Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.IV. Handel und Verkehr. Hirado beschränkt wurde. Als Direktor der Factorei fungierte RichardCocks, von ihrer Gründung bis zur Auflösung, welche die Com- pagnie im Jahre 1623 verfügte. Die zehnjährige Concurrenz mit den Holländern hatte ihr einen Gesammtverlust von über L 40000 bereitet. Aber wenn auch das Handelsunternehmen der Engländer in Japan erfolglos geblieben war, so verliessen sie doch das vielumworbene Gebiet mit allen Ehren. Sie hatten den Versuch in einer sehr ungünstigen Zeit und an einem ungeeigneten Orte gemacht, auf einer wenig produ- cierenden kleinen Insel in unmittelbarer Concurrenz mit Holländern, sowie der ebenfalls noch einflussreichen portugiesischen und spanischen im benachbarten Nagasaki. Ihre Hoffnung, dass sich ihnen der chi- nesische Markt öffnen würde, erfüllte sich nicht und auf dem japani- schen besassen die Holländer mehr Erfahrung und Geriebenheit. Dieselben scheuten kein Mittel, um die Engländer zurückzudrängen, und verkauften zu dem Zweck viele ihrer Waaren, wie z. B. in Eng- land fabricierte Tücher, unter dem Einkaufspreise. Ihr Benehmen war, wie Cocks an manchen Stellen seines Tagebuchs hervorhebt, oft un- erträglich, selbst dann, wenn die Engländer auf höheren Befehl mit ihnen gegen Spanier und Portugiesen gemeinsame Sache machten. Solchen aussergewöhnlichen Schwierigkeiten waren Intelligenz und Thatkraft des Direktors Richard Cocks nicht gewachsen. Aus seinem langweiligen Tagebuch erkennt man leicht den zwar gutmüthigen und ehrlichen, aber wenig gebildeten, schwachen und schwerfälligen Mann, dessen Unordnung in der Geschäftsführung gross gewesen sein muss, wie aus dem herben Tadel, mit dem ihn seine "loving friends" und Vorgesetzten zu Batavia im Mai 1623 abriefen, genugsam hervorgeht. In späterer Zeit wussten die Holländer alle Versuche der Engländer, mit Japan von neuem Handelsbeziehungen anzuknüpfen, eben so erfolg- reich zu vereiteln, wie diejenigen anderer Nationen. Die Berichte über Ueberfüllung des Marktes mit eingeführten Produkten und den Niedergang der Preise erinnern an manche Erscheinungen des japani- schen Handels in neuerer Zeit, nur dass damals das Institut der Waarenverschleuderung durch öffentliche Auctionen noch nicht ein- geführt war. Weisse Rohseide aus China und Siam, welche früher in Nagasaki und Hirado zu 500, 400 und 300 Ts. (Taels, a 6 Mk.) ver- kauft wurde, bot man im Jahre 1620 zu 130 Ts. an. Mit siamesischem Sammet und gemusterten Seidenstoffen, rothem und weissem Sandelholz, Rehfellen und Elfenbein, war der Markt von Patani aus eben so über Bedarf versehen, wie mit spanischen Tuchen, die über Neuspanien (Mexico) eingeführt wurden, und englischen, welche Holländer und Engländer brachten. Baumwollstoffe wurden wenig verlangt, ebenso IV. Handel und Verkehr. Hirado beschränkt wurde. Als Direktor der Factorei fungierte RichardCocks, von ihrer Gründung bis zur Auflösung, welche die Com- pagnie im Jahre 1623 verfügte. Die zehnjährige Concurrenz mit den Holländern hatte ihr einen Gesammtverlust von über ₤ 40000 bereitet. Aber wenn auch das Handelsunternehmen der Engländer in Japan erfolglos geblieben war, so verliessen sie doch das vielumworbene Gebiet mit allen Ehren. Sie hatten den Versuch in einer sehr ungünstigen Zeit und an einem ungeeigneten Orte gemacht, auf einer wenig produ- cierenden kleinen Insel in unmittelbarer Concurrenz mit Holländern, sowie der ebenfalls noch einflussreichen portugiesischen und spanischen im benachbarten Nagasaki. Ihre Hoffnung, dass sich ihnen der chi- nesische Markt öffnen würde, erfüllte sich nicht und auf dem japani- schen besassen die Holländer mehr Erfahrung und Geriebenheit. Dieselben scheuten kein Mittel, um die Engländer zurückzudrängen, und verkauften zu dem Zweck viele ihrer Waaren, wie z. B. in Eng- land fabricierte Tücher, unter dem Einkaufspreise. Ihr Benehmen war, wie Cocks an manchen Stellen seines Tagebuchs hervorhebt, oft un- erträglich, selbst dann, wenn die Engländer auf höheren Befehl mit ihnen gegen Spanier und Portugiesen gemeinsame Sache machten. Solchen aussergewöhnlichen Schwierigkeiten waren Intelligenz und Thatkraft des Direktors Richard Cocks nicht gewachsen. Aus seinem langweiligen Tagebuch erkennt man leicht den zwar gutmüthigen und ehrlichen, aber wenig gebildeten, schwachen und schwerfälligen Mann, dessen Unordnung in der Geschäftsführung gross gewesen sein muss, wie aus dem herben Tadel, mit dem ihn seine »loving friends« und Vorgesetzten zu Batavia im Mai 1623 abriefen, genugsam hervorgeht. In späterer Zeit wussten die Holländer alle Versuche der Engländer, mit Japan von neuem Handelsbeziehungen anzuknüpfen, eben so erfolg- reich zu vereiteln, wie diejenigen anderer Nationen. Die Berichte über Ueberfüllung des Marktes mit eingeführten Produkten und den Niedergang der Preise erinnern an manche Erscheinungen des japani- schen Handels in neuerer Zeit, nur dass damals das Institut der Waarenverschleuderung durch öffentliche Auctionen noch nicht ein- geführt war. Weisse Rohseide aus China und Siam, welche früher in Nagasaki und Hirado zu 500, 400 und 300 Ts. (Taels, à 6 Mk.) ver- kauft wurde, bot man im Jahre 1620 zu 130 Ts. an. Mit siamesischem Sammet und gemusterten Seidenstoffen, rothem und weissem Sandelholz, Rehfellen und Elfenbein, war der Markt von Patani aus eben so über Bedarf versehen, wie mit spanischen Tuchen, die über Neuspanien (Mexico) eingeführt wurden, und englischen, welche Holländer und Engländer brachten. 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IV. Handel und Verkehr.
Hirado beschränkt wurde. Als Direktor der Factorei fungierte Richard
Cocks, von ihrer Gründung bis zur Auflösung, welche die Com-
pagnie im Jahre 1623 verfügte. Die zehnjährige Concurrenz mit den
Holländern hatte ihr einen Gesammtverlust von über ₤ 40000 bereitet.
Aber wenn auch das Handelsunternehmen der Engländer in Japan
erfolglos geblieben war, so verliessen sie doch das vielumworbene Gebiet
mit allen Ehren. Sie hatten den Versuch in einer sehr ungünstigen
Zeit und an einem ungeeigneten Orte gemacht, auf einer wenig produ-
cierenden kleinen Insel in unmittelbarer Concurrenz mit Holländern,
sowie der ebenfalls noch einflussreichen portugiesischen und spanischen
im benachbarten Nagasaki. Ihre Hoffnung, dass sich ihnen der chi-
nesische Markt öffnen würde, erfüllte sich nicht und auf dem japani-
schen besassen die Holländer mehr Erfahrung und Geriebenheit.
Dieselben scheuten kein Mittel, um die Engländer zurückzudrängen,
und verkauften zu dem Zweck viele ihrer Waaren, wie z. B. in Eng-
land fabricierte Tücher, unter dem Einkaufspreise. Ihr Benehmen war,
wie Cocks an manchen Stellen seines Tagebuchs hervorhebt, oft un-
erträglich, selbst dann, wenn die Engländer auf höheren Befehl mit
ihnen gegen Spanier und Portugiesen gemeinsame Sache machten.
Solchen aussergewöhnlichen Schwierigkeiten waren Intelligenz und
Thatkraft des Direktors Richard Cocks nicht gewachsen. Aus seinem
langweiligen Tagebuch erkennt man leicht den zwar gutmüthigen und
ehrlichen, aber wenig gebildeten, schwachen und schwerfälligen Mann,
dessen Unordnung in der Geschäftsführung gross gewesen sein muss,
wie aus dem herben Tadel, mit dem ihn seine »loving friends« und
Vorgesetzten zu Batavia im Mai 1623 abriefen, genugsam hervorgeht.
In späterer Zeit wussten die Holländer alle Versuche der Engländer,
mit Japan von neuem Handelsbeziehungen anzuknüpfen, eben so erfolg-
reich zu vereiteln, wie diejenigen anderer Nationen. Die Berichte
über Ueberfüllung des Marktes mit eingeführten Produkten und den
Niedergang der Preise erinnern an manche Erscheinungen des japani-
schen Handels in neuerer Zeit, nur dass damals das Institut der
Waarenverschleuderung durch öffentliche Auctionen noch nicht ein-
geführt war. Weisse Rohseide aus China und Siam, welche früher
in Nagasaki und Hirado zu 500, 400 und 300 Ts. (Taels, à 6 Mk.) ver-
kauft wurde, bot man im Jahre 1620 zu 130 Ts. an. Mit siamesischem
Sammet und gemusterten Seidenstoffen, rothem und weissem Sandelholz,
Rehfellen und Elfenbein, war der Markt von Patani aus eben so über
Bedarf versehen, wie mit spanischen Tuchen, die über Neuspanien
(Mexico) eingeführt wurden, und englischen, welche Holländer und
Engländer brachten. Baumwollstoffe wurden wenig verlangt, ebenso
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