überpinselt es dann leicht mit Ki- (oder Seshime-) urushi, reibt wieder mit dem Tuch ab, streicht nochmals an und erhitzt es nun, bis das aufgespritzte Kari-yasu-Wasser die Hitze des Leidenfrost'schen Versuchs anzeigt, d. h. in Kugelform wegrollt. Der kupferne Gegen- stand wird alsdann mit einer Zange erfasst, vom Rost genommen und mittelst einer Bürste mit einem Gemisch von Rohlack (Ki-urushi) oder Seshime und Kienruss (Yuyen-sumi) dünn überdeckt. Hierauf erhitzt man ihn abermals bis zur Leidenfrost'schen Probe, überbürstet und reibt ihn von neuem mit dem Lackgemisch und fährt so fort, bis Far- benton und Glanz die gewünschte Tiefe haben, worauf die Arbeit be- endet ist und der Gegenstand zur weiteren Abkühlung auf die Seite gestellt wird.
Wie mir Kanaya Gorosaburo mitteilte, erzielt er bei Bronze durch eine gleiche Behandlung eine ganz analoge Wirkung. Derselbe be- hauptete ferner, dass manche Arbeiter Pflanzentalg statt Lack anwen- deten, doch sei ein solches Iro-tsuke (Farbegeben) weniger zu em- pfehlen. Auffallend bleibt es aber immerhin, dass bei der angewen- deten Hitze der Lack oder sein Ersatz nicht einfach verkohlt.
Die Figur 16 (pg. 524) ist der Holzschnitt einer kupfernen Dose und Figur 17 derjenige ihres Deckels. Die Dose ist im Innern mit dickem Silberblech plattiert, nach aussen matt-graubraun gebeizt. Ihre seitliche Tauschierung von Wolken wurde mit Gold ausgeführt.
Das Schönste ist die Deckelverzierung. Dieselbe zeigt in Flach- relief einen Hügel, um welchen sich ein Bach windet. Die hervor- ragende Figur in prächtiger Stellung, ciseliert und mit erhabener Tauschierarbeit, bei welcher auch die gold- und silberhaltigen Legie- rungen Shaku-do und Shibu-ichi zur Verwendung kamen, ist der Hahn. Der Kamm und die kurzen, an Flügel und Rücken sich reihenden Schwanzfedern sind von natürlicher Kupferfarbe, der kupferne Schwanz ist schwarzbraun bronziert. Flügel, Wangen und Hals sind goldgelb in verschiedenen Abtönungen, ebenso die Beine; die hinteren, dach- ziegelartigen Deckfedern des Rückens wurden silbergrau durch Shibu- ichi dargestellt, ebenso das kleine Küchelchen, welches nach dem Bache eilt, mit Ausnahme der goldfarbigen Beine; dagegen hat der Künstler zur Darstellung des von der Sonne beleuchteten Kopfes und Halses reines, glänzendes Silber angewandt. Bei der Wistaria, welche diesem Bilde einen schönen Abschluss gibt, wurden Stengel und unte- res Blatt mit hellgelbem Golde, die übrigen Blätter und Ranken mit hochgelbem dargestellt, die Blüthentrauben mit Silber, Shibu-ichi und Kupfer. Auf der einen Seite des Baches bemerkt man noch blühenden
7. Metallindustrie.
überpinselt es dann leicht mit Ki- (oder Seshime-) urushi, reibt wieder mit dem Tuch ab, streicht nochmals an und erhitzt es nun, bis das aufgespritzte Kari-yasu-Wasser die Hitze des Leidenfrost’schen Versuchs anzeigt, d. h. in Kugelform wegrollt. Der kupferne Gegen- stand wird alsdann mit einer Zange erfasst, vom Rost genommen und mittelst einer Bürste mit einem Gemisch von Rohlack (Ki-urushi) oder Seshime und Kienruss (Yuyen-sumi) dünn überdeckt. Hierauf erhitzt man ihn abermals bis zur Leidenfrost’schen Probe, überbürstet und reibt ihn von neuem mit dem Lackgemisch und fährt so fort, bis Far- benton und Glanz die gewünschte Tiefe haben, worauf die Arbeit be- endet ist und der Gegenstand zur weiteren Abkühlung auf die Seite gestellt wird.
Wie mir Kanaya Gorosaburo mitteilte, erzielt er bei Bronze durch eine gleiche Behandlung eine ganz analoge Wirkung. Derselbe be- hauptete ferner, dass manche Arbeiter Pflanzentalg statt Lack anwen- deten, doch sei ein solches Iro-tsuke (Farbegeben) weniger zu em- pfehlen. Auffallend bleibt es aber immerhin, dass bei der angewen- deten Hitze der Lack oder sein Ersatz nicht einfach verkohlt.
Die Figur 16 (pg. 524) ist der Holzschnitt einer kupfernen Dose und Figur 17 derjenige ihres Deckels. Die Dose ist im Innern mit dickem Silberblech plattiert, nach aussen matt-graubraun gebeizt. Ihre seitliche Tauschierung von Wolken wurde mit Gold ausgeführt.
Das Schönste ist die Deckelverzierung. Dieselbe zeigt in Flach- relief einen Hügel, um welchen sich ein Bach windet. Die hervor- ragende Figur in prächtiger Stellung, ciseliert und mit erhabener Tauschierarbeit, bei welcher auch die gold- und silberhaltigen Legie- rungen Shaku-dô und Shibu-ichi zur Verwendung kamen, ist der Hahn. Der Kamm und die kurzen, an Flügel und Rücken sich reihenden Schwanzfedern sind von natürlicher Kupferfarbe, der kupferne Schwanz ist schwarzbraun bronziert. Flügel, Wangen und Hals sind goldgelb in verschiedenen Abtönungen, ebenso die Beine; die hinteren, dach- ziegelartigen Deckfedern des Rückens wurden silbergrau durch Shibu- ichi dargestellt, ebenso das kleine Küchelchen, welches nach dem Bache eilt, mit Ausnahme der goldfarbigen Beine; dagegen hat der Künstler zur Darstellung des von der Sonne beleuchteten Kopfes und Halses reines, glänzendes Silber angewandt. Bei der Wistaria, welche diesem Bilde einen schönen Abschluss gibt, wurden Stengel und unte- res Blatt mit hellgelbem Golde, die übrigen Blätter und Ranken mit hochgelbem dargestellt, die Blüthentrauben mit Silber, Shibu-ichi und Kupfer. Auf der einen Seite des Baches bemerkt man noch blühenden
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7. Metallindustrie.
überpinselt es dann leicht mit Ki- (oder Seshime-) urushi, reibt
wieder mit dem Tuch ab, streicht nochmals an und erhitzt es nun, bis
das aufgespritzte Kari-yasu-Wasser die Hitze des Leidenfrost’schen
Versuchs anzeigt, d. h. in Kugelform wegrollt. Der kupferne Gegen-
stand wird alsdann mit einer Zange erfasst, vom Rost genommen und
mittelst einer Bürste mit einem Gemisch von Rohlack (Ki-urushi) oder
Seshime und Kienruss (Yuyen-sumi) dünn überdeckt. Hierauf erhitzt
man ihn abermals bis zur Leidenfrost’schen Probe, überbürstet und
reibt ihn von neuem mit dem Lackgemisch und fährt so fort, bis Far-
benton und Glanz die gewünschte Tiefe haben, worauf die Arbeit be-
endet ist und der Gegenstand zur weiteren Abkühlung auf die Seite
gestellt wird.
Wie mir Kanaya Gorosaburo mitteilte, erzielt er bei Bronze durch
eine gleiche Behandlung eine ganz analoge Wirkung. Derselbe be-
hauptete ferner, dass manche Arbeiter Pflanzentalg statt Lack anwen-
deten, doch sei ein solches Iro-tsuke (Farbegeben) weniger zu em-
pfehlen. Auffallend bleibt es aber immerhin, dass bei der angewen-
deten Hitze der Lack oder sein Ersatz nicht einfach verkohlt.
Die Figur 16 (pg. 524) ist der Holzschnitt einer kupfernen Dose
und Figur 17 derjenige ihres Deckels. Die Dose ist im Innern mit
dickem Silberblech plattiert, nach aussen matt-graubraun gebeizt. Ihre
seitliche Tauschierung von Wolken wurde mit Gold ausgeführt.
Das Schönste ist die Deckelverzierung. Dieselbe zeigt in Flach-
relief einen Hügel, um welchen sich ein Bach windet. Die hervor-
ragende Figur in prächtiger Stellung, ciseliert und mit erhabener
Tauschierarbeit, bei welcher auch die gold- und silberhaltigen Legie-
rungen Shaku-dô und Shibu-ichi zur Verwendung kamen, ist der Hahn.
Der Kamm und die kurzen, an Flügel und Rücken sich reihenden
Schwanzfedern sind von natürlicher Kupferfarbe, der kupferne Schwanz
ist schwarzbraun bronziert. Flügel, Wangen und Hals sind goldgelb
in verschiedenen Abtönungen, ebenso die Beine; die hinteren, dach-
ziegelartigen Deckfedern des Rückens wurden silbergrau durch Shibu-
ichi dargestellt, ebenso das kleine Küchelchen, welches nach dem
Bache eilt, mit Ausnahme der goldfarbigen Beine; dagegen hat der
Künstler zur Darstellung des von der Sonne beleuchteten Kopfes und
Halses reines, glänzendes Silber angewandt. Bei der Wistaria, welche
diesem Bilde einen schönen Abschluss gibt, wurden Stengel und unte-
res Blatt mit hellgelbem Golde, die übrigen Blätter und Ranken mit
hochgelbem dargestellt, die Blüthentrauben mit Silber, Shibu-ichi und
Kupfer. Auf der einen Seite des Baches bemerkt man noch blühenden
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/571>, abgerufen am 25.11.2024.
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