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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
schmackvollste durch Eingravierung von Arabesken, Blumen, Vögeln
und andern Dingen.

Die indische und persische Art der Ausschmückung kupferner Ge-
fässe durch einen Ueberzug von Zinn, in welches dann allerlei Orna-
mente eingraviert oder eingeschnitten werden, habe ich in Japan nicht
beobachten können. Allbekannt ist dagegen die den Chinesen ent-
lehnte und viel geübte Emailarbeit, worüber das letzte Kapitel dieses
Abschnitts näheren Aufschluss gibt.

Dagegen will ich hier eine andere, noch in keiner Schrift er-
wähnte Behandlungsweise kupferner Gefässe mittheilen, welche ich bei
dem berühmten Bronzefabrikanten Kanaya Gorosaburo in Kioto
kennen lernte. Neben mancherlei Bronzewaaren verfertigt derselbe
auch kleine kupferne Wasserkessel von 1/2--1/1 Liter Inhalt, bei denen
nur der drehbare Deckelknopf, sowie die beiden angelötheten Henkel-
träger aus messingartiger Bronze bestehen. Die Formen dieser Kessel
sind einschliesslich des Henkels, dessen oberer Teil mit schönem Ro-
tanggeflecht versehen wird, ausserordentlich gefällig. Bei den ein-
fachsten besteht die Verzierung in einer glänzenden, dunkel-kaffee-
braunen Patina, nach deren Herstellung Rebenverzierungen und andere
leicht und gefällig eingraviert werden. Die angelassene rothbraune
Kupferfarbe der eingravierten Blätter, Blüthen und dergleichen inmitten
der glänzend dunkelbraunen Grundfarbe ist von bester Wirkung. Bei
reicherer Ausstattung tritt Tauschierung und Incrustierung mit Silber
und Gold hinzu; auch erhält dann das Innere des Kessels meist durch
Feuerversilberung Schutz gegen Säuren. Jene dunkel-kaffeebraune
Farbe auf Kupfer und Bronze, wie ich sie an einem kupfernen Yu-
wakashi entstehen sah, wird auf folgende Weise erzielt:

Eisenvitriol (Roha), Kupfervitriol (Tampan) und Schwefel (Iwo)
werden zu gleichen Gewichtsteilen in Wasser aufgelöst, beziehungs-
weise damit vermischt. In dieses Bad, das man des fein verteilten
Schwefels wegen öfter umrühren muss, wird der kupferne Gegenstand
eingetaucht, dann in einem zweiten, ebenso bereiteten, aber viel ver-
dünnteren Bade abgespült. Man wiederholt dies Verfahren so lange,
bis die nöthige Aetzung erreicht ist, was nur durch längere Uebung
erkannt wird. Das Gefäss wird hierauf zum Hibachi oder Feuer-
becken gebracht und hier auf einem Rost aus mehreren Eisenstäben
in 8--12 cm Entfernung über den glühenden Kohlen unter häufigem
Umdrehen erwärmt. Um dabei die Löthstellen nicht zu gefährden,
werden dieselben von Zeit zu Zeit mit einem Wasser benetzt, in
welchem man Kari-yasu (Calamagrostis Hakonensis Franch. & Sav.)
abgekocht hat. Man reibt das Gefäss nunmehr mit. einem Tuch ab,

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
schmackvollste durch Eingravierung von Arabesken, Blumen, Vögeln
und andern Dingen.

Die indische und persische Art der Ausschmückung kupferner Ge-
fässe durch einen Ueberzug von Zinn, in welches dann allerlei Orna-
mente eingraviert oder eingeschnitten werden, habe ich in Japan nicht
beobachten können. Allbekannt ist dagegen die den Chinesen ent-
lehnte und viel geübte Emailarbeit, worüber das letzte Kapitel dieses
Abschnitts näheren Aufschluss gibt.

Dagegen will ich hier eine andere, noch in keiner Schrift er-
wähnte Behandlungsweise kupferner Gefässe mittheilen, welche ich bei
dem berühmten Bronzefabrikanten Kanaya Gorosaburo in Kiôto
kennen lernte. Neben mancherlei Bronzewaaren verfertigt derselbe
auch kleine kupferne Wasserkessel von ½—1/1 Liter Inhalt, bei denen
nur der drehbare Deckelknopf, sowie die beiden angelötheten Henkel-
träger aus messingartiger Bronze bestehen. Die Formen dieser Kessel
sind einschliesslich des Henkels, dessen oberer Teil mit schönem Ro-
tanggeflecht versehen wird, ausserordentlich gefällig. Bei den ein-
fachsten besteht die Verzierung in einer glänzenden, dunkel-kaffee-
braunen Patina, nach deren Herstellung Rebenverzierungen und andere
leicht und gefällig eingraviert werden. Die angelassene rothbraune
Kupferfarbe der eingravierten Blätter, Blüthen und dergleichen inmitten
der glänzend dunkelbraunen Grundfarbe ist von bester Wirkung. Bei
reicherer Ausstattung tritt Tauschierung und Incrustierung mit Silber
und Gold hinzu; auch erhält dann das Innere des Kessels meist durch
Feuerversilberung Schutz gegen Säuren. Jene dunkel-kaffeebraune
Farbe auf Kupfer und Bronze, wie ich sie an einem kupfernen Yu-
wakashi entstehen sah, wird auf folgende Weise erzielt:

Eisenvitriol (Rôha), Kupfervitriol (Tampan) und Schwefel (Iwô)
werden zu gleichen Gewichtsteilen in Wasser aufgelöst, beziehungs-
weise damit vermischt. In dieses Bad, das man des fein verteilten
Schwefels wegen öfter umrühren muss, wird der kupferne Gegenstand
eingetaucht, dann in einem zweiten, ebenso bereiteten, aber viel ver-
dünnteren Bade abgespült. Man wiederholt dies Verfahren so lange,
bis die nöthige Aetzung erreicht ist, was nur durch längere Uebung
erkannt wird. Das Gefäss wird hierauf zum Hibachi oder Feuer-
becken gebracht und hier auf einem Rost aus mehreren Eisenstäben
in 8—12 cm Entfernung über den glühenden Kohlen unter häufigem
Umdrehen erwärmt. Um dabei die Löthstellen nicht zu gefährden,
werden dieselben von Zeit zu Zeit mit einem Wasser benetzt, in
welchem man Kari-yasu (Calamagrostis Hakonensis Franch. & Sav.)
abgekocht hat. Man reibt das Gefäss nunmehr mit. einem Tuch ab,

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[522/0570] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. schmackvollste durch Eingravierung von Arabesken, Blumen, Vögeln und andern Dingen. Die indische und persische Art der Ausschmückung kupferner Ge- fässe durch einen Ueberzug von Zinn, in welches dann allerlei Orna- mente eingraviert oder eingeschnitten werden, habe ich in Japan nicht beobachten können. Allbekannt ist dagegen die den Chinesen ent- lehnte und viel geübte Emailarbeit, worüber das letzte Kapitel dieses Abschnitts näheren Aufschluss gibt. Dagegen will ich hier eine andere, noch in keiner Schrift er- wähnte Behandlungsweise kupferner Gefässe mittheilen, welche ich bei dem berühmten Bronzefabrikanten Kanaya Gorosaburo in Kiôto kennen lernte. Neben mancherlei Bronzewaaren verfertigt derselbe auch kleine kupferne Wasserkessel von ½—1/1 Liter Inhalt, bei denen nur der drehbare Deckelknopf, sowie die beiden angelötheten Henkel- träger aus messingartiger Bronze bestehen. Die Formen dieser Kessel sind einschliesslich des Henkels, dessen oberer Teil mit schönem Ro- tanggeflecht versehen wird, ausserordentlich gefällig. Bei den ein- fachsten besteht die Verzierung in einer glänzenden, dunkel-kaffee- braunen Patina, nach deren Herstellung Rebenverzierungen und andere leicht und gefällig eingraviert werden. Die angelassene rothbraune Kupferfarbe der eingravierten Blätter, Blüthen und dergleichen inmitten der glänzend dunkelbraunen Grundfarbe ist von bester Wirkung. Bei reicherer Ausstattung tritt Tauschierung und Incrustierung mit Silber und Gold hinzu; auch erhält dann das Innere des Kessels meist durch Feuerversilberung Schutz gegen Säuren. Jene dunkel-kaffeebraune Farbe auf Kupfer und Bronze, wie ich sie an einem kupfernen Yu- wakashi entstehen sah, wird auf folgende Weise erzielt: Eisenvitriol (Rôha), Kupfervitriol (Tampan) und Schwefel (Iwô) werden zu gleichen Gewichtsteilen in Wasser aufgelöst, beziehungs- weise damit vermischt. In dieses Bad, das man des fein verteilten Schwefels wegen öfter umrühren muss, wird der kupferne Gegenstand eingetaucht, dann in einem zweiten, ebenso bereiteten, aber viel ver- dünnteren Bade abgespült. Man wiederholt dies Verfahren so lange, bis die nöthige Aetzung erreicht ist, was nur durch längere Uebung erkannt wird. Das Gefäss wird hierauf zum Hibachi oder Feuer- becken gebracht und hier auf einem Rost aus mehreren Eisenstäben in 8—12 cm Entfernung über den glühenden Kohlen unter häufigem Umdrehen erwärmt. Um dabei die Löthstellen nicht zu gefährden, werden dieselben von Zeit zu Zeit mit einem Wasser benetzt, in welchem man Kari-yasu (Calamagrostis Hakonensis Franch. & Sav.) abgekocht hat. Man reibt das Gefäss nunmehr mit. einem Tuch ab,

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/570>, abgerufen am 25.11.2024.