nicht bestreichen. Diesem Umstande gibt auch d'Incarville Ausdruck, wenn er sagt: "Il faut prendre garde, en couvrant et decouvrant les vases qui contiennent le vernis, de s'exposer a sa vapeur; on tourne la tete pour l'eviter; sans cette attention l'on courroit risque de gagner les clous de vernis."
Zubereitung des Rohlacks für den Lackierer.
Ki-sho-mi, der von fremden Beimengungen gereinigte Rohlack (Ki-urushi) wird in einem flachen Holzkübel eine Zeitlang zerrieben, um die Körner zu zertheilen und eine mehr gleichartige Flüssigkeit zu erhalten. Dieselbe pflegt man hierauf durch Baumwollstoff (wata- goshi) oder durch Hanfleinwand (nuno-goshi) zu pressen. Auf diese Weise erhält man die verschiedenen Sorten Seshime*), welche in der Lackpreisliste aufgeführt werden, und nicht blos bei der Grundierung, sondern auch bei den Schluss- (Politur-) Arbeiten der Lackwaaren viel benutzt werden. Hiernach ist Seshime nichts anderes als gereinigter, filtrierter und gleichmässig flüssiger Rohlack.
Um die übrigen Lacksorten darzustellen, muss man der erwähnten mechanischen Reinigung die Entfernung eines ansehnlichen Theils des beigemengten Wassers folgen lassen. Es geschieht dies durch Ver- dunstung im Sonnenschein oder gelindes Erwärmen über Kohlenfeuer. Man trägt den Ki-sho-mi oder Seshime in flache Holzpfannen ein, welche bei 2--4 cm dicker Wandung einen Durchmesser von 0,5--1 m haben, und rührt ihn darin mit einer flachen Schaufel beständig um. In den nördlichen Städten mit bedeutender Lackindustrie (Niigata, Wakamatsu, Yonezawa, Nojiri etc.) werden diese Pfannen aus Quer- schnitten des Tochi (Aesculus turbinata Bl.), in Tokio und andern mehr südlichen Orten aus solchen von Stämmen des Keaki (Zelkowa Keaki Sieb.) dargestellt. In jenen erwärmt man den Lack während des Um- rührens schwach über Kohlenfeuer, in diesen dagegen an der Sonne, indem man die Holzpfanne schräg gegen eine Wand stellt, damit der Inhalt, den man beständig umrührt, möglichst stark direkt von der Sonne beschienen werde. Der Zweck ist in der Regel nach wenigen Stunden erreicht, die Wassermenge ansehnlich reduciert und der so hergerichtete Kurome-urushi eine syrupdicke, graubraune, dem Seshime ähnliche Flüssigkeit. In den drei Hauptstädten des Landes (Tokio, Kioto und Ozaka) geschieht diese Zubereitung und die weitere
*) Das Wort Seshime ist hier nicht in dem beschränkten Sinn von Astlack zu nehmen, sondern von seshimeru, etwas fest und dauerhaft machen, abzu- leiten und auf die Verwendung bei der Grundierung zu beziehen. Nur ein geringer Theil dieses Seshime-urushi ist ursprünglich Astlack.
3. Lackindustrie.
nicht bestreichen. Diesem Umstande gibt auch d’Incarville Ausdruck, wenn er sagt: »Il faut prendre garde, en couvrant et découvrant les vases qui contiennent le vernis, de s’exposer à sa vapeur; on tourne la tête pour l’éviter; sans cette attention l’on courroit risque de gagner les clous de vernis.«
Zubereitung des Rohlacks für den Lackierer.
Ki-shô-mi, der von fremden Beimengungen gereinigte Rohlack (Ki-urushi) wird in einem flachen Holzkübel eine Zeitlang zerrieben, um die Körner zu zertheilen und eine mehr gleichartige Flüssigkeit zu erhalten. Dieselbe pflegt man hierauf durch Baumwollstoff (wata- goshi) oder durch Hanfleinwand (nuno-goshi) zu pressen. Auf diese Weise erhält man die verschiedenen Sorten Seshime*), welche in der Lackpreisliste aufgeführt werden, und nicht blos bei der Grundierung, sondern auch bei den Schluss- (Politur-) Arbeiten der Lackwaaren viel benutzt werden. Hiernach ist Seshime nichts anderes als gereinigter, filtrierter und gleichmässig flüssiger Rohlack.
Um die übrigen Lacksorten darzustellen, muss man der erwähnten mechanischen Reinigung die Entfernung eines ansehnlichen Theils des beigemengten Wassers folgen lassen. Es geschieht dies durch Ver- dunstung im Sonnenschein oder gelindes Erwärmen über Kohlenfeuer. Man trägt den Ki-shô-mi oder Seshime in flache Holzpfannen ein, welche bei 2—4 cm dicker Wandung einen Durchmesser von 0,5—1 m haben, und rührt ihn darin mit einer flachen Schaufel beständig um. In den nördlichen Städten mit bedeutender Lackindustrie (Niigata, Wakamatsu, Yonezawa, Nojiri etc.) werden diese Pfannen aus Quer- schnitten des Tochi (Aesculus turbinata Bl.), in Tôkio und andern mehr südlichen Orten aus solchen von Stämmen des Keaki (Zelkowa Keaki Sieb.) dargestellt. In jenen erwärmt man den Lack während des Um- rührens schwach über Kohlenfeuer, in diesen dagegen an der Sonne, indem man die Holzpfanne schräg gegen eine Wand stellt, damit der Inhalt, den man beständig umrührt, möglichst stark direkt von der Sonne beschienen werde. Der Zweck ist in der Regel nach wenigen Stunden erreicht, die Wassermenge ansehnlich reduciert und der so hergerichtete Kurome-urushi eine syrupdicke, graubraune, dem Seshime ähnliche Flüssigkeit. In den drei Hauptstädten des Landes (Tôkio, Kiôto und Ozaka) geschieht diese Zubereitung und die weitere
*) Das Wort Seshime ist hier nicht in dem beschränkten Sinn von Astlack zu nehmen, sondern von seshimeru, etwas fest und dauerhaft machen, abzu- leiten und auf die Verwendung bei der Grundierung zu beziehen. Nur ein geringer Theil dieses Seshime-urushi ist ursprünglich Astlack.
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3. Lackindustrie.
nicht bestreichen. Diesem Umstande gibt auch d’Incarville Ausdruck,
wenn er sagt: »Il faut prendre garde, en couvrant et découvrant les
vases qui contiennent le vernis, de s’exposer à sa vapeur; on tourne
la tête pour l’éviter; sans cette attention l’on courroit risque de gagner
les clous de vernis.«
Zubereitung des Rohlacks für den Lackierer.
Ki-shô-mi, der von fremden Beimengungen gereinigte Rohlack
(Ki-urushi) wird in einem flachen Holzkübel eine Zeitlang zerrieben,
um die Körner zu zertheilen und eine mehr gleichartige Flüssigkeit
zu erhalten. Dieselbe pflegt man hierauf durch Baumwollstoff (wata-
goshi) oder durch Hanfleinwand (nuno-goshi) zu pressen. Auf diese
Weise erhält man die verschiedenen Sorten Seshime *), welche in der
Lackpreisliste aufgeführt werden, und nicht blos bei der Grundierung,
sondern auch bei den Schluss- (Politur-) Arbeiten der Lackwaaren viel
benutzt werden. Hiernach ist Seshime nichts anderes als gereinigter,
filtrierter und gleichmässig flüssiger Rohlack.
Um die übrigen Lacksorten darzustellen, muss man der erwähnten
mechanischen Reinigung die Entfernung eines ansehnlichen Theils des
beigemengten Wassers folgen lassen. Es geschieht dies durch Ver-
dunstung im Sonnenschein oder gelindes Erwärmen über Kohlenfeuer.
Man trägt den Ki-shô-mi oder Seshime in flache Holzpfannen ein,
welche bei 2—4 cm dicker Wandung einen Durchmesser von 0,5—1 m
haben, und rührt ihn darin mit einer flachen Schaufel beständig um.
In den nördlichen Städten mit bedeutender Lackindustrie (Niigata,
Wakamatsu, Yonezawa, Nojiri etc.) werden diese Pfannen aus Quer-
schnitten des Tochi (Aesculus turbinata Bl.), in Tôkio und andern mehr
südlichen Orten aus solchen von Stämmen des Keaki (Zelkowa Keaki
Sieb.) dargestellt. In jenen erwärmt man den Lack während des Um-
rührens schwach über Kohlenfeuer, in diesen dagegen an der Sonne,
indem man die Holzpfanne schräg gegen eine Wand stellt, damit der
Inhalt, den man beständig umrührt, möglichst stark direkt von der
Sonne beschienen werde. Der Zweck ist in der Regel nach wenigen
Stunden erreicht, die Wassermenge ansehnlich reduciert und der so
hergerichtete Kurome-urushi eine syrupdicke, graubraune, dem
Seshime ähnliche Flüssigkeit. In den drei Hauptstädten des Landes
(Tôkio, Kiôto und Ozaka) geschieht diese Zubereitung und die weitere
*) Das Wort Seshime ist hier nicht in dem beschränkten Sinn von Astlack
zu nehmen, sondern von seshimeru, etwas fest und dauerhaft machen, abzu-
leiten und auf die Verwendung bei der Grundierung zu beziehen. Nur ein geringer
Theil dieses Seshime-urushi ist ursprünglich Astlack.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/439>, abgerufen am 24.11.2024.
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