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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
tertiären Thon und Kaolin bereitet, *) wird ihr nämlich Feuerstein,
Gips oder Knochenasche beigefügt. Weiches Porzellan, einerlei, ob
es wie das englische sich dem Steingut, oder wie das französische
Frittenporzellan nach seinen Bestandteilen und Eigenschaften dem
Glase nähert, schmilzt bei der Brennhitze des gewöhnlichen harten.
Daher wird dieses in allen Ländern vorwiegend dargestellt und benutzt
und ist immer gemeint, wenn von Porzellan ohne Weiteres die Rede
ist. Dass es aber auch unter diesem noch manche Abstufungen gibt
und insbesondere das japanische verschiedene Eigenthümlichkeiten auf-
weist, werden wir im Zusammenhang mit seiner Darstellung noch
näher kennen lernen. Zum besseren Verständniss mögen hier zunächst
einige geschichtliche Notizen folgen.

Wie bei andern Völkern, so hat auch in Japan die Bildnerei
irdener Gefässe bereits in vorgeschichtlicher Zeit mit geringen Hülfs-
mitteln begonnen und erst allmählich eine höhere Stufe der Kunst-
fertigkeit erreicht. Wann und wo man zuerst gewöhnliche Lehmerde
mit der Hand zu plumpen Töpfen und andern Gefässen geformt und
durch eine unzweckmässige Feuerung ähnlich wie Backsteine gebrannt
hat, ist für unsere Zwecke gleichgültig, dürfte überdies kaum zu er-
mitteln sein. Die Hauptanhaltspunkte sind alte Gräberfunde und
sonstige Ausgrabungen. Sie beweisen, dass die Töpferei in Japan vor
der koreanischen Einwanderung **) im dritten Jahrhundert noch in den
Windeln lag und auch noch Jahrhunderte später bis zur Einführung
der Drehscheibe sich über die Leistungen vieler andern Völker nicht
erhob. Die plumpen rundlichen Formen mit rauher Oberfläche ohne
Verzierung entsprachen dem ordinären Material und seiner rohen Zu-
bereitung. Es waren ziegelrothe, braune bis schwarze unglasierte
Terracotten, deren Farbe oft auf der einen Seite anders war, als auf
der andern, wenn ungleiche Hitze auf sie eingewirkt hatte. Dach-
ziegeln wurden bereits um das Jahr 660 n. Chr. gebrannt. Der Zufall
musste schon frühzeitig auch Steinzeug liefern. Mit Kochsalzglasur
versehene Stücke dieser Art sind nicht selten, ***) stammen aber wohl
alle aus der Zeit nach Einführung der Rokuro oder Drehscheibe.

*) Zu dem schönen Seger-Porzellan der Neuzeit wird kein Kaolin, sondern
Mikroklin von Ytterby und fetter Braunkohlenthon benutzt.
**) Dieselbe begann mit der Eroberung eines Theils von Korea durch Jingu
Kogo
im Jahre 202 n. Ch. (siehe Band I, pg. 248).
***) So besitzt das Ethnographische Museum zu Berlin ein Stück von Dr. Hilgen-
dorf, welches aus Awa stammen soll. Es ist ein Cylinder mit an drei Stellen
fensterartig durchbrochener Wandung auf breitem Fusse.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
tertiären Thon und Kaolin bereitet, *) wird ihr nämlich Feuerstein,
Gips oder Knochenasche beigefügt. Weiches Porzellan, einerlei, ob
es wie das englische sich dem Steingut, oder wie das französische
Frittenporzellan nach seinen Bestandteilen und Eigenschaften dem
Glase nähert, schmilzt bei der Brennhitze des gewöhnlichen harten.
Daher wird dieses in allen Ländern vorwiegend dargestellt und benutzt
und ist immer gemeint, wenn von Porzellan ohne Weiteres die Rede
ist. Dass es aber auch unter diesem noch manche Abstufungen gibt
und insbesondere das japanische verschiedene Eigenthümlichkeiten auf-
weist, werden wir im Zusammenhang mit seiner Darstellung noch
näher kennen lernen. Zum besseren Verständniss mögen hier zunächst
einige geschichtliche Notizen folgen.

Wie bei andern Völkern, so hat auch in Japan die Bildnerei
irdener Gefässe bereits in vorgeschichtlicher Zeit mit geringen Hülfs-
mitteln begonnen und erst allmählich eine höhere Stufe der Kunst-
fertigkeit erreicht. Wann und wo man zuerst gewöhnliche Lehmerde
mit der Hand zu plumpen Töpfen und andern Gefässen geformt und
durch eine unzweckmässige Feuerung ähnlich wie Backsteine gebrannt
hat, ist für unsere Zwecke gleichgültig, dürfte überdies kaum zu er-
mitteln sein. Die Hauptanhaltspunkte sind alte Gräberfunde und
sonstige Ausgrabungen. Sie beweisen, dass die Töpferei in Japan vor
der koreanischen Einwanderung **) im dritten Jahrhundert noch in den
Windeln lag und auch noch Jahrhunderte später bis zur Einführung
der Drehscheibe sich über die Leistungen vieler andern Völker nicht
erhob. Die plumpen rundlichen Formen mit rauher Oberfläche ohne
Verzierung entsprachen dem ordinären Material und seiner rohen Zu-
bereitung. Es waren ziegelrothe, braune bis schwarze unglasierte
Terracotten, deren Farbe oft auf der einen Seite anders war, als auf
der andern, wenn ungleiche Hitze auf sie eingewirkt hatte. Dach-
ziegeln wurden bereits um das Jahr 660 n. Chr. gebrannt. Der Zufall
musste schon frühzeitig auch Steinzeug liefern. Mit Kochsalzglasur
versehene Stücke dieser Art sind nicht selten, ***) stammen aber wohl
alle aus der Zeit nach Einführung der Rokuro oder Drehscheibe.

*) Zu dem schönen Seger-Porzellan der Neuzeit wird kein Kaolin, sondern
Mikroklin von Ytterby und fetter Braunkohlenthon benutzt.
**) Dieselbe begann mit der Eroberung eines Theils von Korea durch Jingu
Kôgô
im Jahre 202 n. Ch. (siehe Band I, pg. 248).
***) So besitzt das Ethnographische Museum zu Berlin ein Stück von Dr. Hilgen-
dorf, welches aus Awa stammen soll. Es ist ein Cylinder mit an drei Stellen
fensterartig durchbrochener Wandung auf breitem Fusse.
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[544/0594] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. tertiären Thon und Kaolin bereitet, *) wird ihr nämlich Feuerstein, Gips oder Knochenasche beigefügt. Weiches Porzellan, einerlei, ob es wie das englische sich dem Steingut, oder wie das französische Frittenporzellan nach seinen Bestandteilen und Eigenschaften dem Glase nähert, schmilzt bei der Brennhitze des gewöhnlichen harten. Daher wird dieses in allen Ländern vorwiegend dargestellt und benutzt und ist immer gemeint, wenn von Porzellan ohne Weiteres die Rede ist. Dass es aber auch unter diesem noch manche Abstufungen gibt und insbesondere das japanische verschiedene Eigenthümlichkeiten auf- weist, werden wir im Zusammenhang mit seiner Darstellung noch näher kennen lernen. Zum besseren Verständniss mögen hier zunächst einige geschichtliche Notizen folgen. Wie bei andern Völkern, so hat auch in Japan die Bildnerei irdener Gefässe bereits in vorgeschichtlicher Zeit mit geringen Hülfs- mitteln begonnen und erst allmählich eine höhere Stufe der Kunst- fertigkeit erreicht. Wann und wo man zuerst gewöhnliche Lehmerde mit der Hand zu plumpen Töpfen und andern Gefässen geformt und durch eine unzweckmässige Feuerung ähnlich wie Backsteine gebrannt hat, ist für unsere Zwecke gleichgültig, dürfte überdies kaum zu er- mitteln sein. Die Hauptanhaltspunkte sind alte Gräberfunde und sonstige Ausgrabungen. Sie beweisen, dass die Töpferei in Japan vor der koreanischen Einwanderung **) im dritten Jahrhundert noch in den Windeln lag und auch noch Jahrhunderte später bis zur Einführung der Drehscheibe sich über die Leistungen vieler andern Völker nicht erhob. Die plumpen rundlichen Formen mit rauher Oberfläche ohne Verzierung entsprachen dem ordinären Material und seiner rohen Zu- bereitung. Es waren ziegelrothe, braune bis schwarze unglasierte Terracotten, deren Farbe oft auf der einen Seite anders war, als auf der andern, wenn ungleiche Hitze auf sie eingewirkt hatte. Dach- ziegeln wurden bereits um das Jahr 660 n. Chr. gebrannt. Der Zufall musste schon frühzeitig auch Steinzeug liefern. Mit Kochsalzglasur versehene Stücke dieser Art sind nicht selten, ***) stammen aber wohl alle aus der Zeit nach Einführung der Rokuro oder Drehscheibe. *) Zu dem schönen Seger-Porzellan der Neuzeit wird kein Kaolin, sondern Mikroklin von Ytterby und fetter Braunkohlenthon benutzt. **) Dieselbe begann mit der Eroberung eines Theils von Korea durch Jingu Kôgô im Jahre 202 n. Ch. (siehe Band I, pg. 248). ***) So besitzt das Ethnographische Museum zu Berlin ein Stück von Dr. Hilgen- dorf, welches aus Awa stammen soll. Es ist ein Cylinder mit an drei Stellen fensterartig durchbrochener Wandung auf breitem Fusse.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/594>, abgerufen am 25.11.2024.