Entfernung ein reiches, werthvolles Material. Von einem solchen, welches ich in der Nähe des Inawashiro-Sees traf, dem Tonokuchi- ishi, gibt Tabelle B. III die Zusammensetzung an. Die Kaoline kommen meist aus der Nachbarschaft von Hongo. In einer der Fabriken setzte man die Masse aus 5 Teilen Shirojari, 3 Teilen Haguro, 3 Teilen Dobiyama-tsuchi und 2 Teilen Tonokuchi zusammen. Dieselbe hat einen Stich in's Gelbliche, brennt sich aber rein weiss.
Kutani-yaki oder Kaga-Porzellan.
Weiss man auch nicht genau, in welchem Jahre -- man nimmt gewöhnlich 1650 n. Ch. an -- die Fabrikation dieses eigenartigen, durch seinen Decor hochgeschätzten Porzellans begann, so ist seine Geschichte doch älter, als die der meisten andern Porzellane, welche Japan bislang geliefert hat. Mayeda Toshiharu, der erste Daimio von Daishoji in Kaga, liess bald nach Antritt seiner Herrschaft im Jahre 1639 n. Ch. sich einen Töpfer von Kioto kommen und dieselbe nach Materialien zu feineren Thonwaaren durchsuchen. Nachdem solche bei Kutani-mura und anderwärts gefunden waren, begann die Industrie. Zu ihrer Förderung sandte der Nachfolger des Fürsten, Mayeda To- shiaki, einen Arbeiter Namens Tamura Gonzayemon nach Hizen, damit er dort die Verfertigung des Porzellans kennen lerne. Dieser errichtete nach seiner Rückkehr bei Kutani-mura, 8 Ri südöstlich von Daishoji, den ersten Porzellanofen in der Nähe der Fundstätte des Kutani-ishi, von dem noch weiter die Rede sein soll. Nach einer andern Version gründete nicht Tamura Gonsayemon, sondern ein ge- wisser Goto Saijiro ums Jahr 1650 dieses erste Porzellanwerk in Kaga. Unterstützt von einem höchst talentvollen Maler, Namens Kuzumi Morikage, der sich in Kaga niederliess, fand seine Waare den grössten Beifall, nicht blos des Fürsten von Kaga, sondern auch des Shogun Tsunayoshi in Yedo. Später sanken jedoch die Leistungen der Fabrik, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging das Geschäft ganz ein. Im Juni des Jahres 1810 wurde durch einen Kauf- mann in Kutani die Fabrikation neu eröffnet. Da aber Kutani zu hoch im Gebirge liegt und der lange, strenge Winter die Arbeiten sehr behinderte, so verlegte der Besitzer seine Fabrik im Jahre 1814 nach dem Badeorte Yamashiro-mura, 1 Ri östlich von Daishoji. Dieselbe war 1874, als ich sie besuchte, noch im Betrieb; doch hatte man 8 Cho (1/4 Stunde) ausserhalb des Ortes seitdem zwei grössere Brennereien angelegt, die neben Kutani-yaki auch gewöhnliche Töpfer- waaren und eine Art Steingut liefern. Das Porzellan wird grössten- theils nach Kanazawa, der Hauptstadt der Provinz, gesandt und dort
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Entfernung ein reiches, werthvolles Material. Von einem solchen, welches ich in der Nähe des Inawashiro-Sees traf, dem Tonokuchi- ishi, gibt Tabelle B. III die Zusammensetzung an. Die Kaoline kommen meist aus der Nachbarschaft von Hongo. In einer der Fabriken setzte man die Masse aus 5 Teilen Shirojari, 3 Teilen Haguro, 3 Teilen Dobiyama-tsuchi und 2 Teilen Tonokuchi zusammen. Dieselbe hat einen Stich in’s Gelbliche, brennt sich aber rein weiss.
Kutani-yaki oder Kaga-Porzellan.
Weiss man auch nicht genau, in welchem Jahre — man nimmt gewöhnlich 1650 n. Ch. an — die Fabrikation dieses eigenartigen, durch seinen Decor hochgeschätzten Porzellans begann, so ist seine Geschichte doch älter, als die der meisten andern Porzellane, welche Japan bislang geliefert hat. Mayeda Toshiharu, der erste Daimiô von Daishôji in Kaga, liess bald nach Antritt seiner Herrschaft im Jahre 1639 n. Ch. sich einen Töpfer von Kiôto kommen und dieselbe nach Materialien zu feineren Thonwaaren durchsuchen. Nachdem solche bei Kutani-mura und anderwärts gefunden waren, begann die Industrie. Zu ihrer Förderung sandte der Nachfolger des Fürsten, Mayeda To- shiaki, einen Arbeiter Namens Tamura Gonzayemon nach Hizen, damit er dort die Verfertigung des Porzellans kennen lerne. Dieser errichtete nach seiner Rückkehr bei Kutani-mura, 8 Ri südöstlich von Daishôji, den ersten Porzellanofen in der Nähe der Fundstätte des Kutani-ishi, von dem noch weiter die Rede sein soll. Nach einer andern Version gründete nicht Tamura Gonsayemon, sondern ein ge- wisser Gotô Saijiro ums Jahr 1650 dieses erste Porzellanwerk in Kaga. Unterstützt von einem höchst talentvollen Maler, Namens Kuzumi Morikage, der sich in Kaga niederliess, fand seine Waare den grössten Beifall, nicht blos des Fürsten von Kaga, sondern auch des Shôgun Tsunayoshi in Yedo. Später sanken jedoch die Leistungen der Fabrik, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging das Geschäft ganz ein. Im Juni des Jahres 1810 wurde durch einen Kauf- mann in Kutani die Fabrikation neu eröffnet. Da aber Kutani zu hoch im Gebirge liegt und der lange, strenge Winter die Arbeiten sehr behinderte, so verlegte der Besitzer seine Fabrik im Jahre 1814 nach dem Badeorte Yamashiro-mura, 1 Ri östlich von Daishôji. Dieselbe war 1874, als ich sie besuchte, noch im Betrieb; doch hatte man 8 Chô (¼ Stunde) ausserhalb des Ortes seitdem zwei grössere Brennereien angelegt, die neben Kutani-yaki auch gewöhnliche Töpfer- waaren und eine Art Steingut liefern. Das Porzellan wird grössten- theils nach Kanazawa, der Hauptstadt der Provinz, gesandt und dort
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Entfernung ein reiches, werthvolles Material. Von einem solchen,
welches ich in der Nähe des Inawashiro-Sees traf, dem Tonokuchi-
ishi, gibt Tabelle B. III die Zusammensetzung an. Die Kaoline
kommen meist aus der Nachbarschaft von Hongo. In einer der Fabriken
setzte man die Masse aus 5 Teilen Shirojari, 3 Teilen Haguro,
3 Teilen Dobiyama-tsuchi und 2 Teilen Tonokuchi zusammen.
Dieselbe hat einen Stich in’s Gelbliche, brennt sich aber rein weiss.
Kutani-yaki oder Kaga-Porzellan.
Weiss man auch nicht genau, in welchem Jahre — man nimmt
gewöhnlich 1650 n. Ch. an — die Fabrikation dieses eigenartigen,
durch seinen Decor hochgeschätzten Porzellans begann, so ist seine
Geschichte doch älter, als die der meisten andern Porzellane, welche
Japan bislang geliefert hat. Mayeda Toshiharu, der erste Daimiô von
Daishôji in Kaga, liess bald nach Antritt seiner Herrschaft im Jahre
1639 n. Ch. sich einen Töpfer von Kiôto kommen und dieselbe nach
Materialien zu feineren Thonwaaren durchsuchen. Nachdem solche
bei Kutani-mura und anderwärts gefunden waren, begann die Industrie.
Zu ihrer Förderung sandte der Nachfolger des Fürsten, Mayeda To-
shiaki, einen Arbeiter Namens Tamura Gonzayemon nach Hizen,
damit er dort die Verfertigung des Porzellans kennen lerne. Dieser
errichtete nach seiner Rückkehr bei Kutani-mura, 8 Ri südöstlich von
Daishôji, den ersten Porzellanofen in der Nähe der Fundstätte des
Kutani-ishi, von dem noch weiter die Rede sein soll. Nach einer
andern Version gründete nicht Tamura Gonsayemon, sondern ein ge-
wisser Gotô Saijiro ums Jahr 1650 dieses erste Porzellanwerk in
Kaga. Unterstützt von einem höchst talentvollen Maler, Namens
Kuzumi Morikage, der sich in Kaga niederliess, fand seine Waare
den grössten Beifall, nicht blos des Fürsten von Kaga, sondern auch
des Shôgun Tsunayoshi in Yedo. Später sanken jedoch die Leistungen
der Fabrik, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging das Geschäft
ganz ein. Im Juni des Jahres 1810 wurde durch einen Kauf-
mann in Kutani die Fabrikation neu eröffnet. Da aber Kutani zu
hoch im Gebirge liegt und der lange, strenge Winter die Arbeiten
sehr behinderte, so verlegte der Besitzer seine Fabrik im Jahre 1814
nach dem Badeorte Yamashiro-mura, 1 Ri östlich von Daishôji.
Dieselbe war 1874, als ich sie besuchte, noch im Betrieb; doch hatte
man 8 Chô (¼ Stunde) ausserhalb des Ortes seitdem zwei grössere
Brennereien angelegt, die neben Kutani-yaki auch gewöhnliche Töpfer-
waaren und eine Art Steingut liefern. Das Porzellan wird grössten-
theils nach Kanazawa, der Hauptstadt der Provinz, gesandt und dort
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/628>, abgerufen am 24.11.2024.
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