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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
gegen 6000 Ballen von je 50 kg Rohseide. Den Werth der daraus
gewonnenen Gewebe schätzt man auf 20 Mill. yen oder 80000000 Mark.
Je nach der besonderen Beschäftigung bilden jene Seidenweber wieder
freie Innungen zur Förderung gemeinsamer Angelegenheiten. Da gibt es
z. B. eine Moyo-sha oder Bildweber-Genossenschaft, von der sich wie-
der die Kin-ran-sha oder Seiden-Brocat-Gesellschaft, sowie die
Tsusure-sha für eingelegte Brocat-Arbeit abzweigt. Ferner hat
Kioto eine Chirimen-sha oder Krepp-Gesellschaft und davon wieder
getrennt die Kanoko-sha, sodann eine Habutai-sha, eine Sha-
ori-sha
oder Gaze-Webe-Genossenschaft, eine Natsu-gi-sha oder
Gesellschaft zur Anfertigung von Sommerstoffen, eine Birodo-sha
oder Sammetweber-Gesellschaft, und andere mehr. Neben den alten
einheimischen Farbstoffen (siehe S. 205--216) bedient man sich mehr
und mehr der europäischen Theerfarben und anderer Produkte unserer
chemischen Farbindustrie und leistet darin so Ausgezeichnetes, dass
man in Japan behauptet, das Kioto-Wasser (des Kamo-yawa) eigne
sich wie kein anderes zum Bleichen und Färben; darum könne man
es darin den Färbern von Kioto nicht nachthun.

Zum Verschleiss der Seidenwaaren von Kioto und anderer Städte
dient noch immer vornehmlich Ozaka, obgleich ihm, wie im Handel
überhaupt, in Tokio eine einflussreiche Concurrentin erwachsen ist. In
Ozaka gibt es noch immer die umfangreichsten Seidenlager, alte re-
nommierte Häuser, welche 80--100 Bantos (Gehülfen) beschäftigen
und das Geschäft in grossem Stile betreiben.

Die bedeutendste Seidenweberei nächst Kioto hat Kiriau, eine
kleine Stadt in der Provinz Joshiu (Kodzuke) ostwärts von Mayebashi
nahe der Grenze von Shimotzuke. Gleich mehreren andern Orten der
Provinz, insbesondere Mayebashi, Takasaki, Joshiu und Isesaki
zeichnet sich Kiriau besonders durch seine Shusu (Satin) und andere
einfache, leichte Seidengewebe, sowie halbseidene Stoffe aus, von denen
es mehr darstellt als Kioto. Auch hat es bedeutende Kreppweberei und
liefert ausserdem mehrere Sorten Obi oder Frauengürtel. Chirimen
oder Kreppseide wird ausser hier und Kioto vornehmlich dargestellt:

zu Tanabe und Miatsu in der Provinz Tango,
- Nagahama am Biwasee - - - Omi,
- Kano und Gifu - - - Mino.

Die breiten Obi oder Gürtel für Frauen und Mädchen webt man
in vorzüglicher Qualität

zu Hakata in der Provinz Chikuzen auf Kiushiu,
- Yonezawa - - - Uzen

und in dem schon genannten Kiriau. Ausserdem betreiben Fukushima

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
gegen 6000 Ballen von je 50 kg Rohseide. Den Werth der daraus
gewonnenen Gewebe schätzt man auf 20 Mill. yen oder 80000000 Mark.
Je nach der besonderen Beschäftigung bilden jene Seidenweber wieder
freie Innungen zur Förderung gemeinsamer Angelegenheiten. Da gibt es
z. B. eine Moyo-sha oder Bildweber-Genossenschaft, von der sich wie-
der die Kin-ran-sha oder Seiden-Brocat-Gesellschaft, sowie die
Tsusure-sha für eingelegte Brocat-Arbeit abzweigt. Ferner hat
Kiôto eine Chirimen-sha oder Krepp-Gesellschaft und davon wieder
getrennt die Kanoko-sha, sodann eine Habutai-sha, eine Sha-
ori-sha
oder Gaze-Webe-Genossenschaft, eine Natsu-gi-sha oder
Gesellschaft zur Anfertigung von Sommerstoffen, eine Birôdo-sha
oder Sammetweber-Gesellschaft, und andere mehr. Neben den alten
einheimischen Farbstoffen (siehe S. 205—216) bedient man sich mehr
und mehr der europäischen Theerfarben und anderer Produkte unserer
chemischen Farbindustrie und leistet darin so Ausgezeichnetes, dass
man in Japan behauptet, das Kiôto-Wasser (des Kamo-yawa) eigne
sich wie kein anderes zum Bleichen und Färben; darum könne man
es darin den Färbern von Kiôto nicht nachthun.

Zum Verschleiss der Seidenwaaren von Kiôto und anderer Städte
dient noch immer vornehmlich Ôzaka, obgleich ihm, wie im Handel
überhaupt, in Tôkio eine einflussreiche Concurrentin erwachsen ist. In
Ôzaka gibt es noch immer die umfangreichsten Seidenlager, alte re-
nommierte Häuser, welche 80—100 Bantôs (Gehülfen) beschäftigen
und das Geschäft in grossem Stile betreiben.

Die bedeutendste Seidenweberei nächst Kiôto hat Kiriû, eine
kleine Stadt in der Provinz Jôshiu (Kôdzuke) ostwärts von Mayebashi
nahe der Grenze von Shimotzuke. Gleich mehreren andern Orten der
Provinz, insbesondere Mayebashi, Takasaki, Joshiu und Isesaki
zeichnet sich Kiriû besonders durch seine Shusu (Satin) und andere
einfache, leichte Seidengewebe, sowie halbseidene Stoffe aus, von denen
es mehr darstellt als Kiôto. Auch hat es bedeutende Kreppweberei und
liefert ausserdem mehrere Sorten Obi oder Frauengürtel. Chirimen
oder Kreppseide wird ausser hier und Kiôto vornehmlich dargestellt:

zu Tanabe und Miatsu in der Provinz Tango,
Nagahama am Biwasee ‒ ‒ ‒ Ômi,
Kano und Gifu ‒ ‒ ‒ Mino.

Die breiten Obi oder Gürtel für Frauen und Mädchen webt man
in vorzüglicher Qualität

zu Hakata in der Provinz Chikuzen auf Kiushiu,
Yonezawa ‒ ‒ ‒ Uzen

und in dem schon genannten Kiriû. Ausserdem betreiben Fukushima

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[454/0484] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. gegen 6000 Ballen von je 50 kg Rohseide. Den Werth der daraus gewonnenen Gewebe schätzt man auf 20 Mill. yen oder 80000000 Mark. Je nach der besonderen Beschäftigung bilden jene Seidenweber wieder freie Innungen zur Förderung gemeinsamer Angelegenheiten. Da gibt es z. B. eine Moyo-sha oder Bildweber-Genossenschaft, von der sich wie- der die Kin-ran-sha oder Seiden-Brocat-Gesellschaft, sowie die Tsusure-sha für eingelegte Brocat-Arbeit abzweigt. Ferner hat Kiôto eine Chirimen-sha oder Krepp-Gesellschaft und davon wieder getrennt die Kanoko-sha, sodann eine Habutai-sha, eine Sha- ori-sha oder Gaze-Webe-Genossenschaft, eine Natsu-gi-sha oder Gesellschaft zur Anfertigung von Sommerstoffen, eine Birôdo-sha oder Sammetweber-Gesellschaft, und andere mehr. Neben den alten einheimischen Farbstoffen (siehe S. 205—216) bedient man sich mehr und mehr der europäischen Theerfarben und anderer Produkte unserer chemischen Farbindustrie und leistet darin so Ausgezeichnetes, dass man in Japan behauptet, das Kiôto-Wasser (des Kamo-yawa) eigne sich wie kein anderes zum Bleichen und Färben; darum könne man es darin den Färbern von Kiôto nicht nachthun. Zum Verschleiss der Seidenwaaren von Kiôto und anderer Städte dient noch immer vornehmlich Ôzaka, obgleich ihm, wie im Handel überhaupt, in Tôkio eine einflussreiche Concurrentin erwachsen ist. In Ôzaka gibt es noch immer die umfangreichsten Seidenlager, alte re- nommierte Häuser, welche 80—100 Bantôs (Gehülfen) beschäftigen und das Geschäft in grossem Stile betreiben. Die bedeutendste Seidenweberei nächst Kiôto hat Kiriû, eine kleine Stadt in der Provinz Jôshiu (Kôdzuke) ostwärts von Mayebashi nahe der Grenze von Shimotzuke. Gleich mehreren andern Orten der Provinz, insbesondere Mayebashi, Takasaki, Joshiu und Isesaki zeichnet sich Kiriû besonders durch seine Shusu (Satin) und andere einfache, leichte Seidengewebe, sowie halbseidene Stoffe aus, von denen es mehr darstellt als Kiôto. Auch hat es bedeutende Kreppweberei und liefert ausserdem mehrere Sorten Obi oder Frauengürtel. Chirimen oder Kreppseide wird ausser hier und Kiôto vornehmlich dargestellt: zu Tanabe und Miatsu in der Provinz Tango, ‒ Nagahama am Biwasee ‒ ‒ ‒ Ômi, ‒ Kano und Gifu ‒ ‒ ‒ Mino. Die breiten Obi oder Gürtel für Frauen und Mädchen webt man in vorzüglicher Qualität zu Hakata in der Provinz Chikuzen auf Kiushiu, ‒ Yonezawa ‒ ‒ ‒ Uzen und in dem schon genannten Kiriû. Ausserdem betreiben Fukushima

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/484>, abgerufen am 23.11.2024.