Hand in Hand mit der vom Shogunat begonnenen Gründung einer Kriegsflotte gingen die Anlage eines Arsenals, sowie die Errichtung von Leuchtthürmen und verschiedenen andern Veranstaltungen zur Förderung der Schifffahrt. Unter der vieljährigen umsichtigen Leitung des Franzosen Verni und seiner Gehülfen entwickelte sich das Arsenal zu Yokosuka im Süden von Yokohama zu einer mustergültigen An- stalt und Schule für japanische Maschinisten. Der Engländer Brunton leitete die Errichtung von Leuchtthürmen und andern Schutzvor- richtungen für die Schifffahrt derart, dass schon vor 10 Jahren die meisten der wichtigen oder gefährlichen Küstenpunkte mit guten Sig- nalen versehen und die Gefahren in den japanischen Gewässern da- durch sehr verringert waren. Japanische Kriegsschiffe haben seitdem schon manche Peilungen, Hafenvermessungen und ähnliche Arbeiten vorgenommen, deren Resultate auf werthvollen Seekarten fixiert wurden, so dass auch in dieser Beziehung der Hi-no-maru oder "Sonnen- kreis", d. h. die nationale Flagge mit einer rothen Sonne in weissem Felde, sich sehen lassen kann.
Unternehmende Kaufleute aus Kochi, der Hauptstadt von Tosa auf Shikoku, gründeten mit einer ansehnlichen Unterstützung Seitens der Regierung im Jahre 1874 die erste Dampfschifffahrtsgesellschaft, die Mitsu-bishi-guwai-sha, deren Namen sich auf die erwählte Flagge bezieht *). Zu ihr gesellte sich einige Jahre später eine zweite derartige Gesellschaft, die Kiyodo-ungu-guwai-sha, welche sich vor nicht langer Zeit mit ersterer vereinigte. Die Gesellschaft nennt sich jetzt Nippon Yau-sen-guwai-sha oder "Japanische Postdampfer- Gesellschaft." Die Fahrzeuge derselben unterhalten regelmässige Verbindungen zwischen allen bedeutenderen Häfen des Landes, sowie mit Shanghai, Fusan, Wönsan (Gensan) und Wladiwostok. Sie haben die japanische Küstenschifffahrt völlig an sich gerissen und auf der Linie Yokohama, Kobe, Nagasaki und Shanghai die frühere fremde Concurrenz schon vor zehn Jahren aus dem Felde geschlagen.
Zur Förderung des Binnenverkehrs gründeten im Jahre 1872 vier Kaufleute mit einem Actienkapital von Yen 150000 = Mk 600000 die Nai-koku-tsu-un-guwai-sha, "Inland-Transport-Gesellschaft." Die- selbe hatte ihren Sitz in Tokio und an jedem grösseren Orte ihre Agentur. Sie beförderte nicht blos Waaren und Gepäck aller Art, sondern auch Geld und hatte einen zuverlässigen, wohlorganisierten Dienst, wie ich mich wiederholt überzeugen konnte. Ueber ihre gegenwärtige Lage
*) Dieselbe enthält drei (Mitsu) rothe Vierecke in weissem Felde, welche die Gestalt der Wassernuss (Trapa bicornis, Hishi oder Bishi), die in Tosa sehr häufig sein soll, nachahmen. Guwai-sha = Kuwai-sha sprich Kaischa, ist die Genossenschaft.
IV. Handel und Verkehr.
Hand in Hand mit der vom Shôgunat begonnenen Gründung einer Kriegsflotte gingen die Anlage eines Arsenals, sowie die Errichtung von Leuchtthürmen und verschiedenen andern Veranstaltungen zur Förderung der Schifffahrt. Unter der vieljährigen umsichtigen Leitung des Franzosen Verni und seiner Gehülfen entwickelte sich das Arsenal zu Yokosuka im Süden von Yokohama zu einer mustergültigen An- stalt und Schule für japanische Maschinisten. Der Engländer Brunton leitete die Errichtung von Leuchtthürmen und andern Schutzvor- richtungen für die Schifffahrt derart, dass schon vor 10 Jahren die meisten der wichtigen oder gefährlichen Küstenpunkte mit guten Sig- nalen versehen und die Gefahren in den japanischen Gewässern da- durch sehr verringert waren. Japanische Kriegsschiffe haben seitdem schon manche Peilungen, Hafenvermessungen und ähnliche Arbeiten vorgenommen, deren Resultate auf werthvollen Seekarten fixiert wurden, so dass auch in dieser Beziehung der Hi-no-maru oder »Sonnen- kreis«, d. h. die nationale Flagge mit einer rothen Sonne in weissem Felde, sich sehen lassen kann.
Unternehmende Kaufleute aus Kochi, der Hauptstadt von Tosa auf Shikoku, gründeten mit einer ansehnlichen Unterstützung Seitens der Regierung im Jahre 1874 die erste Dampfschifffahrtsgesellschaft, die Mitsu-bishi-guwai-sha, deren Namen sich auf die erwählte Flagge bezieht *). Zu ihr gesellte sich einige Jahre später eine zweite derartige Gesellschaft, die Kiyodô-ungu-guwai-sha, welche sich vor nicht langer Zeit mit ersterer vereinigte. Die Gesellschaft nennt sich jetzt Nippon Yû-sen-guwai-sha oder »Japanische Postdampfer- Gesellschaft.« Die Fahrzeuge derselben unterhalten regelmässige Verbindungen zwischen allen bedeutenderen Häfen des Landes, sowie mit Shanghai, Fusan, Wönsan (Gensan) und Wladiwostok. Sie haben die japanische Küstenschifffahrt völlig an sich gerissen und auf der Linie Yokohama, Kobe, Nagasaki und Shanghai die frühere fremde Concurrenz schon vor zehn Jahren aus dem Felde geschlagen.
Zur Förderung des Binnenverkehrs gründeten im Jahre 1872 vier Kaufleute mit einem Actienkapital von Yen 150000 = Mk 600000 die Nai-koku-tsu-un-guwai-sha, »Inland-Transport-Gesellschaft.« Die- selbe hatte ihren Sitz in Tôkio und an jedem grösseren Orte ihre Agentur. Sie beförderte nicht blos Waaren und Gepäck aller Art, sondern auch Geld und hatte einen zuverlässigen, wohlorganisierten Dienst, wie ich mich wiederholt überzeugen konnte. Ueber ihre gegenwärtige Lage
*) Dieselbe enthält drei (Mitsu) rothe Vierecke in weissem Felde, welche die Gestalt der Wassernuss (Trapa bicornis, Hishi oder Bishi), die in Tosa sehr häufig sein soll, nachahmen. Guwai-sha = Kuwai-sha sprich Kaischa, ist die Genossenschaft.
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Hand in Hand mit der vom Shôgunat begonnenen Gründung einer
Kriegsflotte gingen die Anlage eines Arsenals, sowie die Errichtung
von Leuchtthürmen und verschiedenen andern Veranstaltungen zur
Förderung der Schifffahrt. Unter der vieljährigen umsichtigen Leitung
des Franzosen Verni und seiner Gehülfen entwickelte sich das Arsenal
zu Yokosuka im Süden von Yokohama zu einer mustergültigen An-
stalt und Schule für japanische Maschinisten. Der Engländer Brunton
leitete die Errichtung von Leuchtthürmen und andern Schutzvor-
richtungen für die Schifffahrt derart, dass schon vor 10 Jahren die
meisten der wichtigen oder gefährlichen Küstenpunkte mit guten Sig-
nalen versehen und die Gefahren in den japanischen Gewässern da-
durch sehr verringert waren. Japanische Kriegsschiffe haben seitdem
schon manche Peilungen, Hafenvermessungen und ähnliche Arbeiten
vorgenommen, deren Resultate auf werthvollen Seekarten fixiert wurden,
so dass auch in dieser Beziehung der Hi-no-maru oder »Sonnen-
kreis«, d. h. die nationale Flagge mit einer rothen Sonne in weissem
Felde, sich sehen lassen kann.
Unternehmende Kaufleute aus Kochi, der Hauptstadt von Tosa
auf Shikoku, gründeten mit einer ansehnlichen Unterstützung Seitens
der Regierung im Jahre 1874 die erste Dampfschifffahrtsgesellschaft,
die Mitsu-bishi-guwai-sha, deren Namen sich auf die erwählte
Flagge bezieht *). Zu ihr gesellte sich einige Jahre später eine zweite
derartige Gesellschaft, die Kiyodô-ungu-guwai-sha, welche sich
vor nicht langer Zeit mit ersterer vereinigte. Die Gesellschaft nennt sich
jetzt Nippon Yû-sen-guwai-sha oder »Japanische Postdampfer-
Gesellschaft.« Die Fahrzeuge derselben unterhalten regelmässige
Verbindungen zwischen allen bedeutenderen Häfen des Landes,
sowie mit Shanghai, Fusan, Wönsan (Gensan) und Wladiwostok.
Sie haben die japanische Küstenschifffahrt völlig an sich gerissen und
auf der Linie Yokohama, Kobe, Nagasaki und Shanghai die frühere
fremde Concurrenz schon vor zehn Jahren aus dem Felde geschlagen.
Zur Förderung des Binnenverkehrs gründeten im Jahre 1872 vier
Kaufleute mit einem Actienkapital von Yen 150000 = Mk 600000 die
Nai-koku-tsu-un-guwai-sha, »Inland-Transport-Gesellschaft.« Die-
selbe hatte ihren Sitz in Tôkio und an jedem grösseren Orte ihre Agentur.
Sie beförderte nicht blos Waaren und Gepäck aller Art, sondern auch
Geld und hatte einen zuverlässigen, wohlorganisierten Dienst, wie ich
mich wiederholt überzeugen konnte. Ueber ihre gegenwärtige Lage
*) Dieselbe enthält drei (Mitsu) rothe Vierecke in weissem Felde, welche die
Gestalt der Wassernuss (Trapa bicornis, Hishi oder Bishi), die in Tosa sehr häufig
sein soll, nachahmen. Guwai-sha = Kuwai-sha sprich Kaischa, ist die Genossenschaft.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/666>, abgerufen am 28.11.2024.
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