2) Kara-kane (wörtlich China-Metall), Bronze. Unter Bronze versteht man heutiges Tages vielerlei Legierungen des Kupfers mit Zinn, mit Zinn und Zink, mit Zinn, Zink und Blei (dem sich zuweilen noch Antimon anreiht), wobei aber das Kupfer meist vorwiegt. Sie finden zu den verschiedensten Zwecken als Nutz- und Kunstbronzen eine sehr belangreiche Verwendung.
3) Shibu-ichi, eine Legierung aus Kupfer und Silber, bei welcher der Gehalt an letzterem sich zwischen 6 und 32 % bewegt.
4) Shaku-do, Kupfer, welchem 2--5 % Gold beigemischt sind.
Ausser dem gewöhnlichen Messing, das zu Waschschüsseln, Koh- lenbecken, Reifen um grosse Reisnäpfe, Beschlägen von Kisten und mehreren andern Zwecken verwendet wird, bereitet man unter dem Namen Ko-do noch eine zinkreichere Legierung beider Metalle mit 35 % Zinkgehalt und verarbeitet sie in gleicher Weise. Der Japaner teilt nicht die Vorliebe des Indiers für messingene Geräthe, noch wendet er gleich diesem viel Fleiss und Sorgfalt an, die wenigen, welche er benutzt, besonders auszuschmücken. Legierungen, welche nach Art der indischen Bidri-Waare zusammengesetzt sind, wobei also der Zinkgehalt auf 90--95 % steigt und Kupfer dem gegenüber sehr zurücktritt, gibt es in Japan nicht. Hier concentriert sich von Alters her die verschiedenartigste metallurgische Ausstattung und Ge- schicklichkeit auf Kara-kane, die Bronze.
Neben mancherlei technischen Zwecken diente dieselbe von jeher der Kunst, die ihre ersten Versuche und ihre höchsten Leistungen darin aufweist. Waffen und Werkzeuge aus Bronze, durch wiederholtes Hämmern ansehnlich gehärtet, gingen bei vielen Völkern den eisernen voraus. So auch in Japan. Die ältesten prähistorischen Metallfunde in diesem Lande sind bronzene Glocken und Pfeilspitzen, über deren Ursprung und Alter man nur Vermuthungen hat.
Mit dem Eisen und Messing theilt Bronze den grossen Vorzug, im geschmolzenen Zustande viel dünnflüssiger zu sein, als das Kupfer, und beim Guss die Form vollständig auszufüllen, desshalb diese scharf wiederzugeben und ausserdem nach dem Erkalten ein dichtes, gleich- mässiges Gefüge zu zeigen. Dabei schwinden die meisten Bronze- legierungen noch weniger als Gusseisen. Indess ist die Volumvermin- derung, welche die allmähliche Abkühlung begleitet, von keinem so wesentlichen Einfluss auf die Schärfe des Gusses, wie dasjenige Schwinden, welches beim plötzlichen Erstarren mancher Metalle statt- findet.
Ein weiterer Vorzug der Bronze liegt darin, dass sie sich mit
7. Metallindustrie.
2) Kara-kane (wörtlich China-Metall), Bronze. Unter Bronze versteht man heutiges Tages vielerlei Legierungen des Kupfers mit Zinn, mit Zinn und Zink, mit Zinn, Zink und Blei (dem sich zuweilen noch Antimon anreiht), wobei aber das Kupfer meist vorwiegt. Sie finden zu den verschiedensten Zwecken als Nutz- und Kunstbronzen eine sehr belangreiche Verwendung.
3) Shibu-ichi, eine Legierung aus Kupfer und Silber, bei welcher der Gehalt an letzterem sich zwischen 6 und 32 % bewegt.
4) Shaku-dô, Kupfer, welchem 2—5 % Gold beigemischt sind.
Ausser dem gewöhnlichen Messing, das zu Waschschüsseln, Koh- lenbecken, Reifen um grosse Reisnäpfe, Beschlägen von Kisten und mehreren andern Zwecken verwendet wird, bereitet man unter dem Namen Kô-dô noch eine zinkreichere Legierung beider Metalle mit 35 % Zinkgehalt und verarbeitet sie in gleicher Weise. Der Japaner teilt nicht die Vorliebe des Indiers für messingene Geräthe, noch wendet er gleich diesem viel Fleiss und Sorgfalt an, die wenigen, welche er benutzt, besonders auszuschmücken. Legierungen, welche nach Art der indischen Bidri-Waare zusammengesetzt sind, wobei also der Zinkgehalt auf 90—95 % steigt und Kupfer dem gegenüber sehr zurücktritt, gibt es in Japan nicht. Hier concentriert sich von Alters her die verschiedenartigste metallurgische Ausstattung und Ge- schicklichkeit auf Kara-kane, die Bronze.
Neben mancherlei technischen Zwecken diente dieselbe von jeher der Kunst, die ihre ersten Versuche und ihre höchsten Leistungen darin aufweist. Waffen und Werkzeuge aus Bronze, durch wiederholtes Hämmern ansehnlich gehärtet, gingen bei vielen Völkern den eisernen voraus. So auch in Japan. Die ältesten prähistorischen Metallfunde in diesem Lande sind bronzene Glocken und Pfeilspitzen, über deren Ursprung und Alter man nur Vermuthungen hat.
Mit dem Eisen und Messing theilt Bronze den grossen Vorzug, im geschmolzenen Zustande viel dünnflüssiger zu sein, als das Kupfer, und beim Guss die Form vollständig auszufüllen, desshalb diese scharf wiederzugeben und ausserdem nach dem Erkalten ein dichtes, gleich- mässiges Gefüge zu zeigen. Dabei schwinden die meisten Bronze- legierungen noch weniger als Gusseisen. Indess ist die Volumvermin- derung, welche die allmähliche Abkühlung begleitet, von keinem so wesentlichen Einfluss auf die Schärfe des Gusses, wie dasjenige Schwinden, welches beim plötzlichen Erstarren mancher Metalle statt- findet.
Ein weiterer Vorzug der Bronze liegt darin, dass sie sich mit
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7. Metallindustrie.
2) Kara-kane (wörtlich China-Metall), Bronze. Unter Bronze
versteht man heutiges Tages vielerlei Legierungen des Kupfers mit
Zinn, mit Zinn und Zink, mit Zinn, Zink und Blei (dem sich zuweilen
noch Antimon anreiht), wobei aber das Kupfer meist vorwiegt. Sie
finden zu den verschiedensten Zwecken als Nutz- und Kunstbronzen
eine sehr belangreiche Verwendung.
3) Shibu-ichi, eine Legierung aus Kupfer und Silber, bei
welcher der Gehalt an letzterem sich zwischen 6 und 32 % bewegt.
4) Shaku-dô, Kupfer, welchem 2—5 % Gold beigemischt sind.
Ausser dem gewöhnlichen Messing, das zu Waschschüsseln, Koh-
lenbecken, Reifen um grosse Reisnäpfe, Beschlägen von Kisten und
mehreren andern Zwecken verwendet wird, bereitet man unter dem
Namen Kô-dô noch eine zinkreichere Legierung beider Metalle mit
35 % Zinkgehalt und verarbeitet sie in gleicher Weise. Der Japaner
teilt nicht die Vorliebe des Indiers für messingene Geräthe, noch
wendet er gleich diesem viel Fleiss und Sorgfalt an, die wenigen,
welche er benutzt, besonders auszuschmücken. Legierungen, welche
nach Art der indischen Bidri-Waare zusammengesetzt sind, wobei
also der Zinkgehalt auf 90—95 % steigt und Kupfer dem gegenüber
sehr zurücktritt, gibt es in Japan nicht. Hier concentriert sich von
Alters her die verschiedenartigste metallurgische Ausstattung und Ge-
schicklichkeit auf
Kara-kane, die Bronze.
Neben mancherlei technischen Zwecken diente dieselbe von jeher
der Kunst, die ihre ersten Versuche und ihre höchsten Leistungen
darin aufweist. Waffen und Werkzeuge aus Bronze, durch wiederholtes
Hämmern ansehnlich gehärtet, gingen bei vielen Völkern den eisernen
voraus. So auch in Japan. Die ältesten prähistorischen Metallfunde
in diesem Lande sind bronzene Glocken und Pfeilspitzen, über deren
Ursprung und Alter man nur Vermuthungen hat.
Mit dem Eisen und Messing theilt Bronze den grossen Vorzug, im
geschmolzenen Zustande viel dünnflüssiger zu sein, als das Kupfer, und
beim Guss die Form vollständig auszufüllen, desshalb diese scharf
wiederzugeben und ausserdem nach dem Erkalten ein dichtes, gleich-
mässiges Gefüge zu zeigen. Dabei schwinden die meisten Bronze-
legierungen noch weniger als Gusseisen. Indess ist die Volumvermin-
derung, welche die allmähliche Abkühlung begleitet, von keinem so
wesentlichen Einfluss auf die Schärfe des Gusses, wie dasjenige
Schwinden, welches beim plötzlichen Erstarren mancher Metalle statt-
findet.
Ein weiterer Vorzug der Bronze liegt darin, dass sie sich mit
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/573>, abgerufen am 22.11.2024.
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