eigene Religion verleugneten und ihre Würde opferten, um sich den gewinnreichen Handel zu erhalten. Sie bekundeten ihre Unterwürfigkeit unter den Willen und die demüthigendsten Zumuthungen der Japaner bei so vielen Anlässen, dass diese -- gewohnt den eigenen Handels- stand mehr als nothwendiges Uebel zu betrachten und wie die alten Römer dem Bauer und Handwerker nachzustellen, -- von ihrem Cha- rakter und Ehrgefühl sich unmöglich eine bessere Meinung bilden konnten.
Auf De-shima lebten, Gefangenen gleich in ihren Bewegungen beschränkt und bewacht, 16--20 Holländer im Dienste der ostindischen Handelscompagnie. Ueber ihre Stellung bemerkt Kämpfer Folgendes: "In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Einschrän- kungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir dürfen keine Sonn- und Festtage feiern, keine geistliche Gesänge und Gebete hören lassen, niemals den Namen Christi nennen, kein Bild des Kreuzes oder irgend ein äusseres Zeichen des Christenthums bei uns führen. Dabei müssen wir noch immer viele andere beschimpfende Zumuthungen ausstehen, die einem edelmüthigen Herzen allemal sehr empfindlich sind. Die einzige Ursache, welche die Holländer bewegt, alle diese Leiden so geduldig zu ertragen, ist blos die Liebe des Ge- winnes und des kostbaren Marks der japanischen Gebirge." *)
Kämpfer gibt uns ferner von S. 97 des hier citierten Werkes an auch eine ausführliche Beschreibung der Art, wie dieser Handels- verkehr in Nagasaki bis ins Einzelne geregelt war und von einer Menge Beamten controliert wurde. Direkte Abgaben ruhten nicht darauf, aber die Geschenke an jene Beamte, sowie an den Hof, welche der Opperhoofd oder Leiter der Faktorei jedes Frühjahr bei seiner Vorstellung am Hofe zu Yedo diesem überbringen musste, verschlangen einen bedeutenden Teil des ansehnlichen Gewinnes.
"Sobald unsere Schiffe den Hafen erreichten, wurden sie von den Japanern in Besitz genommen, mit Wachtschiffen umgeben; Pulver, Blei, Degen und alle Schiffsrüstungen wurden an Land gebracht und bis zur Abfahrt in Verwahrung behalten. Sogar die schwersten Kanonen und selbst das Ruder mussten ausgehoben und an Land gebracht werden, welches man aber doch nachher wegen gar zu grosser und ganz un- nöthiger Mühe unterlassen hat. Zu gleicher Zeit wurde allemal bei der Ankunft das sämmtliche Schiffsvolk nach der übergebenen Liste auf das genaueste gemustert, und eines jeden Name, Alter und Be- dienung aufgezeichnet. Diejenigen, welche um Dienste zu thun auf
*) Kämpfer's Geschichte von Japan II. Bd. pg. 72.
IV. Handel und Verkehr.
eigene Religion verleugneten und ihre Würde opferten, um sich den gewinnreichen Handel zu erhalten. Sie bekundeten ihre Unterwürfigkeit unter den Willen und die demüthigendsten Zumuthungen der Japaner bei so vielen Anlässen, dass diese — gewohnt den eigenen Handels- stand mehr als nothwendiges Uebel zu betrachten und wie die alten Römer dem Bauer und Handwerker nachzustellen, — von ihrem Cha- rakter und Ehrgefühl sich unmöglich eine bessere Meinung bilden konnten.
Auf De-shima lebten, Gefangenen gleich in ihren Bewegungen beschränkt und bewacht, 16—20 Holländer im Dienste der ostindischen Handelscompagnie. Ueber ihre Stellung bemerkt Kämpfer Folgendes: »In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Einschrän- kungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir dürfen keine Sonn- und Festtage feiern, keine geistliche Gesänge und Gebete hören lassen, niemals den Namen Christi nennen, kein Bild des Kreuzes oder irgend ein äusseres Zeichen des Christenthums bei uns führen. Dabei müssen wir noch immer viele andere beschimpfende Zumuthungen ausstehen, die einem edelmüthigen Herzen allemal sehr empfindlich sind. Die einzige Ursache, welche die Holländer bewegt, alle diese Leiden so geduldig zu ertragen, ist blos die Liebe des Ge- winnes und des kostbaren Marks der japanischen Gebirge.« *)
Kämpfer gibt uns ferner von S. 97 des hier citierten Werkes an auch eine ausführliche Beschreibung der Art, wie dieser Handels- verkehr in Nagasaki bis ins Einzelne geregelt war und von einer Menge Beamten controliert wurde. Direkte Abgaben ruhten nicht darauf, aber die Geschenke an jene Beamte, sowie an den Hof, welche der Opperhoofd oder Leiter der Faktorei jedes Frühjahr bei seiner Vorstellung am Hofe zu Yedo diesem überbringen musste, verschlangen einen bedeutenden Teil des ansehnlichen Gewinnes.
»Sobald unsere Schiffe den Hafen erreichten, wurden sie von den Japanern in Besitz genommen, mit Wachtschiffen umgeben; Pulver, Blei, Degen und alle Schiffsrüstungen wurden an Land gebracht und bis zur Abfahrt in Verwahrung behalten. Sogar die schwersten Kanonen und selbst das Ruder mussten ausgehoben und an Land gebracht werden, welches man aber doch nachher wegen gar zu grosser und ganz un- nöthiger Mühe unterlassen hat. Zu gleicher Zeit wurde allemal bei der Ankunft das sämmtliche Schiffsvolk nach der übergebenen Liste auf das genaueste gemustert, und eines jeden Name, Alter und Be- dienung aufgezeichnet. Diejenigen, welche um Dienste zu thun auf
*) Kämpfer’s Geschichte von Japan II. Bd. pg. 72.
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IV. Handel und Verkehr.
eigene Religion verleugneten und ihre Würde opferten, um sich den
gewinnreichen Handel zu erhalten. Sie bekundeten ihre Unterwürfigkeit
unter den Willen und die demüthigendsten Zumuthungen der Japaner
bei so vielen Anlässen, dass diese — gewohnt den eigenen Handels-
stand mehr als nothwendiges Uebel zu betrachten und wie die alten
Römer dem Bauer und Handwerker nachzustellen, — von ihrem Cha-
rakter und Ehrgefühl sich unmöglich eine bessere Meinung bilden
konnten.
Auf De-shima lebten, Gefangenen gleich in ihren Bewegungen
beschränkt und bewacht, 16—20 Holländer im Dienste der ostindischen
Handelscompagnie. Ueber ihre Stellung bemerkt Kämpfer Folgendes:
»In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Einschrän-
kungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir dürfen
keine Sonn- und Festtage feiern, keine geistliche Gesänge und Gebete
hören lassen, niemals den Namen Christi nennen, kein Bild des
Kreuzes oder irgend ein äusseres Zeichen des Christenthums bei uns
führen. Dabei müssen wir noch immer viele andere beschimpfende
Zumuthungen ausstehen, die einem edelmüthigen Herzen allemal sehr
empfindlich sind. Die einzige Ursache, welche die Holländer bewegt,
alle diese Leiden so geduldig zu ertragen, ist blos die Liebe des Ge-
winnes und des kostbaren Marks der japanischen Gebirge.« *)
Kämpfer gibt uns ferner von S. 97 des hier citierten Werkes an
auch eine ausführliche Beschreibung der Art, wie dieser Handels-
verkehr in Nagasaki bis ins Einzelne geregelt war und von einer
Menge Beamten controliert wurde. Direkte Abgaben ruhten nicht
darauf, aber die Geschenke an jene Beamte, sowie an den Hof, welche
der Opperhoofd oder Leiter der Faktorei jedes Frühjahr bei seiner
Vorstellung am Hofe zu Yedo diesem überbringen musste, verschlangen
einen bedeutenden Teil des ansehnlichen Gewinnes.
»Sobald unsere Schiffe den Hafen erreichten, wurden sie von den
Japanern in Besitz genommen, mit Wachtschiffen umgeben; Pulver,
Blei, Degen und alle Schiffsrüstungen wurden an Land gebracht und
bis zur Abfahrt in Verwahrung behalten. Sogar die schwersten Kanonen
und selbst das Ruder mussten ausgehoben und an Land gebracht werden,
welches man aber doch nachher wegen gar zu grosser und ganz un-
nöthiger Mühe unterlassen hat. Zu gleicher Zeit wurde allemal bei
der Ankunft das sämmtliche Schiffsvolk nach der übergebenen Liste
auf das genaueste gemustert, und eines jeden Name, Alter und Be-
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*) Kämpfer’s Geschichte von Japan II. Bd. pg. 72.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/682>, abgerufen am 24.11.2024.
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