Gold und Silber, wie der a jour gefasste Edelstein, noch grössten- theils über die Furche hervorragt.
b) Hira-Zogan, flache Tauschierung, bei welcher das eingelegte edle Metall nicht über die Oberfläche des damit verzierten hinausragt.
c) Nuno-me-Zogan, d. h. Maschentauschierung. So nennt man diejenige Art Hira-Zogan, welche vornehmlich als allgemeine Flächenverzierung gilt, wie Tafel XVII. zu beiden Seiten der Rebenborde, sowie das Gewölk bei Figur 17 es zeigen. Einfaches Hira-Zogan ist unter Anderm auch das Spinngewebe auf der Bronze- vase Tafel XVIII. und die Henkelverzierung bei Figur 15, während erhabene Tauschierung uns in den Mädchenfiguren und andern Ge- bilden auf Tafel XVII. entgegentritt, ebenso in mehreren der folgen- den Abbildungen.
Der Ausdruck Damascierung wird jetzt meist als Synonym von Tauschierung gebraucht. In einer zweiten Bedeutung versteht man darunter geätzte, seidenglänzende, spiegelnde Verzierungen auf Stahl und Gusseisen. *)
Incrustierung oder Incrustation wird im Kunstgewerbe jede in die Oberfläche oder Kruste eines Gegenstandes eingelegte Verzierung genannt. Demnach sind auch Intarsia, Email und Tauschierung Arten von Incrustation.
Plattieren, jap. Kin-kise und Gin-kise, nennt man das Ueberdecken eines unedlen Metalls mit Gold oder Silber in Blechform, wobei das Edelmetall durch Hämmern, Pressen oder Walzen auf der Unterlage befestigt wird. Bei der kupfernen Dose (Figur 16) wurde das Innere durch Plattieren versilbert.
Ueber die Metallverzierung der Japaner durch Email (Shippo), d. h. opake, farbige Glasflüsse, bringt das letzte Kapitel dieses Ab- schnittes alles Bemerkenswerthe, während die ebenfalls wichtige Frage der Patinierung oder des Farbegebens (Iro-tsuke) bei der Bronze erledigt werden soll.
*) In Europa werden die Anfänge der Tauschierkunst von Alterthumsforschern vorwiegend auf die Kelten zurückgeführt. Ich teile diese Ansicht nicht, bin überhaupt der Meinung, dass Kunstsinn und Kunstfertigkeit dieses Volkes wenig entwickelt waren und ihm Funde und Leistungen zugeschrieben werden, die nicht von ihm, sondern von den Römern ausgingen. Sicher verstanden und übten diese das Tauschieren eiserner Waffen und Rüstungen schon, als sie mit den Kel- ten in Berührung kamen. Belege hierfür finden sich in verschiedenen Sammlungen römischer Alterthümer. Ich erinnere nur an ein mit Silbereinlage verziertes römisches Schwert im Museum zu Mainz, das im Rhein gefunden wurde.
Rein, Japan. II. 33
7. Metallindustrie.
Gold und Silber, wie der à jour gefasste Edelstein, noch grössten- theils über die Furche hervorragt.
b) Hira-Zogan, flache Tauschierung, bei welcher das eingelegte edle Metall nicht über die Oberfläche des damit verzierten hinausragt.
c) Nuno-me-Zogan, d. h. Maschentauschierung. So nennt man diejenige Art Hira-Zogan, welche vornehmlich als allgemeine Flächenverzierung gilt, wie Tafel XVII. zu beiden Seiten der Rebenborde, sowie das Gewölk bei Figur 17 es zeigen. Einfaches Hira-Zogan ist unter Anderm auch das Spinngewebe auf der Bronze- vase Tafel XVIII. und die Henkelverzierung bei Figur 15, während erhabene Tauschierung uns in den Mädchenfiguren und andern Ge- bilden auf Tafel XVII. entgegentritt, ebenso in mehreren der folgen- den Abbildungen.
Der Ausdruck Damascierung wird jetzt meist als Synonym von Tauschierung gebraucht. In einer zweiten Bedeutung versteht man darunter geätzte, seidenglänzende, spiegelnde Verzierungen auf Stahl und Gusseisen. *)
Incrustierung oder Incrustation wird im Kunstgewerbe jede in die Oberfläche oder Kruste eines Gegenstandes eingelegte Verzierung genannt. Demnach sind auch Intarsia, Email und Tauschierung Arten von Incrustation.
Plattieren, jap. Kin-kise und Gin-kise, nennt man das Ueberdecken eines unedlen Metalls mit Gold oder Silber in Blechform, wobei das Edelmetall durch Hämmern, Pressen oder Walzen auf der Unterlage befestigt wird. Bei der kupfernen Dose (Figur 16) wurde das Innere durch Plattieren versilbert.
Ueber die Metallverzierung der Japaner durch Email (Shippô), d. h. opake, farbige Glasflüsse, bringt das letzte Kapitel dieses Ab- schnittes alles Bemerkenswerthe, während die ebenfalls wichtige Frage der Patinierung oder des Farbegebens (Iro-tsuke) bei der Bronze erledigt werden soll.
*) In Europa werden die Anfänge der Tauschierkunst von Alterthumsforschern vorwiegend auf die Kelten zurückgeführt. Ich teile diese Ansicht nicht, bin überhaupt der Meinung, dass Kunstsinn und Kunstfertigkeit dieses Volkes wenig entwickelt waren und ihm Funde und Leistungen zugeschrieben werden, die nicht von ihm, sondern von den Römern ausgingen. Sicher verstanden und übten diese das Tauschieren eiserner Waffen und Rüstungen schon, als sie mit den Kel- ten in Berührung kamen. Belege hierfür finden sich in verschiedenen Sammlungen römischer Alterthümer. Ich erinnere nur an ein mit Silbereinlage verziertes römisches Schwert im Museum zu Mainz, das im Rhein gefunden wurde.
Rein, Japan. II. 33
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7. Metallindustrie.
Gold und Silber, wie der à jour gefasste Edelstein, noch grössten-
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b) Hira-Zogan, flache Tauschierung, bei welcher das eingelegte
edle Metall nicht über die Oberfläche des damit verzierten hinausragt.
c) Nuno-me-Zogan, d. h. Maschentauschierung. So nennt
man diejenige Art Hira-Zogan, welche vornehmlich als allgemeine
Flächenverzierung gilt, wie Tafel XVII. zu beiden Seiten der
Rebenborde, sowie das Gewölk bei Figur 17 es zeigen. Einfaches
Hira-Zogan ist unter Anderm auch das Spinngewebe auf der Bronze-
vase Tafel XVIII. und die Henkelverzierung bei Figur 15, während
erhabene Tauschierung uns in den Mädchenfiguren und andern Ge-
bilden auf Tafel XVII. entgegentritt, ebenso in mehreren der folgen-
den Abbildungen.
Der Ausdruck Damascierung wird jetzt meist als Synonym von
Tauschierung gebraucht. In einer zweiten Bedeutung versteht man
darunter geätzte, seidenglänzende, spiegelnde Verzierungen auf Stahl
und Gusseisen. *)
Incrustierung oder Incrustation wird im Kunstgewerbe jede in
die Oberfläche oder Kruste eines Gegenstandes eingelegte Verzierung
genannt. Demnach sind auch Intarsia, Email und Tauschierung Arten
von Incrustation.
Plattieren, jap. Kin-kise und Gin-kise, nennt man das
Ueberdecken eines unedlen Metalls mit Gold oder Silber in Blechform,
wobei das Edelmetall durch Hämmern, Pressen oder Walzen auf der
Unterlage befestigt wird. Bei der kupfernen Dose (Figur 16) wurde
das Innere durch Plattieren versilbert.
Ueber die Metallverzierung der Japaner durch Email (Shippô),
d. h. opake, farbige Glasflüsse, bringt das letzte Kapitel dieses Ab-
schnittes alles Bemerkenswerthe, während die ebenfalls wichtige Frage
der Patinierung oder des Farbegebens (Iro-tsuke) bei der Bronze
erledigt werden soll.
*) In Europa werden die Anfänge der Tauschierkunst von Alterthumsforschern
vorwiegend auf die Kelten zurückgeführt. Ich teile diese Ansicht nicht, bin
überhaupt der Meinung, dass Kunstsinn und Kunstfertigkeit dieses Volkes wenig
entwickelt waren und ihm Funde und Leistungen zugeschrieben werden, die nicht
von ihm, sondern von den Römern ausgingen. Sicher verstanden und übten
diese das Tauschieren eiserner Waffen und Rüstungen schon, als sie mit den Kel-
ten in Berührung kamen. Belege hierfür finden sich in verschiedenen Sammlungen
römischer Alterthümer. Ich erinnere nur an ein mit Silbereinlage verziertes
römisches Schwert im Museum zu Mainz, das im Rhein gefunden wurde.
Rein, Japan. II. 33
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/559>, abgerufen am 27.07.2024.
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