere Bedürfnisse und Be-
quemlichkeiten des Lebens. Alle diese Erscheinungen weist auch die
Handelsstatistik Japans auf. Da indess die Consulatsberichte dieselben
genügend erörtern, ziehe ich vor, verschiedene andere Punkte etwas
mehr hervorzuheben.

Unter den Ausfuhrartikeln stand Rohseide nebst ihren
Nebenprodukten von der Eröffnung des Landes an allen andern
an Werth weit voran und wird diese hervorragende Stellung aller
Voraussetzung nach auch in Zukunft behalten. Als ihre Ausfuhr im
Jahre 1859 anfing und während der 10 Jahre, welche folgten, hatte
die Seidenraupenkrankheit in Europa ihre grössten Verheerungen auf-
zuweisen, sodass damit die Nachfrage nach ostasiatischer Seide und
deren Preise enorm stiegen. Eine weitere Preissteigerung bewirkte
die grosse Vertheuerung der Baumwolle während des nordamerikani-
schen Bürgerkriegs, sodass infolge beider Ursachen Rohseide im Jahre
1865 mehr als das Doppelte ihres Preises vom Jahre 1863 erreichte
und die Seidenausfuhr aus Yokohama trotz einer kleinen Vermin-
derung der Menge sich auf 17467728 Yen belief, während sie 1863
nur den Werth von 8997484 Yen erreichte. Ansehnliche, vorüber-
gehende Steigerungen der Seidenpreise sind seitdem noch mehrmals
vorgekommen, so im Frühjahr 1876 und ebenso 1879, wiewohl keine
der früheren gleichkam. Die Rohseide wird in Ballen zu 80 Catties
oder 4/5 Pikul oder etwa 100 engl. Pfund versandt. Die grösste Menge,
nämlich 56432 Pikul, wurde 1883 ausgeführt, wobei allerdings die Ab-
fälle mitgerechnet sind. Im Jahre 1882 erreichte die Ausfuhr sämmtlicher
Produkte der Seidenzucht die grösste Höhe mit 19146223 Yen. Der
höchste Preis für die beste Mayebashi-Seide wurde 1868/69 bezahlt,
wo das Pikul auf 900--1070 Yen stieg. Seitdem sind die Preise sehr
gesunken; dennoch hat die steigende Produktion es ermöglicht, nicht
blos diesen Preisrückgang, sondern auch den Wegfall der Einnahmen
für Seidenraupeneier zu decken. Mit 45,71 % der Gesammtausfuhr
erscheinen in den letzten fünf Jahren die Produkte der Seidenzucht
gegenüber 46,46 % in der Zeit von 1871--1875, obwohl damals auf
Seidenraupeneier 9,03 % fielen. Diese Ausfuhr, welche im Jahre 1868.
eine Höhe von 3,7 Mill. Yen erreichte, ist jetzt dem Erlöschen nahe.

Ueber Thee, den zweiten Exportartikel, der seinen höchsten Be-
trag im Jahre 1874 erreichte, folgen noch einige Betrachtungen am
Schluss. Die auf Tabelle III A gegebene Ausfuhr der Steinkohle

4. Japan im Weltverkehr.
vorübergehende Erscheinungen sind. Krieg und Vorbereitungen darauf
erhöhen die Preise des Kriegsmaterials und der Lebensmittel; reiche
Ernten, welche die Ausfuhr beträchtlich vermehren, erhöhen die Ein-
gangsziffern für Kleidungsstoffe, sowie andere Bedürfnisse und Be-
quemlichkeiten des Lebens. Alle diese Erscheinungen weist auch die
Handelsstatistik Japans auf. Da indess die Consulatsberichte dieselben
genügend erörtern, ziehe ich vor, verschiedene andere Punkte etwas
mehr hervorzuheben.

Unter den Ausfuhrartikeln stand Rohseide nebst ihren
Nebenprodukten von der Eröffnung des Landes an allen andern
an Werth weit voran und wird diese hervorragende Stellung aller
Voraussetzung nach auch in Zukunft behalten. Als ihre Ausfuhr im
Jahre 1859 anfing und während der 10 Jahre, welche folgten, hatte
die Seidenraupenkrankheit in Europa ihre grössten Verheerungen auf-
zuweisen, sodass damit die Nachfrage nach ostasiatischer Seide und
deren Preise enorm stiegen. Eine weitere Preissteigerung bewirkte
die grosse Vertheuerung der Baumwolle während des nordamerikani-
schen Bürgerkriegs, sodass infolge beider Ursachen Rohseide im Jahre
1865 mehr als das Doppelte ihres Preises vom Jahre 1863 erreichte
und die Seidenausfuhr aus Yokohama trotz einer kleinen Vermin-
derung der Menge sich auf 17467728 Yen belief, während sie 1863
nur den Werth von 8997484 Yen erreichte. Ansehnliche, vorüber-
gehende Steigerungen der Seidenpreise sind seitdem noch mehrmals
vorgekommen, so im Frühjahr 1876 und ebenso 1879, wiewohl keine
der früheren gleichkam. Die Rohseide wird in Ballen zu 80 Catties
oder 4/5 Pikul oder etwa 100 engl. Pfund versandt. Die grösste Menge,
nämlich 56432 Pikul, wurde 1883 ausgeführt, wobei allerdings die Ab-
fälle mitgerechnet sind. Im Jahre 1882 erreichte die Ausfuhr sämmtlicher
Produkte der Seidenzucht die grösste Höhe mit 19146223 Yen. Der
höchste Preis für die beste Mayebashi-Seide wurde 1868/69 bezahlt,
wo das Pikul auf 900—1070 Yen stieg. Seitdem sind die Preise sehr
gesunken; dennoch hat die steigende Produktion es ermöglicht, nicht
blos diesen Preisrückgang, sondern auch den Wegfall der Einnahmen
für Seidenraupeneier zu decken. Mit 45,71 % der Gesammtausfuhr
erscheinen in den letzten fünf Jahren die Produkte der Seidenzucht
gegenüber 46,46 % in der Zeit von 1871—1875, obwohl damals auf
Seidenraupeneier 9,03 % fielen. Diese Ausfuhr, welche im Jahre 1868.
eine Höhe von 3,7 Mill. Yen erreichte, ist jetzt dem Erlöschen nahe.

Ueber Thee, den zweiten Exportartikel, der seinen höchsten Be-
trag im Jahre 1874 erreichte, folgen noch einige Betrachtungen am
Schluss. Die auf Tabelle III A gegebene Ausfuhr der Steinkohle

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[633/0693] 4. Japan im Weltverkehr. vorübergehende Erscheinungen sind. Krieg und Vorbereitungen darauf erhöhen die Preise des Kriegsmaterials und der Lebensmittel; reiche Ernten, welche die Ausfuhr beträchtlich vermehren, erhöhen die Ein- gangsziffern für Kleidungsstoffe, sowie andere Bedürfnisse und Be- quemlichkeiten des Lebens. Alle diese Erscheinungen weist auch die Handelsstatistik Japans auf. Da indess die Consulatsberichte dieselben genügend erörtern, ziehe ich vor, verschiedene andere Punkte etwas mehr hervorzuheben. Unter den Ausfuhrartikeln stand Rohseide nebst ihren Nebenprodukten von der Eröffnung des Landes an allen andern an Werth weit voran und wird diese hervorragende Stellung aller Voraussetzung nach auch in Zukunft behalten. Als ihre Ausfuhr im Jahre 1859 anfing und während der 10 Jahre, welche folgten, hatte die Seidenraupenkrankheit in Europa ihre grössten Verheerungen auf- zuweisen, sodass damit die Nachfrage nach ostasiatischer Seide und deren Preise enorm stiegen. Eine weitere Preissteigerung bewirkte die grosse Vertheuerung der Baumwolle während des nordamerikani- schen Bürgerkriegs, sodass infolge beider Ursachen Rohseide im Jahre 1865 mehr als das Doppelte ihres Preises vom Jahre 1863 erreichte und die Seidenausfuhr aus Yokohama trotz einer kleinen Vermin- derung der Menge sich auf 17467728 Yen belief, während sie 1863 nur den Werth von 8997484 Yen erreichte. Ansehnliche, vorüber- gehende Steigerungen der Seidenpreise sind seitdem noch mehrmals vorgekommen, so im Frühjahr 1876 und ebenso 1879, wiewohl keine der früheren gleichkam. Die Rohseide wird in Ballen zu 80 Catties oder 4/5 Pikul oder etwa 100 engl. Pfund versandt. Die grösste Menge, nämlich 56432 Pikul, wurde 1883 ausgeführt, wobei allerdings die Ab- fälle mitgerechnet sind. Im Jahre 1882 erreichte die Ausfuhr sämmtlicher Produkte der Seidenzucht die grösste Höhe mit 19146223 Yen. Der höchste Preis für die beste Mayebashi-Seide wurde 1868/69 bezahlt, wo das Pikul auf 900—1070 Yen stieg. Seitdem sind die Preise sehr gesunken; dennoch hat die steigende Produktion es ermöglicht, nicht blos diesen Preisrückgang, sondern auch den Wegfall der Einnahmen für Seidenraupeneier zu decken. Mit 45,71 % der Gesammtausfuhr erscheinen in den letzten fünf Jahren die Produkte der Seidenzucht gegenüber 46,46 % in der Zeit von 1871—1875, obwohl damals auf Seidenraupeneier 9,03 % fielen. Diese Ausfuhr, welche im Jahre 1868. eine Höhe von 3,7 Mill. Yen erreichte, ist jetzt dem Erlöschen nahe. Ueber Thee, den zweiten Exportartikel, der seinen höchsten Be- trag im Jahre 1874 erreichte, folgen noch einige Betrachtungen am Schluss. Die auf Tabelle III A gegebene Ausfuhr der Steinkohle

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/693>, abgerufen am 24.11.2024.