Holzes und hohen Glanz. Nojiro-Shun-kei ist übrigens eine ziem- lich theuere Waare, welche nur selten ausgeführt wird.*)
3) Tsuya-keshi (tsuya, Glanz, keshu, auswischen, vertreiben) ist ein mattschwarzer Lackanstrich, der dadurch erzielt wird, dass man die grundierten Gegenstände mit Ro-iro-urushi anstreicht, nach dem Trocknen mit Ro-iro-dzumi (Kohle der Lagerstroemia indica) abschleift, dann mit Seshime-urushi und weichem Papier überreibt.
4) Das Ro-iro. Diese glänzend schwarze Lackfarbe wird ähn- lich wie die vorerwähnten erzielt, nur dass am Schlusse noch Behand- lung mit Suri-urushi (Politurlack) folgt. Die Politur wird erzielt durch dreimaliges abwechselndes Ueberreiben mit Seshime-urushi und Pulver von gebranntem Hirschhorn. Zum Aufreiben dienen statt des Polierleders der Ballen und die Fingerspitzen der rechten Hand. --
b) Bunte Lackwaaren mit marmorierten Flächen.
1) Tsugaru-nuri, Tsugaru-Lack (Tafel Va). Derselbe führt seinen Namen nach der Landschaft Tsugaru (sprich Tsungaru) im Norden von Hondo, der Insel Yezo gegenüber, in deren Hauptstadt Hirosaki diese Lackiermethode noch immer viel angewandt wird und ihre grösste technische Vollendung erhalten hat. Der Charakter des Tsugaru-Lackes besteht im wesentlichen darin, dass viererlei Farben (oder mehr), näm- lich schwarz, roth, gelb und grün, herrührend von Ro-iro-, Zinnober-, Auripigment- und Sei-shitsu-Lack in verschiedener Weise bunt durch- einander gemischt erscheinen. Bald sind es regelmässige Streifen, bald mehr oder minder unregelmässig auftretende Flecken und undeut- liche Figuren, bald ist es wieder ein gesetzloses Durcheinander von grösseren und kleineren Flecken und Punkten, in denen sie auftreten. Gewöhnlich wiegt eine der genannten Farben mehr vor, nicht selten fehlt auch eine derselben vollständig.
Man findet Tsugaru-nuri nicht häufig, zumal in den europäischen Sammlungen, weil seine Darstellung viel Zeit erfordert und der Preis
*) Ich habe Nojiro nicht besucht und in Tokio nur Imitationen kennen ge- lernt, welche an Schönheit den Originalen nicht gleich kommen. Von letzteren hat das Königliche Kunstgewerbemuseum zu Berlin einige sehr schöne Muster. Ob ihre Darstellung genau so erfolgt, wie die ihrer oben geschilderten Nachbil- dungen, scheint zweifelhaft; denn es wird von Allen, welche des Nojiro-Shun-kei erwähnen, zugleich hervorgehoben, dass seine Anfertigung Geschäftsgeheimniss sei und selbst die einzelnen Fabrikanten nicht nach gleicher Methode arbeiten. Siehe u. A. K. Hagmeier in Mittheil. der deutschen Gesellsch. Ostasiens 12. Heft pag. 65.)
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Holzes und hohen Glanz. Nojiro-Shun-kei ist übrigens eine ziem- lich theuere Waare, welche nur selten ausgeführt wird.*)
3) Tsuya-keshi (tsuya, Glanz, keshu, auswischen, vertreiben) ist ein mattschwarzer Lackanstrich, der dadurch erzielt wird, dass man die grundierten Gegenstände mit Rô-iro-urushi anstreicht, nach dem Trocknen mit Rô-iro-dzumi (Kohle der Lagerstroemia indica) abschleift, dann mit Seshime-urushi und weichem Papier überreibt.
4) Das Rô-iro. Diese glänzend schwarze Lackfarbe wird ähn- lich wie die vorerwähnten erzielt, nur dass am Schlusse noch Behand- lung mit Suri-urushi (Politurlack) folgt. Die Politur wird erzielt durch dreimaliges abwechselndes Ueberreiben mit Seshime-urushi und Pulver von gebranntem Hirschhorn. Zum Aufreiben dienen statt des Polierleders der Ballen und die Fingerspitzen der rechten Hand. —
β) Bunte Lackwaaren mit marmorierten Flächen.
1) Tsugaru-nuri, Tsugaru-Lack (Tafel Va). Derselbe führt seinen Namen nach der Landschaft Tsugáru (sprich Tsungáru) im Norden von Hondo, der Insel Yezo gegenüber, in deren Hauptstadt Hirosaki diese Lackiermethode noch immer viel angewandt wird und ihre grösste technische Vollendung erhalten hat. Der Charakter des Tsugaru-Lackes besteht im wesentlichen darin, dass viererlei Farben (oder mehr), näm- lich schwarz, roth, gelb und grün, herrührend von Rô-iro-, Zinnober-, Auripigment- und Sei-shitsu-Lack in verschiedener Weise bunt durch- einander gemischt erscheinen. Bald sind es regelmässige Streifen, bald mehr oder minder unregelmässig auftretende Flecken und undeut- liche Figuren, bald ist es wieder ein gesetzloses Durcheinander von grösseren und kleineren Flecken und Punkten, in denen sie auftreten. Gewöhnlich wiegt eine der genannten Farben mehr vor, nicht selten fehlt auch eine derselben vollständig.
Man findet Tsugaru-nuri nicht häufig, zumal in den europäischen Sammlungen, weil seine Darstellung viel Zeit erfordert und der Preis
*) Ich habe Nojiro nicht besucht und in Tôkio nur Imitationen kennen ge- lernt, welche an Schönheit den Originalen nicht gleich kommen. Von letzteren hat das Königliche Kunstgewerbemuseum zu Berlin einige sehr schöne Muster. Ob ihre Darstellung genau so erfolgt, wie die ihrer oben geschilderten Nachbil- dungen, scheint zweifelhaft; denn es wird von Allen, welche des Nojiro-Shun-kei erwähnen, zugleich hervorgehoben, dass seine Anfertigung Geschäftsgeheimniss sei und selbst die einzelnen Fabrikanten nicht nach gleicher Methode arbeiten. Siehe u. A. K. Hagmeier in Mittheil. der deutschen Gesellsch. Ostasiens 12. Heft pag. 65.)
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Holzes und hohen Glanz. Nojiro-Shun-kei ist übrigens eine ziem-
lich theuere Waare, welche nur selten ausgeführt wird. *)
3) Tsuya-keshi (tsuya, Glanz, keshu, auswischen, vertreiben)
ist ein mattschwarzer Lackanstrich, der dadurch erzielt wird, dass man
die grundierten Gegenstände mit Rô-iro-urushi anstreicht, nach dem
Trocknen mit Rô-iro-dzumi (Kohle der Lagerstroemia indica) abschleift,
dann mit Seshime-urushi und weichem Papier überreibt.
4) Das Rô-iro. Diese glänzend schwarze Lackfarbe wird ähn-
lich wie die vorerwähnten erzielt, nur dass am Schlusse noch Behand-
lung mit Suri-urushi (Politurlack) folgt. Die Politur wird erzielt
durch dreimaliges abwechselndes Ueberreiben mit Seshime-urushi und
Pulver von gebranntem Hirschhorn. Zum Aufreiben dienen statt des
Polierleders der Ballen und die Fingerspitzen der rechten Hand. —
β) Bunte Lackwaaren mit marmorierten Flächen.
1) Tsugaru-nuri, Tsugaru-Lack (Tafel Va). Derselbe führt
seinen Namen nach der Landschaft Tsugáru (sprich Tsungáru) im Norden
von Hondo, der Insel Yezo gegenüber, in deren Hauptstadt Hirosaki
diese Lackiermethode noch immer viel angewandt wird und ihre grösste
technische Vollendung erhalten hat. Der Charakter des Tsugaru-Lackes
besteht im wesentlichen darin, dass viererlei Farben (oder mehr), näm-
lich schwarz, roth, gelb und grün, herrührend von Rô-iro-, Zinnober-,
Auripigment- und Sei-shitsu-Lack in verschiedener Weise bunt durch-
einander gemischt erscheinen. Bald sind es regelmässige Streifen,
bald mehr oder minder unregelmässig auftretende Flecken und undeut-
liche Figuren, bald ist es wieder ein gesetzloses Durcheinander von
grösseren und kleineren Flecken und Punkten, in denen sie auftreten.
Gewöhnlich wiegt eine der genannten Farben mehr vor, nicht selten
fehlt auch eine derselben vollständig.
Man findet Tsugaru-nuri nicht häufig, zumal in den europäischen
Sammlungen, weil seine Darstellung viel Zeit erfordert und der Preis
*) Ich habe Nojiro nicht besucht und in Tôkio nur Imitationen kennen ge-
lernt, welche an Schönheit den Originalen nicht gleich kommen. Von letzteren
hat das Königliche Kunstgewerbemuseum zu Berlin einige sehr schöne Muster.
Ob ihre Darstellung genau so erfolgt, wie die ihrer oben geschilderten Nachbil-
dungen, scheint zweifelhaft; denn es wird von Allen, welche des Nojiro-Shun-kei
erwähnen, zugleich hervorgehoben, dass seine Anfertigung Geschäftsgeheimniss
sei und selbst die einzelnen Fabrikanten nicht nach gleicher Methode arbeiten.
Siehe u. A. K. Hagmeier in Mittheil. der deutschen Gesellsch. Ostasiens 12. Heft
pag. 65.)
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/456>, abgerufen am 16.02.2025.
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