Dasselbe wurde um's Jahr 1570 von einem Koreaner, Namens Ameya, in Kioto eingeführt und anfangs Juraku-yaki genannt, nach dem Stadtteil, in welchem sich die Brennerei befand. Nachdem es aber den Beifall des mächtigen Taiko-sama (Hideyoshi) gefunden und dieser den Fabrikanten durch Verleihung eines goldenen Siegels mit der Inschrift Raku, "Genuss", ausgezeichnet hatte, wurde dieses Wort als Bezeichnung der Waare allgemein üblich.
Der Liebhaberei für Raku-yaki und ähnliche Gefässe zur Auf- bewahrung und Zubereitung des Thees in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sowie der hohen Preise, welche für solche schwarze Geschirre gezahlt wurden, gedenken verschiedene Autoren aus jener Zeit, so Jan Huygen van Linschoten*) und Antonio de Morga. **) Seite 285 der englischen Ausgabe von Morga heisst es:
"Auf der Insel Luzon finden sich unter den Eingeborenen grosse irdene Urnen mit dunkler Farbe von sehr hohem Alter, doch ohne Verzierung und Zeichen. Man kann den Ursprung nicht angeben, noch ob sie auf der Insel selbst gemacht worden sind. Die Japaner suchen nach ihnen und bezahlen hohe Preise für dieselben, weil sie gefunden haben, dass die Wurzel eines Krautes, welches sie Cha (Thee) nennen und heiss trinken, sich vortrefflich darin aufbewahren lässt, wie nir- gends sonst. Sie verzieren diese Gefässe äusserlich mit feinem Golde und viel Geschmack und umhüllen sie mit Brocat."
Man darf wohl behaupten, dass die eigenthümliche Geschmacks- richtung, welche durch die Cha-no-yu angebahnt wurde, eher Hinder- niss, als Förderungsmittel der keramischen Kunst war. Diese erlangte erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine neue Grundlage, auf der sie sich bald freier und mächtig emporschwang. Es ist die Ein- führung der Porzellanindustrie aus China, wozu die Expedition des Hideyoshi nach Korea den Anstoss gab. (Siehe Band I. pg. 324 ff.) Bevor wir uns aber mit der Einführung und Entwickelung der höheren Keramik in Japan eingehender beschäftigen, wollen wir erst einen Blick auf ihre Produkte überhaupt, sowie ihren Ausgang in China werfen.
In der feineren Keramik bedient man sich einer sich weiss- brennenden Masse, die man meist aus einer Mischung von zweierlei Substanzen in fein pulverisiertem und geschlämmtem Zustande bereitet,
*) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies. From the old English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Soc. 1875.
**) The Philippine Islands, Moluccas, Siam, Cambodia, Japan and China at the close of the sixteenth century by A. de Morga. London, Hakluyt Soc. 1868.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Dasselbe wurde um’s Jahr 1570 von einem Koreaner, Namens Ameya, in Kiôto eingeführt und anfangs Juraku-yaki genannt, nach dem Stadtteil, in welchem sich die Brennerei befand. Nachdem es aber den Beifall des mächtigen Taikô-sama (Hideyoshi) gefunden und dieser den Fabrikanten durch Verleihung eines goldenen Siegels mit der Inschrift Raku, »Genuss«, ausgezeichnet hatte, wurde dieses Wort als Bezeichnung der Waare allgemein üblich.
Der Liebhaberei für Raku-yaki und ähnliche Gefässe zur Auf- bewahrung und Zubereitung des Thees in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sowie der hohen Preise, welche für solche schwarze Geschirre gezahlt wurden, gedenken verschiedene Autoren aus jener Zeit, so Jan Huygen van Linschoten*) und Antonio de Morga. **) Seite 285 der englischen Ausgabe von Morga heisst es:
»Auf der Insel Luzon finden sich unter den Eingeborenen grosse irdene Urnen mit dunkler Farbe von sehr hohem Alter, doch ohne Verzierung und Zeichen. Man kann den Ursprung nicht angeben, noch ob sie auf der Insel selbst gemacht worden sind. Die Japaner suchen nach ihnen und bezahlen hohe Preise für dieselben, weil sie gefunden haben, dass die Wurzel eines Krautes, welches sie Cha (Thee) nennen und heiss trinken, sich vortrefflich darin aufbewahren lässt, wie nir- gends sonst. Sie verzieren diese Gefässe äusserlich mit feinem Golde und viel Geschmack und umhüllen sie mit Brocat.«
Man darf wohl behaupten, dass die eigenthümliche Geschmacks- richtung, welche durch die Cha-no-yu angebahnt wurde, eher Hinder- niss, als Förderungsmittel der keramischen Kunst war. Diese erlangte erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine neue Grundlage, auf der sie sich bald freier und mächtig emporschwang. Es ist die Ein- führung der Porzellanindustrie aus China, wozu die Expedition des Hideyoshi nach Korea den Anstoss gab. (Siehe Band I. pg. 324 ff.) Bevor wir uns aber mit der Einführung und Entwickelung der höheren Keramik in Japan eingehender beschäftigen, wollen wir erst einen Blick auf ihre Produkte überhaupt, sowie ihren Ausgang in China werfen.
In der feineren Keramik bedient man sich einer sich weiss- brennenden Masse, die man meist aus einer Mischung von zweierlei Substanzen in fein pulverisiertem und geschlämmtem Zustande bereitet,
*) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies. From the old English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Soc. 1875.
**) The Philippine Islands, Moluccas, Siam, Cambodia, Japan and China at the close of the sixteenth century by A. de Morga. London, Hakluyt Soc. 1868.
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in Kiôto eingeführt und anfangs Juraku-yaki genannt, nach dem
Stadtteil, in welchem sich die Brennerei befand. Nachdem es aber
den Beifall des mächtigen Taikô-sama (Hideyoshi) gefunden und dieser
den Fabrikanten durch Verleihung eines goldenen Siegels mit der
Inschrift Raku, »Genuss«, ausgezeichnet hatte, wurde dieses Wort als
Bezeichnung der Waare allgemein üblich.
Der Liebhaberei für Raku-yaki und ähnliche Gefässe zur Auf-
bewahrung und Zubereitung des Thees in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, sowie der hohen Preise, welche für solche schwarze
Geschirre gezahlt wurden, gedenken verschiedene Autoren aus jener
Zeit, so Jan Huygen van Linschoten *) und Antonio de Morga. **)
Seite 285 der englischen Ausgabe von Morga heisst es:
»Auf der Insel Luzon finden sich unter den Eingeborenen grosse
irdene Urnen mit dunkler Farbe von sehr hohem Alter, doch ohne
Verzierung und Zeichen. Man kann den Ursprung nicht angeben, noch
ob sie auf der Insel selbst gemacht worden sind. Die Japaner suchen
nach ihnen und bezahlen hohe Preise für dieselben, weil sie gefunden
haben, dass die Wurzel eines Krautes, welches sie Cha (Thee) nennen
und heiss trinken, sich vortrefflich darin aufbewahren lässt, wie nir-
gends sonst. Sie verzieren diese Gefässe äusserlich mit feinem Golde
und viel Geschmack und umhüllen sie mit Brocat.«
Man darf wohl behaupten, dass die eigenthümliche Geschmacks-
richtung, welche durch die Cha-no-yu angebahnt wurde, eher Hinder-
niss, als Förderungsmittel der keramischen Kunst war. Diese erlangte
erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine neue Grundlage, auf der
sie sich bald freier und mächtig emporschwang. Es ist die Ein-
führung der Porzellanindustrie aus China, wozu die Expedition des
Hideyoshi nach Korea den Anstoss gab. (Siehe Band I. pg. 324 ff.)
Bevor wir uns aber mit der Einführung und Entwickelung der
höheren Keramik in Japan eingehender beschäftigen, wollen wir erst
einen Blick auf ihre Produkte überhaupt, sowie ihren Ausgang in
China werfen.
In der feineren Keramik bedient man sich einer sich weiss-
brennenden Masse, die man meist aus einer Mischung von zweierlei
Substanzen in fein pulverisiertem und geschlämmtem Zustande bereitet,
*) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies. From the old
English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Soc. 1875.
**) The Philippine Islands, Moluccas, Siam, Cambodia, Japan and China at
the close of the sixteenth century by A. de Morga. London, Hakluyt Soc. 1868.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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