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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Diese Bronzefigur stellt Amida sitzend auf einer Lotosblume dar, aber
ohne Heiligenschein. Der edelgeformte Kopf zeigt vollkommen sym-
metrischen Bau und richtige Verhältnisse in allen Theilen. Es ist dem
Künstler gelungen, dem Gesichtsausdruck und der ganzen Haltung die
glückselige Ruhe in Nirwana zu verleihen. Die auf dem Schoosse
ruhenden Hände mit gegeneinander gestemmten Fingerspitzen ergänzen
die Züge des ruhigen Sinnens, welche unverkennbar sind.

Auch dieser Buddha, welcher im Jahre 1252 n. Chr. durch Ono
Goroyemon
gegossen wurde, besteht nicht aus einem Stück, sondern
wurde aus vielen etwa 3 cm dicken Platten zusammengesetzt und zwar
mit solcher Sorgfalt und Geschicklichkeit, dass man die Nähte nur da
erkennen kann, wo das Wetter im Laufe der Zeit eingewirkt hat. Von
dem grossen Gebäude, welches das Denkmal ehemals einschloss, ge-
wahrt man noch viele der Steinfundamente, auf welchen die drei und
sechzig massiven Säulen aus Keakiholz standen, welche das Dach
trugen. Auch dieser Buddha besteht im wesentlichen aus Kupfer.
Seine Höhe beträgt 15,11 m, der Umfang an der Basis 29,6 m, die
Entfernung von Ohr zu Ohr 5,4 m. Es wird behauptet, die Augen
seien aus reinem Golde und der Knopf auf der Stirn aus 30 Pfund
Silber gebildet.

Viel kleiner, als die vorigen, doch eine der interessantesten und
edelsten Bronzestatuen Japans ist diejenige, welche sich im Tempel
Yaku-shi-ji zu Nara befindet. Sie stellt Yaku-shi (Bhaishagya-
guru) dar, stammt aus dem Ende des 7. Jahrhunderts und gehört nach
Entwurf und Ausführung zu den hervorragendsten Leistungen im
Bronzeguss Japans. Diesen sind nicht minder die grossen Tsuri-
gane
oder hängenden Tempelglocken zuzuzählen, von denen während
der letzten 20 Jahre mehrere der hervorragendsten, wie z. B. die-
jenige des Zozo-ji zu Shiba in Tokio, mit den Tempeln und manchem
andern Kunstschatz ein Raub der Flammen wurden.

Die grösste der noch vorhandenen Glocken (Kane) dürfte beim
Tempel San-jiu-san-gen-do in Kioto sich befinden. Dieselbe ist
4,27 m hoch und 2,74 m weit, mit 27,4 cm dicker Wandung. Ihr Ge-
wicht wird auf 63 Tonnen geschätzt. *) Einige andere alte Glocken
sind gegen drei Meter hoch und entsprechend weit. Zu den schönsten
und interessantesten gehört diejenige im Walde unweit Mii-dera,

*) Diese Glocke nähert sich in ihren Dimensionen der grossen von Peking,
welche Kaiser Yungloh im Jahre 1406 giessen liess. Dieselbe soll 60 Tonnen
wiegen, 4,27 m Höhe und am Rande 10,36 m Umfang haben. Die Oberfläche ist
mit chinesischen Zeichen bedeckt.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Diese Bronzefigur stellt Amida sitzend auf einer Lotosblume dar, aber
ohne Heiligenschein. Der edelgeformte Kopf zeigt vollkommen sym-
metrischen Bau und richtige Verhältnisse in allen Theilen. Es ist dem
Künstler gelungen, dem Gesichtsausdruck und der ganzen Haltung die
glückselige Ruhe in Nirwana zu verleihen. Die auf dem Schoosse
ruhenden Hände mit gegeneinander gestemmten Fingerspitzen ergänzen
die Züge des ruhigen Sinnens, welche unverkennbar sind.

Auch dieser Buddha, welcher im Jahre 1252 n. Chr. durch Ôno
Gorôyemon
gegossen wurde, besteht nicht aus einem Stück, sondern
wurde aus vielen etwa 3 cm dicken Platten zusammengesetzt und zwar
mit solcher Sorgfalt und Geschicklichkeit, dass man die Nähte nur da
erkennen kann, wo das Wetter im Laufe der Zeit eingewirkt hat. Von
dem grossen Gebäude, welches das Denkmal ehemals einschloss, ge-
wahrt man noch viele der Steinfundamente, auf welchen die drei und
sechzig massiven Säulen aus Keakiholz standen, welche das Dach
trugen. Auch dieser Buddha besteht im wesentlichen aus Kupfer.
Seine Höhe beträgt 15,11 m, der Umfang an der Basis 29,6 m, die
Entfernung von Ohr zu Ohr 5,4 m. Es wird behauptet, die Augen
seien aus reinem Golde und der Knopf auf der Stirn aus 30 Pfund
Silber gebildet.

Viel kleiner, als die vorigen, doch eine der interessantesten und
edelsten Bronzestatuen Japans ist diejenige, welche sich im Tempel
Yaku-shi-ji zu Nara befindet. Sie stellt Yaku-shi (Bhâishagya-
guru) dar, stammt aus dem Ende des 7. Jahrhunderts und gehört nach
Entwurf und Ausführung zu den hervorragendsten Leistungen im
Bronzeguss Japans. Diesen sind nicht minder die grossen Tsuri-
gane
oder hängenden Tempelglocken zuzuzählen, von denen während
der letzten 20 Jahre mehrere der hervorragendsten, wie z. B. die-
jenige des Zôzo-ji zu Shiba in Tôkio, mit den Tempeln und manchem
andern Kunstschatz ein Raub der Flammen wurden.

Die grösste der noch vorhandenen Glocken (Kane) dürfte beim
Tempel San-jiu-san-gen-dô in Kiôto sich befinden. Dieselbe ist
4,27 m hoch und 2,74 m weit, mit 27,4 cm dicker Wandung. Ihr Ge-
wicht wird auf 63 Tonnen geschätzt. *) Einige andere alte Glocken
sind gegen drei Meter hoch und entsprechend weit. Zu den schönsten
und interessantesten gehört diejenige im Walde unweit Mii-dera,

*) Diese Glocke nähert sich in ihren Dimensionen der grossen von Peking,
welche Kaiser Yungloh im Jahre 1406 giessen liess. Dieselbe soll 60 Tonnen
wiegen, 4,27 m Höhe und am Rande 10,36 m Umfang haben. Die Oberfläche ist
mit chinesischen Zeichen bedeckt.
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[532/0582] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. Diese Bronzefigur stellt Amida sitzend auf einer Lotosblume dar, aber ohne Heiligenschein. Der edelgeformte Kopf zeigt vollkommen sym- metrischen Bau und richtige Verhältnisse in allen Theilen. Es ist dem Künstler gelungen, dem Gesichtsausdruck und der ganzen Haltung die glückselige Ruhe in Nirwana zu verleihen. Die auf dem Schoosse ruhenden Hände mit gegeneinander gestemmten Fingerspitzen ergänzen die Züge des ruhigen Sinnens, welche unverkennbar sind. Auch dieser Buddha, welcher im Jahre 1252 n. Chr. durch Ôno Gorôyemon gegossen wurde, besteht nicht aus einem Stück, sondern wurde aus vielen etwa 3 cm dicken Platten zusammengesetzt und zwar mit solcher Sorgfalt und Geschicklichkeit, dass man die Nähte nur da erkennen kann, wo das Wetter im Laufe der Zeit eingewirkt hat. Von dem grossen Gebäude, welches das Denkmal ehemals einschloss, ge- wahrt man noch viele der Steinfundamente, auf welchen die drei und sechzig massiven Säulen aus Keakiholz standen, welche das Dach trugen. Auch dieser Buddha besteht im wesentlichen aus Kupfer. Seine Höhe beträgt 15,11 m, der Umfang an der Basis 29,6 m, die Entfernung von Ohr zu Ohr 5,4 m. Es wird behauptet, die Augen seien aus reinem Golde und der Knopf auf der Stirn aus 30 Pfund Silber gebildet. Viel kleiner, als die vorigen, doch eine der interessantesten und edelsten Bronzestatuen Japans ist diejenige, welche sich im Tempel Yaku-shi-ji zu Nara befindet. Sie stellt Yaku-shi (Bhâishagya- guru) dar, stammt aus dem Ende des 7. Jahrhunderts und gehört nach Entwurf und Ausführung zu den hervorragendsten Leistungen im Bronzeguss Japans. Diesen sind nicht minder die grossen Tsuri- gane oder hängenden Tempelglocken zuzuzählen, von denen während der letzten 20 Jahre mehrere der hervorragendsten, wie z. B. die- jenige des Zôzo-ji zu Shiba in Tôkio, mit den Tempeln und manchem andern Kunstschatz ein Raub der Flammen wurden. Die grösste der noch vorhandenen Glocken (Kane) dürfte beim Tempel San-jiu-san-gen-dô in Kiôto sich befinden. Dieselbe ist 4,27 m hoch und 2,74 m weit, mit 27,4 cm dicker Wandung. Ihr Ge- wicht wird auf 63 Tonnen geschätzt. *) Einige andere alte Glocken sind gegen drei Meter hoch und entsprechend weit. Zu den schönsten und interessantesten gehört diejenige im Walde unweit Mii-dera, *) Diese Glocke nähert sich in ihren Dimensionen der grossen von Peking, welche Kaiser Yungloh im Jahre 1406 giessen liess. Dieselbe soll 60 Tonnen wiegen, 4,27 m Höhe und am Rande 10,36 m Umfang haben. Die Oberfläche ist mit chinesischen Zeichen bedeckt.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/582>, abgerufen am 22.11.2024.