nicht unter der Hand, besitzen die grösste Festigkeit und Porosität und kommen in den geschmeidigsten, zartesten Sorten vor. Das Papier von dem Bast der weissen Maulbeere kommt den Broussonetia-Papie- ren am nächsten, steht ihnen aber an Gleichförmigkeit, Feinheit und Stärke weit nach.
Gampi- (Wickstroemia-) Papier wird nur in dünnen, leichten Bogen dargestellt. Es zeichnet sich durch gelbe Farbe, hohen, seiden- artigen Glanz und grösste Gleichmässigkeit aus; auch knirscht es unter der Hand. Von der auf Tafel XIII. gegebenen Probe Gampi wiegen 100 Blätter von je 24 cm Länge und 16,5 cm Breite, also 3,96 #m nur 45 Gramm. Bei seiner Leichtigkeit und Durchsichtigkeit ist die Festigkeit geradezu überraschend. Man kann es knicken, falten, in Ballen rollen und wieder ausstrecken, ohne dass es bricht oder sonst leidet.*)
Mitsu-mata- (Edgeworthia-) Papier hat ebenfalls eine deutlich ausgeprägte gelbe Farbe, kommt aber weder an Glanz und Feinheit noch auch in der Stärke dem Gampi gleich. Immerhin zeigen Gampi- und Mitsu-mata-Papiere viel Aehnlichkeit untereinander. Mehr noch tritt diese Aehnlichkeit bei der genaueren mikroskopischen Unter- suchung der Bastzellen hervor, aus denen sie bestehen. Man erkennt dann, dass ihre grössere Feinheit und der seidene Glanz dieser Papiere bedingt ist durch ihre Zellen. Dieselben sind kaum halb so breit, viel dünnwandiger und gleichförmiger, als die Broussonetiazellen, dabei von hohem Glanze. Hierdurch ist es möglich unter dem Mikroskop Papiere, welche aus einer Mischung von Broussonetia-Bastmasse mit solcher von Mitsu-mata oder Gampi erzeugt wurden, sofort zu erkennen. Wie die beiden letzten verhalten sich auch die Bastsorten der übrigen Thymelaeaceen, z. B. von den Daphne- und Edgeworthia-Arten, welche in den Himalaya-Landschaften zu Papier verarbeitet werden. Der grösseren Feinheit ihrer Zellen entspricht die geringere Wider- standskraft ihrer Papiere gegenüber denjenigen aus dem Baste der Papiermaulbeere und ihrer Verwandten.
Etwa 0,4 % aller japanischen Büttenpapiere sollen in den beiden südwestlichen Provinzen Tosa und Iyo der Insel Shikoku dargestellt werden und zwar fast ausschliesslich aus dem Bast der Kodzo-Rinde.
ken dienen, werden aus Kodzo-Papier dargestellt. Ihre eine Seite wird nach dem Drehen roth gefärbt.
*) In dem Prachtwerke von L. Gonse: "L'Art japonais" ist jede der colorierten Tafeln mit einem Bogen Gampi bedeckt, dem alle Vorteile des Seidenpapiers zu- kommen, das sich aber durch seine grosse Festigkeit vor diesem besonders aus- zeichnet.
5. Papierindustrie.
nicht unter der Hand, besitzen die grösste Festigkeit und Porosität und kommen in den geschmeidigsten, zartesten Sorten vor. Das Papier von dem Bast der weissen Maulbeere kommt den Broussonetia-Papie- ren am nächsten, steht ihnen aber an Gleichförmigkeit, Feinheit und Stärke weit nach.
Gampi- (Wickstroemia-) Papier wird nur in dünnen, leichten Bogen dargestellt. Es zeichnet sich durch gelbe Farbe, hohen, seiden- artigen Glanz und grösste Gleichmässigkeit aus; auch knirscht es unter der Hand. Von der auf Tafel XIII. gegebenen Probe Gampi wiegen 100 Blätter von je 24 cm Länge und 16,5 cm Breite, also 3,96 □m nur 45 Gramm. Bei seiner Leichtigkeit und Durchsichtigkeit ist die Festigkeit geradezu überraschend. Man kann es knicken, falten, in Ballen rollen und wieder ausstrecken, ohne dass es bricht oder sonst leidet.*)
Mitsu-mata- (Edgeworthia-) Papier hat ebenfalls eine deutlich ausgeprägte gelbe Farbe, kommt aber weder an Glanz und Feinheit noch auch in der Stärke dem Gampi gleich. Immerhin zeigen Gampi- und Mitsu-mata-Papiere viel Aehnlichkeit untereinander. Mehr noch tritt diese Aehnlichkeit bei der genaueren mikroskopischen Unter- suchung der Bastzellen hervor, aus denen sie bestehen. Man erkennt dann, dass ihre grössere Feinheit und der seidene Glanz dieser Papiere bedingt ist durch ihre Zellen. Dieselben sind kaum halb so breit, viel dünnwandiger und gleichförmiger, als die Broussonetiazellen, dabei von hohem Glanze. Hierdurch ist es möglich unter dem Mikroskop Papiere, welche aus einer Mischung von Broussonetia-Bastmasse mit solcher von Mitsu-mata oder Gampi erzeugt wurden, sofort zu erkennen. Wie die beiden letzten verhalten sich auch die Bastsorten der übrigen Thymelaeaceen, z. B. von den Daphne- und Edgeworthia-Arten, welche in den Himalaya-Landschaften zu Papier verarbeitet werden. Der grösseren Feinheit ihrer Zellen entspricht die geringere Wider- standskraft ihrer Papiere gegenüber denjenigen aus dem Baste der Papiermaulbeere und ihrer Verwandten.
Etwa 0,4 % aller japanischen Büttenpapiere sollen in den beiden südwestlichen Provinzen Tosa und Iyo der Insel Shikoku dargestellt werden und zwar fast ausschliesslich aus dem Bast der Kôdzo-Rinde.
ken dienen, werden aus Kôdzo-Papier dargestellt. Ihre eine Seite wird nach dem Drehen roth gefärbt.
*) In dem Prachtwerke von L. Gonse: »L’Art japonais« ist jede der colorierten Tafeln mit einem Bogen Gampi bedeckt, dem alle Vorteile des Seidenpapiers zu- kommen, das sich aber durch seine grosse Festigkeit vor diesem besonders aus- zeichnet.
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nicht unter der Hand, besitzen die grösste Festigkeit und Porosität
und kommen in den geschmeidigsten, zartesten Sorten vor. Das Papier
von dem Bast der weissen Maulbeere kommt den Broussonetia-Papie-
ren am nächsten, steht ihnen aber an Gleichförmigkeit, Feinheit und
Stärke weit nach.
Gampi- (Wickstroemia-) Papier wird nur in dünnen, leichten
Bogen dargestellt. Es zeichnet sich durch gelbe Farbe, hohen, seiden-
artigen Glanz und grösste Gleichmässigkeit aus; auch knirscht es unter
der Hand. Von der auf Tafel XIII. gegebenen Probe Gampi wiegen
100 Blätter von je 24 cm Länge und 16,5 cm Breite, also 3,96 □m
nur 45 Gramm. Bei seiner Leichtigkeit und Durchsichtigkeit ist die
Festigkeit geradezu überraschend. Man kann es knicken, falten, in
Ballen rollen und wieder ausstrecken, ohne dass es bricht oder sonst
leidet. *)
Mitsu-mata- (Edgeworthia-) Papier hat ebenfalls eine deutlich
ausgeprägte gelbe Farbe, kommt aber weder an Glanz und Feinheit
noch auch in der Stärke dem Gampi gleich. Immerhin zeigen Gampi-
und Mitsu-mata-Papiere viel Aehnlichkeit untereinander. Mehr noch
tritt diese Aehnlichkeit bei der genaueren mikroskopischen Unter-
suchung der Bastzellen hervor, aus denen sie bestehen. Man erkennt
dann, dass ihre grössere Feinheit und der seidene Glanz dieser Papiere
bedingt ist durch ihre Zellen. Dieselben sind kaum halb so breit, viel
dünnwandiger und gleichförmiger, als die Broussonetiazellen, dabei
von hohem Glanze. Hierdurch ist es möglich unter dem Mikroskop
Papiere, welche aus einer Mischung von Broussonetia-Bastmasse mit
solcher von Mitsu-mata oder Gampi erzeugt wurden, sofort zu erkennen.
Wie die beiden letzten verhalten sich auch die Bastsorten der übrigen
Thymelaeaceen, z. B. von den Daphne- und Edgeworthia-Arten,
welche in den Himalaya-Landschaften zu Papier verarbeitet werden.
Der grösseren Feinheit ihrer Zellen entspricht die geringere Wider-
standskraft ihrer Papiere gegenüber denjenigen aus dem Baste der
Papiermaulbeere und ihrer Verwandten.
Etwa 0,4 % aller japanischen Büttenpapiere sollen in den beiden
südwestlichen Provinzen Tosa und Iyo der Insel Shikoku dargestellt
werden und zwar fast ausschliesslich aus dem Bast der Kôdzo-Rinde.
**)
*) In dem Prachtwerke von L. Gonse: »L’Art japonais« ist jede der colorierten
Tafeln mit einem Bogen Gampi bedeckt, dem alle Vorteile des Seidenpapiers zu-
kommen, das sich aber durch seine grosse Festigkeit vor diesem besonders aus-
zeichnet.
**) ken dienen, werden aus Kôdzo-Papier dargestellt. Ihre eine Seite wird nach dem
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/521>, abgerufen am 22.11.2024.
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