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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
dessen Darstellung ich nicht zu ermitteln vermochte. Der Engländer
Gaine hat vor einer Reihe von Jahren ein Verfahren angegeben (und
Professor Hofmann das Product näher untersucht), wodurch er Papier
in eine Art Pergament verwandelte, indem er dasselbe einige Sekunden
in Schwefelsäure tauchte, welche mit der Hälfte Wasser verdünnt war.
Bei der Darstellung des Yogan-gami kommt aber Schwefelsäure wohl
kaum in Betracht, da dieselbe früher in Japan gar nicht bekannt war.

Papier-Gewebe oder Shi-fu.*)

Mit dem Worte Shi-fu bezeichnet man in Japan eigenthümliche
Gewebe, welche jetzt nur noch in Shiroishi, einem Städtchen am
Oshiu-kaido 13 ri südlich der Stadt Sendai dargestellt werden. Die
Kette derselben besteht aus Seide, der Einschlag aber aus Papier-
fäden. Das dazu verwendete Papier, in Shiroishi Shi-fu-gami ge-
nannt, wird an mehreren Orten der Provinz Iwaki aus Broussonetia-
Bast dargestellt. Davon kosten 1 Jo oder 50 Bogen von der Grösse
unseres gewöhnlichen Schreibpapiers 25 sen oder 1 Mark.

Ein halbes Jo dieses Papiers wird der Länge nach mehrmals so
gefaltet und zusammengelegt, dass die beiden parallelen Ränder über
einander zu liegen kommen und 3--4 cm über die Biegungen hervor-
ragen. Man legt nun das Papier der Länge nach über die eine
Schmalseite eines dicken Brettes, das zum Feststehen mit Füssen ver-
sehen ist, und befestigt dasselbe au beiden Enden mit eisernen Win-
kelklammern, so dass die beiden überragenden Ränder des Papiers
mit dem Hauptteil des Bogens einen rechten Winkel bilden und
herunterhängen. Mit einem breiten, beilähnlichen, sehr scharfen Messer
wird hierauf der gefaltete Theil des Papiers parallel zur Breite der
Bogen in schmale Streifen von kaum 2 mm Breite durchschnitten, die
alle noch mit den überragenden und vom Messer nicht berührten Rän-
dern zusammenhängen. Nunmehr folgt das Rollen von Streifen solcher
zusammenhängenden Papierbänder auf einer glatten Steinplatte mit
flachen Händen, eine Arbeit, die unter öfterem Wenden des Gegen-
standes so lange fortgesetzt wird, bis jedes Band zu einem lockeren
Faden geworden ist. Man schneidet sodann die zusammenhängenden
Ränder beiderseits so weit durch, dass die einzelnen Fäden nur noch
2 mm breit verbunden bleiben, und dreht dann auch die Verbindungs-
stellen. Auf diese Weise werden continuierliche Fäden erzielt. Die
aus solchen ungezwirnten Papierfäden als Schuss und seidener Kette

*) Shi = Kami, Papier, Fu = Ori-mono, Gewebe, so auch in Basho-fu, Pisang-
gewebe, Kudzu-fu, Gewebe aus Pueraria Thunbergiana.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
dessen Darstellung ich nicht zu ermitteln vermochte. Der Engländer
Gaine hat vor einer Reihe von Jahren ein Verfahren angegeben (und
Professor Hofmann das Product näher untersucht), wodurch er Papier
in eine Art Pergament verwandelte, indem er dasselbe einige Sekunden
in Schwefelsäure tauchte, welche mit der Hälfte Wasser verdünnt war.
Bei der Darstellung des Yogan-gami kommt aber Schwefelsäure wohl
kaum in Betracht, da dieselbe früher in Japan gar nicht bekannt war.

Papier-Gewebe oder Shi-fu.*)

Mit dem Worte Shi-fu bezeichnet man in Japan eigenthümliche
Gewebe, welche jetzt nur noch in Shiroïshi, einem Städtchen am
Ôshiu-kaidô 13 ri südlich der Stadt Sendai dargestellt werden. Die
Kette derselben besteht aus Seide, der Einschlag aber aus Papier-
fäden. Das dazu verwendete Papier, in Shiroïshi Shi-fu-gami ge-
nannt, wird an mehreren Orten der Provinz Iwaki aus Broussonetia-
Bast dargestellt. Davon kosten 1 Jô oder 50 Bogen von der Grösse
unseres gewöhnlichen Schreibpapiers 25 sen oder 1 Mark.

Ein halbes Jô dieses Papiers wird der Länge nach mehrmals so
gefaltet und zusammengelegt, dass die beiden parallelen Ränder über
einander zu liegen kommen und 3—4 cm über die Biegungen hervor-
ragen. Man legt nun das Papier der Länge nach über die eine
Schmalseite eines dicken Brettes, das zum Feststehen mit Füssen ver-
sehen ist, und befestigt dasselbe au beiden Enden mit eisernen Win-
kelklammern, so dass die beiden überragenden Ränder des Papiers
mit dem Hauptteil des Bogens einen rechten Winkel bilden und
herunterhängen. Mit einem breiten, beilähnlichen, sehr scharfen Messer
wird hierauf der gefaltete Theil des Papiers parallel zur Breite der
Bogen in schmale Streifen von kaum 2 mm Breite durchschnitten, die
alle noch mit den überragenden und vom Messer nicht berührten Rän-
dern zusammenhängen. Nunmehr folgt das Rollen von Streifen solcher
zusammenhängenden Papierbänder auf einer glatten Steinplatte mit
flachen Händen, eine Arbeit, die unter öfterem Wenden des Gegen-
standes so lange fortgesetzt wird, bis jedes Band zu einem lockeren
Faden geworden ist. Man schneidet sodann die zusammenhängenden
Ränder beiderseits so weit durch, dass die einzelnen Fäden nur noch
2 mm breit verbunden bleiben, und dreht dann auch die Verbindungs-
stellen. Auf diese Weise werden continuierliche Fäden erzielt. Die
aus solchen ungezwirnten Papierfäden als Schuss und seidener Kette

*) Shi = Kami, Papier, Fu = Ori-mono, Gewebe, so auch in Bashô-fu, Pisang-
gewebe, Kudzu-fu, Gewebe aus Pueraria Thunbergiana.
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[492/0536] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. dessen Darstellung ich nicht zu ermitteln vermochte. Der Engländer Gaine hat vor einer Reihe von Jahren ein Verfahren angegeben (und Professor Hofmann das Product näher untersucht), wodurch er Papier in eine Art Pergament verwandelte, indem er dasselbe einige Sekunden in Schwefelsäure tauchte, welche mit der Hälfte Wasser verdünnt war. Bei der Darstellung des Yogan-gami kommt aber Schwefelsäure wohl kaum in Betracht, da dieselbe früher in Japan gar nicht bekannt war. Papier-Gewebe oder Shi-fu. *) Mit dem Worte Shi-fu bezeichnet man in Japan eigenthümliche Gewebe, welche jetzt nur noch in Shiroïshi, einem Städtchen am Ôshiu-kaidô 13 ri südlich der Stadt Sendai dargestellt werden. Die Kette derselben besteht aus Seide, der Einschlag aber aus Papier- fäden. Das dazu verwendete Papier, in Shiroïshi Shi-fu-gami ge- nannt, wird an mehreren Orten der Provinz Iwaki aus Broussonetia- Bast dargestellt. Davon kosten 1 Jô oder 50 Bogen von der Grösse unseres gewöhnlichen Schreibpapiers 25 sen oder 1 Mark. Ein halbes Jô dieses Papiers wird der Länge nach mehrmals so gefaltet und zusammengelegt, dass die beiden parallelen Ränder über einander zu liegen kommen und 3—4 cm über die Biegungen hervor- ragen. Man legt nun das Papier der Länge nach über die eine Schmalseite eines dicken Brettes, das zum Feststehen mit Füssen ver- sehen ist, und befestigt dasselbe au beiden Enden mit eisernen Win- kelklammern, so dass die beiden überragenden Ränder des Papiers mit dem Hauptteil des Bogens einen rechten Winkel bilden und herunterhängen. Mit einem breiten, beilähnlichen, sehr scharfen Messer wird hierauf der gefaltete Theil des Papiers parallel zur Breite der Bogen in schmale Streifen von kaum 2 mm Breite durchschnitten, die alle noch mit den überragenden und vom Messer nicht berührten Rän- dern zusammenhängen. Nunmehr folgt das Rollen von Streifen solcher zusammenhängenden Papierbänder auf einer glatten Steinplatte mit flachen Händen, eine Arbeit, die unter öfterem Wenden des Gegen- standes so lange fortgesetzt wird, bis jedes Band zu einem lockeren Faden geworden ist. Man schneidet sodann die zusammenhängenden Ränder beiderseits so weit durch, dass die einzelnen Fäden nur noch 2 mm breit verbunden bleiben, und dreht dann auch die Verbindungs- stellen. Auf diese Weise werden continuierliche Fäden erzielt. Die aus solchen ungezwirnten Papierfäden als Schuss und seidener Kette *) Shi = Kami, Papier, Fu = Ori-mono, Gewebe, so auch in Bashô-fu, Pisang- gewebe, Kudzu-fu, Gewebe aus Pueraria Thunbergiana.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/536>, abgerufen am 22.11.2024.