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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.

Die zur Bebauung des Feldes dienenden Geräthe sind meist
einfach und zweckentsprechend. Letzteres kann von den bei der
Körnergewinnung verwendeten nicht behauptet werden. Diese land-
wirthschaftlichen Geräthe stimmen mit den in China und Korea ge-
bräuchlichen meist überein, und haben offenbar im Laufe vieler Jahr-
hunderte sich wenig verändert. Wo wir geeignetere Werkzeuge ver-
wenden, ersetzen in Ostasien manuelles Geschick in der Handhabung,
Fleiss und Ausdauer die Mängel.

Der Pflug (Karasuki) erinnert in seiner gebräuchlichsten Form
an denjenigen Aegyptens, von welchem man weiss, dass er heute noch
hergestellt und gebraucht wird, wie zur Pharaonenzeit. An einer
etwa 2 Meter langen Deichsel befindet sich vorn die einfache Vor-
richtung, um mittelst eines Joches das Zugthier (Pferd oder Ochs) an-
zuspannen, während am andern Ende ein gekrümmter Holzbalken
angefügt ist, schräg abwärts führt und in seinem dickeren unteren
Theile das Pflughaupt darstellt, indem es hier in die mit Eisen be-
schlagene Pflugschar endet. Ein Querstab durch das obere, dünnere
Ende der Sterze dient als Handhabe. Dem japanischen Pflug fehlt
hiernach der Vorderpflug, das Secheisen und Streichbrett, also jede
Vorrichtung zum Furchenwenden, zum Tief- oder Seichtpflügen je nach
Bedarf. Derselbe wird vom Bauer auf die Schulter genommen und
dem vorausgehenden Zugthier nachgetragen. Eine gründliche Um-
arbeitung des Bodens durch saubere, regelmässig aufeinanderfolgende
Furchen, sowie das Durchschneiden und Freilegen von Wurzeln ist
mit ihm nicht möglich. Kein Wunder, dass er keine ausgedehnte
Verwendung findet und die tiefgründige Umarbeitung und Auflockerung
des Bodens meist mit Hacke (Kuwa) und Spaten (Suki) bewirkt
wird, von denen namentlich die erstere in vielen Formen und Grössen
zur Anwendung kommt. Diese Kuwa oder Hacke ist unstreitig das
wichtigste Werkzeug des japanischen Gärtners und Landmanns. Sie
besteht aus einer eisernen Platte, welche in der Regel einen Holzkern
umschliesst, durch den auch der 60 cm lange Stiel führt. Eine zweite
Form ist die eiserne Gabelhacke mit vier Zinken, sodann die Ku-
made
mit vier Zinken aus Bambusrohr und die Matsubagaki mit sie-
ben Zinken aus demselben Material. Diese Zinken gehen strahlenförmig
von einem Punkt aus einander und stellen ein gleichschenkliges Dreieck
dar, in dessen Basis die einzelnen Strahlen enden und dort haken-
förmig umgebogen sind. Diese beiden Apparate bilden gewissermassen
den Uebergang zum einfachen Rechen (Sarai). Ich habe den Pflug
vornehmlich im Frühjahr bei der Umarbeitung des Reisfeldes anwenden
sehen, doch auch hier nur in beschränktem Masse. Berücksichtigt man,

I. Land- und Forstwirthschaft.

Die zur Bebauung des Feldes dienenden Geräthe sind meist
einfach und zweckentsprechend. Letzteres kann von den bei der
Körnergewinnung verwendeten nicht behauptet werden. Diese land-
wirthschaftlichen Geräthe stimmen mit den in China und Korea ge-
bräuchlichen meist überein, und haben offenbar im Laufe vieler Jahr-
hunderte sich wenig verändert. Wo wir geeignetere Werkzeuge ver-
wenden, ersetzen in Ostasien manuelles Geschick in der Handhabung,
Fleiss und Ausdauer die Mängel.

Der Pflug (Karasuki) erinnert in seiner gebräuchlichsten Form
an denjenigen Aegyptens, von welchem man weiss, dass er heute noch
hergestellt und gebraucht wird, wie zur Pharaonenzeit. An einer
etwa 2 Meter langen Deichsel befindet sich vorn die einfache Vor-
richtung, um mittelst eines Joches das Zugthier (Pferd oder Ochs) an-
zuspannen, während am andern Ende ein ∼ gekrümmter Holzbalken
angefügt ist, schräg abwärts führt und in seinem dickeren unteren
Theile das Pflughaupt darstellt, indem es hier in die mit Eisen be-
schlagene Pflugschar endet. Ein Querstab durch das obere, dünnere
Ende der Sterze dient als Handhabe. Dem japanischen Pflug fehlt
hiernach der Vorderpflug, das Secheisen und Streichbrett, also jede
Vorrichtung zum Furchenwenden, zum Tief- oder Seichtpflügen je nach
Bedarf. Derselbe wird vom Bauer auf die Schulter genommen und
dem vorausgehenden Zugthier nachgetragen. Eine gründliche Um-
arbeitung des Bodens durch saubere, regelmässig aufeinanderfolgende
Furchen, sowie das Durchschneiden und Freilegen von Wurzeln ist
mit ihm nicht möglich. Kein Wunder, dass er keine ausgedehnte
Verwendung findet und die tiefgründige Umarbeitung und Auflockerung
des Bodens meist mit Hacke (Kuwa) und Spaten (Suki) bewirkt
wird, von denen namentlich die erstere in vielen Formen und Grössen
zur Anwendung kommt. Diese Kuwa oder Hacke ist unstreitig das
wichtigste Werkzeug des japanischen Gärtners und Landmanns. Sie
besteht aus einer eisernen Platte, welche in der Regel einen Holzkern
umschliesst, durch den auch der 60 cm lange Stiel führt. Eine zweite
Form ist die eiserne Gabelhacke mit vier Zinken, sodann die Ku-
made
mit vier Zinken aus Bambusrohr und die Matsubagaki mit sie-
ben Zinken aus demselben Material. Diese Zinken gehen strahlenförmig
von einem Punkt aus einander und stellen ein gleichschenkliges Dreieck
dar, in dessen Basis die einzelnen Strahlen enden und dort haken-
förmig umgebogen sind. Diese beiden Apparate bilden gewissermassen
den Uebergang zum einfachen Rechen (Sarai). Ich habe den Pflug
vornehmlich im Frühjahr bei der Umarbeitung des Reisfeldes anwenden
sehen, doch auch hier nur in beschränktem Masse. Berücksichtigt man,

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[36/0056] I. Land- und Forstwirthschaft. Die zur Bebauung des Feldes dienenden Geräthe sind meist einfach und zweckentsprechend. Letzteres kann von den bei der Körnergewinnung verwendeten nicht behauptet werden. Diese land- wirthschaftlichen Geräthe stimmen mit den in China und Korea ge- bräuchlichen meist überein, und haben offenbar im Laufe vieler Jahr- hunderte sich wenig verändert. Wo wir geeignetere Werkzeuge ver- wenden, ersetzen in Ostasien manuelles Geschick in der Handhabung, Fleiss und Ausdauer die Mängel. Der Pflug (Karasuki) erinnert in seiner gebräuchlichsten Form an denjenigen Aegyptens, von welchem man weiss, dass er heute noch hergestellt und gebraucht wird, wie zur Pharaonenzeit. An einer etwa 2 Meter langen Deichsel befindet sich vorn die einfache Vor- richtung, um mittelst eines Joches das Zugthier (Pferd oder Ochs) an- zuspannen, während am andern Ende ein ∼ gekrümmter Holzbalken angefügt ist, schräg abwärts führt und in seinem dickeren unteren Theile das Pflughaupt darstellt, indem es hier in die mit Eisen be- schlagene Pflugschar endet. Ein Querstab durch das obere, dünnere Ende der Sterze dient als Handhabe. Dem japanischen Pflug fehlt hiernach der Vorderpflug, das Secheisen und Streichbrett, also jede Vorrichtung zum Furchenwenden, zum Tief- oder Seichtpflügen je nach Bedarf. Derselbe wird vom Bauer auf die Schulter genommen und dem vorausgehenden Zugthier nachgetragen. Eine gründliche Um- arbeitung des Bodens durch saubere, regelmässig aufeinanderfolgende Furchen, sowie das Durchschneiden und Freilegen von Wurzeln ist mit ihm nicht möglich. Kein Wunder, dass er keine ausgedehnte Verwendung findet und die tiefgründige Umarbeitung und Auflockerung des Bodens meist mit Hacke (Kuwa) und Spaten (Suki) bewirkt wird, von denen namentlich die erstere in vielen Formen und Grössen zur Anwendung kommt. Diese Kuwa oder Hacke ist unstreitig das wichtigste Werkzeug des japanischen Gärtners und Landmanns. Sie besteht aus einer eisernen Platte, welche in der Regel einen Holzkern umschliesst, durch den auch der 60 cm lange Stiel führt. Eine zweite Form ist die eiserne Gabelhacke mit vier Zinken, sodann die Ku- made mit vier Zinken aus Bambusrohr und die Matsubagaki mit sie- ben Zinken aus demselben Material. Diese Zinken gehen strahlenförmig von einem Punkt aus einander und stellen ein gleichschenkliges Dreieck dar, in dessen Basis die einzelnen Strahlen enden und dort haken- förmig umgebogen sind. Diese beiden Apparate bilden gewissermassen den Uebergang zum einfachen Rechen (Sarai). Ich habe den Pflug vornehmlich im Frühjahr bei der Umarbeitung des Reisfeldes anwenden sehen, doch auch hier nur in beschränktem Masse. Berücksichtigt man,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/56>, abgerufen am 22.11.2024.