Tarimbecken, z. B. bei Yarkand, bei Kabul noch in nahezu 2000 m Höhe, in Persien, Armenien und Mesopotamien, soweit es die ver- nachlässigten Bewässerungssysteme noch zulassen, in Arabien. Schon frühzeitig wurde Madagascar, wahrscheinlich in Folge malayischer Einwanderung, eine Culturstätte unserer Pflanze. Sie liefert daselbst noch heute das wichtigste Nahrungsmittel und hat davon noch für die Mascarenen übrig. Brot war hier vor Berührung mit den Europäern ebenso unbekannt, wie in Ostasien. Araber brachten den Reisbau zuerst an die Ostküste Afrikas und in die Mittelmeerregion: nach dem Nildelta, Sicilien und Spanien. Noch jetzt liegt in Ostafrika, wie auf den Mascarenen der Handel mit Reis ganz in ihren Händen. Durch das gleiche Agens drang der Reisbau durch Innerafrika bis zur tropischen Westküste vor; doch wird er hier nur strichweise betrie- ben, wie in Ashanti am Volta, und in Liberia, dessen farbige Colo- nisten ihn indess von Amerika mitbrachten.
In Aegypten beschränkt sich die Reiscultur auf das Deltagebiet, vornehmlich bei Rosette und Damiette.
Auf der Balkanhalbinsel eignen sich Terrain und Klima nur stel- lenweise, die trägen Türken aber gar nicht zum Reisbau. Wo der- selbe, wie an der Maritza, früher blühte, ist er in Folge der grossen Nachlässigkeit der Regierung verschwunden. Dasselbe gilt zum Theil auch von Portugal und Spanien. Letzteres baut noch Reis, soweit es die alten Wasserleitungen in den Huertas von Valencia gestatten.
Unter den europäischen Staaten spielt nur Italien als Reisprodu- cent eine Rolle. In der Lombardei, besonders um Vercelli, in Pie- mont, Venedig und der Aemilia (wenig auf Sicilien und in Toscana), auf etwa 230000 ha gewinnt es jährlich für etwa 70 Millionen Lire Reis, so dass dessen Cultur einen wichtigen Factor seines National- wohlstandes ausmacht.
Werfen wir nun zur Ergänzung dieser kurzen Rundschau auch noch einen Blick auf die Neue Welt. Die ersten Anbauversuche mit Reis in Carolina datieren vom Jahre 1647. Im Jahre 1694 kam durch ein holländisches Schiff abermals Saatreis, und zwar von Madagascar, nach der Hauptstadt Charleston, wurde durch den damaligen Gouver- neur Smith unter verschiedene Colonisten vertheilt und bildete die Grundlage zu der von da ab sich rasch entwickelnden Cultur. Sie erstreckt sich heutzutage über Süd-Carolina und Georgia und ragt auch noch etwas in die Nachbarstaaten hinein. Die gesammte Pro- duction der Vereinigten Staaten an dieser geschätztesten aller Reis- sorten wird auf 4 Millionen kg veranschlagt.
In den spanisch-amerikanischen Republiken hat der Reisbau nie
I. Land- und Forstwirthschaft.
Tarimbecken, z. B. bei Yarkand, bei Kabul noch in nahezu 2000 m Höhe, in Persien, Armenien und Mesopotamien, soweit es die ver- nachlässigten Bewässerungssysteme noch zulassen, in Arabien. Schon frühzeitig wurde Madagascar, wahrscheinlich in Folge malayischer Einwanderung, eine Culturstätte unserer Pflanze. Sie liefert daselbst noch heute das wichtigste Nahrungsmittel und hat davon noch für die Mascarenen übrig. Brot war hier vor Berührung mit den Europäern ebenso unbekannt, wie in Ostasien. Araber brachten den Reisbau zuerst an die Ostküste Afrikas und in die Mittelmeerregion: nach dem Nildelta, Sicilien und Spanien. Noch jetzt liegt in Ostafrika, wie auf den Mascarenen der Handel mit Reis ganz in ihren Händen. Durch das gleiche Agens drang der Reisbau durch Innerafrika bis zur tropischen Westküste vor; doch wird er hier nur strichweise betrie- ben, wie in Ashanti am Volta, und in Liberia, dessen farbige Colo- nisten ihn indess von Amerika mitbrachten.
In Aegypten beschränkt sich die Reiscultur auf das Deltagebiet, vornehmlich bei Rosette und Damiette.
Auf der Balkanhalbinsel eignen sich Terrain und Klima nur stel- lenweise, die trägen Türken aber gar nicht zum Reisbau. Wo der- selbe, wie an der Maritza, früher blühte, ist er in Folge der grossen Nachlässigkeit der Regierung verschwunden. Dasselbe gilt zum Theil auch von Portugal und Spanien. Letzteres baut noch Reis, soweit es die alten Wasserleitungen in den Huertas von Valencia gestatten.
Unter den europäischen Staaten spielt nur Italien als Reisprodu- cent eine Rolle. In der Lombardei, besonders um Vercelli, in Pie- mont, Venedig und der Aemilia (wenig auf Sicilien und in Toscana), auf etwa 230000 ha gewinnt es jährlich für etwa 70 Millionen Lire Reis, so dass dessen Cultur einen wichtigen Factor seines National- wohlstandes ausmacht.
Werfen wir nun zur Ergänzung dieser kurzen Rundschau auch noch einen Blick auf die Neue Welt. Die ersten Anbauversuche mit Reis in Carolina datieren vom Jahre 1647. Im Jahre 1694 kam durch ein holländisches Schiff abermals Saatreis, und zwar von Madagascar, nach der Hauptstadt Charleston, wurde durch den damaligen Gouver- neur Smith unter verschiedene Colonisten vertheilt und bildete die Grundlage zu der von da ab sich rasch entwickelnden Cultur. Sie erstreckt sich heutzutage über Süd-Carolina und Georgia und ragt auch noch etwas in die Nachbarstaaten hinein. Die gesammte Pro- duction der Vereinigten Staaten an dieser geschätztesten aller Reis- sorten wird auf 4 Millionen kg veranschlagt.
In den spanisch-amerikanischen Republiken hat der Reisbau nie
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Tarimbecken, z. B. bei Yarkand, bei Kabul noch in nahezu 2000 m
Höhe, in Persien, Armenien und Mesopotamien, soweit es die ver-
nachlässigten Bewässerungssysteme noch zulassen, in Arabien. Schon
frühzeitig wurde Madagascar, wahrscheinlich in Folge malayischer
Einwanderung, eine Culturstätte unserer Pflanze. Sie liefert daselbst
noch heute das wichtigste Nahrungsmittel und hat davon noch für die
Mascarenen übrig. Brot war hier vor Berührung mit den Europäern
ebenso unbekannt, wie in Ostasien. Araber brachten den Reisbau
zuerst an die Ostküste Afrikas und in die Mittelmeerregion: nach
dem Nildelta, Sicilien und Spanien. Noch jetzt liegt in Ostafrika,
wie auf den Mascarenen der Handel mit Reis ganz in ihren Händen.
Durch das gleiche Agens drang der Reisbau durch Innerafrika bis zur
tropischen Westküste vor; doch wird er hier nur strichweise betrie-
ben, wie in Ashanti am Volta, und in Liberia, dessen farbige Colo-
nisten ihn indess von Amerika mitbrachten.
In Aegypten beschränkt sich die Reiscultur auf das Deltagebiet,
vornehmlich bei Rosette und Damiette.
Auf der Balkanhalbinsel eignen sich Terrain und Klima nur stel-
lenweise, die trägen Türken aber gar nicht zum Reisbau. Wo der-
selbe, wie an der Maritza, früher blühte, ist er in Folge der grossen
Nachlässigkeit der Regierung verschwunden. Dasselbe gilt zum Theil
auch von Portugal und Spanien. Letzteres baut noch Reis, soweit es
die alten Wasserleitungen in den Huertas von Valencia gestatten.
Unter den europäischen Staaten spielt nur Italien als Reisprodu-
cent eine Rolle. In der Lombardei, besonders um Vercelli, in Pie-
mont, Venedig und der Aemilia (wenig auf Sicilien und in Toscana),
auf etwa 230000 ha gewinnt es jährlich für etwa 70 Millionen Lire
Reis, so dass dessen Cultur einen wichtigen Factor seines National-
wohlstandes ausmacht.
Werfen wir nun zur Ergänzung dieser kurzen Rundschau auch
noch einen Blick auf die Neue Welt. Die ersten Anbauversuche mit
Reis in Carolina datieren vom Jahre 1647. Im Jahre 1694 kam durch
ein holländisches Schiff abermals Saatreis, und zwar von Madagascar,
nach der Hauptstadt Charleston, wurde durch den damaligen Gouver-
neur Smith unter verschiedene Colonisten vertheilt und bildete die
Grundlage zu der von da ab sich rasch entwickelnden Cultur. Sie
erstreckt sich heutzutage über Süd-Carolina und Georgia und ragt
auch noch etwas in die Nachbarstaaten hinein. Die gesammte Pro-
duction der Vereinigten Staaten an dieser geschätztesten aller Reis-
sorten wird auf 4 Millionen kg veranschlagt.
In den spanisch-amerikanischen Republiken hat der Reisbau nie
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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