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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
und Erfahrung so frühzeitig schon zu gleichem practischen Resultate
gelangt und hat seit so langer Zeit schon gebrannten Kalk als Dünger
für schweren Thonboden verwerthet, wie in Japan.

Den gemahlenen Aetzkalk, Ishi-bai (Steinasche) genannt, sah ich
in den verschiedensten Gegenden Japans anwenden, doch vorwiegend
in nicht vulkanischen Distrikten, wo der wenig fruchtbare Ackerboden
aus den Verwitterungsprodukten älterer Schiefer und krystallinischer
Gesteine entstanden ist. Auch beschränkte sich seine Verwendung in
der Regel auf Reisfelder. Wenn dieselben zu Beginn des Sommers
zur Aufnahme der jungen Setzlinge hergerichtet und in ihrem Schlamm
Gründünger oder Rapsstroh ausgebreitet sind, wird gebrannter Kalk
aufgestreut. Er zerstört das Pflanzengewebe rasch und fördert da-
durch die Vertheilung und Wirkung solchen Düngers. Seiner cau-
stischen Eigenschaft wegen kann er nicht als Nachdünger bei irgend
einer Cultur verwendet, also nicht der wachsenden Pflanze selbst bei-
gefügt werden.

Da der Kalkstein nur ausnahmsweise als reines kohlensaures
Salz vorkommt, so ist klar, dass seine bodenverbessernde Wirkung
oft noch durch die fremden Beimischungen von phosphorsaurem Kalk,
Magnesia, Eisen und anderen Körpern erhöht wird.

Andere Sommergewächse, ausser dem Reis, werden meist mit
Stroh- oder Holzasche zur Zeit der Aussaat gedüngt und mit Fäcal-
stoffen, verdünnt mit Wasser, während des Wachsthums. Dieser flüssige
Dünger, sowie die häufigen Niederschläge machen die künstliche Be-
wässerung der Hata unnöthig; ebenso ist bei der Porosität des Bodens
und der abschüssigen Lage in der Regel eine künstliche Entwässerung
überflüssig, ausser derjenigen, welche schon durch die Eintheilung
des Feldes in lange schmale Beete mit tiefen Zwischenfurchen bewirkt
und vor allen Dingen bei Winterfrüchten, ähnlich wie in Südfrank-
reich z. B. bei Bordeaux, angewendet wird. Bodenverbesserungen
durch Mischung kennt man nicht, auch nicht die sogenannten Brand-
culturen.

Aber bei dem Reislande kommt neben dem eingestreuten Kalk,
Grün- und Strohdünger auch noch das fliessende Wasser, womit
man es überrieselt, als Dungmittel in Betracht, insofern es nicht blos
werthvolle mineralische Verwitterungsproducte vom Gebirge herbei-
führt, sondern auch Verwesungstoffe der Pflanzendecke. Das Absorp-
tionsvermögen der Ackerkrume für dieselben ist über allen Zweifel
erwiesen. Die chemische Untersuchung des abfliessenden Rieselwassers
durch Keller ergab weniger mineralische Bestandtheile, als die des
zugeführten Flusswassers.

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1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
und Erfahrung so frühzeitig schon zu gleichem practischen Resultate
gelangt und hat seit so langer Zeit schon gebrannten Kalk als Dünger
für schweren Thonboden verwerthet, wie in Japan.

Den gemahlenen Aetzkalk, Ishi-bai (Steinasche) genannt, sah ich
in den verschiedensten Gegenden Japans anwenden, doch vorwiegend
in nicht vulkanischen Distrikten, wo der wenig fruchtbare Ackerboden
aus den Verwitterungsprodukten älterer Schiefer und krystallinischer
Gesteine entstanden ist. Auch beschränkte sich seine Verwendung in
der Regel auf Reisfelder. Wenn dieselben zu Beginn des Sommers
zur Aufnahme der jungen Setzlinge hergerichtet und in ihrem Schlamm
Gründünger oder Rapsstroh ausgebreitet sind, wird gebrannter Kalk
aufgestreut. Er zerstört das Pflanzengewebe rasch und fördert da-
durch die Vertheilung und Wirkung solchen Düngers. Seiner cau-
stischen Eigenschaft wegen kann er nicht als Nachdünger bei irgend
einer Cultur verwendet, also nicht der wachsenden Pflanze selbst bei-
gefügt werden.

Da der Kalkstein nur ausnahmsweise als reines kohlensaures
Salz vorkommt, so ist klar, dass seine bodenverbessernde Wirkung
oft noch durch die fremden Beimischungen von phosphorsaurem Kalk,
Magnesia, Eisen und anderen Körpern erhöht wird.

Andere Sommergewächse, ausser dem Reis, werden meist mit
Stroh- oder Holzasche zur Zeit der Aussaat gedüngt und mit Fäcal-
stoffen, verdünnt mit Wasser, während des Wachsthums. Dieser flüssige
Dünger, sowie die häufigen Niederschläge machen die künstliche Be-
wässerung der Hata unnöthig; ebenso ist bei der Porosität des Bodens
und der abschüssigen Lage in der Regel eine künstliche Entwässerung
überflüssig, ausser derjenigen, welche schon durch die Eintheilung
des Feldes in lange schmale Beete mit tiefen Zwischenfurchen bewirkt
und vor allen Dingen bei Winterfrüchten, ähnlich wie in Südfrank-
reich z. B. bei Bordeaux, angewendet wird. Bodenverbesserungen
durch Mischung kennt man nicht, auch nicht die sogenannten Brand-
culturen.

Aber bei dem Reislande kommt neben dem eingestreuten Kalk,
Grün- und Strohdünger auch noch das fliessende Wasser, womit
man es überrieselt, als Dungmittel in Betracht, insofern es nicht blos
werthvolle mineralische Verwitterungsproducte vom Gebirge herbei-
führt, sondern auch Verwesungstoffe der Pflanzendecke. Das Absorp-
tionsvermögen der Ackerkrume für dieselben ist über allen Zweifel
erwiesen. Die chemische Untersuchung des abfliessenden Rieselwassers
durch Keller ergab weniger mineralische Bestandtheile, als die des
zugeführten Flusswassers.

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[35/0055] 1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen. und Erfahrung so frühzeitig schon zu gleichem practischen Resultate gelangt und hat seit so langer Zeit schon gebrannten Kalk als Dünger für schweren Thonboden verwerthet, wie in Japan. Den gemahlenen Aetzkalk, Ishi-bai (Steinasche) genannt, sah ich in den verschiedensten Gegenden Japans anwenden, doch vorwiegend in nicht vulkanischen Distrikten, wo der wenig fruchtbare Ackerboden aus den Verwitterungsprodukten älterer Schiefer und krystallinischer Gesteine entstanden ist. Auch beschränkte sich seine Verwendung in der Regel auf Reisfelder. Wenn dieselben zu Beginn des Sommers zur Aufnahme der jungen Setzlinge hergerichtet und in ihrem Schlamm Gründünger oder Rapsstroh ausgebreitet sind, wird gebrannter Kalk aufgestreut. Er zerstört das Pflanzengewebe rasch und fördert da- durch die Vertheilung und Wirkung solchen Düngers. Seiner cau- stischen Eigenschaft wegen kann er nicht als Nachdünger bei irgend einer Cultur verwendet, also nicht der wachsenden Pflanze selbst bei- gefügt werden. Da der Kalkstein nur ausnahmsweise als reines kohlensaures Salz vorkommt, so ist klar, dass seine bodenverbessernde Wirkung oft noch durch die fremden Beimischungen von phosphorsaurem Kalk, Magnesia, Eisen und anderen Körpern erhöht wird. Andere Sommergewächse, ausser dem Reis, werden meist mit Stroh- oder Holzasche zur Zeit der Aussaat gedüngt und mit Fäcal- stoffen, verdünnt mit Wasser, während des Wachsthums. Dieser flüssige Dünger, sowie die häufigen Niederschläge machen die künstliche Be- wässerung der Hata unnöthig; ebenso ist bei der Porosität des Bodens und der abschüssigen Lage in der Regel eine künstliche Entwässerung überflüssig, ausser derjenigen, welche schon durch die Eintheilung des Feldes in lange schmale Beete mit tiefen Zwischenfurchen bewirkt und vor allen Dingen bei Winterfrüchten, ähnlich wie in Südfrank- reich z. B. bei Bordeaux, angewendet wird. Bodenverbesserungen durch Mischung kennt man nicht, auch nicht die sogenannten Brand- culturen. Aber bei dem Reislande kommt neben dem eingestreuten Kalk, Grün- und Strohdünger auch noch das fliessende Wasser, womit man es überrieselt, als Dungmittel in Betracht, insofern es nicht blos werthvolle mineralische Verwitterungsproducte vom Gebirge herbei- führt, sondern auch Verwesungstoffe der Pflanzendecke. Das Absorp- tionsvermögen der Ackerkrume für dieselben ist über allen Zweifel erwiesen. Die chemische Untersuchung des abfliessenden Rieselwassers durch Keller ergab weniger mineralische Bestandtheile, als die des zugeführten Flusswassers. 3*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/55>, abgerufen am 24.11.2024.