Shiro-kane-dzaiku,*) d. h. Weiss-Metall-Arbeit, ist der Col- lectivname für die vielerlei kleinen metallenen Schmucksachen, welche früher zur Verzierung der Schwerter, zu Netsuke's und verschiedenen andern Zwecken dienten, in neuerer Zeit aber als Brochen, Medaillons, Manchettenknöpfe, Stockknöpfe, Ohrringe, Armbänder etc. viel aus- geführt und in Europa hochgeschätzt werden; denn sie gehören, zum Teil wenigstens, zu den hervorragendsten Lei- stungen japanischer Kunstfertigkeit. Die Feinheit und das Geschick, mit welchen diese Gegenstände ciseliert, graviert, incrustiert und tauschiert sind, überrascht und erfreut in hohem Maasse, wie nicht minder die überaus geschmack- und wir- kungsvolle Zusammenstellung und Abtönung der Farben, wie sie unsere Bijouteriearbeiter früher nicht zu erzielen vermochten.
Bei diesen Arbeiten der Japaner kommen vornehmlich die oben bereits erwähnten Legie- rungen Shaku-do und Shibu-ichi zur Anwen- dung und Geltung. Das dunkle Blau bis Matt- schwarz der ersteren ist sehr beständig und na- mentlich als Untergrund von bester Wirkung,
[Abbildung]
Fig. 18.
Medaillon aus Shiro- kane.
ebenso das Silbergrau des Shibu-ichi. Zur Abtönung wird auch hier, wie bei der Bronze, mit bestem Erfolg eine Abkochung von Kari- yasu angewendet.
Ausser den beiden erwähnten gold- und silberhaltigen Legierungen werden bei diesen Arbeiten auch Edelmetalle in reinem Zustande an- gewendet. Als Begründer der Schule sieht man Goto Yu-jo an, welcher im Jahre 1513 im Alter von 78 Jahren starb. Lange Zeit wandte man die Kunst vornehmlich auf Me-nuki und Tsuba zur Verzierung der Schwertgriffe an. Shiuraku und Temmin gelten vor allem als die grossen Meister in dieser Kunst, sowie auch in der Darstellung prächtiger metallener Netsuke's.
Waaren aus reinem Silber oder Gold, oder aus der Verbindung beider wurden früher nur selten angefertigt. Das ist seit den von Japanern besuchten grossen internationalen Industrie-Ausstellungen anders geworden. Die vorjährige Ausstellung in Nürnberg hat in über-
*) Das Wort wird bei uns nicht selten mit Oki-mono verwechselt. Mit diesem bezeichnen aber die Japaner Nippsachen aller Art, wie kleine geschnitzte Figuren, grösser als Netsuke's und nicht durchbohrt, ferner das lackierte In-ro oder die Medicinbüchse und viele andere.
7. Metallindustrie.
Shiro-kane-dzaiku,*) d. h. Weiss-Metall-Arbeit, ist der Col- lectivname für die vielerlei kleinen metallenen Schmucksachen, welche früher zur Verzierung der Schwerter, zu Netsuke’s und verschiedenen andern Zwecken dienten, in neuerer Zeit aber als Brochen, Medaillons, Manchettenknöpfe, Stockknöpfe, Ohrringe, Armbänder etc. viel aus- geführt und in Europa hochgeschätzt werden; denn sie gehören, zum Teil wenigstens, zu den hervorragendsten Lei- stungen japanischer Kunstfertigkeit. Die Feinheit und das Geschick, mit welchen diese Gegenstände ciseliert, graviert, incrustiert und tauschiert sind, überrascht und erfreut in hohem Maasse, wie nicht minder die überaus geschmack- und wir- kungsvolle Zusammenstellung und Abtönung der Farben, wie sie unsere Bijouteriearbeiter früher nicht zu erzielen vermochten.
Bei diesen Arbeiten der Japaner kommen vornehmlich die oben bereits erwähnten Legie- rungen Shaku-dô und Shibu-ichi zur Anwen- dung und Geltung. Das dunkle Blau bis Matt- schwarz der ersteren ist sehr beständig und na- mentlich als Untergrund von bester Wirkung,
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Fig. 18.
Medaillon aus Shiro- kane.
ebenso das Silbergrau des Shibu-ichi. Zur Abtönung wird auch hier, wie bei der Bronze, mit bestem Erfolg eine Abkochung von Kari- yasu angewendet.
Ausser den beiden erwähnten gold- und silberhaltigen Legierungen werden bei diesen Arbeiten auch Edelmetalle in reinem Zustande an- gewendet. Als Begründer der Schule sieht man Gotô Yu-jô an, welcher im Jahre 1513 im Alter von 78 Jahren starb. Lange Zeit wandte man die Kunst vornehmlich auf Me-nuki und Tsuba zur Verzierung der Schwertgriffe an. Shiuraku und Temmin gelten vor allem als die grossen Meister in dieser Kunst, sowie auch in der Darstellung prächtiger metallener Netsuke’s.
Waaren aus reinem Silber oder Gold, oder aus der Verbindung beider wurden früher nur selten angefertigt. Das ist seit den von Japanern besuchten grossen internationalen Industrie-Ausstellungen anders geworden. Die vorjährige Ausstellung in Nürnberg hat in über-
*) Das Wort wird bei uns nicht selten mit Oki-mono verwechselt. Mit diesem bezeichnen aber die Japaner Nippsachen aller Art, wie kleine geschnitzte Figuren, grösser als Netsuke’s und nicht durchbohrt, ferner das lackierte In-ro oder die Medicinbüchse und viele andere.
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7. Metallindustrie.
Shiro-kane-dzaiku, *) d. h. Weiss-Metall-Arbeit, ist der Col-
lectivname für die vielerlei kleinen metallenen Schmucksachen, welche
früher zur Verzierung der Schwerter, zu Netsuke’s und verschiedenen
andern Zwecken dienten, in neuerer Zeit aber als Brochen, Medaillons,
Manchettenknöpfe, Stockknöpfe, Ohrringe, Armbänder etc. viel aus-
geführt und in Europa hochgeschätzt werden; denn sie gehören, zum
Teil wenigstens, zu den hervorragendsten Lei-
stungen japanischer Kunstfertigkeit. Die Feinheit
und das Geschick, mit welchen diese Gegenstände
ciseliert, graviert, incrustiert und tauschiert sind,
überrascht und erfreut in hohem Maasse, wie
nicht minder die überaus geschmack- und wir-
kungsvolle Zusammenstellung und Abtönung der
Farben, wie sie unsere Bijouteriearbeiter früher
nicht zu erzielen vermochten.
Bei diesen Arbeiten der Japaner kommen
vornehmlich die oben bereits erwähnten Legie-
rungen Shaku-dô und Shibu-ichi zur Anwen-
dung und Geltung. Das dunkle Blau bis Matt-
schwarz der ersteren ist sehr beständig und na-
mentlich als Untergrund von bester Wirkung,
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Medaillon aus Shiro-
kane.]
ebenso das Silbergrau des Shibu-ichi. Zur Abtönung wird auch hier,
wie bei der Bronze, mit bestem Erfolg eine Abkochung von Kari-
yasu angewendet.
Ausser den beiden erwähnten gold- und silberhaltigen Legierungen
werden bei diesen Arbeiten auch Edelmetalle in reinem Zustande an-
gewendet. Als Begründer der Schule sieht man Gotô Yu-jô an,
welcher im Jahre 1513 im Alter von 78 Jahren starb. Lange Zeit
wandte man die Kunst vornehmlich auf Me-nuki und Tsuba zur
Verzierung der Schwertgriffe an. Shiuraku und Temmin gelten
vor allem als die grossen Meister in dieser Kunst, sowie auch in der
Darstellung prächtiger metallener Netsuke’s.
Waaren aus reinem Silber oder Gold, oder aus der Verbindung
beider wurden früher nur selten angefertigt. Das ist seit den von
Japanern besuchten grossen internationalen Industrie-Ausstellungen
anders geworden. Die vorjährige Ausstellung in Nürnberg hat in über-
*) Das Wort wird bei uns nicht selten mit Oki-mono verwechselt. Mit
diesem bezeichnen aber die Japaner Nippsachen aller Art, wie kleine geschnitzte
Figuren, grösser als Netsuke’s und nicht durchbohrt, ferner das lackierte In-ro
oder die Medicinbüchse und viele andere.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/585>, abgerufen am 22.11.2024.
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