anspruchslosen segensreichen Thätigkeit konnte ich in der Porzellan- malerei zu Arita, in der Metall- und Email-Industrie von Kioto, in der Möbeltischlerei zu Tokio und anderwärts erkennen.
Verglichen mit unsern europäischen Porzellan- und Steingut- fabriken sind die japanischen klein und erheben sich wenig über den handwerksmässigen Betrieb, so dass ein Geschäft mit 40--50 Arbeitern schon zu den grossen zählt. Die leichteren Arbeiten, wie das An- reiben der Farben, das Glasieren und andere werden oft von Frauen verrichtet. Das Durcharbeiten der Masse, Formen und Brennen fällt dagegen stets Männern zu. Um eine Vorstellung von den äusserst einfachen und höchst primitiven Vorrichtungen zu gewinnen, muss man sich bei uns in die Zeit vor 100 Jahren und noch weiter zurück- versetzen, wo auch das Porzellan in liegenden Brennöfen gebrannt wurde, und die gesammte Zubereitung der Masse ohne Maschinen oder nur mit Hülfe des denkbar einfachsten Wasserstampfwerks erfolgte. Auch in Japan finden sich in der Regel nicht alle Materialien, welche man zur Bereitung der Masse bedarf, am Fabrikorte selbst; nirgends werden dieselben aber, wie z. B. in China und wie der "China Clay" in Cornwall zubereitet und dann in den Handel gebracht, sondern jede Fabrik bezieht sie, selbst bei den unbequemsten Wegen und aus weiterer Ferne, im rohgewonnenen Zustande.
Die einzelnen Gemengtheile der Masse werden immer für sich zerpocht, geschlämmt, gesiebt etc., bevor man sie abwiegt oder abmisst und mit einander mischt. Zum Zerpochen des festen Porzellansteins, Feldspaths oder Quarzes dient allgemein jene primitive Stampfvor- richtung, wie sie auch zum Reisschälen gebraucht wird und bereits S. 53 beschrieben wurde. In den meisten Fällen gewahrt man diese automatischen Pochwerke an den kleinen Wasserläufen schon lange bevor man die Fabrik erreicht. In der Regel müssen dieselben mehrere Tage lang ihre langsame Arbeit fortsetzen, bevor sie die geringe Menge Gestein im eisenbeschlagenen Troge soweit zerkleinert haben, dass sie den Schlämmvorrichtungen zugeführt werden kann. Diese alterthüm- lichen Pochwerke mit ihrem trägen Gang hatten ehemals auch in Europa eine weite Verbreitung, z. B. in den Minendistrikten des Harzes und Erzgebirges.
Noch jetzt benutzt man sie in Kleinasien, Armenien und Persien zum Zerstampfen verschiedener Körper, so auch der Eichenlohe, wie es z. B. der Correspondent der Kölnischen Zeitung im vorigen Jahre bei Niksar beobachtete. *)
*) Ein Ausflug in's Armenische. Köln. Ztg. 21/2. 86.
8. Keramik.
anspruchslosen segensreichen Thätigkeit konnte ich in der Porzellan- malerei zu Arita, in der Metall- und Email-Industrie von Kiôto, in der Möbeltischlerei zu Tôkio und anderwärts erkennen.
Verglichen mit unsern europäischen Porzellan- und Steingut- fabriken sind die japanischen klein und erheben sich wenig über den handwerksmässigen Betrieb, so dass ein Geschäft mit 40—50 Arbeitern schon zu den grossen zählt. Die leichteren Arbeiten, wie das An- reiben der Farben, das Glasieren und andere werden oft von Frauen verrichtet. Das Durcharbeiten der Masse, Formen und Brennen fällt dagegen stets Männern zu. Um eine Vorstellung von den äusserst einfachen und höchst primitiven Vorrichtungen zu gewinnen, muss man sich bei uns in die Zeit vor 100 Jahren und noch weiter zurück- versetzen, wo auch das Porzellan in liegenden Brennöfen gebrannt wurde, und die gesammte Zubereitung der Masse ohne Maschinen oder nur mit Hülfe des denkbar einfachsten Wasserstampfwerks erfolgte. Auch in Japan finden sich in der Regel nicht alle Materialien, welche man zur Bereitung der Masse bedarf, am Fabrikorte selbst; nirgends werden dieselben aber, wie z. B. in China und wie der »China Clay« in Cornwall zubereitet und dann in den Handel gebracht, sondern jede Fabrik bezieht sie, selbst bei den unbequemsten Wegen und aus weiterer Ferne, im rohgewonnenen Zustande.
Die einzelnen Gemengtheile der Masse werden immer für sich zerpocht, geschlämmt, gesiebt etc., bevor man sie abwiegt oder abmisst und mit einander mischt. Zum Zerpochen des festen Porzellansteins, Feldspaths oder Quarzes dient allgemein jene primitive Stampfvor- richtung, wie sie auch zum Reisschälen gebraucht wird und bereits S. 53 beschrieben wurde. In den meisten Fällen gewahrt man diese automatischen Pochwerke an den kleinen Wasserläufen schon lange bevor man die Fabrik erreicht. In der Regel müssen dieselben mehrere Tage lang ihre langsame Arbeit fortsetzen, bevor sie die geringe Menge Gestein im eisenbeschlagenen Troge soweit zerkleinert haben, dass sie den Schlämmvorrichtungen zugeführt werden kann. Diese alterthüm- lichen Pochwerke mit ihrem trägen Gang hatten ehemals auch in Europa eine weite Verbreitung, z. B. in den Minendistrikten des Harzes und Erzgebirges.
Noch jetzt benutzt man sie in Kleinasien, Armenien und Persien zum Zerstampfen verschiedener Körper, so auch der Eichenlohe, wie es z. B. der Correspondent der Kölnischen Zeitung im vorigen Jahre bei Niksar beobachtete. *)
*) Ein Ausflug in’s Armenische. Köln. Ztg. 21/2. 86.
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8. Keramik.
anspruchslosen segensreichen Thätigkeit konnte ich in der Porzellan-
malerei zu Arita, in der Metall- und Email-Industrie von Kiôto, in
der Möbeltischlerei zu Tôkio und anderwärts erkennen.
Verglichen mit unsern europäischen Porzellan- und Steingut-
fabriken sind die japanischen klein und erheben sich wenig über den
handwerksmässigen Betrieb, so dass ein Geschäft mit 40—50 Arbeitern
schon zu den grossen zählt. Die leichteren Arbeiten, wie das An-
reiben der Farben, das Glasieren und andere werden oft von Frauen
verrichtet. Das Durcharbeiten der Masse, Formen und Brennen fällt
dagegen stets Männern zu. Um eine Vorstellung von den äusserst
einfachen und höchst primitiven Vorrichtungen zu gewinnen, muss man
sich bei uns in die Zeit vor 100 Jahren und noch weiter zurück-
versetzen, wo auch das Porzellan in liegenden Brennöfen gebrannt
wurde, und die gesammte Zubereitung der Masse ohne Maschinen oder
nur mit Hülfe des denkbar einfachsten Wasserstampfwerks erfolgte.
Auch in Japan finden sich in der Regel nicht alle Materialien, welche
man zur Bereitung der Masse bedarf, am Fabrikorte selbst; nirgends
werden dieselben aber, wie z. B. in China und wie der »China Clay«
in Cornwall zubereitet und dann in den Handel gebracht, sondern jede
Fabrik bezieht sie, selbst bei den unbequemsten Wegen und aus weiterer
Ferne, im rohgewonnenen Zustande.
Die einzelnen Gemengtheile der Masse werden immer für sich
zerpocht, geschlämmt, gesiebt etc., bevor man sie abwiegt oder abmisst
und mit einander mischt. Zum Zerpochen des festen Porzellansteins,
Feldspaths oder Quarzes dient allgemein jene primitive Stampfvor-
richtung, wie sie auch zum Reisschälen gebraucht wird und bereits
S. 53 beschrieben wurde. In den meisten Fällen gewahrt man diese
automatischen Pochwerke an den kleinen Wasserläufen schon lange
bevor man die Fabrik erreicht. In der Regel müssen dieselben mehrere
Tage lang ihre langsame Arbeit fortsetzen, bevor sie die geringe Menge
Gestein im eisenbeschlagenen Troge soweit zerkleinert haben, dass sie
den Schlämmvorrichtungen zugeführt werden kann. Diese alterthüm-
lichen Pochwerke mit ihrem trägen Gang hatten ehemals auch in
Europa eine weite Verbreitung, z. B. in den Minendistrikten des Harzes
und Erzgebirges.
Noch jetzt benutzt man sie in Kleinasien, Armenien und Persien
zum Zerstampfen verschiedener Körper, so auch der Eichenlohe, wie
es z. B. der Correspondent der Kölnischen Zeitung im vorigen Jahre bei
Niksar beobachtete. *)
*) Ein Ausflug in’s Armenische. Köln. Ztg. 21/2. 86.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/603>, abgerufen am 23.11.2024.
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