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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
eigenthümlichen Lackierungsweise zu thun, welche nach der in Anwen-
dung kommenden Haihaut (Same-no-kawa), oder nach den Schwert-
scheiden (Saya), zu deren Verzierung sie vornehmlich angewandt wurde,
ihren Namen trägt. In der Regel wird die Haifischhaut ohne Grundierung
auf den mit frischem Reiskleister überstrichenen Gegenstand mit Hülfe
eines Bügeleisens überall fest aufgedrückt. Das Abschleifen der Höcker
bewirkt man mit einer eisernen Feile, das Ausfüllen der Gruben durch
Anstrich mit Sabi (pg. 425), dem Abschleifen mit Holzkohle, Anstrich
mit Ro-iro-urushi, abermaliges Abschleifen mit Magnolienholzkohle
und endlich das Polieren mit gebranntem Hirschhorn und Seshime in
dreimaliger Wiederholung folgen. Der fertige Gegenstand zeigt nun
einen schwarzen Grund, welcher mit kleinen weissen Kreisen dicht
besäet ist.

Im herzoglichen Museum zu Gotha befindet sich ein älterer Kasten
mit dieser Art Lack. Wo die Kreise grau oder bläulich erscheinen,
wurde die Haihaut vorher mit Indigo gefärbt. Diese Nüance von
Lack, welche man ebenfalls bei alten Schwertscheiden findet, heisst
Ai-dzame (nach Ai, Indigo, und dzame, Hai). Seitdem die alten
Schwerter und ihre Scheiden ausser Gebrauch gekommen sind, wird
Same-no-kawa nur noch wenig in der Lackierkunst angewandt.*)

g) Bunte Lackwaaren, erzeugt durch Aufstreuung
glänzender Pulver
.

1) Ao-gai-nuri oder Ao-gai-togi-dashi, Perlmutterlack.
Zur Verwendung kommt das grob- oder feinpulverisierte Perlmutter von
Trochus- und Haliotis-Arten. Sollen mit diesem Pulver ganze Flächen
bestreut und gleichmässig ausgeschmückt werden, so ist die Arbeit eine
ganz analoge der bei Aufstreuung von Metallpulvern. Beabsichtigt
man dagegen, bestimmt begrenzte Verzierungen damit zu Wege zu
bringen, so pflegt man wohl Schablonen aus Staniol auf die grundierte
Fläche zu leimen, den durchbrochenen Stellen einen Anstrich von Ro-
iro-urushi zu geben und dann Ao-gai oder Perlmutterpulver darauf zu

Wenigstens sah ich in der franz. Ausstellung von Cochinchina unter dem Namen
"Pegu de Requin" eine Haut von Rhinobatus, welche ganz der in Japan ange-
wandten entsprach.
*) Im vorigen Jahre zeigte der Pariser Fabrikant Giraudon die Ausnutzung
eines Patents auf die Verwendung derselben Art Haihaut, welche Chinesen und
Japaner bisher in ihrer Lackierkunst benutzten. Mit einer prächtigen Sammlung
"articles de luxe en Requin de Chine" erschien er auf der Weltausstellung zu Ant-
werpen und verkaufte dieselben, wie Cabinete, Handschuhkästchen, Dosen, welche
mit abgeschliffener Haihaut überzogen waren, zu enorm hohen Preisen.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
eigenthümlichen Lackierungsweise zu thun, welche nach der in Anwen-
dung kommenden Haihaut (Same-no-kawa), oder nach den Schwert-
scheiden (Saya), zu deren Verzierung sie vornehmlich angewandt wurde,
ihren Namen trägt. In der Regel wird die Haifischhaut ohne Grundierung
auf den mit frischem Reiskleister überstrichenen Gegenstand mit Hülfe
eines Bügeleisens überall fest aufgedrückt. Das Abschleifen der Höcker
bewirkt man mit einer eisernen Feile, das Ausfüllen der Gruben durch
Anstrich mit Sabi (pg. 425), dem Abschleifen mit Holzkohle, Anstrich
mit Rô-iro-urushi, abermaliges Abschleifen mit Magnolienholzkohle
und endlich das Polieren mit gebranntem Hirschhorn und Seshime in
dreimaliger Wiederholung folgen. Der fertige Gegenstand zeigt nun
einen schwarzen Grund, welcher mit kleinen weissen Kreisen dicht
besäet ist.

Im herzoglichen Museum zu Gotha befindet sich ein älterer Kasten
mit dieser Art Lack. Wo die Kreise grau oder bläulich erscheinen,
wurde die Haihaut vorher mit Indigo gefärbt. Diese Nüance von
Lack, welche man ebenfalls bei alten Schwertscheiden findet, heisst
Ai-dzame (nach Ai, Indigo, und dzame, Hai). Seitdem die alten
Schwerter und ihre Scheiden ausser Gebrauch gekommen sind, wird
Same-no-kawa nur noch wenig in der Lackierkunst angewandt.*)

γ) Bunte Lackwaaren, erzeugt durch Aufstreuung
glänzender Pulver
.

1) Ao-gai-nuri oder Ao-gai-togi-dashi, Perlmutterlack.
Zur Verwendung kommt das grob- oder feinpulverisierte Perlmutter von
Trochus- und Haliotis-Arten. Sollen mit diesem Pulver ganze Flächen
bestreut und gleichmässig ausgeschmückt werden, so ist die Arbeit eine
ganz analoge der bei Aufstreuung von Metallpulvern. Beabsichtigt
man dagegen, bestimmt begrenzte Verzierungen damit zu Wege zu
bringen, so pflegt man wohl Schablonen aus Staniol auf die grundierte
Fläche zu leimen, den durchbrochenen Stellen einen Anstrich von Rô-
iro-urushi zu geben und dann Ao-gai oder Perlmutterpulver darauf zu

Wenigstens sah ich in der franz. Ausstellung von Cochinchina unter dem Namen
»Pegu de Requin« eine Haut von Rhinobatus, welche ganz der in Japan ange-
wandten entsprach.
*) Im vorigen Jahre zeigte der Pariser Fabrikant Giraudon die Ausnutzung
eines Patents auf die Verwendung derselben Art Haihaut, welche Chinesen und
Japaner bisher in ihrer Lackierkunst benutzten. Mit einer prächtigen Sammlung
»articles de luxe en Requin de Chine« erschien er auf der Weltausstellung zu Ant-
werpen und verkaufte dieselben, wie Cabinete, Handschuhkästchen, Dosen, welche
mit abgeschliffener Haihaut überzogen waren, zu enorm hohen Preisen.
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[432/0460] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. eigenthümlichen Lackierungsweise zu thun, welche nach der in Anwen- dung kommenden Haihaut (Same-no-kawa), oder nach den Schwert- scheiden (Saya), zu deren Verzierung sie vornehmlich angewandt wurde, ihren Namen trägt. In der Regel wird die Haifischhaut ohne Grundierung auf den mit frischem Reiskleister überstrichenen Gegenstand mit Hülfe eines Bügeleisens überall fest aufgedrückt. Das Abschleifen der Höcker bewirkt man mit einer eisernen Feile, das Ausfüllen der Gruben durch Anstrich mit Sabi (pg. 425), dem Abschleifen mit Holzkohle, Anstrich mit Rô-iro-urushi, abermaliges Abschleifen mit Magnolienholzkohle und endlich das Polieren mit gebranntem Hirschhorn und Seshime in dreimaliger Wiederholung folgen. Der fertige Gegenstand zeigt nun einen schwarzen Grund, welcher mit kleinen weissen Kreisen dicht besäet ist. Im herzoglichen Museum zu Gotha befindet sich ein älterer Kasten mit dieser Art Lack. Wo die Kreise grau oder bläulich erscheinen, wurde die Haihaut vorher mit Indigo gefärbt. Diese Nüance von Lack, welche man ebenfalls bei alten Schwertscheiden findet, heisst Ai-dzame (nach Ai, Indigo, und dzame, Hai). Seitdem die alten Schwerter und ihre Scheiden ausser Gebrauch gekommen sind, wird Same-no-kawa nur noch wenig in der Lackierkunst angewandt. *) γ) Bunte Lackwaaren, erzeugt durch Aufstreuung glänzender Pulver. 1) Ao-gai-nuri oder Ao-gai-togi-dashi, Perlmutterlack. Zur Verwendung kommt das grob- oder feinpulverisierte Perlmutter von Trochus- und Haliotis-Arten. Sollen mit diesem Pulver ganze Flächen bestreut und gleichmässig ausgeschmückt werden, so ist die Arbeit eine ganz analoge der bei Aufstreuung von Metallpulvern. Beabsichtigt man dagegen, bestimmt begrenzte Verzierungen damit zu Wege zu bringen, so pflegt man wohl Schablonen aus Staniol auf die grundierte Fläche zu leimen, den durchbrochenen Stellen einen Anstrich von Rô- iro-urushi zu geben und dann Ao-gai oder Perlmutterpulver darauf zu **) *) Im vorigen Jahre zeigte der Pariser Fabrikant Giraudon die Ausnutzung eines Patents auf die Verwendung derselben Art Haihaut, welche Chinesen und Japaner bisher in ihrer Lackierkunst benutzten. Mit einer prächtigen Sammlung »articles de luxe en Requin de Chine« erschien er auf der Weltausstellung zu Ant- werpen und verkaufte dieselben, wie Cabinete, Handschuhkästchen, Dosen, welche mit abgeschliffener Haihaut überzogen waren, zu enorm hohen Preisen. **) Wenigstens sah ich in der franz. Ausstellung von Cochinchina unter dem Namen »Pegu de Requin« eine Haut von Rhinobatus, welche ganz der in Japan ange- wandten entsprach.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/460>, abgerufen am 23.11.2024.