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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Wasser zu einem feinen Brei, mit dem man die Gruben füllt, wo sie
von neuem geschmolzen werden. Hierauf beruht die leichtere und
vollkommenere Ausfüllung der Zellen, wie nicht minder der höhere
Glanz dieser modernen Arbeiten. Sie werden in Moskau besonders
von den Firmen Hlebnikow, Ovtschinnekow und Sazikow, aber auch
in Petersburg dargestellt. Indess fehlt diesen russischen Erzeugnissen
bei aller Pracht vielfach der rechte Geschmack im Zusammenstellen
der Farben, welcher die Arbeiten von Ravene in Berlin und Barbe-
dienne in Paris so sehr auszeichnet. In Deutschland findet man
solche kostspielige Arbeiten mit Grubenschmelz selten. Der verstorbene
L. Ravene war überhaupt der erste und einzige, welcher sich be-
mühte, dieser Industrie bei uns Eingang zu verschaffen. Seine Fabrik
fand jedoch nur für kleinere Gegenstände, wie Brochen und Manchetten-
knöpfe, genügenden Absatz, während für grössere Erzeugnisse, trotz
ihrer vortrefflichen Ausführung hier Sinn und Verständniss, dort die
Mittel zur Anschaffung fehlten.

Ein viel besseres Absatzgebiet stand Barbedienne in Paris zu
Gebot. Als vor etwa 20 Jahren die ersten grösseren Gegenstände mit
Email cloisonne aus Japan kamen, versuchte er auch diese nachzu-
ahmen. Verschiedene andere Bronzefabrikanten wie Christofle, folgten
seinem Beispiel. Es gelang ihnen bald Vasen, Teller und andere
Sachen eben so schön mit Zellenschmelz zu verzieren, wie Chinesen
und Japanern, doch nur mit einem Aufwand von Zeit und Geld, der die
Concurrenz mit Ostasien unmöglich macht.

Wie lange die Emailierkunst von den Chinesen schon geübt wird
und wann sie von ihnen auch auf die Japaner überging, ist noch nicht
genau festgestellt worden. Es scheint aber kaum zweifelhaft, dass die-
selbe in beiden Ländern nicht vor Erfindung, respective Einführung
der Porzellanindustrie bekannt war. Nach dem Einsacken der Schätze
des Sommerpalastes zu Peking im Jahre 1859 brachten die Franzosen
unter andern Kunstschätzen auch Email cloisonne auf Kupfer nach Paris,
darunter Stücke mit Inschriften und Marken, welche über ihren Ur-
sprung aus der Zeit der Mingdynastie (1368--1645 n. Chr.) keinen Zweifel
lassen. Aeltere Emailgegenstände sind aber aus China nicht bekannt.

Nach japanischen Angaben -- und wir haben keinerlei Grund
ihre Richtigkeit zu bezweifeln -- soll die Kunst, Shippo-yaki darzu-
stellen, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Hirato Hikoshiro nach
Japan gelangt sein und zu Nagoya in Owari, wo sie noch immer
ihren Hauptsitz hat, sich eingebürgert haben. Die Industrie wird daselbst
und in mehreren Nachbarorten, darunter Toshima 3 Ri westlich von
Nagoya, in etwa 30 Häusern meist als Kleingewerbe betrieben und hat

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Wasser zu einem feinen Brei, mit dem man die Gruben füllt, wo sie
von neuem geschmolzen werden. Hierauf beruht die leichtere und
vollkommenere Ausfüllung der Zellen, wie nicht minder der höhere
Glanz dieser modernen Arbeiten. Sie werden in Moskau besonders
von den Firmen Hlebnikow, Ovtschinnekow und Sazikow, aber auch
in Petersburg dargestellt. Indess fehlt diesen russischen Erzeugnissen
bei aller Pracht vielfach der rechte Geschmack im Zusammenstellen
der Farben, welcher die Arbeiten von Ravené in Berlin und Barbe-
dienne in Paris so sehr auszeichnet. In Deutschland findet man
solche kostspielige Arbeiten mit Grubenschmelz selten. Der verstorbene
L. Ravené war überhaupt der erste und einzige, welcher sich be-
mühte, dieser Industrie bei uns Eingang zu verschaffen. Seine Fabrik
fand jedoch nur für kleinere Gegenstände, wie Brochen und Manchetten-
knöpfe, genügenden Absatz, während für grössere Erzeugnisse, trotz
ihrer vortrefflichen Ausführung hier Sinn und Verständniss, dort die
Mittel zur Anschaffung fehlten.

Ein viel besseres Absatzgebiet stand Barbedienne in Paris zu
Gebot. Als vor etwa 20 Jahren die ersten grösseren Gegenstände mit
Email cloisonné aus Japan kamen, versuchte er auch diese nachzu-
ahmen. Verschiedene andere Bronzefabrikanten wie Christofle, folgten
seinem Beispiel. Es gelang ihnen bald Vasen, Teller und andere
Sachen eben so schön mit Zellenschmelz zu verzieren, wie Chinesen
und Japanern, doch nur mit einem Aufwand von Zeit und Geld, der die
Concurrenz mit Ostasien unmöglich macht.

Wie lange die Emailierkunst von den Chinesen schon geübt wird
und wann sie von ihnen auch auf die Japaner überging, ist noch nicht
genau festgestellt worden. Es scheint aber kaum zweifelhaft, dass die-
selbe in beiden Ländern nicht vor Erfindung, respective Einführung
der Porzellanindustrie bekannt war. Nach dem Einsacken der Schätze
des Sommerpalastes zu Peking im Jahre 1859 brachten die Franzosen
unter andern Kunstschätzen auch Email cloisonné auf Kupfer nach Paris,
darunter Stücke mit Inschriften und Marken, welche über ihren Ur-
sprung aus der Zeit der Mingdynastie (1368—1645 n. Chr.) keinen Zweifel
lassen. Aeltere Emailgegenstände sind aber aus China nicht bekannt.

Nach japanischen Angaben — und wir haben keinerlei Grund
ihre Richtigkeit zu bezweifeln — soll die Kunst, Shippô-yaki darzu-
stellen, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Hirato Hikoshiro nach
Japan gelangt sein und zu Nagoya in Owari, wo sie noch immer
ihren Hauptsitz hat, sich eingebürgert haben. Die Industrie wird daselbst
und in mehreren Nachbarorten, darunter Toshima 3 Ri westlich von
Nagoya, in etwa 30 Häusern meist als Kleingewerbe betrieben und hat

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[586/0644] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. Wasser zu einem feinen Brei, mit dem man die Gruben füllt, wo sie von neuem geschmolzen werden. Hierauf beruht die leichtere und vollkommenere Ausfüllung der Zellen, wie nicht minder der höhere Glanz dieser modernen Arbeiten. Sie werden in Moskau besonders von den Firmen Hlebnikow, Ovtschinnekow und Sazikow, aber auch in Petersburg dargestellt. Indess fehlt diesen russischen Erzeugnissen bei aller Pracht vielfach der rechte Geschmack im Zusammenstellen der Farben, welcher die Arbeiten von Ravené in Berlin und Barbe- dienne in Paris so sehr auszeichnet. In Deutschland findet man solche kostspielige Arbeiten mit Grubenschmelz selten. Der verstorbene L. Ravené war überhaupt der erste und einzige, welcher sich be- mühte, dieser Industrie bei uns Eingang zu verschaffen. Seine Fabrik fand jedoch nur für kleinere Gegenstände, wie Brochen und Manchetten- knöpfe, genügenden Absatz, während für grössere Erzeugnisse, trotz ihrer vortrefflichen Ausführung hier Sinn und Verständniss, dort die Mittel zur Anschaffung fehlten. Ein viel besseres Absatzgebiet stand Barbedienne in Paris zu Gebot. Als vor etwa 20 Jahren die ersten grösseren Gegenstände mit Email cloisonné aus Japan kamen, versuchte er auch diese nachzu- ahmen. Verschiedene andere Bronzefabrikanten wie Christofle, folgten seinem Beispiel. Es gelang ihnen bald Vasen, Teller und andere Sachen eben so schön mit Zellenschmelz zu verzieren, wie Chinesen und Japanern, doch nur mit einem Aufwand von Zeit und Geld, der die Concurrenz mit Ostasien unmöglich macht. Wie lange die Emailierkunst von den Chinesen schon geübt wird und wann sie von ihnen auch auf die Japaner überging, ist noch nicht genau festgestellt worden. Es scheint aber kaum zweifelhaft, dass die- selbe in beiden Ländern nicht vor Erfindung, respective Einführung der Porzellanindustrie bekannt war. Nach dem Einsacken der Schätze des Sommerpalastes zu Peking im Jahre 1859 brachten die Franzosen unter andern Kunstschätzen auch Email cloisonné auf Kupfer nach Paris, darunter Stücke mit Inschriften und Marken, welche über ihren Ur- sprung aus der Zeit der Mingdynastie (1368—1645 n. Chr.) keinen Zweifel lassen. Aeltere Emailgegenstände sind aber aus China nicht bekannt. Nach japanischen Angaben — und wir haben keinerlei Grund ihre Richtigkeit zu bezweifeln — soll die Kunst, Shippô-yaki darzu- stellen, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Hirato Hikoshiro nach Japan gelangt sein und zu Nagoya in Owari, wo sie noch immer ihren Hauptsitz hat, sich eingebürgert haben. Die Industrie wird daselbst und in mehreren Nachbarorten, darunter Toshima 3 Ri westlich von Nagoya, in etwa 30 Häusern meist als Kleingewerbe betrieben und hat

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/644>, abgerufen am 24.11.2024.