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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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5. Papierindustrie.
Papierindustrie bis in die neueste Zeit nach Crawford*) unbekannt ge-
blieben ist.

Die Chinesen bereiten Papier aus dem von Formosa kommenden
Mark der Aralia papyrifera, das sogenannte Reispapier, aus jungem
Bambusrohr, Reis- und Weizenstroh, Schilf, Baumwolle, Hanf und dem
Bast verschiedener Pflanzen, vornehmlich der Papiermaulbeere; auch
verarbeiten sie das schon gebrauchte Bastpapier von neuem zu einer
untergeordneteren Waare, wie dies auch in Japan geschieht. So sollen
nach Grosier die Bewohner eines ganzen Dorfes in der Umgebung
von Peking sich mit dem Einsammeln und Reinigen von Papierabfäl-
len nähren. Im Süden Chinas verfertigt und benutzt man mehr das
brüchige Papier aus Bambusrohr, Araliamark und Stroh, im Norden
vorwiegend das stärkere Bastpapier, doch reicht die Production an
letzterem für den grossen Bedarf zu Fensterscheiben, Düten und an-
dern Dingen nicht aus, so dass noch viel aus Korea eingeführt wird.

Aus Korea kam die Kunst, die Rinde verschiedener Gehölze in
Papier umzuwandeln, ums Jahr 610 n. Chr. nach Japan, nach andern
Angaben aber schon viel früher. Bei dem grossen Bedarf an japa-
nischem Papier zu vielerlei Zwecken wurde seine Darstellung all-
mählich zu einem der wichtigsten und verbreitetsten Industriezweige,
mit dem der Anbau mehrerer Sträucher zur Erzielung des Rohmate-
rials, nämlich der Papiermaulbeere und der Dreigabel Hand in
Hand ging.

Papier und seine Umwandlungsproducte dienten seit früher Zeit
in den Ländern des chinesischen Culturkreises, und so namentlich
auch in Japan nicht blos zum Schreiben, Malen, Bedrucken, Ver-
packen, zu Taschentüchern und andern Reinigungszwecken, sondern
auch zu Fächern und Wandschirmen, Regen- und Sonnenschirmen, La-
ternen, Puppenkleidern, zu wasserdichten Mänteln und Kopfbedeckungen,
zu Tabaksbeuteln, Futteralen und Kästchen, statt Glas zu Fensterschei-
ben, indem man nämlich das schön gearbeitete Lattengitter der Schiebe-
thüren damit überzieht, zu festen Fäden, die man einerseits zum
Binden statt der Cordel und Strohseile, anderseits als Einschlag zu
leichten und kühlenden Geweben benutzt, sowie mit Gold oder Silber
überzogen zur Herstellung prächtiger Verzierungen bei den kostbarsten
Brocatgeweben. Aus schwarzlackierter Papiermasse war der Hut des
Samurai, aus geöltem Papier der Regenmantel seines Dieners und Be-

*) "The art of making a true paper from fibrous matter reduced to a pulp
in water, has never been known in, or introduced into, any of the Indian Islands."
Crawford: "Descriptive Dictionary of the Indian Islands. London 1856." pg. 327.
30*

5. Papierindustrie.
Papierindustrie bis in die neueste Zeit nach Crawford*) unbekannt ge-
blieben ist.

Die Chinesen bereiten Papier aus dem von Formosa kommenden
Mark der Aralia papyrifera, das sogenannte Reispapier, aus jungem
Bambusrohr, Reis- und Weizenstroh, Schilf, Baumwolle, Hanf und dem
Bast verschiedener Pflanzen, vornehmlich der Papiermaulbeere; auch
verarbeiten sie das schon gebrauchte Bastpapier von neuem zu einer
untergeordneteren Waare, wie dies auch in Japan geschieht. So sollen
nach Grosier die Bewohner eines ganzen Dorfes in der Umgebung
von Peking sich mit dem Einsammeln und Reinigen von Papierabfäl-
len nähren. Im Süden Chinas verfertigt und benutzt man mehr das
brüchige Papier aus Bambusrohr, Araliamark und Stroh, im Norden
vorwiegend das stärkere Bastpapier, doch reicht die Production an
letzterem für den grossen Bedarf zu Fensterscheiben, Düten und an-
dern Dingen nicht aus, so dass noch viel aus Korea eingeführt wird.

Aus Korea kam die Kunst, die Rinde verschiedener Gehölze in
Papier umzuwandeln, ums Jahr 610 n. Chr. nach Japan, nach andern
Angaben aber schon viel früher. Bei dem grossen Bedarf an japa-
nischem Papier zu vielerlei Zwecken wurde seine Darstellung all-
mählich zu einem der wichtigsten und verbreitetsten Industriezweige,
mit dem der Anbau mehrerer Sträucher zur Erzielung des Rohmate-
rials, nämlich der Papiermaulbeere und der Dreigabel Hand in
Hand ging.

Papier und seine Umwandlungsproducte dienten seit früher Zeit
in den Ländern des chinesischen Culturkreises, und so namentlich
auch in Japan nicht blos zum Schreiben, Malen, Bedrucken, Ver-
packen, zu Taschentüchern und andern Reinigungszwecken, sondern
auch zu Fächern und Wandschirmen, Regen- und Sonnenschirmen, La-
ternen, Puppenkleidern, zu wasserdichten Mänteln und Kopfbedeckungen,
zu Tabaksbeuteln, Futteralen und Kästchen, statt Glas zu Fensterschei-
ben, indem man nämlich das schön gearbeitete Lattengitter der Schiebe-
thüren damit überzieht, zu festen Fäden, die man einerseits zum
Binden statt der Cordel und Strohseile, anderseits als Einschlag zu
leichten und kühlenden Geweben benutzt, sowie mit Gold oder Silber
überzogen zur Herstellung prächtiger Verzierungen bei den kostbarsten
Brocatgeweben. Aus schwarzlackierter Papiermasse war der Hut des
Samurai, aus geöltem Papier der Regenmantel seines Dieners und Be-

*) »The art of making a true paper from fibrous matter reduced to a pulp
in water, has never been known in, or introduced into, any of the Indian Islands.«
Crawford: »Descriptive Dictionary of the Indian Islands. London 1856.« pg. 327.
30*
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[467/0501] 5. Papierindustrie. Papierindustrie bis in die neueste Zeit nach Crawford *) unbekannt ge- blieben ist. Die Chinesen bereiten Papier aus dem von Formosa kommenden Mark der Aralia papyrifera, das sogenannte Reispapier, aus jungem Bambusrohr, Reis- und Weizenstroh, Schilf, Baumwolle, Hanf und dem Bast verschiedener Pflanzen, vornehmlich der Papiermaulbeere; auch verarbeiten sie das schon gebrauchte Bastpapier von neuem zu einer untergeordneteren Waare, wie dies auch in Japan geschieht. So sollen nach Grosier die Bewohner eines ganzen Dorfes in der Umgebung von Peking sich mit dem Einsammeln und Reinigen von Papierabfäl- len nähren. Im Süden Chinas verfertigt und benutzt man mehr das brüchige Papier aus Bambusrohr, Araliamark und Stroh, im Norden vorwiegend das stärkere Bastpapier, doch reicht die Production an letzterem für den grossen Bedarf zu Fensterscheiben, Düten und an- dern Dingen nicht aus, so dass noch viel aus Korea eingeführt wird. Aus Korea kam die Kunst, die Rinde verschiedener Gehölze in Papier umzuwandeln, ums Jahr 610 n. Chr. nach Japan, nach andern Angaben aber schon viel früher. Bei dem grossen Bedarf an japa- nischem Papier zu vielerlei Zwecken wurde seine Darstellung all- mählich zu einem der wichtigsten und verbreitetsten Industriezweige, mit dem der Anbau mehrerer Sträucher zur Erzielung des Rohmate- rials, nämlich der Papiermaulbeere und der Dreigabel Hand in Hand ging. Papier und seine Umwandlungsproducte dienten seit früher Zeit in den Ländern des chinesischen Culturkreises, und so namentlich auch in Japan nicht blos zum Schreiben, Malen, Bedrucken, Ver- packen, zu Taschentüchern und andern Reinigungszwecken, sondern auch zu Fächern und Wandschirmen, Regen- und Sonnenschirmen, La- ternen, Puppenkleidern, zu wasserdichten Mänteln und Kopfbedeckungen, zu Tabaksbeuteln, Futteralen und Kästchen, statt Glas zu Fensterschei- ben, indem man nämlich das schön gearbeitete Lattengitter der Schiebe- thüren damit überzieht, zu festen Fäden, die man einerseits zum Binden statt der Cordel und Strohseile, anderseits als Einschlag zu leichten und kühlenden Geweben benutzt, sowie mit Gold oder Silber überzogen zur Herstellung prächtiger Verzierungen bei den kostbarsten Brocatgeweben. Aus schwarzlackierter Papiermasse war der Hut des Samurai, aus geöltem Papier der Regenmantel seines Dieners und Be- *) »The art of making a true paper from fibrous matter reduced to a pulp in water, has never been known in, or introduced into, any of the Indian Islands.« Crawford: »Descriptive Dictionary of the Indian Islands. London 1856.« pg. 327. 30*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/501>, abgerufen am 22.11.2024.