Der Bedarf an Eisen aller Art ist seit Eröffnung Japans so enorm gestiegen, dass die eigene Production damit nicht entfernt Schritt halten konnte und die durchschnittliche jährliche Einfuhr seit 1868 sich auf nahezu 2 Millionen yen belaufen hat. Aber auch früher, während der langen Herrschaft der Tokugawa, reichte das im Lande gewonnene Eisen für den Bedarf nicht ganz aus, so dass Chinesen und Holländer aushelfen mussten.
Die japanische Schmiedekunst hat sich vornehmlich an Waffen und Rüstungen entwickelt, sowie an dem Giessen und Verzieren guss- eiserner Wasserkessel. Dagegen sind die Leistungen, abgesehen vom Härten des Stahls, in der Darstellung der hunderterlei kleinen Werk- zeuge und Geräthe für das tägliche Leben und Handwerk nicht hoch anzuschlagen.
Die Japaner hatten in der Bearbeitung des Eisens als Waffen- schmiede (Katana-kaji), und insbesondere im Härten des Stahls in Ost- asien den grössten Ruf. Ihre hervorragendsten Leistungen bestanden in der Herstellung und Ausschmückung vortrefflicher Schwerter, mit denen man beispielsweise eiserne Nägel durchschlagen konnte, ohne dass sie die geringste Scharte gezeigt hätten. Diese Schwerter waren während des Mittelalters in Ostasien ebenso berühmt, wie der indische Stahl (sideros "Indikos, Arrian) und die daraus verfertigten blanken Waffen im ehemaligen persischen Reich. *) Magneteisen in Form von Eisensand war das Rohmaterial in beiden Fällen. Die Reduction findet noch jetzt in Japan in kleinen Schmelzöfen während eines dreitägigen Processes mit Holzkohlen statt, wie z. B. zu Amegawa in Idzumo. Man erhält dabei Stahl und Eisen zugleich. **)
Das Schwert, während der Feudalzeit die schönste, geschätzteste und gefürchtetste Waffe Japans, war nach einem Ausspruch des Iye- yasu "die lebende Seele des Samurai". Es zu tragen, galt diesem als grösstes Vorrecht. Schon als Knabe wurde er mit einem Schwerte be- traut und führte es selbst auf dem Schulwege mit sich (siehe Bd. I, pg. 378 ff.). Das älteste japanische Schwert, das Tsurugi oder Ken, wurde quer über dem Rücken getragen und mit beiden Händen ge- führt. Es war eine gerade, schwere Waffe mit fast meterlanger und
*) Auf dem Plateau von Dekhan, zumal in Hyderabad bei Dundurti und öst- lich von Nirmal gewann man das Magneteisen, von dem der indische Stahl stammte, welcher die berühmten indischen und persischen Hieb- und Stichwaffen, sowie die Damascener-Klingen lieferte.
**) Siehe Lyman: Geological Survey of Japan 1878 and 1879. pg. 63.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Eisen, Tetsu oder Kurogane.
Der Bedarf an Eisen aller Art ist seit Eröffnung Japans so enorm gestiegen, dass die eigene Production damit nicht entfernt Schritt halten konnte und die durchschnittliche jährliche Einfuhr seit 1868 sich auf nahezu 2 Millionen yen belaufen hat. Aber auch früher, während der langen Herrschaft der Tokugawa, reichte das im Lande gewonnene Eisen für den Bedarf nicht ganz aus, so dass Chinesen und Holländer aushelfen mussten.
Die japanische Schmiedekunst hat sich vornehmlich an Waffen und Rüstungen entwickelt, sowie an dem Giessen und Verzieren guss- eiserner Wasserkessel. Dagegen sind die Leistungen, abgesehen vom Härten des Stahls, in der Darstellung der hunderterlei kleinen Werk- zeuge und Geräthe für das tägliche Leben und Handwerk nicht hoch anzuschlagen.
Die Japaner hatten in der Bearbeitung des Eisens als Waffen- schmiede (Katana-kaji), und insbesondere im Härten des Stahls in Ost- asien den grössten Ruf. Ihre hervorragendsten Leistungen bestanden in der Herstellung und Ausschmückung vortrefflicher Schwerter, mit denen man beispielsweise eiserne Nägel durchschlagen konnte, ohne dass sie die geringste Scharte gezeigt hätten. Diese Schwerter waren während des Mittelalters in Ostasien ebenso berühmt, wie der indische Stahl (σίδεϱος ῎Ινδικος, Arrian) und die daraus verfertigten blanken Waffen im ehemaligen persischen Reich. *) Magneteisen in Form von Eisensand war das Rohmaterial in beiden Fällen. Die Reduction findet noch jetzt in Japan in kleinen Schmelzöfen während eines dreitägigen Processes mit Holzkohlen statt, wie z. B. zu Amegawa in Idzumo. Man erhält dabei Stahl und Eisen zugleich. **)
Das Schwert, während der Feudalzeit die schönste, geschätzteste und gefürchtetste Waffe Japans, war nach einem Ausspruch des Iye- yasu »die lebende Seele des Samurai«. Es zu tragen, galt diesem als grösstes Vorrecht. Schon als Knabe wurde er mit einem Schwerte be- traut und führte es selbst auf dem Schulwege mit sich (siehe Bd. I, pg. 378 ff.). Das älteste japanische Schwert, das Tsurugi oder Ken, wurde quer über dem Rücken getragen und mit beiden Händen ge- führt. Es war eine gerade, schwere Waffe mit fast meterlanger und
*) Auf dem Plateau von Dekhan, zumal in Hyderabad bei Dundurti und öst- lich von Nirmal gewann man das Magneteisen, von dem der indische Stahl stammte, welcher die berühmten indischen und persischen Hieb- und Stichwaffen, sowie die Damascener-Klingen lieferte.
**) Siehe Lyman: Geological Survey of Japan 1878 and 1879. pg. 63.
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Der Bedarf an Eisen aller Art ist seit Eröffnung Japans so enorm
gestiegen, dass die eigene Production damit nicht entfernt Schritt halten
konnte und die durchschnittliche jährliche Einfuhr seit 1868 sich auf
nahezu 2 Millionen yen belaufen hat. Aber auch früher, während der
langen Herrschaft der Tokugawa, reichte das im Lande gewonnene
Eisen für den Bedarf nicht ganz aus, so dass Chinesen und Holländer
aushelfen mussten.
Die japanische Schmiedekunst hat sich vornehmlich an Waffen
und Rüstungen entwickelt, sowie an dem Giessen und Verzieren guss-
eiserner Wasserkessel. Dagegen sind die Leistungen, abgesehen vom
Härten des Stahls, in der Darstellung der hunderterlei kleinen Werk-
zeuge und Geräthe für das tägliche Leben und Handwerk nicht hoch
anzuschlagen.
Die Japaner hatten in der Bearbeitung des Eisens als Waffen-
schmiede (Katana-kaji), und insbesondere im Härten des Stahls in Ost-
asien den grössten Ruf. Ihre hervorragendsten Leistungen bestanden
in der Herstellung und Ausschmückung vortrefflicher Schwerter, mit
denen man beispielsweise eiserne Nägel durchschlagen konnte, ohne
dass sie die geringste Scharte gezeigt hätten. Diese Schwerter waren
während des Mittelalters in Ostasien ebenso berühmt, wie der indische
Stahl (σίδεϱος ῎Ινδικος, Arrian) und die daraus verfertigten blanken
Waffen im ehemaligen persischen Reich. *) Magneteisen in Form von
Eisensand war das Rohmaterial in beiden Fällen. Die Reduction findet
noch jetzt in Japan in kleinen Schmelzöfen während eines dreitägigen
Processes mit Holzkohlen statt, wie z. B. zu Amegawa in Idzumo.
Man erhält dabei Stahl und Eisen zugleich. **)
Das Schwert, während der Feudalzeit die schönste, geschätzteste
und gefürchtetste Waffe Japans, war nach einem Ausspruch des Iye-
yasu »die lebende Seele des Samurai«. Es zu tragen, galt diesem als
grösstes Vorrecht. Schon als Knabe wurde er mit einem Schwerte be-
traut und führte es selbst auf dem Schulwege mit sich (siehe Bd. I,
pg. 378 ff.). Das älteste japanische Schwert, das Tsurugi oder Ken,
wurde quer über dem Rücken getragen und mit beiden Händen ge-
führt. Es war eine gerade, schwere Waffe mit fast meterlanger und
*) Auf dem Plateau von Dekhan, zumal in Hyderabad bei Dundurti und öst-
lich von Nirmal gewann man das Magneteisen, von dem der indische Stahl
stammte, welcher die berühmten indischen und persischen Hieb- und Stichwaffen,
sowie die Damascener-Klingen lieferte.
**) Siehe Lyman: Geological Survey of Japan 1878 and 1879. pg. 63.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/560>, abgerufen am 25.11.2024.
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